Akzeptanz der eigenen Erkrankung

PetraPetra
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Re: Akzeptanz der eigenen Erkrankung

Beitrag von PetraPetra »

Die Frage nach der Akzeptanz der Zwangserkrankung hat mich zum Nachdenken angeregt.

Ich akzeptiere/oder besser gesagt, ich benenne meine Art des Zwanges erst seit knapp einem Jahr als Erkrankung.

Mir geht es da wie Billy28, ich verspüre einen großen Wunsch, mein anderes, ein gesundes Leben zu führen. Und die Aussage von Billy28 und die der Statistiken (das dieser Wunsch NIE in Erfüllung geht) machen mir Angst und machen mich wütend (wütend auf mich, weil ich es zugelassen habe dass er sich schleichend bei mir eingenistet hat). Mir fällt es auch extrem schwer, zu akzeptieren, dass die Zwänge nun mein Lebenslang mein Begleiter sein werden. Und etwas Positives in dieser Art der Erkrankung kann ich rein Garnichts sehen.

Ich beschäftige mich ja, wie gesagt, erst seit kurzem mit dem Thema. Wenn ich dann lese, dass der Verlauf oft langfristig ist, noch nicht wissenschaftlich erwiesen ist und dass es keine Behandlung gibt, die evtl. zu Heilung führt, macht mich das traurig.

Dann kriecht wieder Hoffnung in mir auf, wenn ich lese, dass man erreichen kann, symptomfrei zu werden.

Also wie ihr herauslesen könnt, kann ich meine "anscheinende Erkrankung" noch nicht wirklich akzeptieren.

Ich habe/hatte immer die Hoffnung, dass ich es evtl. in der Hand habe um es auch wieder loszuwerden.

Aber fängt Akzeptanz nicht auch schon damit an, dass ich mich damit bewusst auseinandersetzte, es an/ausspreche, dass ich an dieser Erkrankung leide ???
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SHG
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Re: Akzeptanz der eigenen Erkrankung

Beitrag von SHG »

Ich finde auch „Anerkennung“ den besseren Ausdruck, da mir Akzeptanz zu sehr nach unabänderlicher Hinnahme klingt obwohl das im therapeutischen Kontext natürlich nicht damit gemeint ist. Diese Anerkennung - also das, wie es im Moment nun mal ist ohne zu viel bewerten, Wahrzunehmen - scheint ja sogar die Voraussetzung für Veränderung zu sein.

Wenn du dir schwer damit tust, könnte es dir helfen, mal mit etwas humanistischeren Therapierichtungen auseinanderzusetzen (z.B. Gesprächspsychotherapie von Carl Rogers oder Logotherapie von Viktor Frankl) bzw. wenn es bissi moderner sein sollte ACT (Akzeptanz und Commitment-Therapie) eine Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie - die ja einerseits dieses Annehmen beinhaltet und eben auch das Hinarbeiten hin zu dem was man will, einem was wert ist..

Vielleicht hilft es dir auch, wenn du es weniger so siehst: Jetzt habe ich die Diagnose und werde nie wieder gesund .., sondern eher: Es ist gut, dass ich jetzt weiß was ich habe und damit die Möglichkeit in Richtung gesunderes sein zu arbeiten - wenn man schon noch länger dahin-gelitten hat ohne entsprechende dagegenzuwirken dauert es wsl. Länger, bis es auch wieder gut ist. Allerdings sollte man sich auch nicht zu sehr damit stressen, dass alles gleich wieder gut sein muss - auch heilsamen Bedingungen können gut wirken.
PetraPetra
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Re: Akzeptanz der eigenen Erkrankung

Beitrag von PetraPetra »

Danke DHG
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SHG
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Lesen/Listen/ACT

Beitrag von SHG »

Bei der letzten Online SHG sind wir - ganz ungezwungen ;) - ein wenig vom Thema abgekommen und haben auch über ACT geredet. Ich habe mir inzwischen ein Buch (leider nur englischsprachig verfügbar) zugelegt, allerdings bisher nur die Einleitung gelesen, die mir ganz gut gefällt:

The ACT Workbook for OCD: Mindfulness, Acceptance, and Exposure Skills to Live Well with Obsessive-Compulsive Dissorder von Marisa Mazza

Wenn es deutschsprachig sein sollte wäre mir "Dem inneren Drachen mit Achtsamkeit begegnen: Selbsthilfe bei Zwängen" von Anne Külz eingefallen
Außerdem: In „Zwangsstörung: Grundlagen - Formen - Interventionen“ von Charles Benoy wird in Kapitel 18.2 die ACT vorgestellt.

Ein Zitat aus dem ersteren, weil es bei der morgigen Online SHG um Arbeit/Beruf geht:
"The most important job in life is to take care of yourself. It is through taking care of yourself that you will be able to show up for the other people and things that matter to you."

Im übrigen möchte ich auch diejenigen, die momentan vor allem mit Hausarbeit/Kindererziehung beschäftigt sind, ermutigen ihre Erfahrungen mitzuteilen, da dies auch eine ganz besonders fordernde Aufgabe sein kann wenn man noch dazu mit Zwängen "kämpft".

Ich bin heute wieder mal etwas früher aufgewacht und nach etwas >1 Stunde Grübeln (war mir nicht allzu unangenehm und mein Gehirn hat es auch etwas gebraucht) habe ich beschlossen hier etwas zu schreiben und dazu hat mich auch bewegt, was in der OCD-Land Folge übers Grübeln ("Dr. Karina Wahl: Ist Grübeln eine Zwangshandlung?") gesagt wurde. Also vielleicht lohnt es sich auch für diejenigen, die sich morgens mit dem in die Gänge kommen schwer tun, da mal rein zu hören. Sehe gerade, dass es dort eine neue Sendung mit B. Ciupka-Schön gibt....
Termicas
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Re: Akzeptanz der eigenen Erkrankung

Beitrag von Termicas »

Danke für den Input werde mir deine Links mal ansehen.

Wo ist denn diese online SHG? Das klingt spannend.

>>Im übrigen möchte ich auch diejenigen, die momentan vor allem mit Hausarbeit/Kindererziehung beschäftigt sind, ermutigen ihre Erfahrungen mitzuteilen, da dies auch eine ganz besonders fordernde Aufgabe sein kann wenn man noch dazu mit Zwängen "kämpft".<<
Kann ich nur bestätigen. Das schlimme ist das meine Zwänge manchmal meine Kinder in dem Beschneiden was ihnen zu steht. Wir spielen ein Brettspiel und eine Sorge mit einer sehr negativen Assoziation kommt und ich fange an zu grübeln und versuche alle ausgleichenden Handlungen wie Googlen, oder Rückversicherungen bei anderen einzuholen hinten anzustellen aber oft bin ich dabei abgelenkt, auch weil im Kopf dann viele Rituale ablaufen. Von außen betrachtet bin ich dann plötzlich nicht mehr gut gelaunt.

Das tut mir für die Kinder dann immer sehr leid. Vorallem weil ich mich auf diese Zeit immer sehr freue und ich dann so wütend werde dass mir das dann nicht gelingen mag es zu genießen.
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michael_m
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Re: Akzeptanz der eigenen Erkrankung

Beitrag von michael_m »

Termicas hat geschrieben: Mi 15. Feb 2023, 09:10 Wo ist denn diese online SHG? Das klingt spannend.
Die Online-SHG findet einmal im Monat über Zoom statt. Antonia schreibt dazu ca. 7 Tage davor einen Beitrag unter Ankündigungen (viewforum.php?f=7).

Der nächste Termin ist am Mo., 20. März 2023 um 18 - 20 Uhr geplant. Thema soll dann "Beziehungen" sein.
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