Was könnte ich Schlimmes tun/denken. Aggressive ZG gegen Alle

[Altonaerperle]

Hallo zusammen,

Ich bin neu im Forum und in einer schwierigen Situation. Vor 3 Monaten hatte ich einen intrusiven Gedanken, dass ich meinen Sohn mit einem Messer verletzen könnte und seit dem sind die Gedanken völlig außer Kontrolle geraten. Mein Kopf springt auf alles Negative an und malt sich aus, was und wen ich alles verletzten, töten, vergewaltigen könnte. Sobald ich von anderen ZG lese, ist das auch plötzlich eine Option.

Ich hab mich komplett zurückgezogen und kann mir nicht mal mehr Serien anschauen, Zeitung lesen, da mich die Gedanken zu stark belasten. Um meinen Sohn kann ich mich auch nicht mehr kümmern. Das hat mein Mann übernommen, da ich zu viel Angst habe ihm etwas zu tun.

Es ist so als ob mein Geist/Verstand mich selbst als Gefahr einschätzt und deswegen konstant diese Bilder produziert bzw. Der Frage nachgeht, „was könnte ich jetzt Schlimmes tun bzw. Denken“. Die Frage produziert natürlich wahnsinnig viele mögliche Horrorszenarien.

Aktuell bin ich in einer psychosomatischen Klinik und meine Therapeutin hat mir geraten, alle Gedanken bewertungsfrei und freundlich zu begrüßen. Allerdings haben die hier keinen Schwerpunkt auf ZG.

Mir fällt das extrem schwer, da es alles so brutal ist und variabel.

Hat Jemand Tipps wie man damit umgehen kann oder geht es Jemanden ähnlich?

Ich nehme aktuell 50mg Sertralin.

Viele Grüße und vielen Dank für eine Antwort
Altonaer Perle

[Altonaerperle]

Was ich vergessen habe zu schreiben, ist dass ich zusätzlich im 7 Monat schwanger bin. Vor meiner Schwangerschaft hatte ich keine ZG. Die sind zum ersten Mal vor drei Monaten aufgetreten.

[Klara]

Liebe Altonaerperle,

Mit dieser Form von Zwangsgedanken bin ich sehr vertraut.
Ich habe schon lange damit zu tun, hatte aber auch immer sehr gute Zeiten.
Diese Angst vor G e d a n k e n erzeugen genau diese.
So wie du es beschreibst kenne ich es auch,
das der Zwang viele abstruse Bilder im Kopf produziert.
Es geht eigentlich immer nur um Gedanken,
aber diese erscheinen so bedrohlich und es sind so viele.
Ich befinde mich zur Zeit in einer sehr belastenden Situation wegen der Krankheit meines Mannes.
Dadurch entstehen auch bei mir solche Zwangsgedanken so wie du sie beschreibst.
Mein Arzt hat mir jetzt zusätzlich zu Escitalopram noch Quentiapin (auch bekannt als Seroquel) in einer geringen Dosis verschrieben.
Ich hoffe dass es soweit wirkt, dass diese abstrusen Bilder im Kopf wegbleiben
und ich dann wieder in der Lage bin,
Konfrontation u. ä. mit den restlichen Zwangsgedanken zu machen.
Zu deinem Trost kann ich sagen, dass ein Zwangspatient niemandem etwas Böses tut,
die Gedanken drücken das Gegenteil deiner Werte und Überzeugungen aus
und du behältst auch die Kontrolle über das was du tust.
Der Ansatz deinen Therapeutin ist richtig,
es fällt einem aber schwer, so einen Mist zu akzeptieren.
Wenn es dir gelingt, dich in der Klinik etwas zu entspannen, werden die Zwänge vielleicht weniger.
Ich würde mir an deiner Stelle auf jeden Fall ein gutes Selbsthilfebuch besorgen.
Für mich ist das "Arbeitsbuch Zwangsstörungen" sehr gut (s. Literaturempfehlung auf diesen Seiten)
Auch brauchst du einen Therapeuten für die Zeit nach der Klinik,
mit dem bzw der du dann arbeiten kannst.
Dir alles Gute

LG Klara

[Antonia]

Hallo Altonaerperle!

Zwänge und Zwangsgedanken treten auch schon mal während der Schwangerschaft und nach der Geburt auf. Diese Gedanken legen sich ausgerechnet auf das, was wir am meisten lieben oder uns am meisten beunruhigt.
Mit einer kognitiven Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsverhinderung kannst Du Deine Ängste, Gedanken, Zwänge anschauen, bearbeiten und hilfreiche Strategien dagegen entwickeln.
Geeignete Therapeuten nennt Dir gerne die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. Mo-Fr. 10-12 Uhr unter 040 689 13 700.
Deinem Namen zu urteilen kommst Du aus Hamburg?
Hier in Hamburg gibt es 2 Selbsthilfegruppen für Betroffene und eine für Angehörige.
Alle drei Gruppen treffen sich bei KISS in Hamburg-Wandsbek.
Die Gruppen dürfen sic ab 1. Juli wieder treffen.
Bei unseren Beratern bekommst Du auch meine Telefonnummer, denn ich bin die Kotaktperson und Leiterin der Gruppen.
Liebe Grüße Antonia.
L

[Altonaerperle]

Vielen Dank für eure Antworten! Es ist hilfreich zu hören, dass es auch andere Betroffene gibt. Ich hab mich nur blöderweise als Reaktion auf die Gedanken sozial isoliert und leide jetzt sehr darunter. Ich wechsele jetzt in die Klinik nach Lübeck und hoffe sehr, dass mir geholfen werden kann.

Viele Grüße

[Klara]

Lübeck hat einen guten Ruf.
Ich bin gespannt, wie es dir da geht. Erzähle es uns bitte.

LG
Klara

[Moneypenny85]

Ich kenne das auch. Diese Gedanken habe ich auch, unter anderem. Ich war 3 Monate in Lübeck in der Uniklinik, die haben dort extra eine Station für Zwangspatienten. Und danach ging es mir wieder sehr gut. Leider geht's bei mir nun auch wieder rapide bergab. Es ist so furchtbar mit diesen Zwangsgedanken - und handlungen.