Zwang gegenüber Familie

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Julia
Beiträge: 2
Registriert: Di 18. Jul 2023, 18:08

Zwang gegenüber Familie

Beitrag von Julia »

Hey,

ich bin neu hier und ich weiß nicht so recht was ich hier suche. Wahrscheinlich hoffe ich auf irgendjemanden, der die gleiche seltsame Art Zwangserkrankung hat wie ich.

Ich habe eine Art Waschzwang. Bei mir ist es aber nicht die Angst vor Bakterien und Krankheiten. Ich schüttele Fremden die Hand und fahre mit der Bahn in die Stadt. Das nur kurz dazu.

Mein Zwang beschränkt sich NUR auf meine Familie. Meinen Vater und meine Großmutter. Mein Partner und meine Freunde und alle anderen, auch Fremde stellen kein Problem dar. Aus vorherigen Therapien weiß ich, der Grund für meine Zwangserkrankung könnte meine Mutter sein. Sie lebt nicht mehr.

Mit 12/13 fing es an. Heute bin ich Anfang 30. Long story short: Ich vermeide körperlichen Kontakt mit Vater und Großmutter. Wenn es unvermeidlich ist, muss ich im Anschluss duschen, bis dahin Hände waschen und später alle Klamotten waschen. Ich bin diesen Situationen nicht mehr täglich ausgesetzt, aber natürlich tut es mir im Herzen weh, nicht körperlich zu meiner Familie sein zu können.

Bevor ich zu sehr ins Detail gehe, geht es jemanden ähnlich??

Lieber Gruß J.
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Zwang gegenüber Familie

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo Julia,

ja mein Waschzwang fing bei meinen Eltern an und hat sich jetzt auf meine komplette Familie, alte Freunde und Bekannte sowie neue Bekannte ausgeweitet. Also eigentlich auf alle anderen Leute, außer ganz neue, das steht aber damit in Zusammenhang, dass die Kontaminationsmöglichkeiten so ausgeweitet sind, dass es quasi unmöglich ist sich nicht zu "infizieren".

Du bist damit nicht alleine. Ich habe sogar mal eine ganze Podcastfolge zu dem Thema gehört, ich weiß leider nicht mehr wo.

Bei mir hat das ganze wahrscheinlich mit dem Thema Abgrenzung zu tun. Deswegen ist es für mich ein bisschen nicht so schlimm, wenn ich durch den Zwang nicht so gut Kontakt zu meinen Eltern haben kann, es ist einfach nur anstrengend und ja auch keine gute Lösung. Schlimm ist es für mich aber, dass ich deswegen seit 3 1/2 Jahren meinen Bruder nicht getroffen habe, sowie meine Nichte und meine Freunde.
Julia
Beiträge: 2
Registriert: Di 18. Jul 2023, 18:08

Re: Zwang gegenüber Familie

Beitrag von Julia »

Hallo Rabbit,

Danke für deine Rückmeldung! Bei mir hat es auch mit dem Thema Abgrenzung zu tun. Eine zu behütete und angstgeprägte Erziehung. Ich musste mich also frei machen. Also habe ich mich mit diesem Zwang versucht abzugrenzen.

Hast du schon Therapien hinter dir? Hat dir irgendwas schon geholfen? Ich versuche grade einen neuen Therapieplatz zu finden. Aber ehrlich gesagt, habe ich wenig Hoffnung. Bisher hat mir in dieser Sache nichts geholfen.

Lg Julia
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Zwang gegenüber Familie

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo,

ja ich habe einen ziemlichen Marathon an Therapie hinter mir.
Am besten hilft mir Verhaltenstherapie mit Exposition aber zugrunde liegend war es für mich wichtig herauszufinden, was eigentlich das Kernproblem ist.
Dadurch dass ich die Zwänge schon seit 28 Jahren habe, sind die Verhaltensweisen enorm antrainiert und ich habe so stark ausgeprägte Zwangssysteme, dass es nicht einfach ist vorwärts zu kommen. Trotzdem geht es mir seitdem ich in der Klinik war deutlich besser, ich habe den Eindruck, dass das intensive Üben und damit auseinandersetzen bei mir mehr geholfen hat. Ich muss allerdings weiter üben und das ist oft auch ein Problem der Motivation.

Ich bin auch überbehütet und von meiner Mutter sehr ängstlich erzogen worden.
Mein Vater dagegen das krasse Gegenteil und wenig Verständnis für irgendwas.
Außerdem habe ich ziemlich viele Gefühle ständig unterdrücken müssen, weil sie nicht erlaubt waren (zB. Wut).
mor00
Beiträge: 1
Registriert: Mo 5. Jun 2023, 20:05

Re: Zwang gegenüber Familie

Beitrag von mor00 »

Hi,

ich kenne diese Form von Zwängen auch. Du bist damit also nicht allein. Mir hat damals geholfen, einzusehen, dass Familienmitglieder rational gesehen nicht "dreckiger" sind als andere Personen.

LG

Julia hat geschrieben: Di 18. Jul 2023, 19:09 Hey,

ich bin neu hier und ich weiß nicht so recht was ich hier suche. Wahrscheinlich hoffe ich auf irgendjemanden, der die gleiche seltsame Art Zwangserkrankung hat wie ich.

Ich habe eine Art Waschzwang. Bei mir ist es aber nicht die Angst vor Bakterien und Krankheiten. Ich schüttele Fremden die Hand und fahre mit der Bahn in die Stadt. Das nur kurz dazu.

Mein Zwang beschränkt sich NUR auf meine Familie. Meinen Vater und meine Großmutter. Mein Partner und meine Freunde und alle anderen, auch Fremde stellen kein Problem dar. Aus vorherigen Therapien weiß ich, der Grund für meine Zwangserkrankung könnte meine Mutter sein. Sie lebt nicht mehr.

Mit 12/13 fing es an. Heute bin ich Anfang 30. Long story short: Ich vermeide körperlichen Kontakt mit Vater und Großmutter. Wenn es unvermeidlich ist, muss ich im Anschluss duschen, bis dahin Hände waschen und später alle Klamotten waschen. Ich bin diesen Situationen nicht mehr täglich ausgesetzt, aber natürlich tut es mir im Herzen weh, nicht körperlich zu meiner Familie sein zu können.

Bevor ich zu sehr ins Detail gehe, geht es jemanden ähnlich??

Lieber Gruß J.
Zuletzt geändert von mor00 am Fr 4. Aug 2023, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
Zwänglerin1991
Beiträge: 1
Registriert: Mi 18. Okt 2023, 11:20

Re: Zwang gegenüber Familie

Beitrag von Zwänglerin1991 »

Ich kenne das genauso. Bei mir hat das mit meinem Vater angefangen und nun ist es größtenteils nur noch bei meiner Mutter. Ich wollte eigentlich immer ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter bewahren und da es meine Mutter ist auch nie etwas schlechtes über oder zu ihr sagen. Das war Auch immer so ein Kampf in mir drin, denn ich hätte als Mutter so viel mehr für mein Kind und für das Wohlbefinden meines Kindes gekämpft und nicht nur das. Auch Rückhalt und Nähe und Geborgenheit habe ich vermisst. Für mich ist es wichtig, dass ich es mittlerweile aussprechen kann was meiner Meinung nach nicht richtig lief und läuft. Was ich aber auch denke was bei mir ein wichtiges Merkmal ist, warum ich bei Ihr solche Zwänge habe ist, damit ich mich selber eher von ihr fernhalten, weil ich eigentlich weiß, dass mir der Kontakt nicht gut tut. Durch die vielen Zwänge habe ich nach jedem Treffen einen tage- wenn nicht sogar wochenlangen Aufwand gehabt verbunden mit etlichen Tränenausbrüchen....
Auch Dinge, die mit Dingen in Berührung kamen, die sie in der Hand hatte, muss ich waschen. Ich schmeiße dadurch sehr viele Dinge weg und kaufe sie mir neu und fühle mich dadurch auch in meiner Wohnung nie richtig wohl. Ich weiß, dass das auch eigentlich nicht der richtige Weg ist, sondern das Flooding. Bei allen anderen Zwängen habe ich das auch gemacht und das waren auch nicht die nicht so schlimmen Zwänge oder so etwas, aber bei dem einen Thema will ich das einfach nicht. Vielleicht braucht es einfach noch Zeit, bis ich meine eigentliche Meinung da genug gefestigt habe.
... In ihren Augen war früher alles gut und wenn sie diesbezüglich Mal etwas anderes einräumt war sie höchstens ein Opfer, sieht sich aber nie als Mutter, die in der Verantwortung gestanden wäre, etwas an der Situation zu ändern. Das macht mich total wütend und verletzt mich auch. Auf der anderen Seite war jedoch immer dieses typische Bedürfnis nach Nähe von der Mutter, die ich aber so eh nie bekommen habe, wie ich es mir erhofft hatte. Jetzt sitz ich hier und Frage mich, wie viel ich noch von meiner Lebensenergie verschwenden soll wegen ihr oder wie viel es noch braucht, damit ich nicht wieder so dumm bin und mir etwas erhoffe, nur um dann wieder völlig verletzt und enttäuscht zu sein.
Was mir bei den anderen Dingen auf jeden Fall super weitergeholfen hat ist die Klinik in Windach. Vielleicht soll man nicht direkt eine Klinik nennen aber das war einfach die beste. Gedankenzwänge (ich meine nicht die Zwangsgedanken), Kontrollzwänge, Wiederholzwänge, ... habe ich größtenteils dadurch ablegen können. Sie sind nicht weg aber eben um so vieles besser und entgegensatz zu vorher könnte man sagen fast weg.
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