Zwang macht mich kaputt

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wölfin32

Zwang macht mich kaputt

Beitrag von wölfin32 »

Guten Tag alle zusammen,

ich leide seit letztem Jahr an starken Zwangsgedanken.Gegenüber verhassten Personen sind es sexuelle Zwangsgedanken.Gegenüber geliebten Menschen aggressive Zwangsgedanken.Mein Gehirn scheint genau das Gegenteil vom dem zu denken,was es logischerweise sollte.Was ich fühle und denke,ist nicht mehr dasselbe.Wenn ich über meinen Freund was nettes denken möchte,kommt ein Disaster dabei heraus.Statt einem netten Wort,kommt mir ein Schimpfwort in den Sinn.Ich sehe in meinem Kopf Messer durch die Wohnung fliegen,die wichtige Menschen verletzen.Mein Tag besteht nur noch aus neutralisieren und denken.Dazu kommen diese Gedankenkarussele.Ich hatte letztes Jahr meine Gefühle verloren.Das einzige Band das noch besteht,ist das zu meinem Freund.Hänge ich nun in so einem Strudel fest,muss ich das zu Ende denken.Ein falsches "Wort" in meinem Kopf,ein falscher Gedanke,muss ich neu beginnen.Oder wenn es zu lange dauert.An manchen Gedanke zwängele ich mich derart fest,dass das ganze Tage dauert.
Das größte Problem dabei: bevor ich das nicht zu Ende gedacht habe,darf ich laut Krankheit nicht essen,nicht duschen,keinen Haushalt machen.Nicht mal das Badezimmer benutzen.Ansonsten "droht" meine Krankheit mir,dass ich das Band zu meinem Freund verlieren werde.
Mein ganzer Alltag kommt zum Erliegen.Mittlerweile habe ich über 20 kg abgenommen und bin nur noch Haut und Knochen.
Daneben habe ich auch Putzzwänge die sich über Tage hinziehen können.Muss mich wegen der Gedanken selbst verletzen.Alles nicht mehr feierlich.

Die Gedanken ändern ihren Schwerpunkt ständig.Immer sind es andere Worte und Bilder in meinem Kopf,die mich quälen.
Dazu macht es mir Angst,dass ich mir nichts mehr vorstellen kann.Keine Räume.Keine Gesichter.Keine Proportionen.Alles ist verzerrt.Zum Neutralisieren brauche ich aber klare Bilder,sonst verwischt alles miteinander.Grade Personen.Habe Angst verrückt zu sein.Denn derartige Symptome weisen oft Demenzpatienten auf.Dazu wäre ich aber noch zu jung.
Ich hatte mehrere Zwangsschübe in meinem Leben.Jeder war die Hölle.Aber es waren eher Zwangshandlungen mit den üblichen Grübeleien.Aber noch nie war es so schlimm.Noch nie habe ich mich selber so verloren gefühlt.Hätte mir einer gesagt,dass mich mal Gedanken terrorisieren würden,dem hätte ich den Vogel gezeigt.
Natürlich habe ich mich um Therapie bemüht.Wartezeit hier gänigerweise 8-12 Monate.Kliniken auch Wartelisten.Hier bei uns gibt es nur zwei Kliniken.In der einen fing ich mir ein Trauma ein...die andere verwies auf den Einzugsbereich und räumte mir kein Einzelzimmer ein,obwohl es auch andere Ärzte so befürworteten,aufgrund meiner Vergangenheit und Erfahrungen in Kliniken.Oft färbte der Zustand der Mitpatienten auf dem Zimmer auf mich ab.Das Ergebnis sieht man heute noch.Und dennoch ist der Profit mal wieder wichtiger als der Mensch.
Reha habe ich beantragt,zweimal angelehnt.Es sei zu schlimm,das würde nichts bringen,hieß es.Widerspruch läuft aber noch.Hoffnung habe ich aber auch hier wenig.
Ich kann nur einen ambulanten Termin machen,eine Medikation anstreben und eine Einweisung in die psychosomatische Fachkklinik veranlassen.Aber auch dort Wartezeiten von mehreren Monaten.
Grade wegen dem bedenklichen Untergwicht bräuchte ich aber wirklich bald Hilfe.Ich kann nur hoffen,dass der Widerspruch Erfolg hat.
Gibt es hier wen,der da ähnliche Erfahrungen hat?dass die Krankheit einen zerstört-auch körperlich?Über Austausch würde ich mich freuen.

Wölfin
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michael_m
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Zwang macht mich kaputt

Beitrag von michael_m »

Hallo wölfin32,

ich finde es gut, dass du trotz allem die Kraft aufgebracht hast, dich um deine Gesundheit zu kümmern. Also, dass du es auch mit dem Widerspruch versucht hast.

Ansonsten, meine ich, soweit man es überhaupt als Außenstehender beurteilen kann, dass eine stationäre Therapie für dich wichtig wäre.
Vielleicht gibt es da doch noch Alternativen zu den beiden Krankenhäusern? Ggf. kann dir auch die DGZ hier weiterhelfen (http://www.zwaenge.de).

Was mich aber sehr beunruhigt, ist dein Satz:
wölfin32 hat geschrieben: So 3. Jun 2018, 17:39 Muss mich wegen der Gedanken selbst verletzen.
Bitte scheue in akuten Situationen nicht, dich an eine Vertrauensperson zu wenden. Ggf. auch die Telefonseelsorge oder auch die Notfallambulanz aufzusuchen!

Ich habe mich bei Suizidgedanken immer an meinen Psychiater bzw. Therapeuten oder an meine Mutter oder Freunde gewandt. Ich habe mir aber auch die nächstgelegene Notfallambulanz und Telefonseelsorgenummern rausgesucht. Im Rahmen eines Notfallplans, den ich mit meinem Therapeuten ausgearbeitet habe, dann auch sogar ganz konkret mit Adressen und Telefonnummern.
wölfin32

Re: Zwang macht mich kaputt

Beitrag von wölfin32 »

Ja es wäre wichtig aus diesem Umfeld rauszukommen,da hast du sicher recht.
Daher ist der Widerspruch meine letzte Hoffnung.
Klar wende ich mich in Akutsituationen an Angehörige.Aber das hilft nur bedingt,denn meine Zwänge können sie mir nicht ersparen.
Und oft bin ich erst hinterher in der Lage,wenn ich mich beruhigt habe,da konstruktive Gespräche zu führen.Wenn der Zwang mich überfällt,drehe ich einfach nur durch.
Mit Selbstverletzung meine ich blaue Flecken.Suizidale Handlungen führe ich da nicht aus ,da kann ich dich beruhigen :)
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michael_m
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Re: Zwang macht mich kaputt

Beitrag von michael_m »

Da bin ich in der Tat beruhigt was das angeht! :)

Falls der Widerspruch nicht klappen sollte, würde ich - wie erwähnt - die DGZ bzgl. einer anderen Klinik ansprechen.
Notfalls musst du evtl. eine etwas weitere Entfernung in Kauf nehmen.

Ich selbst bin zwar "nur" in ambulanter Therapie. Aber über die Selbsthilfegruppe habe ich noch nicht mitbekommen, dass die Krankenhäuser generell spezielle Einzugsgebiete haben. Ich vermute, dass das eher ein Spezialfall mit der einen Klinik von dir war.
wölfin32

Re: Zwang macht mich kaputt

Beitrag von wölfin32 »

Die Entfernung würde ich in Kauf nehmen.Grade bei einer Kur.Und wenns am anderen Ende von Deutschland wäre.Aber was nutzt das wenn abgelehnt wird.
Eine Behandlung in der Psychiatrie habe ich auch schon überregional angestrebt.Aber da wird man immer auf den Einzugsbereich verwiesen,das heißt man muss sich an die zuständige Klinik wenden im Umkreis.Andernfalls muss man mit sehr langen Wartezeiten rechnen,da die immer die Patienten aus dem eigenen Einzugsbereich bevorzugt behandeln.Wenn sie einen überhaupt aufnehmen würden.
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