Lieber mit oder ohne Medikamente?

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Jessi
Beiträge: 285
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von Jessi »

Hey :)
Ich bin seit einigen Wochen in Therapie und soll erstmal versuchen die Zwangsgedanken ohne Medikamente zu besiegen.
Es gibt mittlerweile wieder sehr gute Fortschritte aber wenn ich einmal ins Grübeln komme steigen auch diese typischen Emotionen wieder auf. Würde ich innerlich ruhig bleiben können und keine Angst oder diese anderen Gefühle empfinden, könnte ich mich vermutlich besser von den gedanklichen Inhalten distanzieren.
Ich frage mich immer wieder ob Medikamente wirklich so stabilisierend wirken und überlege es mal in einer Stunde anzusprechen.
Was haltet ihr insgesamt von SSRI oder jeglicher Art der Medikation? Viele berichten, es wäre katastrophal aber andere erzählen es wäre ihr Durchbruch gewesen.
Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen :)
Gerne auch speziell in Bezug auf Zwangsgedanken.

LG Jessi
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von michael_m »

Ja, da gehen die Meinungen bei den Betroffen teilweise sehr auseinander. Medikamente können unterstützen und mir sind sie eine Hilfe (allerdings hab ich vor allem Kontrollzwänge). Wenn du meinst, es könnte dir was bringen, kannst du das ja wirklich mal ansprechen. Wobei erfahrungsgemäß Therapeuten Medikamenten eher abgeneigt sind. Klar ist, dass Medikamente keine Therapie ersetzen, sondern diese nur unterstützen können.
fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Re: Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von fabian123 »

Hallo Jessi,
vor ca. einem Jahr stand ich vor der selben Frage in Bezug auf Medikamente. Bei mir was es vor so, dass die Zwangsstörung bzw. Zwangsgedanken, Panikattacken und Depressive Episoden in Kombination miteinander für mich schwer erträglich wurden. Nach intensiver Recherche hatte ich mich dafür entschieden, parallel zu meiner Therapie SSRIs zu nehmen. Nach einigen Wochen wurde ich tatsächlich etwas ruhiger. Ich habe zum Glück keinerlei nennenswerte Nebenwirkungen und vertrage es bisher gut. Ich habe meine Ernährung positiv umgestellt, verzichtete auf Alkohol und Nikotin und treibe regelmäßig Sport. Ich würde dir empfehlen mit deinem/r Therapeut/in darüber zu sprechen. Parallel auch mit einem/r Psychiater/in einen Beratungstermin ebenfalls zu vereinbaren.
Mir haben die SSRI´s vor allem dabei geholfen, dass die Depression weniger Relevanz dadurch bekam. Dadurch konnte in der Therapie sehr gezielt an der Zwangserkrankung arbeiten. Ich habe bei mir gemerkt, dass wenn es mir ab und an richtig schlecht geht, die SSRI´s auch nur bedingt bei meinen Zwangserkrankungen helfen. Aber mein Gesamtzustand wurde auf jeden Fall erträglicher. Ich möchte in Kürze auch versuchen die Dosis langsam runter zu setzen. Wenn es mir dann nicht viel schlechter geht, dann sogar wieder absetzen. Aber ich denke die Sache mit Medikamenten muss echt immer ganz Individuell betrachtet werden. Ich sehe die Medikament als temporäre Maßnahme bei mir, weil ich wirklich sehr gelitten hatte. Speziell bei mir habe ich gemerkt das die SSRIs nicht direkt verhindern, dass ich ins Grübeln komme. Sie sorgen aber dafür das ich mehr Kraft und Energie habe, Selbstständig schneller wieder aus dem Grübeln wieder raus zu kommen mit der Zeit. Das ist für mich sehr hilfreich zur Zeit.

Ich wünsche dir alles Gute.

Viele Grüße,
Fabian
Jessi
Beiträge: 285
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von Jessi »

Hallo ihr beiden,
erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten:)
Es freut mich zu hören, dass die Medikamente bei manchen doch hilfreich sind.
Bei mir ist vor allem das Problem, dass ich auch eine Art Mischung aus Depression und Zwangsgedanken habe und nicht genau klar ist was zuerst da war. Es ist stets zusammenhängend und dementsprechend auch schwer zu differenzieren.
Ich würde mir von den SSRI erhoffen, dass man sich den Gedanken nicht mehr ausgeliefert fühlt und dem Inhalt derer gelassener entgegenblicken kann. Bei mir entsteht immer eine Art Angst, Aufgeregtsein und das verhindert, dass ich mich vom Inhalt dieser distanzieren kann sondern eher daran zweifel und mich versuche selbst zu überzeugen. Das endet aber in einer Argumentation mit sich selbst und zieht einen schließlich nur mehr in diese Spirale hinein.

Habt ihr da vielleicht Erfahrungen gemacht, ob die SSRI dabei helfen oder andere Ansätze wie ich damit umgehen könnte?
Ich freue mich auf weitere Ansätze und Erfahrungen, das gibt immer etwas Mut :)

LG Jessi
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von michael_m »

Die Kombination aus Zwang und Depression ist gar nicht so selten ... Bei mir tritt auch beides auf und beides verstärkt sich wunderbar gegenseitig. :roll:

Mir fällt es durch das SSRI leichter, dass ich die Zwangshandlung abbreche. Arbeit bleibt es aber trotzdem und es gibt Phasen, wo es schwierig bleibt. Bei den Zwangsgedanken kann ich gar nicht so genau sagen, ob es da bei mir anschlägt, weil ich da leider selten noch selber "dagegen arbeite". Bei mir waren immer die Zwangshandlungen im Hauptfokus, auch während der Therapien. Ich habe auch lange gesagt, dass ich keine Zwangsgedanken habe. Aber ich glaube, ich war mir diesen nur nicht wirklich bewusst. Kann gut sein, dass die Medizin auch den Kampf dagegen etwas leichter macht.
Anja
Beiträge: 4
Registriert: Di 11. Aug 2020, 17:21

Re: Lieber mit oder ohne Medikamente?

Beitrag von Anja »

Die Kombination aus Zwang und Depression ist gar nicht so selten ... Bei mir tritt auch beides auf und beides verstärkt sich wunderbar gegenseitig. :roll:

Ganz genau so geht es mir auch! Liebe Grüße, Anja
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