Gedankliche Zwangshandlungen

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Termicas
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Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von Termicas »

Hallo

Momentan komme ich immer wieder dazu das ich feststelle, dass ich zu bestimmten Triggern Gedankgliche Zwangshandlungen durchführe.
Genau genommen sind die belastendsten GEdanken und Handlungen gedanklich. Die Physischen (Kontroll)-Zwänge sind bei mir nicht so stark ausgeprägt und ich kann sie gut verstecken wenn sei nicht passen.
In einem Webcast von OCD Land wurde nebenbei ein paar erwähnt wie Rekonstruktion , ARgumentieren usw.

Hat jemand Tipps wo man diese Kategorisierung oder mehr Infos dazu finden kann ?
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michael_m
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von michael_m »

Sagt mir unter den Stichwörtern nichts direkt.

Bei Gedankenzwängen wird oft der Gedankenstopp empfohlen (z. B. Stoppschild bildlich vorstellen). Oder aber, dass man sich auf die Atmung oder generell den Körper konzentriert. Bzw. generell Achtsamkeit übt. Oder sich vorstellt, wie die Gedanken z. B. als Blätter im Fluss wegschwimmen oder als Ballon in den Himmel aufsteigen. Teilweise - je nach Zwangsinhalt - auch das Zu-Ende-Denken der Zwangskette.
Termicas
Beiträge: 56
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von Termicas »

Danke für deine Nachricht.
Diese Methoden klappen bei mir leider gar nicht :(
Das einzige was manchmal klappt ist es die zugrunde liegende Unsicherheitzu akzeptieren.
Beispiel Zwanghafters abspielen und Rekonstruieren von Gesprächen=> Akzeptieren das ich in einem Gespräch etwas gesagt haben könnte was jemand falsch aufgenommen hat. Akzeptieren dass es ok ist nicht immer unter Kontrolle zu haben wie es dem anderen damit geht.

Aber bei manchen Dingen ist mein Kontroll bzw. Sicherheitsbedürfniss so groß dass ich das einfach nicht akzeptieren kann :_/
Oft Beruhige ich mich damit dass es eben einfach „nur“ aufdringliche Gedanken sind und denke darüber nach. Aber dann wird das irgendwann zur gedanklichen Zwangshandlung :-(
welltemperedmind
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von welltemperedmind »

Hi Termicas,

hier ist Martin vom OCD Land-Podcast. Eine gute Übersicht zu mentalen Zwangshandlungen findest hier: https://s3.amazonaws.com/kajabi-storefr ... lsions.pdf

Ich glaube, die Liste stammt von Kimberly Quinlan, die den Podcast "My Anxiety Toolkit" hostet.

Zum Gedankenstopp:
Nach klinischer Erfahrung ist diese Wirkung dieser Methode bei Zwangsstörungen nicht effektiv, besteht doch eine zu große Nähe zum dysfunktionalen Unterdrücken von Gedanken. Durch das Stopp-Signal erhält der Gedanke zudem weiterhin eine besondere Bedeutung (Reinecker, 2009), die man ja gerade im Rahmen der Therapie reduzieren möchte.

In Übereinstimmung mit der klinischen Erfahrung gibt es auch in der Literatur keinerlei Wirksamkeitsnachweise für den Einsatz von Gedankenstopp bei Zwangserkrankungen (Külz et al., 2010a).
Quelle: Therapie-Tools Zwangsstörungen von Dr. Susanne Fricke

Viele Grüße
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SHG
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STOPP und podcast

Beitrag von SHG »

Hi!
Bzgl. Gedanken-Stopp-Methode finde ich das interessante Anregungen. Ich persönlich kann damit auch eher weniger anfangen. Allerdings wird sie in dem Buch zum metakognitiven Training „Erfolgreich gegen Zwangsstörungen“ von S. Moritz als Möglichkeit beschrieben um aus dem Gedankenkreisen rauszukommen- allerdings schon auch mit der Anmerkung, dass es nicht für jede/n geeignet ist. Das in dem Kapitel beschriebene Bild vom „Anstupsen einer hängen gebliebenen Schallplatte damit die Musik wieder weiterläuft“ gefällt mir dabei auch gut - aber wer weiß, ob heutzutage diese Problematik mit Schallplatten noch so viele überhaupt kennen.

Übrigens habe ich gester die erste 1/2 Stunde von deinem neuen Podcast angehört - so wie ich jetzt die meisten neuen Folgen höre - und ich finde es echt klasse, wie du das machst. - Du sprichst auch an man möge es mit Sternen bewerten, allerdings finde ich in der App keine Möglichkeit dazu.

Ich kenne allerdings dieses auf Holz Klopfen Ritual anders - bei uns ist es üblich, wenn man sagt dass es einem oder jemand anderen gut geht, dann muss man Klopfen, damit sich daran nichts ändert. Die skurrile Geschichte, die er erzählt hat mir dem Loch im Radweg fand ich unterhaltsam. - vielleicht sollten wir hier auch solche Geschichten austauschen - womit man sich damals echt fertig gemacht hat und im Nachhinein kann man sich darüber vor allem wundern, wie übertrieben man sich gesorgt hat. Vielleicht gelingt es einem durch solche Reflexion auch das momentane „Mega-Problem“ zu relativieren.
Ich persönlich kann solche Sorgen, dass jemand zu Schaden kommen könnte, wenn auch nur ein geringes Risiko besteht recht gut nachvollziehen. Das ganze „magische“ so gut wie gar nicht - mich wundert es auch ein wenig, dass man beides haben kann - aber so ist es öfter, dass man das eine total und das andere was bezwängest wird wieder überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Nur aus Neugierde frage ich mich, ob es einen Grund gibt, dass du deine Aktivitäten gegen Zwänge relativ unabhängig von der DGZ machst. Mir fielen gerade Antonia Peters oder Anne Külz auch als interessante Gesprächspartner ein. Interessant wären vielleicht auch mal etwas unbekanntere Therapierichtungen wie humanistische Therapie Ansätze. Bei dir geht es meist etwas mehr um Zwangsgedanken und weniger um Zwangshandlungen - mich würden letztere etwas mehr interessieren.

Nochmals vielen Dank für dein Engagement und Glückwunsch zu deinem Talent dich öffentlich so hervorragend austauschen zu können.
downtherabbithole
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Re: STOPP und podcast

Beitrag von downtherabbithole »

SHG hat geschrieben: Sa 17. Dez 2022, 06:58
Ich persönlich kann solche Sorgen, dass jemand zu Schaden kommen könnte, wenn auch nur ein geringes Risiko besteht recht gut nachvollziehen. Das ganze „magische“ so gut wie gar nicht - mich wundert es auch ein wenig, dass man beides haben kann - aber so ist es öfter, dass man das eine total und das andere was bezwängest wird wieder überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Was meinst du mit beides haben kann? Also worauf bezieht sich beides?

Ich kann mir übrigens vorstellen, dass magische Zwänge viel damit zu tun haben wie man gelernt hat zu denken und in welchem Umfeld man aufgewachsen ist.
Zumindest kann ich in meiner ganzen Familie magisches Denken erkennen. Dazu ein schlechtes Menschenbild und schon ist der Nährboden für magische Zwänge erstellt. Und wenn man sich mit magischem Denken beschäftigt, dann fällt auch auf, dass ganz viele Menschen magisches Denken anwenden. Nur halt nicht zwangsmäßig und oft auch nur in bestimmten Situationen und gesellschaftsfähiger. Und viele andere Zwänge beinhalten meiner Ansicht nach auch magisches Denken, auch wenn es nicht explizit dieses Zauberei denken ist. Aber in der Art und Weise wie die Möglichkeiten für etwas eingeschätzt werden.
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SHG
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von SHG »

Für mich persönlich ist es so, dass sobald es keine realistische- naturwissenschaftlich oder durch sonstige vernünftig erfassbare Zusammenhänge erklärbare- Gefahr gibt und mich das Versuchen den Schaden zu verhindern belastet, dann lasse ich es sein, also dann zwängle ich da nicht. Holzklopfen ist ein gutes Bsp. - hab ich mal ein Weilchen gemacht- wurde mir aber zu unsinnig u hab ich wieder lassen. Wenn es darum geht kurzfristig Risiken - wenn auch nur äußerst unwahrscheinliche - auszuhalten u nicht dagegen zu tun, dass es auf keinen Fall passiert- da tue ich mir schwerer. Beim einen bedenke ich eine Reale Gefahr u halte das minimale Risiko schwer aus - beim anderen geht es um das Abgewöhnen eines Aberglaubens - und wenn ich dem nicht unbedingt folge - und es passiert was schlimmes - könnte ich mir meine ich schon gut verzeihen
Termicas
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von Termicas »

Das kenne ich nur zu gut. Je wahrscheinlicher etwas ist umso mehr triggert es diese Gedanklichen Rituale.

Vor allem Dinge, die gegen meine Werte sind und bei denen es eine kleine Wahrscheinlichkeit gäbe ich hätte es falsch gemacht können mich verzweifeln lassen.

Da laufen dann viele dinge ungewollt auf Hochtouren. Ich versuche jede einzelne Kleinigkeit in meinem Kopf zu rekonstruieren. Versuche jedes einzelne gesagte Wort durchzugehen. Oft lässt mich auch der Gedanke nicht los dass es einfach "falsch" ist. Dass es nicht so ist wie mein leben sein sollte.
Bekomme es nicht besser formuliert.

Sehr schwierig finde ich die Abgrenzung dieser Zwangshandlung von anderen Problemen. Ich weiß nicht ob das überhaupt wichtig ist, aber es fühlt sich für mich so an als müsste ich das (können). Die Formulierung aus Tyrannen im Kopf ist jedenfalls zu treffen "Belastende sich aufdrängende Gedanken"

Beispiel Beziehungssorgen. Meine Frau hat einen besten Freund und das ist insgesamt ok für mich. aber es passiert das bestimmte dinge mich urplötzlich ungewollt in diese Kreise zwängen. Dann geht es um dinge die Monate her sind und ich versuche dann alles zu rekonstruieren was wird seit dem darüber gesprochen haben, jeden Tonfall nach zu hören wie er war, jedes Wort abzuspielen, zu überlegen was ich gesagt hatte usw...
.Dann bauen sich Sorgen bis hin zu totalen Lebens und Beziehung Chaos aus , bis ich dann anfange mich damit zu beruhigen dass es doch die ganz zeit ok war und suche immer wieder punkte aus der Vergangenheit die dafür sprechen dass doch alles ok ist.
Bei alle dem ist aber nicht die Sorge dass sie mir fremdging, da bin ich mir sicher das sie das nicht tat. Es ist die Sorge was passieren wird egal mit oder ihm und wo wir dann enden.

Das ganze klingt leider ganz schön schräg wenn ich es so lese :-(
downtherabbithole
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von downtherabbithole »

Termicas hat geschrieben: Mi 21. Dez 2022, 19:45 Das kenne ich nur zu gut. Je wahrscheinlicher etwas ist umso mehr triggert es diese Gedanklichen Rituale.

Vor allem Dinge, die gegen meine Werte sind und bei denen es eine kleine Wahrscheinlichkeit gäbe ich hätte es falsch gemacht können mich verzweifeln lassen.

Da laufen dann viele dinge ungewollt auf Hochtouren. Ich versuche jede einzelne Kleinigkeit in meinem Kopf zu rekonstruieren. Versuche jedes einzelne gesagte Wort durchzugehen. Oft lässt mich auch der Gedanke nicht los dass es einfach "falsch" ist. Dass es nicht so ist wie mein leben sein sollte.
Bekomme es nicht besser formuliert.

Sehr schwierig finde ich die Abgrenzung dieser Zwangshandlung von anderen Problemen. Ich weiß nicht ob das überhaupt wichtig ist, aber es fühlt sich für mich so an als müsste ich das (können). Die Formulierung aus Tyrannen im Kopf ist jedenfalls zu treffen "Belastende sich aufdrängende Gedanken"

Beispiel Beziehungssorgen. Meine Frau hat einen besten Freund und das ist insgesamt ok für mich. aber es passiert das bestimmte dinge mich urplötzlich ungewollt in diese Kreise zwängen. Dann geht es um dinge die Monate her sind und ich versuche dann alles zu rekonstruieren was wird seit dem darüber gesprochen haben, jeden Tonfall nach zu hören wie er war, jedes Wort abzuspielen, zu überlegen was ich gesagt hatte usw...
.Dann bauen sich Sorgen bis hin zu totalen Lebens und Beziehung Chaos aus , bis ich dann anfange mich damit zu beruhigen dass es doch die ganz zeit ok war und suche immer wieder punkte aus der Vergangenheit die dafür sprechen dass doch alles ok ist.
Bei alle dem ist aber nicht die Sorge dass sie mir fremdging, da bin ich mir sicher das sie das nicht tat. Es ist die Sorge was passieren wird egal mit oder ihm und wo wir dann enden.

Das ganze klingt leider ganz schön schräg wenn ich es so lese :-(
Ich frage mich bei dieser Form der Beziehungszwänge ob es helfen würde, wenn du lernst mehr mit dem Thema Verlustangst umzugehen. Und Vertrauen in den Partner. Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass dich das stärken könnte wenn du wüsstest im Zweifel könntest du damit umgehen un damit im Hintrgrund lässt es sich vielleicht einfacher lernen, die Zwänge loszulassen. Das kann ja schon auch ein Problem bei uns Zwangspatienten sein, je nachdem um welche Themen es sich handelt, dass wir Angst haben, dann nicht damit umgehen zu können.

Zu deiner Aussage oben, meine Therapeutin meinte die Tage, dass wir Zangshandlungen zwar in eine Schublade stecken, aber das heißt nicht, dass wenn man an einer Schraube dreht es an einer anderen Stelle auch besser wird (bei mir war es das Thema Selbstwert und Anhänglichkeit bei zwischenmenschlichen Beziehungen). Heißt natürlich nicht, dass die Zwangsgedanken dann einfach aufhören, man hat die sich ja antrainiert. Aber bei mir ist es zB. wenn ich mich abgrenze habe ich das Gefühl ich gewinne Kontrolle zurück und fühle mich viel stärker und denke dann ich kirege das Thema Zwänge besser gebacken und bin viel motivierter. Und allein das kann ja schon helfen, das Zwangsthema stärker anzugehen.
Vielleicht ist es also gar nicht so 100% wichtig die Zwänge von anderen Problemen abzugrenzen und das ist eher so ein Zwangsthema, dass man versucht 150% perfekt die Unterscheidung einzuhalten? Natürlich macht eine Unterscheidung Sinn um besser damit arbeiten zu können, aber man muss es auch nicht immer hinbekommen.
Termicas
Beiträge: 56
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Re: Gedankliche Zwangshandlungen

Beitrag von Termicas »

Danke das stimmt wohl.

Die Überlegung mit dem Einordnen ist spannend. Ich hab in der Tat das Gefühl das sehr genau tun zu müssen. Habe auch schon Listen aufgestellt um das besser zu können…
Vielleicht auch weil die allermeisten Zwänge und aufdringliche Gedanken bei mir rein Gedankliche Rituale auslösen.

Es gibt Kontrollzwänge die mich treffen. Wenn ich als letzter Aus der Wohnung gehe ist es schlimm mit der Tür, der Heizung, den Fenstern.
Ganz Ganz wenn ich für ein paar Tage wegfahre.
Aber ich habe weder Wasch, Ordnungs noch Symmetrie zwänge.

Manchmal Frage ich mich ob ich denn wirklich Zwänge hab oder ob mein Kopf nicht generell kaputt ist, das erzeugt dann so eine Angst, dass ich stunden damit verbringe das zu analysieren und listen zu führen und dann versuche objektiv abzugleichen…
Ja ich weiß das alleine klingt schon zwanghaft ..

Generell finde ich die Unterscheidung wichtig weil es mich beruhigt. Wenn ich weiß dass es Zwänge sind dann „darf“ ich sie aushalten aber wenn nicht dann muss ich was tun. Und deswegen wäge ich gerade bei so BEziehungsgedanken oft stundenlang ab , rekonstruiere Gespräche, versuche jede Betonung nachzuholen und nach zu fühlen und versuche rauszufinden, welches Scenario wie wahrscheinlich ist und hole mich oft Rückversicherungen.
Alles oft ohne ads etwas passiert ist, einfach weil ein Gedanke in den Kopf schoss….
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