Unterschiede erkennen

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AlpenFreund
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Registriert: So 6. Dez 2020, 13:42

Unterschiede erkennen

Beitrag von AlpenFreund »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier. Ich befinde bereits seit mehreren Jahren in einer Beziehung mit einer Partnerin, die unter einer Zwangsstörung leidet. Die Zwangsstörung Gabe es bereits vor unserem Kennenlernen und ist mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt. Aktuell hat der Zwang sehr stark präsent und es kommt zu vielen Reibereien und Streit. Mir wird immer vorgeworfen, ich würde nicht genug rücksichtnehmen, die Gefühle missachten und und tendiere an der unteren Skala von „normalen“ was Sauberkeit und Hygiene betrifft. Insbesondere der letzte Vorwurf trifft mich sehr hart und verletzt mich. Nun ist es nicht so, dass dieser Vorwurf nur in einer Zwangsphase getätigt wird, sondern auch im Nachgang. Für mich ist das wenig nachvollziehbar, da Freunde und Bekannte immer eher gesagt hatten, es sei bei mir sehr steril/sauber/aufgeräumt. Mal ein Bespiel, nachdem ich mit Socken und Jeans auf einer Leiter zum An- und Abbauen einer Lampe stand (ohne Bohren o.ä.) wurde ich aufgefordert die Socken und die Hose auszuziehen, weil diese dreckig sein.

Meine Partnerin meinte dann, dies hätte jetzt nichts mit dem Zwang zu tun sondern man mache das so. Ich hätte es ja noch verstehen können, hätte ich gebohrt, gehämmert und wäre die Decke auf mich niedergerieselt, aber so.....

Ich fange zum einen tatsächlich mittlerweile daran an zu Zweifel ob ich noch „normal“ oder „Durchschnitt“ bin oder nicht. Zum anderen würde ich gerne besser unterscheiden können, wann der Zwang regiert und wann nicht. Daher auch der gewählte Betreff „Unterschiede erkennen“. Ich würde gerne besser erkennen können, wann eine Anschuldigung/Vorwurf vom Zwang ausgelöst ist und wann es sich um einen realen Wunsch/Bedürfnis meiner Partnerin handelt.

Vielleicht hat hier ja jemand einen Tipp.
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SHG
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Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
Wohnort: Linz

Bedürfnisse

Beitrag von SHG »

Ich würde mal sagen: wenn ein starker Drang dahinter steckt, kein Kompromiss möglich ist, es dem Betroffenen selbst nicht sinnvoll erscheint - dann kommt das eher vom Zwang. Was es schon zu beachten gilt: selbst, wenn es vom Zwang kommt, tut man dem Angehörigen ja eigentlich auf Dauer auch nichts Gutes, wenn man ihn dabei unterstützt, ihn zu erhalten - geht viell. momentan nicht anders, aber bewusst solltest du dir das schon sein und im Klaren, dass der Weg weg davon gehen sollte.
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn du die zwangsunabhängigen Bedürfnisse deiner Freundin beachtest - und vielleicht seid ihr euch ja darin einig, dass der Zwangsstörung entgegen wirken zu wollen euer beider Bedürfnis ist.
Zu unterscheiden, was nun eine wahres Bedürfnis, berechtigte Sorge ist vs. dem was zwanghaft ist - das ist eine Herausforderung, keine Frage.
Steffi
Beiträge: 1
Registriert: Do 28. Jan 2021, 12:26

Re: Unterschiede erkennen

Beitrag von Steffi »

Hallo AlpenFreund,
ich bin auch neu hier und habe als erstes Deinen Beitrag gelesen. Bei mir ist es ähnlich wie bei Dir, mein Partner hat die Zwangsstörung. Und ich - und auch meine Tochter, was mir noch mehr zu schaffen macht - werde auch oft dazu aufgefordert, mir z.B. die Hände zu waschen, nach Situationen, die das meines Erachtens nicht erfordern. Beispiel: Ich werfe meinen Pullover in den Wäschekorb. Der Pulli ist nicht dreckig, oder nass oder irgendwas, nur eben getragen - Ich soll mir die Hände waschen. Ich finde nicht, dass das "normal" ist und das das sehr wohl etwas mit dem Zwang zu tun hat.
Genauso auch in Deinem Beispiel: Es ist nicht nachvollziehbar, warum man seine Klamotten wechseln soll, weil man eine Lampe angebracht hat.

Was ich damit sagen will: Ich kann Deine Zweifel total gut nachvollziehen, aber zweifel nicht an Dir!!! Dein Verhalten ist völlig normal und Durchschnitt.

Liebe Grüße
AlpenFreund
Beiträge: 9
Registriert: So 6. Dez 2020, 13:42

Re: Unterschiede erkennen

Beitrag von AlpenFreund »

Vielen Dank für die Rückmeldung. Ich find es dennoch enorm schwer zu unterscheiden, wann der Zwang die Oberhand hat und wann es sich vielleicht doch um eine noch normale Sache geht.
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