Zum Thema „Angst aushalten“

Lara
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Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Ich bekomme es einfach nicht hin wie jeder normale Mensch durch die Stadt zu gehn !!!!!
Langsam werde ich traurig 😪

Bin heute ohne zu filmen „stundenlang“ durch die Stadt!!
Es war ein Traum!!!!
Dann als ich heim war, stiegen Zweifel auf...
Mir kamen bestimme Geschäfte in den Kopf...
Geschäft in denen ich vielleicht drinnen war „ohne es zu bemerkt zu haben“
Vllt ausgelöscht aus meiner Erinnerung? Kontrollverlust?
Nun sitze ich da und grübel!
Würde gerne zurück gehen, in diese Geschäfte um zu sehn dass alles ok ist, und nix war.
Habe Angst ich könnte dort Leute beleidigt haben, oder mich sonst irgendwie daneben benommen haben!
Woher kommt so ein Gedankenschrott? Hat da jemand eine Ahnung von euch?
Wie komme ich dagegen an!!!?
Hatte es sooo oft schon, und bin seeeehr oft zurück gegangen, und natürlich war nie was!!!!!
Ich muss nur ein Schild sehn von einem Laden dieses mir ins Auge springt, und schön denke ich:“ ob ich da eben vllt drinnen war?“
Hab morgen wieder Therapie!
Es ist einfach 🤢
Oliver

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Oliver »

Hi Lara,

meine Zwänge gehen ebenfalls in viele Richtungen. Ich habe mehrere Kontrollzwänge und einen Waschzwang. An meinem damaligen Tiefpunkt war ich quasi den ganzen Tag mit Zwangsgedanken beschäftigt. Meine Kontrollzwänge drehen sich alle darum, andere unbewusst zu schädigen. Wenn ich draußen unterwegs war, hatte ich immer die Angst, dass ich andere versehentlich anstossen könnte und diese dann tödlich stürzen. Ich hatte teilweise auch sehr extreme Gedanken, z.B. dass mir ein Stift aus meinem Rucksack in einen Kinderwagen fallen könnte und das Baby im Wagen dann an diesem Stift ersticken könnte. Bei meinem Waschzwang geht es darum, dass ich mich an unsichtbaren Blutflecken mit Hepatitis C anstecken könnte. Ich habe damals in einem medizinischen Labor viel mit humanen Blutproben gearbeitet.

Ich war zuerst in einer Tagesklinik, die mir leider fast gar nicht geholfen hat, weil sie mehr auf Burnout und Depression spezialisiert war. Danach habe ich zum Glück eine gute Verhaltenstherapeutin (spezialisiert auf Zwänge) gefunden. Außerdem nehme ich täglich 20 µg Citalopram. Für Zwänge werden 40 µg empfohlen, aber meine Psychiaterin meinte, dass in Kombination mit einer Verhaltenstherapie 20 µg oft ausreichen, da das Medikament nur eine Unterstützung der Therapie sein soll. Zumindest in meinem Fall kann ich sagen, dass das so gut passt und ich nicht auf 40 µg erhöhen musste. Mir hat diese Kombination aus Therapie und SSRI geholfen. Ich bin auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel angekommen.

Ich kann mir ganz gut vorstellen, wie es dir aktuell geht. Und ich bitte dich, optimistisch zu bleiben. Der Kampf gegen Zwänge ist leider langwierig. Fortschritte sind gerade am Anfang winzig und man tendiert dazu, sie zu übersehen. Daher empfehle ich dir, falls du das noch nicht machst, ein Erfolgstagebuch zu schreiben, in das du jeden noch so kleinen Erfolg reinschreibst. Wichtig ist hierbei, dass du gnädig mit dir selber bist. Auch sich einer Exposition zu stellen, ist beispielsweise schon ein Erfolg, wenn du diese Situation bisher vermieden hast. Ein Erfolgstagebuch kann gerade am Anfang wirklich helfen, gegen die Resignation anzukämpfen. Probier das mal.

Liebe Grüße
Oliver
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Danke Dir für Deinen Beitrag Oliver :)

Also Du kennst diese schreckliche Angst, wo man sich nach einem Spaziergang oder Einkauf fragt: hab ich ohne es zu merken dies oder jenes getan? 😪
Kennst Du auch diese aufsteigende Panik??
Wo man denkt:“ Diesmal war es bestimmt anders!!“
„diesmal ist bestimmt etwas passiert!“

Kennst Du das???
Mich lähmen diese Ängste teilweise :(

Was wohl immer besser bei mir wird ist der Kram mit den Zetteln! Also da merke ich eine richtige Verbesserung 🙂
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

@ Oliver: es heisst ja immer man soll die Angst aushalten und sich weiter den Dingen widmen die man eh machen wollte.
Aber wie soll das oft gehn wenn die Angst so enorm stark ist und einem quasi den ganzen Tag verdirbt?
Du schreibst dass Du auch unter der Angst leidest Dinge „unbewusst“ zu tun ...
Ist es bei dir auch so dass Du erst „hinterher“ grübelst?
In der Situation bin ich meist sicher. Und merke dass alles ok ist, habe mich ja umgedreht und gesehn Person a oder b geht weiter :)
Wenn ich aber dann zuhause bin, wird es erst schlimm dass ich denke „ und wenn doch was war?“
Ist es bei Dir auch erst hinterher ? Dass die Angst kommt? Und eine sehr wichtige Frage: wie entlarve ich diese Gedanken ziemlich schnell als Zwangsgedanken?
Natürlich spürt man das und weiss es irgendwo auch dass es welche sind!
Aber wieso falle ich dennoch immer mal wieder auf sie rein??
OCD-Marie

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von OCD-Marie »

Lara hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 12:14 Aber wieso falle ich dennoch immer mal wieder auf sie rein??
Weil du derzeit so "programmiert" bist.
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Lara »

Ja das scheint wirklich so zu sein !!
Bin sooo froh dass es dieses Forum gibt.
Das hier Menschen sind die einem irgendwie helfen 🙂🙂🙂
Alex
Beiträge: 22
Registriert: Di 23. Jul 2019, 16:30

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Alex »

Mir ist inzwischen klar geworden, dass gegen die Zwänge letztlich nur hilft, die Ängste, die beim Unterlassen der vom Zwang geforderten Kontrollhandlungen aufkommen, konsequent auszuhalten. Das ist mir bislang leider nicht gelungen, da mir der Zwang dann immer einredet, dieses eine Mal sei es aber wirklich wichtig nochmal zu kontrollieren oder über vergangene Handlungen/Geschehnisse nachzugrübeln.

Seit einigen Wochen hat der Kontrollzwang nun bei mir auch das Thema „Wasserhahn/Dusche“ erreicht, womit ich sonst keinerlei Probleme hatte. Es ist tatsächlich so, dass der Zwang fortschreitend immer weitere Lebensbereiche einnimmt, wenn man ihm nachgibt.

Was mir hilft, ist die zwischenzeitlich gewonnene Erfahrung, dass die Ängste tatsächlich mit der Zeit von selbst verblassen, auch wenn man die vom Zwang geforderten (Kontroll-)Handlungen nicht ausführt.
tzak

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von tzak »

Alex, genauso ist es. Man darf nicht nachgeben, auch wenn es sooo schwierig ist.
Man merkt dann auch beim gefühlt zehnten Mal, dass das Zwanggefühl nachlässt und man es schon ein Stück leichter aushalten kann.
Man muss konsequent sein und es immer wieder durchziehen. Das man daran scheitert und nachgibt kann ich aber auch verstehen. Es ist hart und bei manchen kann es dauern, bis man das durchziehen kann.

Mir hat es auch geholfen immer wieder zu sagen, dass wenn ich heute nachgebe, dann werde ich auch morgen wieder nachgeben.
Irgendwann muss der Anfang gemacht werden.
Alpha Centauri
Beiträge: 35
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:21

Re: Zum Thema „Angst aushalten“

Beitrag von Alpha Centauri »

Lara hat geschrieben: Fr 26. Jul 2019, 18:14 Also Du kennst diese schreckliche Angst, wo man sich nach einem Spaziergang oder Einkauf fragt: hab ich ohne es zu merken dies oder jenes getan? 😪
Kennst Du auch diese aufsteigende Panik??
Wo man denkt:“ Diesmal war es bestimmt anders!!“
„diesmal ist bestimmt etwas passiert!“
Das ist bei mir (und wohl auch vielen anderen) genauso. Es ist immer so, dass mir der Zwang einredet: "Aber dieses eine Mal ist es völlig anders, da MUSST Du noch kontrollieren! Oder bist Du Dir wirklich sicher, dass nix war? Denk beispielsweise an das verdächtige Geräusch und das, was Du im Augenwinkel gesehen hast..."

Aber genau an der Stelle gilt es, die Kette zu durchbrechen.
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