Sicherheit & Vertrauen

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ChristianOCD
Beiträge: 35
Registriert: Mo 27. Dez 2021, 17:34

Sicherheit & Vertrauen

Beitrag von ChristianOCD »

Hallo, einen für mich sehr hilfreichen und ehrlichen Beitrag zum Thema Sicherheit und Vertrauen möchte ich hier teilen. Ich kopiere den wesentlichen Teil hier rein, den ganzen Artikel gibt es unter

https://ethik-heute.org/vertrauen-und-i ... icherheit/

Herzliche Grüße - Christian


Also – bleibt uns bei aller Sehnsucht nach „Sicherheiten“ nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass alles „gut“ wird (oder zumindest das meiste) und das tun wir immer dann, wenn es keine Gründe gibt, die gegen einen vertrauensvollen Umgang sprechen, eine schlichte, aber doch grundlegende Erkenntnis.

Letztlich ist also das, was wir in diesem Dilemma – einem existenziellen Bedürfnis nach Sicherheit in einer per se unsicheren Welt – tun können, eine „tragische“ Aufgabe, wie sie schon der Philosoph Friedrich Nietzsche erkannte. Der tragische Mensch ist zum einen in der Lage, den unberechenbaren Charakter jeder Form von Lebendigkeit anzuerkennen (das Prinzip des Dionysischen).

Anstatt sich jedoch von diesem rauschhaften Strudel eines unkontrollierbaren Prinzips mitreißen zu lassen, setzt er ihm das Prinzip des „Apollinischen“ entgegen. Das bedeutet, dass der Mensch sehr bewusst die Welt in einen „schönen Schein“ kleidet, der es ihm möglich macht, sich zu orientieren, einen Überblick zu gewinnen, zur Ruhe zu kommen, ohne dabei zu vergessen, dass er „auf dem Rücken eines Tigers in Träumen“ hängt.

Auch hierin liegt ein Konzept, aber dieses Sicherheitskonzept ist ein völlig anderes als der Versuch, das menschliche Können und Erkennen zur Lösung jeder entstehenden technischen wie sozialen Unsicherheit aufzurufen, um sie aus dem Weg zu räumen. Das Tragische daran bleibt, dass das Streben danach am Ende das einzige ist, was wir tun können.

Der „tragische Mensch“, wird aber nicht zu einem Gescheiterten, sondern zu einem „Abenteurer des Geistes“, wie es der Kulturphilosoph Georg Simmel einige Jahre nach Nietzsche formuliert. Darin liegt das Zutrauen, dass der Mensch nicht nur für Sicherheit sorgen, sondern auch mit Unsicherheit leben lernen kann.

Aber es gibt Momente, in denen ich meine eigene Unsicherheit auf den Prüfstand stellen kann, Momente, in denen ich üben kann, mir auch von mir selbst nicht alles gefallen zu lassen, wie es der Psychologie und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl formulierte: sofern ich um meine Unsicherheiten weiß, bin ich ihnen nicht vollständig ausgeliefert.
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