Zum Thema „Angst aushalten“

Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Da ich ja ein Mensch bin der immer viel grübelt, gibt es nun ein neues Grübelproblem!
Es wird ja überall gesagt dass man nicht kontrollieren soll sondern die Angst „aushalten“ muss!
Und dann würde man irgendwann merken dass nix passiert!
Wie ist das mit meinen Ängsten die ständig in die Vergangenheit gehn?
Sagen wir mal ich bin irgendwo auf der Welt wo ich nicht mehr hinkomme und nicht mehr kontrollieren kann!!
Und habe zum Beispiel die Angst dass ich „ohne es zu merken oder ohne mich daran zu erinnern“ vllt durch völligen Kontrollverlust etwas geklaut haben könnte.
(Was ich ja nicht hab🥺)🙂

Ab wann aber kann ich denn sicher sein?
Dass wirklich nix passiert ist??
Ich weiß die 100 prozentige Sicherheit gibt es nie...
Aber es wird immer so wunderbar und einfach überall geschrieben dass man nur nicht kontrollieren darf, man würde ja dann bald merken dass nix passiert ist.
Ich verstehe schon den Hintergrund!! Bin ja net blöde 😇🙂 aber dennoch ist es nicht so einfach wie ich finde!!!
Benutzeravatar
Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Yorge »

Warum sollte man sich nicht öfter mal (gegenseitig) was vormachen, wenn sich's dadurch angenehmer leben lässt?
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Silvia
Beiträge: 205
Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Silvia »

Yorge hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 15:43 Warum sollte man sich nicht öfter mal (gegenseitig) was vormachen, wenn sich's dadurch angenehmer leben lässt?

Weil wir dann auf der Stelle trampeln und sich an unserem Leben nie etwas ändern wird.... ;)
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
Benutzeravatar
Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Yorge »

Silvia hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 15:49
Yorge hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 15:43 Warum sollte man sich nicht öfter mal (gegenseitig) was vormachen, wenn sich's dadurch angenehmer leben lässt?

Weil wir dann auf der Stelle trampeln und sich an unserem Leben nie etwas ändern wird.... ;)
So erlebe ich das auch, dass nachhaltige Veränderung leichter gelingt, wenn ich die Realitäten in und um mir anerkenne. Aber, wenn sich jemand sehr verschließt, weil er/sie etwas überhaupt nicht haben kann, kann es sein, dass man sich sehr abmüht und kaum was bewirkt.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Silvia
Beiträge: 205
Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Silvia »

Yorge hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 16:38
Silvia hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 15:49
Yorge hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 15:43 Warum sollte man sich nicht öfter mal (gegenseitig) was vormachen, wenn sich's dadurch angenehmer leben lässt?

Weil wir dann auf der Stelle trampeln und sich an unserem Leben nie etwas ändern wird.... ;)
So erlebe ich das auch, dass nachhaltige Veränderung leichter gelingt, wenn ich die Realitäten in und um mir anerkenne. Aber, wenn sich jemand sehr verschließt, weil er/sie etwas überhaupt nicht haben kann, kann es sein, dass man sich sehr abmüht und kaum was bewirkt.

Da gebe ich Dir vollkommen recht, Yorge.
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
Ulrike
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Apr 2018, 20:07

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Ulrike »

Also bei mir funktioniert das nicht automatisch. Angst aushalten, wieder Angst aushalten, Angst aushalten ....Der Zwang verschwindet.

Für mich ist es wichtig zu wissen, dass parallel zur "Nebenbühne" des Zwanges, ein Geschehen auf den "Hauptbühnen" des Lebens passiert, wo meine Verarbeitungsmechnanismen überfordert sind. Und dann die Seele als Nebenschauplatz die "Zwangsbühne" wählt.( Die sprachlichen Bilder mit der Haupt- und Nebenbühen habe ich in einem Selbsthilfebuch von Niclas Hoffmann gelesen). Wo sich der Zwang dann mit einer Intensität manifestiert und sich aufplustert, und (je nach Belastungsgrad) sehr viel von meiner Aufmerksamkeit und Kraft bindet. Und es fühlt sich dann so an, als ob es nur noch den Zwang gibt. Alles andere ist nicht wirklich abrufbar. Da braucht es dann innere Aufmerksamkeit, HInschauen und eben auch Therapie .

Also neben dem sich den Ängsten stellen ( was ich sehr wichtig finde) ist es für mich ganz wichtig, daran zu arbeiten, welches Thema sich über den Zwang ausdrückt. Zu verstehen, welche Funktion er hat.

Auch ist es für mich sehr wichtig in der Therapie daran zu arbeiten, dass meine Zwangsgedanken umstrukturiert werden und ich verstehe, dass meine Befürchtungen ein Konstrukt der Erkrankung sind. Das ist für mich oft sehr schwer und da brauche ich noch viel Hilfe von Außen.
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Ja, ich merke auch dass ich noch sehr viel lernen muss!
Hoffe sehr dass ich es irgendwann wieder im Griff habe :(
OCD-Marie

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von OCD-Marie »

Lara hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 20:11 Ja, ich merke auch dass ich noch sehr viel lernen muss!
Jetzt bist du auf einem guten Weg !

Ich drück dir die Daumen 👍 👍 👍
Oliver

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Oliver »

Hallo Lara,

Die Angst, unbewusst etwas Schlimmes zu tun, kenne ich. Deswegen hier ein paar Gedanken dazu von mir.

Schuldgefühle (um die geht es hier denke ich) sind nur berechtigt, wenn man etwas entweder absichtlich getan oder sich grob fahrlässig verhalten hat. Etwas absichtlich zu tun, bedeutet, sich der Tat bewusst zu sein. Du gehst aber ja auch selber von unbewussten Taten aus. Absicht kannst du also ausschließen. Von grober Fahrlässigkeit wiederum kann man aber nur sprechen, wenn du klare Indizien hast, zu Kontrollverlust zu neigen und diese ignorierst. Wenn du zum Beispiel zu unbewusstem Handtaschendiebstahl neigst, dann sollte dir das irgendwann mal aufgefallen sein, weil du z.B. ständig fremde Handtaschen bei dir zu Hause findest und dich wunderst, wo diese herkommen. :D
In dem Falle könnte man argumentieren, dass du dich von fremden Handtaschen fernhalten solltest oder ansonsten grob fahrlässig handelst, weil du trotz deiner dir dann bekannten Kleptomanie, unbewusstes Handtaschenstehlen in Kauf nimmst. Gibt es hingegen überhaupt keine Indizien dafür, dass du unbewusst Handtaschen klaust, dann ist es absolut (moralisch) zulässig, anzunehmen, dass so etwas überhaupt nicht passiert. Selbst wenn es dann doch passieren würde, hättest du nicht grob fahrlässig gehandelt und müsstest dir daher keine Vorwürfe machen.
Stell dir mal einen Gerichtsprozess vor, bei dem jemand ( nicht Du !!!!) wegen Handtaschendiebstahl angeklagt wird. Nun gibt es keinen einzigen Zeugen, der den Diebstahl beobachtet hat. Es gibt auch keine als gestohlen gemeldete Handtasche. Zudem ist der Angeklagte nicht vorbestraft.
Würdest du zu Schuldspruch oder Freispruch tendieren? Und wenn du zu Freispruch tendierst, warum kannst du dich selber nicht freisprechen?
Es gibt schließlich keinen Grund, dich selber schlechter zu behandeln als andere.
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Hey Oliver, magst du schreiben um was für Ängste es sich bei Dir gehandelt hat?
Ja, ich verstehe was du beschreibst...
Auch das mit der Handtasche.
Aber, es ist dennoch nicht einfach in einen Laden zu gehn und ganz normal raus gehn...
Immer diese Angst dass irgendwas gewesen sein könnte.
Und meine Ängste gehen ja in sehr viele Richtungen.
Wären es nur die Handtaschen könnte ich ja noch damit gut umgehen. Du kannst mir auch gerne privat schreiben wenn Du möchtest. Vllt kann ich von Dir ein Stück lernen wie Du aus diesen Ängsten rausgefunden hast?
Liebe Grüße
Antworten