Re: Herzlich Willkommen

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Angela 57
Beiträge: 1
Registriert: Fr 26. Mär 2021, 11:40

Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von Angela 57 »

Hallo, vielen Dank :)
Ich hoffe, dass wir hier vielleicht ein bisschen Unterstützung und Zuspruch finden.
Unsere Tochter(38Jahre) leidet seit über 20 Jahren an einer Zwangserkrankung. Viele Therapien haben meist nur mäßig und kurzfristig geholfen. Trotzdem hat sie bis vor einem Jahr ein einigermaßen"normales" Leben geführt. Zur Zeit geht es ihr sehr schlecht, hat eine 8 wöchige Therapie in Bad Bramstedt hinter sich und versucht jetzt alles um ins Leben zurückzufinden. Kleine Erfolge kann sie nicht anerkennen, weil es doch ganz normale Dinge sind die andere tagtäglich tun. Meine Sorge ist, dass sie sich verliert. Sie wird depressiver und kapselt sich von der Welt um sie herum ab. Einzig wir und ihr Hund geben ihr etwas Halt. Dazu kommt die Sorge, dass sie nicht arbeiten kann und das Krankengeld in absehbarer Zeit ausfällt und sie somit viele Anträge in unserem Bürokratiedschungel bewätigen muss. Meine Frage daher, wo wir unkompliziert Hilfe und Beratung bekommen können. Vielleicht gibt es ja auch trotz Corona irgendwo in HH eine Selbsthilfgruppe für sie.

Liebe Grüße
Angela
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michael_m
Beiträge: 609
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von michael_m »

Hallo Angela,

am besten du rufst mal bei der DGZ (https://www.zwaenge.de/) an, dort kann man dir wahrscheinlich am ehesten helfen:

Unsere Kontaktdaten: Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
Postfach 70 23 34 - 22023 Hamburg - Telefon: (040) 689 13 700
Allgemeine Sprechzeit: Montag bis Freitag von 10:00 bis 12:00 Uhr.

Viele Grüße, Michael
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Antonia
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Registriert: Di 20. Mär 2018, 21:40
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Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von Antonia »

Hallo Angela!

In Hamburg gibt es sogar drei Gruppen zu Zwangsgruppen.
Eine Gruppe für Betroffene, von der sich ein paar Leute schon persönlich treffen. Die anderen per Zoom 1 mal Monat.
Eine Gruppe für Angehörige, die sich einmal im Monat per Zoom treffen.
Und eine Gruppe für Kinder und Jugendliche mit Trichotillomanie, zwanghaftes Haare ziehen, per Zoom, 1 mal im Monat.
Kontakt geht über mich.
Die nächsten Treffen finden am 6, 7. 8. und 15. April statt.
Anmeldung über Email.
Wenn Du mir eine PN, persönliche Nachricht schickst, bekommst Du meine Mailadresse.
Liebe Grüße
Antonia.
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
Gloria
Beiträge: 2
Registriert: Do 6. Jan 2022, 21:03

Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von Gloria »

Hallo,
ich bin Mutter eines Sohnes mit Zwangsstörungen und bin sehr froh, diese Seite gefunden zu haben. Danke erstmal dafür!
Ich weiß im Moment eigentlich gar nicht, wo ich anfangen soll, denn die Probleme türmen sich etwas und wir versuchen schon viel zu lange als Familie die Erkrankung aufzufangen. Wir, das sind mein Mann und ich hauptsächlich, da unser Sohn noch bei uns wohnt. Aber auch unsere drei Töchter, die trotzdem sie ausgezogen sind, durch engen Kontakt zu uns „eingeweiht“ sind in die Situation.
Unser Sohn, jüngstes Kind in der Familie, hatte schon als kleiner Junge merkwürdige Angewohnheiten. Eine Laktose-Intoleranz hat schon als Kleinkind dazu geführt, dass viel Bauchweh da war und Ängste. Dazu kamen dann später wie gesagt merkwürdige Verhaltensweisen, uns hatte das nicht beunruhigt, wir fanden es zum Teil lustig, eine Marotte. So richtig los ging es dann nach dem Abi, bzw. nach einem Versuch, weit weg vom Elternhaus zu studieren. Studienabbruch, Neubeginn an einer Uni in Wohnortnähe, Studienwechsel und dazwischen immer wieder Phasen, in denen wir durch viel Reden versucht haben, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber irgendwie sind wir mit unserem Latein am Ende. Es gab eine Therapiephase, Dauer ca. 1 Jahr, in der er über wöchentliche Verhaltenstherapie versucht hat, zurecht zu kommen. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass seine Therapeutin nicht für ihn geeignet war. Unser Sohn ist sehr gut darin, die Leute um den Finger zu wickeln, ist ein echtes Kommunikationstalent. Womöglich war die Therapeutin einfach auch zu jung für ihn. Er durchschaut sehr schnell und wie gesagt, ist sehr geschickt im Ausweichen und Abdrehen von Themen. Die Therapie hat er freiwillig beendet, mittlerweile denkt er aber, dass eine neue Therapie sinnvoll wäre. Seine Zwänge spielen sich hauptsächlich in Gedanken ab, dazu kommen noch Muster wie er in Zimmer eintreten darf, er wäscht sich oft die Hände, von einem richtigen Waschzwang würde ich allerdings nicht sprechen. Zwangsgedanken sind das Hauptproblem, dadurch dauern alltägliche Dinge sehr sehr lange.
Seit drei Jahren bemühen wir uns nun schon, versuchen damit zu leben, das Beste daraus zu machen, aber ich habe den Eindruck, dass wir nicht weiterkommen. Er sieht seine Erkrankung zwar, sie ist ihm lästig, er wird auch manchmal wütend, wenn er merkt wie viel Zeit er mit seinen Gedanken verbringt. Aber er nimmt auch nur ungern Hilfe an, fühlt sich in Phasen, in denen es besser geht, überlegen. Die einzige, die manchmal mit ihm darüber reden darf, bin ich. Es ist wirklich ein Wunder wie er sein Studium bewältigen kann. Ich könnte einfach nur heulen, denn er ist dazu ein sehr begabter junger Mann, von dem alle dachten, dass er es weit bringen würde.
Kurzum, was ich sagen möchte: Wir brauchen Hilfe!
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SHG
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Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
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einander

Beitrag von SHG »

Als kleine Anregung. Für mich liest es sich so, als würdest du dich etwas zu sehr ums Lösen der Probleme deines bereits studierenden Sohnes kümmern. Natürlich willst du ihn bestmöglich unterstützen und dagegen sei ja auch gar nichts einzuwenden. Ab einer gewissen Reife des Kindes, meine ich aber, sollte man sich mit seinen eigenen Vorstellungen, was dem Kind gut tut, wie es sich ein gelingendes Leben vorzustellen hat .. zurücknehmen. Dann sollte vielleicht etwas auseinander „dividiert“ werden: er hat ein Problem/e, die wird er für sich lösen, oder auch nicht, ev. auch mit meiner Unterstützung oder auch nicht. Und ich selbst habe Probleme (mit ihm) und das werde ich auch versuchen zu lösen - ja und vielleicht gelingt mir das besser mit Unterstützung des Kindes. Das Kind muss dabei (eigentlich schon lange nicht mehr) immer als der Bedürftigere - der er bestimmt irgendwann mal war - angesehen werden.
Das fällt mir mal dazu ein. Kann sein, dass es nicht viel mit eurem zu tun hat, sondern vielmehr mit meiner Geschichte.

Was mir auch auffällt ist, dass recht viele hier nur kurz d‘ran bleiben - muss nicht unbedingt mit Umgang m Zwängen zu tun haben - und bei Angehörigen ist das noch ausgeprägter, die sind meist gleich wieder weg.
Gloria
Beiträge: 2
Registriert: Do 6. Jan 2022, 21:03

Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von Gloria »

Du hast vollkommen recht! Ich bin einfach nur sehr froh, dies alles hier gefunden zu haben, weil ich als Angehörige mitleide. Ich weiß, dass nur er selbst sich helfen kann. Trotzdem sucht man einfach nach Wegen mit dieser unglückseligen Krankheit umzugehen, auch als Nur-Angehörige. Heute kam der Film „Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben“ an, werde den angucken - ob er ihn auch mit ansieht - who knows? Aber für mich ist die Büchse geöffnet, ich kann jetzt sagen, dass mein Sohn Zwangsstörungen hat und stottere nicht mehr rum. Das ist mir wichtig.
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SHG
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Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
Wohnort: Linz

miteinander

Beitrag von SHG »

Also absolut oder vollkommen recht habe ich schon mal nicht, weil ich habe ja auch geschrieben, dass die Angehörigen meist gleich wieder weg sind - und du bist ja noch da - andererseits habe ich "meist" geschrieben.. - ist ja jetzt egal. Ich meine auch, dass du schon auch was beitragen kannst, deinem Sohn zu helfen - er muss es nicht ganz alleine schaffen. Ich finde es auch gut, wenn Angehörige bei SHGs dabei sind - Zwangserkrankte so exklusiv unter sich, ich weiß nicht recht - da ist's schon gut, wenn da andere zum Auflockern etwas mitmischen. Daher fände ich es prinzipiell auch gut, wenn sich andere an der Heilung von der Erkrankung Interessierte, wie Therapeuten.. oder ehemals Betroffene auch mehr beteiligen würden. Aber das könnte wieder etwas sein, was dann in den Gruppen zu diskutieren wäre.
Ein Miteinander auf Augenhöhe kommt mir bedeutend vor - und das soll nicht nur so ein gut klingende Phrase sein- das ist es nämlich fast nie, wenn eine/r scheinbar leidender, kränker, "gestörter" ist.

Ich merke selbst, dass ich dazu tendiere etwas strenger zu den Angehörigen zu sein - vielleicht bin ich da ungerecht. Die sind ja oft auch ähnlich ahnungslos, was sie besser machen sollten. Und jetzt kommt wieder meine Begriffsklauberei ins Spiel: Meiner Ansicht nach bedeutet eine Zwangsstörung, dass der Betroffene Zwänge hat, die ihn stören. Wäre es nicht richtiger, wenn du zum Ausdruck bringen würdest: mein Sohn hat Zwänge die mich stören.
FeeBe
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Registriert: Mo 14. Mai 2018, 16:15

Re: Herzlich Willkommen

Beitrag von FeeBe »

Hallo Gloria,
ich kann deine Situation durchaus verstehen aber auch quasi seine Seite.
Ich habe als Angehörige ( das inkludiert enge Freundschaften in denen ein Geschwisterlike verhältnis besteht) gesehen wie sich Menschen die mir viel bedeuten in Depressionen verlieren und mit Essstörungen selbst verstören . Ich weiß wie hilflos mensch sich dabei fühlen kann . Aber ich musste auch lernen dass ich zwar Hilfe anbieten kann und da sein kann aber trotzdem für niemand die Entscheidung treffen kann gegen die Krankheit anzukämpfen . Das kann nunmal nur die Person selbst. So schwer das ist .
Ich kenne auch die andere Seite der Medaille als meine Familie unbedingt wollte dass ich Therapie wegen der Zwänge mache weil sie selbst es anstrengend fanden oder wenn Freunde mich zum Kampf gegen meine Essstörung bringen wollten ich selbst aber in dem Moment kein Problem gesehen habe . Gerade wenn mensch sich für Zwangexpos entscheidet die ja wirklich auch dazu führen dass es einem eine zeitlang echt schlecht geht braucht mensch dafür aus meiner Erfahrung einen guten Grund sich das anzutuen und oft gibt es den nicht wenn nicht der Leidesdruck mit der Krankheit selbst hoch genug ist . Für einen selbst nicht für die Menschen drum herum.
Ich persönlich schätze es wenn Leute hilfe anbieten und für mich da sind aber wenn mich jemand unter Druck setzen würde, dass etwas passieren muss würde ich ziemlich pissed reagieren .
Niemand darf mich da zu was zwingen . Was die menschen aber dürfen ist sich selbst zu schützen und zu sagen also nee das mache ich jetzt nicht mit . Mich hat das schon mehrmals selbst dazu gebracht dann zu sagen okay diese person ist mir so wichtig dass ich jetzt gegen meine Krankheit ankämpfen muss um die Person nicht zuverlieren . Das war dann aber meine persönliche Motivation und Entscheidung. Es ist dabei immer auch möglich dass die Entscheidung anders ausfällt . Das liegt letztlich dann in der Hand der betroffenen Person.
Lg FeeBe
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