Suche nach Hilfe

Lina
Beiträge: 11
Registriert: Mo 3. Aug 2020, 23:00

Suche nach Hilfe

Beitrag von Lina »

Hallo,

ich bin im Moment ziemlich verzweifelt. Ich mache seit 2,5 Jahren Therapie wegen meinen Zwängen, die ich seit mehr als 6 Jahren habe. 3 verschiedene Antidepressiva ausprobiert und einen Klinikaufenthalt hinter mir diesen Sommer. Nichts hat was gebracht.
Ich habe zudem eine Depression. Die Zwänge und die Depression sind sehr stark gerade. Zwischendrin gab es mal Momente der Verbesserung, aber im Großen und Ganzen geht es mir einfach seit Jahren richtig schlecht. Gerade, dass es nach meinem Klinikaufenthalt nicht besser wurde, hat mich erschüttert. Ich war sehr enttäuscht von der Unterstützung in der Klinik. Ich hatte nur einmal in der Woche Einzeltherapie (was anscheinend normal ist) und es gab keinerlei Austausch mit meinem ambulanten Therapeuten (was anscheinend auch normal ist). So eine abgekapselte Behandlung hat bei mir nichts gebracht. Es war einfach zu wenig Unterstützung da in der Klinik um an meine Probleme heranzukommen. Nun ist aber so ein Klinikaufenthalt ja die intensivste Behandlungsmöglichkeit, die es gibt. Dass das bei mir nichts gebracht hat, lässt mich verzweifeln, weil ich nicht weiß, wie mir dann je geholfen werden soll. Ich bin gesetzlich versichert, also kann ich mir auch nicht irgendwelche Zusatztherapien leisten. Ich fühle mich von unserem Gesundheitssystem im Stich gelassen. Ich fühle mich wirklich lebensmüde. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Lina
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Hermann1 »

"Nun ist aber so ein Klinikaufenthalt ja die intensivste Behandlungsmöglichkeit, die es gibt"

Liebe Lina,

gerade hier bei diesem Gedanken liegt wohl der Hase im Pfeffer. Wenn du, wie du schreibst, nur 1x wöchentlich eine Therapiestunde hattest, dann ist das Ergebnis nicht verwunderlich. Womöglich war der Therapeut auch nicht unbedingt auf Zwänge spezialisiert. Trotz allem: Du mußt weitermachen und es kommt der Zeitpunkt, da es dir wieder besser geht. Evtl. versuchst du auch, eine neue stat. Therapie anzugehen, aber mit der Vorkenntnis, daß es ein Spezialklinik ist.

P.S: Bei 2 Versuchen ein richtiges Medikament zu finden, solltest du es nicht belassen !
Jessi
Beiträge: 313
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Jessi »

Hey!
Auf keinen Fall darfst du den Mut verlieren an eine Besserung zu glauben. Ich habe früher ähnliche Erfahrungen machen müssen. Heute habe ich allerdings einen Therapeuten, der mir wirklich versucht zu helfen und mich wieder aufzubauen.
Das Konzept der Klinik hat wahrscheinlich nicht zu dir gepasst.

Ich schließe mich an: Such dir am besten einen Therapeuten, der auf Zwänge spezialisiert ist und teste ob er zu dir passt.
In der Zwischenzeit kannst du auch versuchen dich durch Selbsthilfe etwas zu stabilisieren. Ich versuche die positiven Momente immer zu notieren, sodass ich in schlechten Phasen nachlesen kann, dass es mir viel häufiger gut geht, als ich in solchen Momenten denke.
Vielleicht hilft dir sowas ähnliches ja. :)

LG Jessi
Ulrike
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Apr 2018, 20:07

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Ulrike »

Ich war auch zweimal lange in stationärer Therapie, ohne dass sich zum Thema Zwang grundsätzlich etwas geändert hätte. Bei meinem dritten Aufenthalt war ich auf einer für Zwänge spezialisierten Spezialstation mit einem ganz strukturierten Behandlungsprogramm. Neben der Einzeltherapie gab es begleitend Co- Therapie. In dieser Klinik habe ich sehr viel gelernt und mir ist dort sehr geholfen worden. Ich bin seit dieser Erfahrung fest davon überzeugt, dass es sehr wichtig, stationäre Therapien auf Stationen zu absolvieren, wo man wirklich auf diese Krankheit spezialisiert ist.
Lina
Beiträge: 11
Registriert: Mo 3. Aug 2020, 23:00

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Lina »

Danke für Eure Antworten!

Ich war in der Schön Klinik in Bad Bramstedt. Da die Klinik mir von der Gesellschaft für Zwangserkrankungen empfohlen wurde, nehme ich eigentlich an, dass sie spezialisiert auf Zwänge ist.

Könntet ihr mir vielleicht die Namen sagen von Kliniken in denen ihr wart oder von denen ihr wisst, dass dort mehr Einzeltherapie angeboten wird (auch für gesetzlich versicherte) ?
Ich möchte, dass es mir besser geht und ich möchte gern noch kämpfen.
Und ja, in der Zwischenzeit werde ich weiter versuchen, mir selbst zu helfen.
Benutzeravatar
michael_m
Beiträge: 630
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von michael_m »

Wo du bzgl. Kliniken zentral Auskunft bekommen kannst, ist z. B. die DGZ. Die haben dort eine Telefonnummer, wo man anrufen kann: https://www.zwaenge.de/
Benutzeravatar
Tim
Beiträge: 78
Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Tim »

Hallo Lina.

Ich möchte gerne meine Erfahrung zu deinem Problem schreiben.

ich kenne das sehr gut. ich war von 2008 bis 2013 in ambulanter Therapie.
Meine dortige gute Therapeutin hat mir immer wieder empfohlen das ich Klinik machen soll.
Doch weil ich da Student war und große Angst hatte dies zu tun habe ich es nicht gemacht.
Dazu muss man sagen das ich Handlungs und Gedankenzwänge habe.
Diese betreffen alles was ich berühren kann. Somit habe ich eigentlich rund um die Uhr damit zutun.

Als ich dann 2014 endlich fertig war mit der Uni habe ich mich dann getraut in eine Klinik zu gehen.
Damals hatte ich die richtige Einstellung.

Ich wollte endlich was ändern weil ich so fertig war mir ständig von meinem Kopf sagen zu lassen was ich tun darf und was nicht.
Ich kam dann nach Mühlhausen in das dortige ÖKH. Leider hat mir der dortige Aufenthalt wenig geholfen.
Das lag zum einen and der Therapeutin. Sie hat mich einfach nicht emphatisch behandelt.
Sie hat meine Ängste nicht wirklich ernst genommen. Zudem wollte ich schnell in die Expos kommen.
Weil ich aber solche Probleme mit der T. hatte kam ich erst nach 8 wochen! in die Expophase.
Bis dahin war meine Moral aber am Boden.

Hier mal einige Dinge die einem bewusst sein müssen wenn man in eine Klinik kommt.

  • Wer ist dein Therapeut . Wie ist die Beziehung zu ihm.
  • Wer sind deine Mitpatienten
  • Wie ist dein Zimmer.
  • Wie ist das weitere Angebot.
  • Wie wird man bei Problemen ernst genommen.
Ich hatte leider Pech mit den Mitpatienten. Wenn nur mit wenigen.
Dort gab es Klüngelei. Dazu kam es zu Streit bei Patienten .
Das weitere Angbot war okay. Für mich war der Ort sehr unangenehm.
Aber wegen den Zwängen.

Also insgesamt eine herbe Enttäuschung.
Hätte ich blos die Expos gleich begonnen. Da hatte ich noch Energie.

Dennoch war es eine Lehre. Ich war danach froh wieder in meinem normalen Alltag zu sein.

2018 war ich dann in der Schön Klinik Bad Bramstedt. Wie du.
Und hier ein anderes Bild.
Das A und O. Ich hatte dort eine richtig gute Therapeutin. Das habe ich von der ersten Stunde gemerkt.
Sie wollte mir helfen.
ich hatte da wirklich die beste Therapeutin.
Die Patienten dort waren fast alle sehr nett. Keine Streitereien.
Und man bekam ein Einzelzimmer.
Was für Zwängler eigentlich schon wichtig ist.

Dieser Besuch hatte mir sehr geholfen. Wenn meine Zwänge dennoch nicht sehr weniger wurden.
Ich hatte einfach zu wenig Zeit für die Expos.

2020 bin ich dann noch mal dort gewesen.
Leider hatte ich dort wieder eine ganz andere Zeit.
Woran lag das?

Ich hatte viel zu große Erwartungen. Das war naiv.
Ich habe gehofft das ich nun endlich meine Zwänge besiegen werde.
Die Patienten waren diesmal okay aber ich hatte leider ein paar Probleme mit nur zwei
Leuten die sich aber bis zum Ende hinzogen. Daher hatte ich so gut wie keine Zeit mich auf
die Therapie ein zu lassen. Ich war ständig im Kopf bei dem Problem mit den Patienten.
Dazu war meine Therapeutin sehr. Ich betone das sehr distanziert. Die gleiche Person wie
2018. Ich hatte so mich so gefreut sie wieder zu sehen. Doch leider. Sie zeigte sich kühl.
Das hat mir dann den Erfolg stark geschmälert. Leider.
Ich habe dennoch. Das möchte ich betonen ein wichtigen Hinweis erhalten.
Das Ich Schema Therapie machen soll. Das habe ich gemacht. Und das war sehr hilfreich.

Was dies nun zeigt.

Kein Besuch ist wie der andere. Man kann bei vielen Dingen Pech haben.

Mein Fazit für weitere Besuche.

Gehe nie mit großen Erwartungen in eine Klinik.
Bereite dich mental so gut wie möglich darauf vor.
Überlege dir vorher schon was du danach machen kannst.

Im übrigen findet man im WWW Seiten die Kliniken bewerten.
Da kann man sich schon mal vorab Infos holen.
Nur sollte man das nicht zu streng sehen.
Denn ich denke die dort schreiben sind entweder sehr froh gewesen und bedanken sich.
Oder aber sehr enttäuscht. Also man liest da oft sehr negative Dinge. Oder eben sehr positive.

Nochmal zu den Therapeuten. In der Schön Klinik gibt es meist 4 Therapeuten auf der Zwang Station. Dazu noch
Co Therapeuten. Jeder Therapeut ist anders. Logisch. Und wenn ich bei nem anderen gewesen wäre wäre ich
vielleicht schon 2018 nicht so froh gewesen. Oder sogar froher. Wer weis.

Man sollte sich trauen wenn man denkt das der T. Nicht zu einem passt zu wechseln.

Gerade würde ich gerne wieder in eine Klinik gehen. Doch nur wenn ich dort ein Einzelzimmer bekomme.
ich bin gesetzlich Kv. Denn die Erfahrung 2015 wo ich ein Doppelzimmer hatte waren nicht toll. Ich
brauche einen Rückzugsort.

Also ich hoffe du gibst nicht auf.
Ein Rückschlag heißt nicht das es nie was wird.

Ich hoffe du findest bald einen emphatischen Therap.

LG Tim
Benutzeravatar
Tim
Beiträge: 78
Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Tim »

PS

Anmerken will ich noch dass 2020 in der Schön Klinik die Therapeuten gestresst waren.
Das habe ich mehrfach mitbekommen. Also die Therapeuten sind dort meiner Meinung sehr gut.
Aber leider etwas gestresst und gereizt.

Tim
PetraPetra
Beiträge: 57
Registriert: Mi 22. Jun 2022, 01:27

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von PetraPetra »

Sehr gut von dir erklärt. Ich glaube auch, das es von so viele Faktoren abhängig ist ob eine Therapie erfolgreich ist oder nicht. Wichtig ist, es zu versuchen.

Was ist eine Schema Therapie?
Benutzeravatar
Tim
Beiträge: 78
Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Suche nach Hilfe

Beitrag von Tim »

Hallo Petra.

Danke dir :)

Eine Schematherapie versucht die "Fehler" die du als Kind bei der Erziehung erfahren hast zu überschreiben.
Also z.B. wenn du emotional fordernde oder leistungs fordernde Eltern hattest.
Dein Inneres Kind soll damit Frieden finden.

Ich habe verschiedene Schema. U.a. fühle mich mich sehr leicht abgelehnt.
Das ist aber übertrieben. Das versuche ich nun wenn ich das erkenne nicht mehr
so stark werden zulassen. Also das Gefühl der Ablehnung realistisch einschätzen.

Bei Wikipedia findest du einen guten Artikel dazu.

Mir hat es sehr geholfen zu erkennen warum ich mich so oft abwerte und schlecht mache.
Und einiges mehr.

Lg Tim
Antworten