Wie schafft ihr Expositionen alleine?

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Yorge
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Re: Wie schafft ihr Expositionen alleine?

Beitrag von Yorge »

Ich habe ja voriges Jahr von meinen begleiteten Expos geschrieben, wenn es dazu noch konkrete Fragen gibt, sehr gerne.
Was mir im Nachhinein betrachtet die Begleitung gebracht hat leichter wieder Dinge in Angriff zu nehmen:

- zu erfahren, was das eigentlich normale Verhalten in den Situationen wäre (auch in wie weit ist es auch normal ist, dass einem etwas auch zu grauslich oder unhygienisch ist; als Bespiel, weil wir woanders gerade darüber geschrieben haben, könnte es ja durchaus für viele Menschen normal sein zu sagen: "Bitte nicht mit Straßenkleidung ins Bett, mein Lieber")

- Was bedeutet es Kompromisse einzugehen, auch in Zwangssituationen (Miranda, du hast ja sehr anschaulich darüber kürzlich geschrieben, wie dir das in anderen Bereichen mit anderen Menschen wieder besser gelingt)

- Die Sicht von Außen auf mich von einem wohlwollenden Menschen gesagt zu bekommen (mir ist es gar nicht mehr so aufgefallen und es war interessant zu hören: " es darf ruhig auch das und das etwas zügiger gemacht werden und es muss nicht alles immer ganz fertig sein, bevor man mit dem Nächsten beginnt")

- Es fällt mir leichter, mich zu etwas zu motivieren und einen Vorsatz einzuhalten und dran zu bleiben, wenn ich auch mit jemand anderem eine Vereinbarung treffe (das fällt mir auch jetzt in der Therapie auf, wo es darum geht Entspannungsübungen/Meditation regelmäßig auch wirklich zu machen - das tue ich eher, weil ich mir denke, das habe ich mit dem Therapeuten ausgemacht und uns wird es beide interessieren, wie es mir damit geht ..)

- Letztlich geht es natürlich darum, dass wir uns beim gemeinsam Üben einen Werkzeugkasten erarbeiten, der uns auch dann bei der alleinigen Exposition zur Verfügung steht (ich denke in dem Mutmachbuch hab ich das so in etwa gelesen)

- Achten sollte man schon darauf, dass man auch beim gemeinsamen üben so gut wie möglich selbstbestimmt handelt und entscheidet und dass man sich nicht durch den anderen ständig von sich selbst ablenkt
Zuletzt geändert von Yorge am Fr 3. Mai 2019, 20:11, insgesamt 2-mal geändert.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Lara
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Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Wie schafft ihr Expositionen alleine?

Beitrag von Lara »

Ich frage mich auch oft wie man das hinbekommt.
Was bei mir zur Zeit sehr sehr schlimm ist: kann kaum die Strasse entlang gehen ohne mich umzudrehen wenn jemand an mir vorbei ist. Obwohl ich mir laut sage“ da geht der Mann mit dem grünen Pulli“ kann es sein, dass ich, sobald ich zuhause bin nochmal an diesen Platz muss.
Es macht mich fertig und ich frage mich langsam ob man das jemals heilen kann 😪
Die Sache mit den „Zetteln“ ruht zur Zeit eher :)
Da kann ich mir mittlerweile immer mehr vertrauen.
Aber dieses die Strasse entlang laufen ist so schlimm dass ich mich bei sehr vielen Wegen filme, und sobald jemand an mir vorbei ist, nach paar Metern hinter mich filme!!!! 😪
Mein Therapeut sagte die Tage dass er die kommenden zwei Stunden noch ein bissel mehr über meine Lebenssituation erfahren möchte, und dann machen wir mal eine Exposition!!!
Gibt es hier jemanden der das auch so schlimm kennt?
Mit der Strasse und sich ständig umdrehen müssen?
Manchmal frage ich mich wofor ich eigentlich Angst hab?
Gibt es hier noch jemanden der auch filmt???
Fotos macht???
Mänju
Beiträge: 25
Registriert: Fr 30. Nov 2018, 15:38

Re: Wie schafft ihr Expositionen alleine?

Beitrag von Mänju »

Hallo Lara,
Ja ich kenne das nur zu gut. Wenn auch in einer anderen Art und Weise. Ich filme auch immer wieder. Allerdings sind es bei mir eher Elektrogeräte welche ich ständig kontrolliere. Sobald ich mich umdrehe oder den Raum / die Wohnung verlasse, denke ich, dass ich nicht richtig geguckt habe oder beim verlassen irgendwo dran gekommen bin, und so ein Brand entsteht.
Ich zwinge mich in letzter Zeit aber auch immer mehr, nicht zu Filmen. Und ich muss sagen, dass es in manchen Bereichen schon deutlich besser wird.
Der Anfang ist wirklich schwer. Aber ich möchte auch wieder ein Zwangsfreies Leben führen. Deshalb muss ich da wohl. Nur Mut. Das geht leider nicht von heut auf morgen.

Liebe Grüße
Mänju
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Wie schafft ihr Expositionen alleine?

Beitrag von Lara »

Der Tag war schrecklich! Ich habe fast jeden meiner Schritte gefilmt, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank!!
Das Zettel Problem ist im Gegensatz zu den anderen Kontrollzwängen ein Klakks!
Ganze Strassen die ich quasi gerade überquert habe, filme ich!
Von links nach rechts und von rechts nach links!
Ich bin sauer auf mich selbst. Auch merke ich dass diese Filmerei mich nicht beruight, sie macht es schlimmer. Sehe ich dass ein Stück Strasse auf dem Video fehlt keimt die Angst in mir auf.
Ich denke es ist zur Zeit sooo schlimm weil das Leben meiner Mama also die Tage laut der Ärzte gezählt sind 😪😪😪
Gerade frage ich mich, wie ich jeeemals aus dem Mist rausfinden soll?
Bin traurig.
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Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Annehmen

Beitrag von Yorge »

Wenn es ums Sterben geht - da habe ich auch gleich mal Angst nicht die richtigen Worte zu finden. Also lieber nichts schreiben? Nein, das kennen wir schon vom Zwang: lieber nichts wagen, es könnte ja nicht ganz passen. Irgendwie denke ich ständig übers Sterben nach. Und es ist auch das wovor ich am meisten Angst habe. Allerdings eigentlich vor allem dann, wenn ich mit meinen Gedanken ums Sterben alleine bin. Wenn ich mit jemandem darüber rede oder (obwohl mich die alleinige Vorstellung von einem ewigen Leben nicht so richtig überzeugt) in der Kirche, wenn es um Tod geht, oder auch, wenn ich hier davon lese - dann wird es besser. Einmal sagte in einem Fernseh-Talk ein sehr alter weiser Mann, auf die Frage, ob er sich vorm Sterben fürchte, dass die Angst vorm Tod ja wohl das aller-unsinnigste sei. Ich dachte mir, eigentlich hat er ja wirklich recht, weil, dass das Leben endlich ist, da kann man sich noch so fürchten, an dem Umstand wird man sicher nie etwas ändern können. Wenn, so wie bei dir Lara, ein lieber nahestehender Mensch nicht mehr lange zu leben hat, das ist natürlich ganz ganz traurig, insbesondere, wenn du Schmerz und Leiden miterleben musst. Ich bin aber auch der Ansicht, dass man sich in so einer extremen Situation, auch wenn es einem in solchen Momenten total unpassend vorkommt, alle Gefühle und Gedanken erlauben soll (dabei fällt mir ein, dass wir uns das immer erlauben sollten - aber wsl. möchte ich das hier betonen, weil ich das von mir auch kenne, dass ich, wenn ich für jemand anderen Bedürftigen, Leidenden da sein möchte, mich eher noch mehr versuche mich zusammenzureißen). Ja, und wenn wir meinen, dass wir uns auf den Zwang verlassen können um uns wieder besser (oder zumindest nicht schlechter) zu fühlen - müssen wir leider wieder erkenne, dass der einfach nicht und nicht genug bekommen kann.
Was ist die Lösung gegen die Angst vorm Sterben - wenn jemand da eine gute Lösung gefunden hat, bitte schreiben... Ich meine am ehesten, und da ist es egal, wie lange man noch zu leben hat - eine Lösung ist: jetzt wirklich leben, den Moment genießen, so gut es geht. Ich bin es irgendwie schon so gewohnt ständig zu versuchen ums Leben zu kämpfen, anstatt es jetzt gut sein zu lassen. Ich wünsche dir Lara, dass du mit deiner Mama noch einige solcher Momente erleben darfst, in denen ihr auch Freude genießen könnt - und, dass ihr es annehmen könnt, wie es kommt - das Leben und das Sterben.
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