Therapieformen?

Life1a
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Therapieformen?

Beitrag von Life1a »

Hallo,
nach allem was ich gelesen und gehört habe, ist "Verhaltenstherapie mit Expositionen" das Mittel der Wahl bei Zwangsstörungen.
Nun habe ich damit durchaus schon einige Erfahrungen und nur begrenzten Erfolg. Ich habe mich wirklich bemüht, aber vielleicht nicht genug. Auf der anderen Seite kommt es mir komisch vor, dass ich den enormen Stress der Zwangsstörung durch noch mehr Stress (zusätzlich noch freiwillige Expositionen) austreiben soll.
Deshalb meine Frage hier:
Kennt jemand noch andere erfolgsversprechende Therapieformen, die das Problem auf andere Art angehen??
Vielen Dank für jeden Hinweis.
Viele Grüße Life1a
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SHG
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Re: Therapieformen?

Beitrag von SHG »

Psychoanalyse, humanistische Therapieformen wie Gesprächspsychotherapie, Weiterentwicklungen der Verhaltenstherapie wie ACT od. kognitive VT, Selbsthilfe mit Literatur oder Gruppen, metakognitives Training
Jessi
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Re: Therapieformen?

Beitrag von Jessi »

Hey!
Mir geht's ähnlich wie dir. Ich kann den Expositionen auch nicht so viel abgewinnen, da ich mich den Situationen zwar aussetze aber durch mentale Handlungen nicht in den positiven Effekt dieser gerate. Mir ging es bisher eher schlechter nach der Arbeit mit Expositionen. Allerdings hilft es mir sehr mein Mindset anzupassen und mich diesbezüglich gedanklich und gefühlsmäßig auf eine Art zu trainieren, welche mir die Situationen wieder ermöglichen, ohne oder nur mit geringen Zwängen.

LG Jessi
Life1a
Beiträge: 7
Registriert: Di 26. Jan 2021, 22:13

Re: Therapieformen?

Beitrag von Life1a »

Hm .... Danke für Eure Kommentare.

Vielleicht müßten wir uns über die Ursachen Gedanken machen, um eine gute Therapie zu finden.

Möglicherweise gibt es eine Disposition für Zwangserkrankungen, dann begünstigende soziale Faktoren - insbesondere bei Heranwachsenden, und möglicherweise bestimmte Auslöser. Das dürfte soweit klar sein.

Aber was passiert im Körper einer Person, die eine Zwangsstörung entwickelt? Vielleicht verhalten sich irgendwann irgendwelche Botenstoffe im Gehirn nicht richtig oder so ähnlich? Ich kenne mich da nicht aus.
Gibt es dazu keine medizinische Forschung oder Experten? Weiss da jemand was?
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Yoli
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Re: Therapieformen?

Beitrag von Yoli »

Hallo Life1a,

es gibt ziemlich viel Forschung dazu und bei einer Zwangsstörung sendet die Amygdala ein falsches Alarmsignal (ganz verkürzt beschrieben).

Es gibt viele Ressourcen, beschrieben wird das u.a. gut im Buch/Hörbuch „Tyrannen in meinem Kopf“, dann auf YouTube in den Videos Reid Wilsons, der IOCDF (International OCD Foundation). Es gibt auch einen Podcast, the OCD stories, der ganz viele Infos dazu bereitstellt. Seit etwa einem Jahr gibt es auf der Seite OCDLand auch viele deutschsprachige Informationen.
Life1a
Beiträge: 7
Registriert: Di 26. Jan 2021, 22:13

Re: Therapieformen?

Beitrag von Life1a »

o.k. danke Yoli, gute Tipps!
Man macht es uns nicht so leicht, ich werde mich weiter einlesen und forschen .............
Es sollte doch irgendwo irgendwas geben was hilft und das besser ist als Verhaltenstherapie mit Expositionen.
Viele Grüße Life1a
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Yoli
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Re: Therapieformen?

Beitrag von Yoli »

Hi Life1a, tatsächlich ist VT mit Expositionen ja das Mittel der Wahl, um Zwänge zu behandeln. Viele verbinden da ja auch mit ACT, Achtsamkeit und metakognitiven Elementen.

Das macht auch durchaus Sinn, wenn man sich die neurologischen Prozesse hinter dem Zwang anschaut, auch wenn alles andere als angenehm ist, sich freiwillig Situationen auszusetzen, in denen man sich super unwohl fühlt und dann seine Zwangshandlungen nicht ausführen kann.
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michael_m
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Re: Therapieformen?

Beitrag von michael_m »

Ja, kognitive VT mit Expositionen und Reaktionsmanagement ist der Goldstandard laut S3-Leitlinie.
Ich bin ja zurzeit in der Klinik Windach. Hier ist das zentrale Behandlungselement die zweiwöchige Flooding-Phase.
Es wird aber auch im Vorfeld viel Wert auf die eigene Biografie gelegt, um ein Erklärmodell für den eigenen Zwang zu finden (Funktion des Zwangs). Auch wird die Wahrnehmung von Gefühlen sehr ausführlich geübt.
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Therapieformen?

Beitrag von Jessi »

Hey!

Expositionen sind auch nicht mein Mittel der Wahl, doch laut aktuellem Stand gelten sie schließlich als Standardmethode.
Meines Erachtens nach sollte man es aber nicht pauschalisieren, denn mir haben sie früher auch nicht geholfen. Aktuell versuche ich mich aber nicht weiter einschränken zu lassen. Wie ich mich aus den bisherigen Situationen befreien kann, weiß ich leider auch noch nicht. Ich würde gerne das Mindset ändern um nicht mehr auf die Gedanken und Ängste aufzuspringen und daher auch mental für Expositionen bereit zu sein und den Effekt dieser auch spüren zu können. Ich merke nämlich immer die aufsteigende Angst und Nervosität und vergesse im schlimmsten Fall alles Erlernte.
Für mich ist es jedoch sehr schwer die Emotionen, welche ich aktuell besser unter Kontrolle habe (ich argumentiere nicht mehr mit dem Zwang) ohne den Zwang zuzulassen. Die echten Gefühle dahinter sind auch etwas dumpfer bzw ich versuche emotional stabil zu bleiben und befasse mich auch nicht mehr mit freudigen Dingen, da ich meistens dadurch wieder in die Gedanken rutsche und Ängste trigger.
Wie lernt ihr denn die Gefühle dahinter wahrzunehmen und zuzulassen? Ich bemerke zwar häufig, dass der Zwang die Stelle anderer Gefühle einnimmt aber leider habe ich bisher nicht gelernt wie ich diese wahrnehmen kann.

LG Jessi
Paul
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Re: Therapieformen?

Beitrag von Paul »

michael_m hat geschrieben: Do 3. Feb 2022, 12:22 Ja, kognitive VT mit Expositionen und Reaktionsmanagement ist der Goldstandard laut S3-Leitlinie.
Man schaue sich an, wer in der Steuerungsgruppe für die S3-Leitlinie sitzt, man schaue sich an, wer im wissenschaftlichen Beirat der DGZ sitzt. Ggfs. auch noch wo bzw. in welcher Funktion diese Personen tätig sind.

Die aktuelle Leitlinie ist von 2013. Ach ja, irgendwo im Thread stand ja auch noch ... "es wird viel geforscht".

=> Wer die aktuelle ""Szene"" schon etwas länger beobachtet, weiß sehr gut, dass sich in den letzten 10,15,20? Jahren kaum etwas getan hat.
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