Meine Zwänge als Zwänge akzeptieren.

Antworten
fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Meine Zwänge als Zwänge akzeptieren.

Beitrag von fabian123 »

Hallo zusammen, ich hatte hier im Forum vor kurzer Zeit geschrieben als ich wegen meiner Zwänge eine Therapie anfing. Ich nehme bekleidend eine leichte Dosierung SSRI´s, das hilft vor allem gegen die generalisierte Angststörungen und Depressiven Episoden, welche noch hinzu kommen.

Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt, und muss gestehen das ich zwar verstanden habe das ich eine Zwangsstörung habe, es mir aber sehr schwer fällt dies wirklich zu akzeptieren! Ich habe das Gefühl, dass ich seit meiner Kindheit emotional betrachtet davon ausgehe, dass etwas schlimmes passieren könnte! Seit dem ich denken kann bin ich fast immer angespannt, überaus aufmerksam, interpretiere und beobachte jedes kleinste Detail, und beziehe es schlussendlich oft auf mich.
Seit meiner Therapie verstehe ich immer mehr, dass sich der Zwang bei mir, mit der Zeit entwickelt hat von: übertriebener Aufmerksamkeit zum absoluten zwanghaften Katastrophendenken. Mein Leiden spiegelt sich primär darin wieder, dass ich Handlungen der letzten Sekunden, Stunden, Tage, Jahrzehnte - immer wieder gedanklich durchspiele: habe ich was falsch gemacht, habe ich was übersehen, habe ich ausersehen etwas schlimmes gemacht usw. Es ist immer wieder das identische zwanghafte Verlangen längst vergangenes zu kontrollieren. Die Themen sind flexibel, sie reichen von der Angst beim Autofahren, vor Bürokratie bis zur Angst eine leere Flasche Wasser in einen Leergutautomaten zu tun!
Kein Witz, vor ein paar Tagen hatte ich auf einmal Angst davor Leergut in einen Automat zu tun! Ich hatte eine leere Wasserflasche in der Hand und bekam auf einmal panische Angst davor die Flasche in den Leergut-Automaten zu tun! Die Assoziationskette ist natürlich bei meinem Kontrollzwang in dieser Situation recht simpel: Die Flasche steht für etwas was ich los lasse. Sobald die Flasche im Automat verschwindet habe ich keine Kontrolle mehr über die Flasche! Was ja prinzipiell auch total egal ist, dafür ist der Automat ja da. Aber es macht mir Angst! Ich scheine irgendetwas mit der Handlung: „loszulassen“ zu verknüpfen. Ich will an dieser Stelle auch nicht weiter ins Detail gehen, weil es gibt natürlich keine pauschale Erklärung für solche Situation.

Ich habe für mich entschieden in einer Tiefenpsychologischen Therapie zu versuchen zu verstehen woher meine Zwänge, Ängste und Depressionen kommen. Eine Verhaltenstherapie habe ich auch schon gemacht. Das war auch sehr hilfreich, und hat mir eine Zeit lang sehr gut geholfen. Ich habe bei mir nur die Erfahrung gemacht, dass das Problem scheinbar tiefer als ich dachte in meiner Psyche und natürlich persönlichen Geschichte verankert ist.
Jedoch fällt es mir schwer wie anfangs erklärt zu akzeptieren das meine Zwänge Zwänge sind. Also rational ist das klar, aber versteht ihr was ich meine? Früher haben mir die Zwänge vielleicht geholfen Situationen zu ertragen, oder wie ein Motor mich anzutreiben. Heute blockieren sie mich nur noch. Wisst ihr was ich meine? Wie seit ihr damit umgegangen?

Ich wünsche euch alles Gute.
Fabian
Antworten