Wiederholungszwang ?

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Vivie96
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Wiederholungszwang ?

Beitrag von Vivie96 »

Hey, hat das jemand von euch auch ? Bzw kennt jemanden ? Ich lese bisher immer nur Ordnungszwang, Waschzwang und Kontrollzwang .

Bei mir ist das so das ich bestimmte Handlungen so oft machen muss, wie die Zahl passt , also ich zähle mit . Das ist momentan schon bei allem was ich anfasse so . Mach ich es nicht hab ich Angst das die inneren Gefühle mich dann kaputt machen und ich mir was antue 😳 mich belastet das so .. der Wiederholungszwang nimmt also den ganze Tag ein bei jeder Handlung . Meint ihr das ist schon Gewohnheit und man sollte es versuchen zu lassen ? Aber da hab ich Angst das der innere Druck so stark wird und ich die Kontrolle verliere .

Oh man ich will einfach wieder gesund sein und mein Leben voll genießen können . Meint ihr sowas ist noch heilbar ?

Lg
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SHG
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Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von SHG »

Wiederholen und Mit-/Zählen sind bei Zwängen gar nicht so unüblich, auch wieder um kurzfristig ein Gefühl von scheinbarer Kontrolle zu erreichen. Zwangsstörungen sind an und für sich ganz gut therapierbar, wenn sich der Betroffene (und die Angehörigen) darauf einlässt und bereit ist sich seiner selbst bewusster zu werden und sich zu verändern. Zur Vorsicht das Gewohnte beibehalten und sich ständig von anderen beruhigen lassen hält die Erkrankung eher aufrecht.
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André
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Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von André »

Hallo Vivie96,

ich leide hauptsächlich in schlechten Zeiten unter Wiederholungszwang, der sich dann meistens mit dem Waschzwang zusammenschließt. Ansonsten taucht der Wiederholungszwang nur bei komisch vorkommenden Handlungen auf, wie hinter dem Vorhang nachsehen, ob jemand da ist. Bei dir scheint keine bestimmte Zahl eine Rolle zu spielen, bei mir ist es die Zahl 3. Wobei bei mir eine Wiederholungsrate von 81-mal das Höchste war. Bei mir hat in Lübeck (Jugendpsychiatrie) die Therapie am Anfang gar nicht geholfen, erst als die Englischlehrerin von der Klinik mit mir ins Gespräch kam, änderte sich von einem Tag zum anderen etwas in meiner Gedankenwelt. Sie sah meine Hände genau an und sagte zu mir, wenn du so weiter machst, wärst du durch deine offenen Wunden nicht nur bei jedem Waschgang Blut verlieren, sondern auch den Bakterien und Pilze Einlass gewähren. Dadurch hat sie mir solche Angst gemacht, dass ich beim nächsten Händewaschen, wirklich nur einmal mit Seife meine Hände gewaschen habe und zweimal ohne Seife. (Wobei ich sagen muss, damals habe ich bei jedem Waschgang 81-mal mit Seife meine Hände gewaschen!). Erst hiernach hat auch die Therapie eine Wirkung bei mir hinterlassen. Somit hat die Angst mir in diesem Fall mehr geholfen, als die Therapie selber. Ich habe bis heute eine ungeheuerliche Angst vor dieser Zusammenkunft vom Waschzwang und den Wiederholungszwang. Ich kann dir aber sagen, dass ich von allen Zwängen, die ich habe, der Wiederholungszwang am besten unter Kontrolle zu kriegen war, es kommt vielleicht daher, dass er bei mir zumindest körperlich die meisten Schäden verursacht hat. Ich hoffe, dass es dir bald besser geht.

Mit freundlichem Gruß

André
Sab.Gob
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Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von Sab.Gob »

Hallo Vivie,
ich habe mich gerade in diesem Forum angemeldet, einige Beiträge gelesen und deiner war einer von denen, in dem ich mich sehr stark wiedererkannt habe.
Gerne möchte ich mich mit dir austauschen, wenn du Interesse hast.
Ich leide seit mehreren Jahren unter mehreren Zwängen.
Dazu gehört auch das Zählen.
Ich weiß nicht genau, wie es entstanden ist.
Jedenfalls habe ich es immer stärker in Ausführungen mit einbezogen. (Hände waschen, Kleidung anziehen, Waschmaschine einschalten etc.)
Das Zählen findet in einer festgelegten Reihenfolge statt.
Die Zahlenkombinationen bleiben die gleichen.
Ich merke, dass mir das Zählen Sicherheit gibt.
Ich fühle mich -trotz der Belastung- besser, wenn ich gezählt habe.
Ohne Zählen ist es nicht möglich, die Dinge auszuführen.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn eine Unterhaltung zustande kommt.
Es ist sehr schwierig Menschen im „richtigen Leben“ zu finden, die das gleiche erleben.
Ich bin schon länger auf der Suche nach jemandem, der ansatzweise das gleiche erlebt wie ich.. um sich austauschen zu können und im besten Fall auch noch verstanden zu werden.

Liebe Grüße.
Sergio
Beiträge: 6
Registriert: Do 21. Okt 2021, 13:08

Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von Sergio »

Hallo ich leide auch an Zählzwängen. Ich muss alles 2 mal machen. Alles muss mit der zahl 2 in verbindung stehen. Zum Besipiel war ich einmal stationär in Behandlung und musste 4 Monate später wieder stationär aufgenommen werden weil ich es 2 mal machen muss.
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André
Beiträge: 29
Registriert: Fr 15. Mai 2020, 21:21
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Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von André »

Hallo Sergio,

der Wiederholungszwang kann leider sich sehr schnell und sehr stark weiterentwickeln und hat mich sogar körperlich geschadet. Ich hatte darüber schon vorab erzählt. Ich hoffe, dass du einen Therapeuten hast, der sich gut mit der Materie auskennt und wünsche dir baldige Besserung.

Ich lese immer wieder, leider auch in manchem Fachbuch, dass manche Psychologen anscheinend keine Trennung machen zwischen Zähl- und Wiederholungszwang. Ich habe eine Therapeutin gefunden, die dieses sehr gut trennen kann. Beim Wiederholungszwang geht es bei mir nicht nur um das Zählen selbst und der damit verbunden Konzentration, womit ich zumindest mich auch ablenken kann und dadurch Stress mindern kann. Als Beispiel, wenn ich spazieren gehe und mir zu viele Menschen begegnen, fange ich an, meine Angst abzubauen, indem ich anfangen muss, meine Schritte zu verkürzen bzw. zu verlängern, um entweder jede oder jede 2. Gehplatte mit meinem Fuß zu berühren und zähle dabei entweder die Platten oder die Schritte oder beides (sehr kompliziert, wird nur verwendet bei größter Angst).

Beim Wiederholungszwang geht es bei mir darum, dass einmal waschen nicht ausreicht, um mich sauber zu fühlen. Ich muss mindestens dreimal meine Hände mit Seife waschen, sonst sterbe ich z. B. wegen Bakterien oder Viren etc. Der Unterschied bei mir wird sehr klar durch Corona. Der Wiederholungszwang spielt zurzeit bei mir keine Rolle, aber der Zählzwang schon. Wenn ich heute nach draußen gehe, muss ich mich wegen Corona die Hände waschen. Ich könnte mir keine Uhr hinstellen, die mir die 45 Sekunden anzeigt, ich muss bis 45 zählen. Der Wiederholungszwang möchte hierbei eigentlich eine Rolle spielen und gibt mir den Befehl, diesen Waschgang mindestens dreimal zu wiederholen. Aber durch Training halte ich stand gegen diesen Befehl. Der Zählzwang ist der einzige Zwang bei mir, unter den ich bis heute nicht leide, er ist der Einzige, der mich besänftigt und nicht quält. Bei allen anderen Zwänge erkenne ich nur Leid und Schmerz und habe schon so viele Therapien absolviert. Aber leider waren sie oft nur für ein paar Jahre erfolgreich, weil sich dann meistens neue und schlimmere Zwänge gebildet haben. Ich kämpfe trotzdem weiter und hoffe, dass dem Zwang bald nichts mehr Neues einfällt, aber leider ist er bei mir ein gerissener und gemeiner Hund.
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von Hermann1 »

....der Zwang ist ein gerissener Hund......
Vergiß aber nicht, daß "du" hinter diesem Hund steckst. Hieran kannst du sehr deutlich erkennen, wie viel Phantasie in deinem Kopf vorhanden ist. Jedoch liegt die Betonung auf "Phantasie" !
Versuch doch einmal, dir 5 Stunden nicht die Hände zu waschen ....
Sergio
Beiträge: 6
Registriert: Do 21. Okt 2021, 13:08

Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von Sergio »

Ich habe auch Wiederhol und Zählzwänge. Ich muss alles 2 mal oder 4 mal machen. Zum Beispiel muss ich jeden Tag 2 mal raus, jeder 2. Tag ist gut. Sogar in die Klinik für die Teraphie musste ich 2 mal weil der Druck so gross wurde das ich nichts mehr machen konnte. Ich muss 2 Tassen Kaffe trinken, alles 2 mal kaufen usw. Das ist sehr Belastend man will damit aufhören aber dann baut sich ein enormer Druck auf. Versuche aber trotzdem mal klein an mit einiges aufzuhören. Es wird schwer aber es ist machbar. Bei mir ist der Druck mit der Zeit kleiner geworden da ich dann in den Moment sofort an andere Dinge gedacht habe.
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André
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Re: Wiederholungszwang ?

Beitrag von André »

Hallo Hermann1,

zurzeit trotz Corona leide ich nicht so stark an meinem Waschzwang, weil ich nur noch ganz selten nach draußen gehe. Meine Zeit, um eher nach draußen zu gehen, ist die kalte Jahreszeit, wenn Frost oder Schnee zu sehen sind. Ich leide durch die verschiedenen Zwänge auch an Schwermut bzw. Depression, wenn ich das leise und friedliche Weiß erblicke, erwärmt sich mein Herz vor Liebe.

Ich wollte eigentlich nur erklären, warum ich einen Unterschied zwischen Zähl- und Wiederholungszwang empfinde. Ich weiß natürlich, dass der Zwang zu mir gehört. Ich habe den Sinn im Leben schon längst verloren und frage mich dauernd, warum ich im Paradies lebe und es nicht würdigen kann zum einen wegen grausame Mitmenschen, die einem Leid zutragen. Zum anderen, weil für mich nach dem Leben das große Nichts auf mich zu kommt. Dadurch habe ich so große Angst nicht nur vor dem Sterben, sondern auch vor dem Tod. Dies sind zwei Hauptgründe, warum ich dieses Paradies nicht erkennen will, weil der Tod dadurch noch mehr wehtun würde. Mein größter Wunsch ist nicht geboren worden zu sein, dann müsste ich nicht sterben. Ich habe auch die Hoffnung verloren, durch Thanatos (sanfter Tod) mein Leben zu verlieren, sondern vermute eher durch seine Schwester Ker (gewaltsamen bzw. schmerzlichen Tod). Ich habe immer wieder die Gedanken, mir das Leben zu nehmen, habe aber eine feste Blockade, mir körperlich zu schaden, außer als Bestrafung drei Tage nichts zu essen oder 2 Tage nichts zu trinken. Ich möchte auch bei so einer Tat keinen anderen Menschen verletzen, wie leider viele andere es tun. Ich meine z. B. ich könnte niemals mich vor einem Zug werfen, weil ich dadurch ein anderes Leben, nämlich des Lokführers und seiner Familie, negative beeinflusse. Ich wünsche mir ja auch eher ein schmerzloses Sterben, deswegen kann ich auch nicht zu den Rechten oder nach Israel zu den Palästinenser gehen und sagen, ich verehre das Judentum, weil ich befürchte, bevor sie mich töten, werden sie mich zuerst foltern. Ein anderer Grund, warum ich das Leben nicht genießen darf, ist der folgende. Ich stamme leider nicht nur von meiner Mutter ab, diese Linie stammt vor langer Zeit ursprünglich von Frankreich. Meine Vorfahren waren vom Glauben Protestanten (Hugenotten) und flohen aus ihrem Land wegen mehreren Pogromen. Deswegen waren einige aus unserer Familie schon immer sehr eng verbunden mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebten. So war es auch bei Martha und Gerda, ihre Ehemänner gehörten dem jüdischen Glauben an. Sie sind meine Heldinnen, weil sie sich nicht getrennt haben von ihren Männern, wie leider es so viele taten, sie flohen aus diesem Land am Ende der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts, beide Ehepaare wollten nach den USA auswandern, aber das Schiff durften sie nicht verlassen, hatten aber Glück gehabt, nach England zu dürfen. Dort wurden sie ungewollt getrennt, das eine Paar kam nach den USA und das andere Paar nach Australien. Aber ich habe auch die Linie des Vaters, ich bin so froh, meinen leiblichen Großvater nie gesehen zu haben. Dieser Unmensch wollte sogar seinen eigenen Bruder ins Konzentrationslager bringen, weil dieser von dem Regime nichts gehalten hat. Nur weil seine Mutter um das Leben des Bruders gebettelt hat, blieb er am Leben. Ich habe durch diesen Menschen das Gefühl, dass ich für alles Schlechte, was irgendwo auf der Welt heute oder in der Vergangenheit passiert, verantwortlich bin. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich glücklich bin und muss mich dann bestrafen, gerade mit Gedankenzwänge (Zwangsdepression). Ich habe immer wieder diesen Gedanken, ich darf nicht am Leben sein wegen solchen Großvater.

Ich habe verschiedenerlei Vorteile gegenüber manch andere Person, ich kenne keinen Neid, ich kann mit wenig Geld wunderbar auskommen, so gut, dass ich mit meiner Erwerbsminderungsrente und Sozialhilfe trotzdem ab und zu längere Reisen unternehmen kann. Vielleicht kommt es daher, weil ich keine Drogen zu mir nehme. Ich weiß bis heute nicht, wie Alkohol schmeckt und möchte es auch nicht wissen. Ich liebe die Monotonie, dadurch kenne ich auch keine Langeweile, ich höre z. B. immer das gleiche Lied, mehrere Stunden bei Youtube, dadurch auch keine Werbung und umsonst. Außerdem interessiert mich einfach alles von Chemie bis zur Physik, von Mathematik bis zur Biologie, von Politik bis zur Geschichte, von Musik bis zur Kunst (alt), von Medizin bis zur Wirtschaft, von Programmiersprachen bis zur Literatur (alt), von Rechtsprechung bis zu Sprachen, von Philosophie bis zur Psychologie, von Religionen bis zur Mythologie usw. Ich habe eine Fantasie in meinem Kopf, die mich z. B. Weihnachten nie einsam feiern lässt. Ich kann Tote wieder für kurze Zeit lebendig machen und mit ihnen reden und tanzen natürlich nur in meiner Fantasie. Ich kann mir so in der Art wie Hollywoodfilme in Tagträume Filme vorstellen und stundenlang Zeit in diesen verbringen. Diese Fähigkeit hat nur ein Haken, der Zwang kann damit auch was anfangen wie z. B. bei Zwangsdepression. Dadurch haben die Filme nur unschönen Inhalt, diese haben meistens mit großem Leid und Schmerz zu tun, damit ich tieftraurig werde. Deswegen schreibe ich manchmal auch über den Zwang so, als ob er ein Fremder wäre, der nicht zu mir gehört, weil er mir das Leben noch unerträglicher macht, wie es für mich sowieso schon ist. Ich hoffe, dass ihr mir das nicht übel nimmt, weil ich gerade die Zwangsgedanken und somit auch die Zwangsdepression als Wurm (Parasit) in meinem eigenen Kopf ansehe. Es tut mir leid, ich sehe es halt bei mir so. Bei anderen Zwänge, die ich habe, sehe ich es auch anders, viele Zwänge haben gerade am Anfang mir geholfen, überhaupt das Leben zu meistern wie der Waschzwang, er ist entstanden, weil man mich über ein Jahr wie ein Aussätziger behandelt hat. Ich hatte nach dem Waschen das Gefühl, dass ich alles Ansteckende von mir abgewaschen habe, um wieder bei Mitmenschen sein zu dürfen. Erst später entwickelte sich dieser Waschzwang genau anders herum, dass ich mich waschen musste, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich etwas Kontaminiertes angefasst habe.
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