ROCD

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Yorge
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"ROCKT"

Beitrag von Yorge »

Sorry fürs Einmischen.
OCD bedeutet "obsessive-compulsive disorder" und ist die englische Bezeichnung für Zwangserkrankung. Interessanterweise gibt es im Englischen nicht so wie bei uns ein einziges Wort für Zwang, wobei soweit ich denke mich zu erinnern "obsessions" mehr für die Zwangsgedanken und "compulsions" für die Handlungen steht. (Viell. interessant für Ordnungszwängler finde ich in diesem Zusammenhang, dass man ja "disorder" also die Störung/Erkrankung auch wörtlich als Unordnung übersetzen könnte).

Was mich dabei aber schon auch interessieren würde ist, warum Marie (noch immer) ihren Namen damit schmückt (ginge es eigentlich technisch, seinen Nick hier zu ändern?). Marie, ich frage einfach mal nach, obwohl ich versucht bin, mich damit zurückzuhalten, weil ich so den Eindruck habe du möchtest da nicht zu viel preisgeben - interessieren würde es mich einfach: Wie schaut's denn bei dir aus mit der Ausprägung deiner Zwangssymptomatik? Ist es so, dass du dich mit der Krankheit identifizierst?
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch für dein großes Engagement hier bedanken. Wie gesagt, brauch ich manchmal auch etwas, um das was du mitteilst einzuordnen, ich bin auch in einigem nicht ganz deiner Ansicht/Haltung - du regst aber auch immer wieder mal was ganz Wesentliches in mir an und hast mir damit nachhaltig weitergeholfen.
Zuletzt geändert von Yorge am So 20. Okt 2019, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
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admin_zf
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Re: "ROCKT"

Beitrag von admin_zf »

Yorge hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 07:53(ginge es eigentlich technisch, seinen Nick hier zu ändern?)
Kurzer technischer Einwurf: Ja, ein Namenswechsel ist technisch möglich. Allerdings ist das für die Benutzer deaktiviert, weil ich sonst zu viel Durcheinander befürchte. Aber ich als Admin kann diesen vornehmen. Also sollte jemand Bedarf haben: Am besten mir eine PN schicken. :)
Ich bitte aber darum, dies mit Bedacht anzufragen. Vor allem, wenn der Benutzername danach ganz anders lauten soll.
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OCD-Marie
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Re: ROCD

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Yorge,

vielen Dank für die Blumen ! ;-)

Den Namen habe ich gewählt, weil er sich - englisch ausgesprochen - so schön reimt. Das ist das ganze Geheimnis.
Ich habe derzeit auch nicht das Bedürfnis, ihn zu ändern. :)

Ob ich mich damit identifiziere ? Eher nicht.
Ich bin nicht der Zwang. Aber ich habe ihn irgendwann einmal erschaffen. So wie ihr anderen alle auch. Es ist ein Teil von mir.
Für mich ist der Zwang - inzwischen - kein Unglück oder Schicksal mehr. Wenn wir erst einmal gelernt haben zu lesen, was er uns sagen möchte, ist es auch ein Freund und Helfer. Auf seine Botschaften zu hören (damit meine ich nicht die Angst !) kann uns auch helfen gesündern und vielleicht auch zufriedener zu leben.

So gesehen ist ein Zwang nichts Schlechtes....
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Yorge
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Re: ROCD

Beitrag von Yorge »

Für mich etwas ungewohnte Sympathie-Bekundungen deinerseits dem Zwang gegenüber. Mich mit diesem Teil von mir zu beschäftigen und versuchen zu erkennen, was er mir bringen kann, halte ich auch für sinnvoll. Wobei ich auch darauf achten möchte, dass er nicht allzuviel meines Lebens einnimmt.. das lasse ich mal so stehen.

OCD-free-Marie würde sich übrigens auch noch gut reimen - daran solls also nicht scheitern.

Wir haben den Zwang erschaffen - dabei waren wir bestimmt auch, das will ich nicht leugnen. Aber wir waren es nicht alleine (wie es auch für andere Eigenheiten, die wir viell. lieber an uns haben, gilt). Darum dürfen sich ruhig auch andere mitbeteiligen, ihn zu zähmen. Müssen ja nicht nur die Erschaffer sein.
Zuletzt geändert von Yorge am So 20. Okt 2019, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
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OCD-Marie
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Re: ROCD

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Yorge,

"OCD-free-Marie" ? ... Neeeee.... ist viiiel zu kompliziert. ;)


Soso, wir waren also "dabei" ?!?

Wirklich ? Meinst du das ernst ?
Das klingt für mich so, als würdest du noch immer anderen die Verantwortung dafür zuschieben.
Sicher, "die Anderen" (meist ja die Eltern) haben uns das Leben nicht unbedingt gerade einfach gemacht. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass auch nur eine(r) von "diesen Anderen" auch nur einmal zu dir gesagt hätte: "Los Yorge, fang´ mal an zu zwängeln" !

Auf die Situation - wie immer sie auch war - mit Zwang zu reagiern, DAS haben wir ganz alleine getan !

Ich hätte mir gewünscht, dass sich meine Eltern etwas mehr verändern. Das hätte mir das Leben deutlich erleichtert. Aber dass ich auch noch andere dazu "heranziehen" könnte, sich "zu beteiligen", das kam mir ehrlich gesagt bisher nicht in den Sinn. Wie sollte das auch funktionieren ?
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Yorge
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Re: ROCD

Beitrag von Yorge »

Meinetwegen mittendrin statt nur dabei - worauf es ankommt, wir waren nicht alleine und noch mehr, wir sind auch jetzt nicht alleine um damit umgehen zu lernen. Da bist du und andere hier, die sich auch momentan recht aktiv beteiligen - andere sind gerade mehr mit sich selbst beschäftigt oder nehmen durchs Lesen Anteil. Und dann gibt's noch jede Menge wohltuender Menschen im analogen Leben - wenn man sie beachtet. Natürlich sind wir die Manager für uns selbst und unser Leben, aber ich ich merke, es tut mir gut, wenn ich zulassen kann, dass ich das auch jetzt nicht mit mir alleine ausmachen muss.
Zuletzt geändert von Yorge am Sa 19. Okt 2019, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.
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OCD-Marie
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Re: ROCD

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Yorge,

meinetwegen auch.
Wenn du das SO siehst, dann kann auch ich das mal so stehen lassen ! ;)
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OCD-Marie
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Re: ROCD

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Mia,

nun, nur einen Termin alle 6 Wochen, das ist generell zu wenig. Viel zu wenig. Selbst alle 14 Tage ist mitunter schon problematisch. Meine Empfehlung wäre schon, einen wöchentlichen Termin anzustreben !

Nachdem was du jetzt noch beschrieben hast, denke ich auch, dass es da wohl "noch tiefer geht". Ich habe auch den Eindruck, dass da noch viel Abwehr und Angst ist...

Weisst du, dein Mann ist dein Mann. Er ist nicht deine Eltern. Das mit dem Übertragen alter Verletzungen auf ihn ist nicht gerade ideal. Gut ist, dass du dir schon bewusst bist, was du da immer noch und immer wieder tust. Aber es geht natürlich auch darum, daran was zu verändern. Damit das künftig nicht mehr so (zumindest nicht mehr so stark und häufig) passiert.
Und solange du da nicht mit dir selbst mehr im Reinen bist, würde ich dir auch empfehlen, es mit einer möglichen Trennund nicht zu überstürzen.
Denn wenn du dich änderst wird auch deine Partnerschaft nicht die alte bleiben. Da wird sich auch etwas verändern. Und vielleicht lösen sich deine derzeitigen "Probleme" dann tatsächlich auf.
Mia hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 00:23 Wenn er dann sein Ding macht, raus geht, unabhängig davon, wie es mir geht, Zuhause, in meinen Zwängen gefangen, empfinde ich oft so beleidigte, bockige, trotzige (kindliche?) Gefühle, nach denen ich mich auch meist verhalte….
Wenn du genau hinsiehst, denke ich, wirst du Parallelen zu deiner Kindheit erkennen können. Wurdest du damals auch öfters "alleine" gelassen ? Kann das sein ?
Ich denke, diese Situation mit deinem Mann und den Gefühlen, die dabei bei dir herforgerufen werden, wäre ein gutes Thema für die weitere Therapie. Wobei ich nicht so ganz verstehe, warum das bei deinem bisherigen Therapeuten nicht schon mehr in den Focus gerückt wurde. Wären das nicht auch "neue Impulse" gewesen ?

Und wie war der Termin bei der (neuen ?) Psychologin ?

LG
Marie
Mia
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Re: ROCD

Beitrag von Mia »

Liebe Marie,

Danke für Deine Zeilen 😊.

Warum ich diese alten Verletzungen nicht mit meinem alten Psychiater bearbeitet habe, frage ich mich auch….
Wir haben nun noch bis Ende Jahr Termine, bis zum definitven Abschluss.
Da bin ich froh, kann ich dann doch noch diverse Fragen, wie z.B. diese, mit Ihm anschauen.
Z.T. kann ich es mir erklären, warum wir so nicht gearbeitet haben bisher.
Es gab in den letzten Jahren immer wieder andere „Brandherde“ bei mir, wo wir dann jeweils diese bearbeiteten. Zum einen, anfangs die Ablehnung meiner Schwester meinem Mann gegenüber, was dann sicher 1 Jahr zu einem Splitt in unserer Familie führte, sowie die Demenzerkrankung meiner Mama.

Ausbildungsmässig müsste er eigentlich das Knowknow haben, um mit diesen Dingen (alten Verletzungen, die ins Hier und Heute hineinwirken) zu arbeiten.
Er hat ja die Verhaltenstherapeutische Ausbildung.

Nun, wie Du sagst, ist es nun mit der neuen Therapeutin die Chance, das „anzugehen“.
Nun ist es aber leider so, dass ich mit Ihr erst 2 Termine hatte, - wir haben diese für eine gewisse Zeit mal auf wöchentlich angesetzt,- und was ist passiert?
Letzten Freitag Abend schreibt Sie mir, dass Sie leider aus gesundheitlichen Gründen die kommenden 2 Wochen ausfällt.

Meine erste Stunde mit Ihr war gut- ich hatte ein gutes Gefühl. Fühlte mich gut aufgehoben bei Ihr, und ich war motiviert, meine Themen neu zu greifen in der neuen Therapie.
Sie ist auch kognitive Verhaltenstherapeutin; D.h. Sie arbeitet mit Expos, mit Schematherapie und mit ACT (Akzeptanz-& Commitmenttherapie) &
hat einige Jahre Therapieerfahrungen, auch mit Zwänglern.

Kennt Jemand von Euch ACT? Habe darüber hier im Forum glaube ich noch nie gelesen.
Diese Therapieform wurde aus der kognitiven Verhaltenstherapie heraus entwickelt, nach der Schematherapie.
Mich spricht das Konzept sehr an. Ich habe es vor einigen Jahren schon stationär kennengelernt.
Ich freue mich, dass die neue Therapeutin auch Schematherapeutisch mit mir arbeitet- damit habe ich nur wenig Erfahrung bis jetzt.
Sie forderte mich bereits, indem Sie meinte, wir sollten unsere Termine doch auf den Vormittag legen, damit ich meinen Tag-Nachtrythmus normalisiere.
So habe ich nun die Termine mit Ihr jeweils wöchentlich an einem Vormittag geplant.
Aber jetzt ist Sie ja im Moment selber ausgefallen für 2 Wochen. Evtl. noch länger? Seufz.

Die letzten 2 Wochen hatte mein Mann Ferien. So haben wir für letzte Woche geplant, einen 2 tägigen Ausflug zu machen, mit einmal übernachten.
Wir haben es zwar gemacht, aber es war alles andere als ein glücklicher, entspannter Ausflug ☹.
1. wurde ich kurz vorher schon wieder krank , erkältet (das dritte Mal in Folge diesen Herbst ….) und
2. schaffte ich es nicht, am 1. Tag der Abreise von Zuhause schon am Morgen bereit zu sein zum gehen und am 2. Tag am Auflugsort dasselbe; ich hatte die Nacht kaum geschlafen wegen Husten und kam dann am Morgen kaum aus dem Bett, so dass wir erst gegen Mittag das Hotel verliessen.
Meinen Mann hat das offensichtlich genervt (für mich auch verständlich) doch es fühlte sich für mich nicht toll an- es machte mir nur noch mehr Druck, Ihm nun auch noch seine Ferien versaut zu haben.
Ich wünschte mir in solchen Situationen mehr Geduld und Verständnis von meinem Mann, kann Ihn andererseits aber auch verstehen, wenn es Ihn nervt.

Mir selber war gar nicht mehr wirklich nach Auslug zumute, da ich von der Erkältung her auch angeschlagen war. Und aber auch der Frust und der innere Druck, vom Zwang her nicht „einfach so locker vom Hocker“ verreisen zu können.
Die ganze Vorbereitung 1-2 Tage vorher, mit einpacken, -obwohl wir nur 1-mal übernachteten!!!! war schon to much.
Wir reisten dann am 2. Tag bereits nach dem Mittagessen wieder ab (was eigentlich noch ein Frühstück hätte sein sollen, doch das gab es im Cafe nicht mehr, da schon Mittag war, was meinen Mann zusätzlich nervte…) & fuhren wieder nach Hause.
Mit einem fahlen Nachgeschmack, dass das ziemlich misslungene Kurzferien waren. Und mit Zwängen einfach kein Vergnügen, sondern mehr Stress als etwas anderes.
Beim Mittagessen in einem Cafe am 2. Tag sah ich z.B. einen Laden, den wir auch in unserem Land haben und wo ich immer meine Desitücher kaufe.
Wie ein Junky auf Entzug bin ich nach dem Essen in den Laden gestürmt und habe mir weitere Tücher gekauft, damit ich den Rest der Reise noch überstehe.
Da war mir bewusst, wie krank ich eigentlich bin- total abhängig von diesen Dingen; Desinfektionstücher & Unmengen an Haushalt -& Toilettenpapier.
Heute Sonntag wollte ich mit meinem Mann mit dem Auto (ich fahre selbst nicht Auto) einen Shop bei uns im Dorf, der geöffnet hat Sonntags, neues Haushalt -& Toilettenpapier einkaufen gehen. Dabei haben wir erst letztes Wochenende bereits 3 Packungen gekauft.
Zur Zeit muss ich wöchentlich Nachschub besorgen.
Als das heute mit meinem Mann & dem Auto nicht klappte, neues Papier einkaufen zu gehen, hatte ich fast einen Heulanfall, Nervenzusammenbruch…..
So, als wäre es eine Katastrophe, wenn ich mal nicht so viel Papier Zuhause habe….. sehr bedenklich. Aber ich denke, wohl auch typisch für die Zwangserkrankung?

Ich war mal stationär mit einer jungen Frau, die auch starke Zwänge hatte.
Sie hatte einen Heulkrampf, weil Jemand Ihren Wäschekorb berührt hatte……

Psychisch fühle ich mich gerade total im Keller, todmüde die ganze Zeit und einfach sehr überfordert mit mir und dem Alltag.
Jetzt ist auch wieder die Umstellung, dass mein Mann Morgen wieder arbeiten geht, d.h., unter der Woche lebt er von Montag bis Freitag nicht Zuhause, weil er weiter weg arbeitet.

Liebe Grüsse, Mia
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