Partner mit Zwangserkrankung

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Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Yorge »

Bitte, bitte, das mache ich doch sehr gerne.
Und danke für die Wertschätzung die du mir gegenüber damit zum Ausdruck bringst!
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Zwangzwerg

Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Zwangzwerg »

Hallo Kathrin,

deinen Eintrag hat mich ebenfalls sehr berührt. Auch ich kann dich nur bestärken, dich ganz klar vom Zwang abzugrenzen, denn ein co-abhängiger Partner ist das Beste, was dem Zwang passieren kann, das sage ich aus Erfahrung... Seit Jahren kämpfe ich gegen den Zwang und momentan habe ich kaum mehr Kraft, gegen mich, den Zwang UND gegen meinen Partner anzugehen, der den Zwang immer wieder unterstützt und fördert. Selbst auf meine vehementen Bitten hin, dem Zwang nicht nachzugeben, kamen keine nennenswerten Reaktionen.
Dass du dich in diesem Forum angemeldet hast und selbst aktiv geworden bist, finde ich richtig klasse. Eine Partnerin, der mit so einem Engagement in den Ring steigt, sich informiert und das tun will, was dem Partner gut tut und nicht dem Zwang, die kann man sich nur wünschen!

Es ist ganz klar, dass ein Leben mit dem Zwang auch an deine Grenzen geht. Ich würde dir wünschen, dass du dir selbst Freiräume schaffen kannst, in gesellschaftlichem Kontakt bleibst und dir Gutes tust, um deine Kräfte zu wahren. Was ich mir von meinem Partner wünschen würde beim Kampf gegen den Zwang wäre folgendes:
- Humor, denn der hilft mir ungemein. Wenn ich über mich, den Zwang und die Absurdität des Ganzen lachen kann, habe ich schon halb gewonnen.
- Selbstsicherheit seinerseits. Immer wenn er meinen Zwang unterstützt, denke ich: "Wenn er das als Gesunder trotzdem tut, wird es schon seine Richtig- und Wichtigkeit haben." Indem er die Zwangshandlung ausführt, gibt er dem Zwang seine Berechtigung. Bliebe er freundlich, aber sicher bei seiner Meinung, dass das Quatsch ist, wäre das eine klare Linie, die er beibehält, was auch mir Sicherheit vermitteln würde.
- Freundlichkeit. Manchmal sicherlich schwer umzusetzen, aber trotzdem: Beleidigungen und Herabwürdigungen tun sehr weh, helfen nicht und reißen mich nur in den Zwangsstrudel hinab. Ein freundlicher und respektvoller Umgang miteinander hilft enorm.

Außerdem ist ein Therapeut, der tatsächlich auf Zwänge spezialisiert ist, sicherlich empfehlenswert. In einer langen Zeit habe ich feststellen müssen, dass es doch große Unterschiede in der Qualifikation der Behandler gibt, egal, was auf Schildern, Webseiten etc. steht. Die Abneigung deines Freundes gegenüber Medikamenten kann ich voll und ganz nachvollziehen, wiewohl ich auch deren Nutzen kennenlernen durfte. Meiner Ansicht nach können sie helfen, das Elend erträglicher zu machen und die Situation zu entschärfen. Als sehr nachhaltig habe ich sie hingegen nicht erlebt und würde sie nur im nötigsten Notfall nehmen, wenn ich am Abgrund stünde und mir selbst ein Klinikaufenthalt keine Alternative scheinen würde.

Dir weiterhin viel Kraft und Mut - und ich finde, du bist auf einem absolut richtigen Weg, weil du dich zwar hinter deinen Partner, aber gegen seinen Zwang stellst. Chapeau!
Liebe Grüße!
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SHG
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Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
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neue Wege wagen

Beitrag von SHG »

„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, ich ging den, der weniger betreten war. Dies veränderte mein Leben!“ — Robert Lee Frost

Beim Lesen dieses Zitates ist mir der am Beginn dieses Threads geschilderte Zwang - immer die gleichen Wege gehen zu müssen - eingefallen. Zwänge sein zu lassen oder Vermiedenes wieder anzugehen bedeutet eingefahrene Muster zu verlassen - das mag sich zunächst weniger sicher anfühlen, aber es ist es oftmals wert, das zu wagen.
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