Umgang mit Partner

Birgit
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Hi Tim, hi Anja und alle anderen,

also bei mir war das mit den Medikamenten kein Problem.
Ich nehme keine und habe auch noch nie eine ausprobiert.
Es gab zwar Zeiten wo ich echt überlegt habe was zu nehmen aber habe mich dann doch dagegen entschieden.
Ich bin seit Ende letzten Jahres bei einem Heilpraktiker in homöopathischer Behandlung.
In der Klinik wurde ich zu gar nichts gezwungen. Ich wurde zwar gefragt ob ich nicht welche nehmen möchte aber nachdem ich verneint hatte, wurde das so akzeptiert und ich wurde auch kein 2tes mal gefragt.
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Tim
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo Birgit.

Das ist eine fortschrittliche Klinik.

In Mühlhausen wurde einer Mitpatientin "Therapieverweigerung" attestiert.
Weil sie keine nehmen wollte nur weil sie Angst davor hattet.

In BadBramstedt war meine Erfahrung das man zumindest stark dazu gedrängt wurde.

In all meinen ambulanten Therapien wurde mir immer zu Psychopharmaka geraten.

Aber schön dass es Kliniken gibt die das nicht stur sehen.

LG Tim
TeeCoffee
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von TeeCoffee »

Hallo an alle,

finde das Thema Klinik und wem es was bringt oder nicht auch sehr interessant.
@Birgit:
Da ich ihn soviel Bereichen Zwänge habe und die Zwänge soviele Std. am Tag beanspruchen, hat mir die Sozialstation in der Klinik empfohlen Erwerbsminderungsrente zu beantragen
Finde ich schade -- natuerlich ist jede Art der Hilfe gut. Aber nUnd achdem du immerhin unter Mühen noch arbeiten konntest oder autofahren und das Haus verlassen, denke ich dass du bestimmt noch Potential nach oben hast mit gründlicher Behandlung und so einen Rat finde ich weniger hilfreich als dass man eine anständige Therapie zur Verfügung stellt.

Verstehe das mit dem "Überreizen" gut. Einerseits will man es nicht unschaffbar schwer machen, andererseits geht es dabei darum, das Zwangsprinzip grundsätzlich auszuhebeln. Ich habe Waschzwaenge und soll daher z.B. extra den Boden anfassen. Oder (als es noch kein Corona gab) nach dem von Draussen Kommen nicht die Haende waschen. Es gibt auch Gesunde, die sowas eher nicht machen würden. Der Unterschied ist sie machen das nicht aus Angst vor ernster Erkrankung und könnten/würden es tun, wenn es einen Grund dazu gäbe.
Ich denke man kann auch gut leben, wenn man Einweghandschuhe beim Tanken trägt. Aber die meisten Menschen brauchen das nicht --- und ich denke die meisten Betroffenen kennen den Effekt, dass man kurzfristig weniger Angst hat, aber man untermauert dieses extrem ausufernde Zwangssystem damit. Und oft beleibt es nicht dabei (PS: wie gehst du mit den Handschuhen danach um etc?)

Therapieintensität:
Einzeltherapie nur ein mal die Woche ist def. zu wenig. In der Schön Klinik hat man die ersten beiden Wochen zwei mal eine Stunde. Danach 1 mal.
Ich sehe es genauso und finde es fatal, dass fast alle Kliniken so wenig Einzeltherapie anbieten. Dadurch muss man ewig dort bleiben (auch ein Kostenfaktor!). Wie soll man eine Krankheit die so hartnäckig/chronisch ist und man vielleicht 1,3,5,20,40 Jahre hat dann mit so wenig Therapie ernsthaft loswerden!? Natuerlich soll man danach ja auch weiter machen, aber dennoch, ich finde das schlimm. Viele kliniken behaupten, dass sie damit grosse Erfolge haben. Frage mich, inwieweit das stimmt.
Ich bin immer in CDK Münster gegangen, weil sie m.W. die hoechste Einzeltherapiedichte haben. Und selbst die haben reduziert: um 2001 konnte man vielleicht 4-6 hr pro Tag haben, falls man es zahlen und aushalten kann. 2015 wurde das auf max 3 x50min pro Tag reduziert. Selbst wenn man sagt, man wuerde mehr selbst zahlen, wird es nicht gewährt. Auf Nachfrage wieso: Personal: "Forschung hat gezeigt, das ist das Optimum, zu viel pro Tag bringt nicht mehr". -- Patient: "Koennen Sie mir diese Forschungsresultate zeigen, bitte?" -- Personal: "..." -- ich vermute daher andere (ökonomische?) Gründe.
Mich wuerden echte, nicht von den Kliniken selbst veröffentliche Langzeitresultate brennend interessieren.
Die Gruppentherapie finde ich interessant v.a. auch andere reale Zwangspatienten zu sehen, finde sie aber nicht sehr relevant zur Zwangsreduktion.
Mir selbst hat Klinik sehr viel gebracht, mehr als alles Ambulante, aber leider habe ich noch immer deutliche Symtpome und Einschränkungen.

Gruss
PetraPetra
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von PetraPetra »

Hallo Zusammen,
ich war im letzten Jahr in Bernau am Chiemsee.

Mit den Medikamenten war da kein Problem.
Ich nehme keine und habe auch noch nie welche genommen, dass wurde akzeptiert und auch nicht weiter Thematisiert.

Da ich als Akut-Patientin einen Einweisung hatte, bekam ich ein Doppelzimmern mit Teppich. Obwohl zuvor durch Attest und Abklärung ein EZ genehmigt wurde. Wenn man in der Klinik psychosomatisch eine Einweisung hat, bekommt man in der Regel DZ. Jedoch wenn man über Reha/Rentenversicherung vor Ort ist bekommt man immer ein EZ. Ich bin dann wieder abgereist und eine Woche später war dann das EZ ohne Teppich für mich beziehbar.
Einzeltherapie hatte ich leider nur 1x die Woche 50 min. Viel zu wenig!
Ich musste mich dann für zwei Gruppentherapien entscheiden, das war Pflicht.
Eine Entspannungstherapie und eine Sporttherapie. Da hatte ich auch die Auswahl.
Zusätzlich musste jeder in den Deprikurs. Vier x 50 min. Kurs, da wurde erklärt wie eine Depri entsteht, wie man dagegen vorbeugt.....usw.

Wenn man sich nicht gut fühlte durfte man sich auch krank melden. Viele meiner Patienten lagen dann oft am See und sonnten sich. Oka soll jeder machen wie er will.

Leider hat mir der Klinikaufenthalt für meine Zwänge null gebracht, Aber ich habe mich erholt. Viele Kurse zusätzlich besucht und mir einige Dinge für zu Hause mirgenommen.
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Tim
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo
TeeCoffee hat geschrieben:2001 konnte man vielleicht 4-6 hr pro Tag haben, falls man es zahlen und aushalten kann. 2015 wurde das auf max 3 x50min pro Tag reduziert
Unglaublich. Wenn ich mir das vorstelle. 3 mal am Tag Einzel. Einfach toll.

Da wären Expos ganz anders planbar. Z.B. eine Früh eine Mittags und eine Abends.

Für mich persönlich wären Expos um 1 Uhr Nachts ideal. :oops:
Denn Nachts sind meine Zwänge am schlimmsten.

Das die Klinien ihr Programm schrumpfen aufgrund der Kosten ist für mich eigentlich Fakt.
Jedenfalls in halb oder vollprivaten Kliniken.

In BadBramstedt habe ich beim letzten Aufenthalt deutlich erfahren wie die Therapeuten genervt waren und
überfordert waren mit den Patienten . Also wegen zu wenig Therapeuten für zu viele Patienten.

Ich sehe es leider als unüberwindbares Übel an. Gibt leider keine generösen Kliniken die wirklich nur dem Patient helfen wollen. Das kann ich unter rein ökonom. Gründen verstehen. Doch wir sind keine Produkte. Wir sind Patienten.
Mit hohem Leidensdruck. :|
Das gleich gilt ja leider eben so für Nicht psych. Kliniken.

Ich sehe es daher irgendwo so das wir trotzdem froh sein sollten überhaupt in eine Klinik zu kommen.
In einem Land wie Bulgarien wäre das sicher um Längen schwerer.

Beste Grüße
Tim
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Tim
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo @Birgit.
Leider hat mir der Klinikaufenthalt für meine Zwänge null gebracht, Aber ich habe mich erholt
Ich finde das irgendwie krass.
Das habe ich hier schon öfter gelesen.
Von den schweren Fällen die ich aus den Kliniken kenne geht es den meisten so.
:(

Ich habe irgendwo den Eindruck das entweder die Therapeuten damit "zufrieden" sind daß sie diesen Patienten
nicht so helfen können. Oder die Forschung noch nicht weit genug ist.

Mir wurde jedenfalls immer nur 1 Weg genannt.
Zulassen zulassen und nochmals zulassen.
Entweder man schafft das oder man hat eben Pech gehabt.

Bei meinem letzten Aufenthalt hatte ich eine begleitete Expo und eine Außenexpo. Das innerhalb von 8 Wochen.
Naja was soll da schon bei rum kommen :(

Ich würde mich freuen wenn wir Patienten den Therapeuten da mehr Feedback geben dürften und diese dann
dies in neue Ideen umsetzen.

Beste Grüße
Tim
TeeCoffee
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Registriert: Di 12. Jul 2022, 01:56

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von TeeCoffee »

Hi,

@Tim:
Ich finde das irgendwie krass.
Das habe ich hier schon öfter gelesen.
Von den schweren Fällen die ich aus den Kliniken kenne geht es den meisten so.
Daher frage ich mich, inweiweit dieses Narrativ, was immer erzaehlt wird wirklich so stimmt --- oft hört man sowas wie
"Früher galten Zwangserkrankungen als äusserst schwer behandelbar, aber heute gibt es effiziente Therapien" -- so der Tenor.

Ich denke Exposition (+Medikamente) ist in der Tat das einzige was wirklich helfen kann. Und man kann damit deutliche RELATIVE Verbesserungen hinbekommen. ABSOLTÚT im Vergleich zu einem Gesunden ohne Zwänge weiss ich allerdings nicht, wievielen Menschen ein fast zwangsfreies Leben dauerhaft gelingt. Einfach weil Expos helfen, aber das Durchhalten und vollständige Vernichten des Zwanges unglaublich schwer ist - wenn man nicht stanedig jemand hat, der einen wieder aus Spur bringt. Wenn fuer mich schlimme Sitationen auftreten (Waschzwang: z.b. ein Rohr ist verstopft und ein Klempner muss kommen -- bereitet mir grösste Schwierigkeiten), ist verständlicherweise nie ein Therapeut da. Dann muss ich selbst klarkommen, und das sind leider oft faule Kompromisse mit dem Zwang, die viel das zwangssystem bestätigen. Das kann ich dann bei der nächsten ambulaten Sitzung der TherapeutIn erzaehlen, aber es ist nur retrospektiv und alles Relevant ist schon gelaufen.

Ich denke, Kliniken und Fachjournale haben in dem Bereich extrem lasche Kriterien um beslastbare Statistiken zu erheben. Sie selbst erstellen Fragebögen und werten sie selbst aus (das wäre in der Medikamentenzulassung undenkbar, weil nicht neutral genug). Demletzt habe ich wieder so ein Postille aus einer der bekannteren Kliniken gesehen, wo man einfach die Patienten nach 1 Jahr befragt hat, die halt geantwortet haben, und die hatten eine gute Verbesserung. Aber die drop-outs, die man nicht mehr erreichen konnte oder die nicht antworteten hat man nicht berücksichtigt. Wie seriös ist das denn? Dadurch kommen scheinbar gute Ergebnisse zustande, die für so eine Klinik sicher nicht unvorteilhaft sind.

Gruss
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Tim
Beiträge: 78
Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo TeeCoffee.

Klingt irgendwie so als hätten die eben noch nicht so richtig die Ahnung :(

Das mit den Umfragen ist schon arg Fragwürdig.

Ich denke die Therapien greifen gut bei leichten und mittelschweren Zwängen.
Das habe ich in den Kliniken eben so erlebt.
Bei schweren Zwängen dagegen fehlt es mir persönlich noch sehr an der Motivation durch
den Therapeut.

Immerhin habe ich da erlebt das "uns" 2018 noch gesagt wurde
wir sollen wenn wir eine Expo geschafft haben uns was kaufen also belohnen.
Dies ist aber für mich unmöglich.

Wie soll ich mich loben die bösesten Gedanken einfach zu zu lassen und dann noch was gönnen.
Ich verachte mich dabei wenn ich das tun muss.

Daher haben die 2020 dann gesagt man solle eine Expo würdigen.
Also schon eher ein Weg der mir entspricht.

Beste Grüße
Tim
Xxx
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Registriert: Do 11. Aug 2022, 12:27

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Xxx »

Hallo,
Ich w 41, habe Zwangsstörung und Phobien seit ich denken kann und leider ist mir das erst seit acht Jahren wirklich bewusst.
Ich habe einen Waschzwang, Zählzwang, Angst vor Körpernähe, Ekel vor meiner Menstruation und Stuhlgang da geht die Dusche immer danach, Menschennähe, bestimmte Gegenstände kann ich von klein auf nicht anfassen, wenn es passiert bricht Panik aus, Atemnot. Ich habe Kliniken besucht, ambulante Therapie, Medikamente SSRI bekomme ich seit 6 oder 7 Jahren für meine Zwänge und meine Depression, beides ist chronisch und kann laut Ärzten nur noch stabilisiert und nicht mehr geheilt werden.

Corona hat das ganze gut unterstützt, ich habe immer Tücher dabei, muss immer die Hände Saubermachen unterwegs. Seit die Regeln weggefallen sind und das Leben draußen normal läuft ist es bei mir wieder schlimmer geworden. Es ist laut, hektisch und ich komme einfach nicht mit.
Wem geht es ich so? Mein Partner hat da weniger Probleme da er während Lockdowns normal arbeiten war während mein Kartenhaus zusammenbrach und ich alleine zu Hause saß. Hinzu kommt das ich seit 8 Jahren in erwerbsminderungsrente bin
Da ich absolut nicht mehr belastbar bin und null Stress ertrage.

Mein Partner schnallt das einfach nicht. Er hilft unterstützt aber wenn meine Zwänge wieder zunehmen oder meine Depression wieder guten Morgen schreit und ich wieder nur den einen Ausweg sehe, da fängt er an zu diskutieren will wissen warum schon wieder so plötzlich ohne Vorwarnung und gibt mir dabei ständig das Gefühl ich bin Schuld.
Ich soll ihn rechtzeitig informieren wenn es schlimmer wird damit er sich darauf einstellen kann.
Wie soll das gehen?
Meine Zwänge treiben mich zu Gedanken wie...es ist besser alleine zueignen dann muss ich nicht immer schauen was er alles anfasst und er muss nicht auf seine Kleidung achten(Phobie)
Es wäre einfacher für uns beide. Ich quäle mich und ich fühle mich auch nicht wohl in unserer Wohnung.
So vieles was ich nicht anfassen kann, der Lärm, die Nachbarn, und ja mein Partner ist mir oft auch zu viel.
Ich bin verzweifelt......
Birgit
Beiträge: 56
Registriert: Di 5. Okt 2021, 19:17

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

@Tim

Leider hat mir der Klinikaufenthalt für meine Zwänge null gebracht, Aber ich habe mich erholt

Das hab nicht ich geschrieben, das war PetraPetra.
Aber kein Problem.
Mir hatte mein Klinikaufenthalt ja auch nicht wirklich was gebracht. Die Co Therapeutin meinte ich wär noch nicht so weit mich völlig auf das Flooding einzulassen. Deswegen machten wir dann hauptsächlich nur Konfrontationen ohne Überreizung. Aber das half dann auch leider nicht meine Zwänge zu reduzieren.

@ TeeCoffee
Die Frage nach meinen Handschuhen wegen dem Tanken... die werfe ich danach ganz normal weg.
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