Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

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fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von fabian123 »

Hallo zusammen,
Ich bin seit einigen Wochen in einer echt starken Zwangsphase. Größtenteils gebe ich meinem Kontrollzwang nicht nach. Es ist stellenweise sehr schwer, aber ich schlage mich aus meiner Perspektive recht gut. Vor vielen Dinge habe ich auch einfach keine Angst mehr mittlerweile, dass ist toll. In ca. 14 Tagen habe ich auch wieder Gesprächstherapie, dass gibt mir auch etwas Sicherheit aktuell hinzu.
Auch habe ich mich vor einigen Tagen getraut, bestimmten Personen in meinem familiären Umfeld mit Themen und Gesprächen zu konfrontieren, welche mich mein ganzes Leben schon belasten. Das war auch nicht einfach für mich, hat mir aber irgendwie gut getan. Auch werden meine Zwangsgedanken und damit einhergehenden Zwangshandlungen in meinem Alltag an sich weniger. Ich denke auch immer weniger darüber nach, was mich Triggern könnte, oder was mir Angst machen könnte, dass ist auch toll :D

Aber drei Dinge beobachte ich zur Zeit bei mir:
1. Ich bekomme zurzeit wieder häufiger Panikattacken.
2. Manchmal überkommt mich ein, für mich fremdes Gefühl von Erschöpfung. Das fühlt sich nicht schlimm an, aber ich kenne das so nicht.
3. Ich wache wie heute Nacht auf einmal auf, und habe ganz schlimme Zwangsgedanken. So wie jetzt gerade noch. Während ich diesen Beitrag geschrieben habe, hab ich mich beruhigt.
Ich vermute das in mir gerade wirklich viele Themen arbeiten. Aber hat das jemand von euch auch schon mal gehabt? Also das man von, und dann mit den Zwangsgedanken aufwacht? Das hatte ich heute da erste mal.

Alles Gute.
Fabian
Birgit
Beiträge: 56
Registriert: Di 5. Okt 2021, 19:17

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Birgit »

Hi Fabian,

ich kenne das sehr gut.
Habe fast täglich Zwangsgedanken beim aufwachen.
Wenn ich Zwangsgedanken auch noch träume und aufwache ist es noch schlimmer.
Aber in beiden Situationen muss ich aufstehen egal welche Uhrzeit es ist und eine Zwangshandlung durchführen, da es sich für mich sowas von real anfühlt.
Dann denke ich mir jedes mal.... es sei dir nicht einmal mehr vergönnt wenigstens im Bett oder im Schlaf deine Ruhe von der Krankheit zu haben.

Gruß Birgit
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Jessi »

Hey Fabian,
Ich kenne das auch sehr gut.
Witzigerweise habe ich auch heute das gleiche erlebt. Glücklicherweise bin ich momentan aber relativ stabil, sodass solche Momente eher selten sind.
Ich habe einen Traum gehabt, der mich getriggert hat und beim Aufwachen habe ich mich dadurch bereits ängstlich und seltsam gefühlt. Sofort schossen mir der Traum und damit auch Zwangsgedanken in den Kopf. Meine Handlungen sind ja das Grübeln, weshalb ich gelernt habe mich nicht darauf zu fixieren sondern abzulenken. Das hat, vor allem durch meinen halbwegs geregelten Tagesablauf auch gut funktioniert.
Leider wurde ich auf ähnliche Weise nun auch real getriggert, doch bisher kann ich das gut abschütteln. Ich hoffe es wird wirklich in Zukunft immer leichter und leichter.
So wie du bereits beschreibst, dass du vor einigen Dingen keine Angst mehr hast, so kann es auch für alles andere werden und der Satz hat auch mir gerade wieder viel Hoffnung und Mut gegeben. ;) :)

LG Jessi
Ewigzwangskrank
Beiträge: 19
Registriert: Fr 25. Jan 2019, 10:13

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Ewigzwangskrank »

Hallo
Ich glaube ich habe das auch.
Es geht um Zwangsgedanken in der Aufwachphase. Dinge die mir Angst machen, wo ich dann nicht genau weiß ob ich das gemacht habe, oder doch nur geträumt. Und ich grübel dann gefühlt eine Million mal, was daran echt war oder nicht. Ich habe für manche dieser Dinge schon jahrelang Schuldgefühle.
Je mehr Zeit vergeht umso weniger Details erinnere ich, und das macht alles noch schlimmer.
Lg
fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von fabian123 »

Hey, und danke für eure Beiträge.
Das klingt leider auch nicht einfach, was ihr schildert. Ich fühle echt mit euch.

Im Moment bewerkstellige ich irgendwie die Tage, mal besser, mal etwas schlechter. Aber irgendwie bekomme ich schon alles schon ganz gut hin.
Aber ich müsste eigentlich erschöpft und Müde Abends sein. Aber meine Zwangsgedanken halten mich fast ununterbrochen in Bewegung oder in einer Art Unruhe aktuell. Wobei ich theoretisch alles gut und gewissenhaft getan habe. Aber so stark die Zwangsgedanken auch sind, zu ca. 98% kontrolliere ich nichts. Aber klar geben die Zwangsgedanken, Ängste und Befürchtungen in der aktuelle Phase nicht nach. Einmal habe ich den Fehler innerhalb der letzten 48 Stunden gemacht, und habe meinem Kontrollzwang nachgegeben. Dann ging es natürlich richtig rund.
Aber ich schlafe aktuell sehr wenig und unruhig. Das finde ich nicht gut, weil das ist neu so bei mir. Diese Phase jetzt wird auch wieder vergehen. Ich hatte mal Schlafstörungen in der Vergangenheit wegen einer Depressiven Episode, dass ist aber noch mal anders irgendwie.
Ich habe das Gefühl bei mir, dass umso mehr ich nicht meinen Kontrollzwängen nicht nachgebe, um so schlimmer und bedrohlicher die Zwangsgedanken werden, ich aber nicht auf sie eingehe, schlafe ich immer unruhiger im Moment.Als würde was in mir "zwanghaft" Unruhe suchen bzw. initiieren :(

Dabei habe ich mich in den letzten Wochen einigen Gesprächen gestellt, welche ich auch wollte, aber eigentlich immer Angst davor hatte. Zusammengefasst habe ich die Beweise dafür erbalten, dass meine Kindheit, Jugend, Erwachsenen werden, einfach Fruchtbar und Grausam waren. Das es überhaupt kein Wunder ist, das ich eine Zwangsstörung, Angststörung und Depressionen habe. Das ich all das Schlimme, unteranderem mit meinem Kontrollzwängen seit ich denken kann kompensiere usw.. Ich habe schon als Kind unter Panikattacken gelitten habe ich jetzt erfahren. Niemand hat sich aber um mich gekümmert (auch auf vielen anderen Ebenen nicht). Aber eigentlich würde ich so gerne mal trauern können. Ich komme aber echt nicht Emotional da an mich ran. Meine Zwangsstörungen schirmen da sicher auch ganz viel Leid und Trauer in mir ab. Aber ich will jetzt nicht wieder Seitenlange Texte hier verfassen.
Ich weiß nicht ob das komisch klingt, aber ich würde einfach so gerne weinen und trauern können, anstatt mir über erdachte Gefahren/Befürchtungen den Kopf ängstlich zu zerbrechen =(

Ich wünsche euch alles Gute.
Fabian
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Jessi »

Hey Fabian!

In deinem Text sind einige Passagen enthalten, in denen ich mich sehr gut wiederfinden kann.
Vor allem aber, dass du trauern möchtest und nicht über fiktive Ängste verunsichert sein möchtest, erinnert mich sehr an mich selbst.
Ich sage schon seit einiger Zeit meinem Therapeuten und auch meinen Vertrauenspersonen, dass ich einfach wieder wütend sein möchte. Ich kann wütend sein. Ich bin auch häufig sauer oder genervt von Dingen, die bei der Arbeit schief laufen oder von anderen Menschen einfach genervt. Allerdings fehlt mir extrem der innere richtig große Frust, den ich aus meiner Kindheit scheinbar irgendwo vergraben habe. Ich habe immer gedacht, eventuell heißt es dass dieser Teil bereits verarbeitet wurde aber ich spüre wie innerlich etwas aufflammt und dieser Teil ans Licht möchte und sollte, aber ich schaffe es einfach nicht.

Auch dass du irgendwie angespannt bist aber dich gut gegen die Gedanken und Handlungen wehren kannst beobachte ich aktuell bei mir selbst. Diesbezüglich würde ich gerne auch eine Frage in die Runde werfen:
Man sagt ja, dass Zwangsgedanken sich mit der Zeit ändern können. Kennt ihr diese Momente, in denen solche Switches entstehen und ihr genau wisst es ist nur der Zwang aber die Angst vor der Angst euch irgendwie darauf fokussieren lässt?
Ich weiß nicht genau ob das so verständlich ist, sonst versuche ich demnächst eine andere Formulierung. :lol:

Ich finde es auf jeden Fall sehr mutig, dass du die Gespräche geführt hast und dich auch weiterhin so selbstbestimmt gegen die Zwänge stellst. Ich denke allein das Verständnis, woher die Zwänge kommen beispielsweise, hilft bereits sich etwas von ihnen zu distanzieren.

LG Jessi
fabian123
Beiträge: 137
Registriert: So 20. Okt 2019, 14:06

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von fabian123 »

Hi Jessi,
Danke für deine Nachricht.
Jessi hat geschrieben: Do 27. Okt 2022, 21:26 Man sagt ja, dass Zwangsgedanken sich mit der Zeit ändern können. Kennt ihr diese Momente, in denen solche Switches entstehen und ihr genau wisst es ist nur der Zwang aber die Angst vor der Angst euch irgendwie darauf fokussieren lässt?
Ja, ich kenne das leider auch sehr gut. Vor allem ist ja das gemeine, wenn man die Zwangsstörung als solches ja identifiziert, aber die dadurch hervorgerufene Angst & Befürchtungen, sich ja leider sehr echt anfühlen.
Ich habe die letzten Tage viel Sport und Achtsamkeits-Übungen gemacht. Wenigstens schlafe ich jetzt immer so 4 bis 5 Stunden am Stück. Wobei ich in den vergangenen Tagen nun auch ab und an mit Panikattacken wieder aufwachte. Es ist leider gerade echt wieder schlimm bei mir. Vor allem ist es aktuell immer bei mir heftig, wenn ich Zuhause bin. Wenn ich alles an „richtigen und realen Aufgaben (keine Zwänge)" erledigt habe und „realistisch“ alles gut ist. Ich würde sagen dass meine Zwänge in meinem Zuhause im Moment am schlimmsten auch sind. Ist das bei dir/euch auch manchmal so?
Angst und Panik wegen Zwangssgedanken kann ich überall entwickeln, aber der Ort, an dem ich mich eigentlich total wohl und sicher fühle, ist gerade echt für mich leider kein schöne Rückzugsort, wegen meinem Zwangs.
Jessi hat geschrieben: Do 27. Okt 2022, 21:26 Ich habe immer gedacht, eventuell heißt es dass dieser Teil bereits verarbeitet wurde aber ich spüre wie innerlich etwas aufflammt und dieser Teil ans Licht möchte und sollte, aber ich schaffe es einfach nicht.
Ja, so ist das auch bei mir. In Worten wurde ich mein Zustand so versuchen zu formulieren: Ich vermute bei mir, dass Tonnen an Angst, Leid und Trauma ich unter meinen Zwängen und Ängsten unter Verschluss halte. Darum habe ich vorhin mal versucht mich darauf zu fokussieren, was ich fühlen würde wenn ich jetzt keine Angst durch Zwangsgedanken hätte. Es hat nicht lange gedauert und ich habe sehr stark geweint. Das hat gut getan.
Ich weiß nicht wie ich das sagen soll, aber ich habe theoretische meine Zwangsstörung ziemlich gut verstanden. Aber wie auch beschrieben hast, es ist sehr schwer für mich, meine vergrabene Gefühle in mir ans Licht zu holen. Aber das hat vorhin ganz gut funktioniert. Auch bin ich froh das ich kommende Woche wieder eine Therapiestunde wieder habe.

Ich wünsche dir und euch einen schönen Sonntag. Wenigstens ist es warm draussen =)

Alles gute
Fabian
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Jessi »

Hey :)
Ja, da hast du Recht. Die Angst, bzw das zwangstypische Gemisch an unangenehmen Gefühlen (für mich ist es selten nur Angst, sondern eine Mischung aus Angst, Panik, Ekel, Abscheu, sich getrieben fühlen, Trauer, Wut, etc.) ist eigentlich das schwierige an der Krankheit. Man kann rational alles verstanden haben und wissen was man tun muss aber dennoch bleibt die Angst und kann einen völlig übermannen.
Ich bin momentan glücklicherweise recht stabil allerdings merke ich immer wieder, dass der Zwang sich andere Wege sucht und ich weiß nicht wie ich direkt dagegen steuern kann. Beispielsweise war ich auf einer Feier und dort switchten meine Zwangsgedanken von einem Thema zum nächsten. Ich habe sie Mal für Mal ignoriert und mir gesagt dass es eben nur der Zwang ist und ich darauf nicht hören muss. Allerdings ist die Angst vor der Angst, bzw die Angst vor einem Rückfall so groß, dass ich mich dann auf solche Gedanken fixiere. Bisher kann ich es aber weiterhin relativ gut ausblenden.

Bezüglich des Zuhauses ist es bei mir so, dass ich mich zu Hause immer sehr wohl fühle. Einfach weil ich dort alleine sein kann, Ruhe habe und mich dort zurückziehen kann. Manchmal fühle ich mich zwangsbedingt auch nicht wohl, allerdings ist es meist so, dass ich mich dann am liebsten nur mit Decke und Netflix aufs Sofa legen möchte und darauf hoffe, dass es mir bald wieder besser geht. Das ist natürlich ein kontraproduktives Verhalten und glücklicherweise in dem Ausmaß lange nicht mehr vorgekommen.
Triggert dich denn etwas zuhause? Oder ist es ein allgemeines Unwohlsein welches du eventuell auf dein Zuhause überträgst?

Wie konntest du dich denn auf die verborgenen Gefühle konzentrieren? Bei mir ist es häufig so, dass ich an meine Kindheit denke und mir die emotionale Stabilität fehlt. Als Kind konnte ich wütend sein, vor allem auf meine Familie. Ich konnte mich und meine Interessen und Bedürfnisse benennen und dafür einstehen und kämpfen. Sie wurden allerdings selten wahrgenommen bzw ignoriert, sodass ich heute im selben Kontext weder wütend werden kann noch für mich einstehen kann. Es ist einfach schon Routine und ich rechne bereits mit der Enttäuschung und demnach schlucke ich es unfreiwillig weiter hinunter.

Ich bin mir sicher, dass deine Zwänge bald wieder etwas ruhiger werden und sich dein Durchhaltevermögen bezahlt machen wird. ;)

LG Jessi
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Tim
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Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Aufgewacht durch Zwangsgedanken in der Nacht

Beitrag von Tim »

Hallo @fabian.
Toll dass du so mutig bist und deine Zwänge so im Griff hast.
Da kann ich nur von träumen.
Weiter so!

Und in Träumen habe ich manchmal eben so Zwänge.
Doch das stört mich wenig.

Tim
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