"Brillenzwang"

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annika.
Beiträge: 1
Registriert: Mi 19. Jun 2024, 09:47

"Brillenzwang"

Beitrag von annika. »

Hallo miteinander!

Ich bin neu hier, daher kurz zu meiner Person: Ich bin 23 Jahre alt, weiblich und zur Zeit Studentin. Mit der Zwangsstörung lebe ich seit meiner Grundschulzeit, meistens komme ich gut mit ihr klar und kann meine Zwangsgedanken und -handlungen unterdrücken bzw. auf ein Minimum reduzieren. Habe auch bereits vor ein paar Jahren eine längere Therapie gemacht, die mir sehr geholfen hat. Leider gibt es immer mal wieder seltene Phasen in denen plötzlich der Zwang überhand nimmt und begleitet wird von depressiven Stimmungen und Angstzuständen. Und leider bin ich gerade wieder in so einem Loch, wo mich ein bestimmtes Zwangsthema nicht mehr loslässt und mir mein Leben dezent zur Hölle macht :roll:

Mein neuester Zwang, der mich seit ein paar Wochen auf Schritt und Tritt begleitet, ist meine Brille und wie sie sitzt. Ich bin noch nicht lange "Vollzeit"Brillenträgerin, sondern hab vorher auch einige Stunden am Tag Kontaktlinsen tragen können, aber leider vertragen meine Augen keine Linsen mehr. Ich bin also vor ein paar Wochen beim Optiker gewesen, um meine Brille richtig einstellen zu lassen. Und seitdem lässt mich diese stetige Grübelei nicht mehr los, dass meine Brille entweder drückt oder rutscht oder an der Nase schlecht sitzt etc. Ich war seitdem noch einige Male beim Optiker und natürlich gibt es danach immer die kurzen Momente der Erleichterung nur damit es danach gefühlt noch schlimmer wieder losgeht mit dem Grübeln. Es kommt mir wie der lächerlichste Zwang vor, aber trotzdem legt er seit ein paar Wochen mein Leben lahm. Ich möchte morgens nicht mehr aufstehen, die beste Zeit für mich ist Nachts wenn ich schlafe, aber mittlerweile verfolgt mich das Thema sogar in meinen Träumen. Wenn ich dann doch aufstehe, bin ich den ganzen Tag von der Grübelei und Angstgefühlen geplagt.

Es ist dann so schlimm geworden, dass ich jetzt seit drei Wochen wieder bei meinen Eltern wohne und bei meinen Nebenjobs krankgeschrieben bin. Eigentlich wohne ich mit meinem Freund zusammen ca. 500km von meinen Eltern entfernt, aber ich habe es nicht ausgehalten, in unserer Wohnung den ganzen Tag alleine zu sein, während mein Freund bei der Arbeit ist. Ich schäme mich sehr, dass mich so eine Kleinigkeit so ausknockt und gleichzeitig habe ich Schuldgefühle gegenüber meinem Freund, meinen Eltern und meinem Arbeitgeber.
Ich hab auch wieder mit Opipramol zur Beruhigung angefangen, was ich vor ein paar Jahren schonmal genommen hatte und ich hab schon das Gefühl, dass es zumindest etwas hilft. Glücklicherweise hatte ich jetzt schon zwei Gesprächstermine in einer Institutsambulanz, was mir zumindest kurzzeitig geholfen hat. Die Psychiaterin hat mir zusätzlich noch Sertralin aufgeschrieben, aber meine Angst vor Nebenwirkungen hat mich bisher davon abgehalten damit anzufangen.

Ich würde mich sehr über Austausch, Meinungen, Tipps etc. freuen. Vor allem würde mich interessieren, ob vielleicht jemand schonmal mit dem gleichen oder einem ähnlichen Zwang zu tun hatte, da es mir doch ein eher seltener Zwang zu sein scheint und es mich beruhigen würde zu wissen, dass ich nicht alleine bin.

Danke schonmal! :-)
Hajira
Beiträge: 4
Registriert: Mi 5. Jul 2023, 00:35

Re: "Brillenzwang"

Beitrag von Hajira »

Hallo Annika,

erst einmal möchte ich dir sagen, dass du dich für deine jetzige Situation nicht schämen musst. Ganz im Gegenteil!
Es zeigt stärker, dass du dir Hilfe suchst.

Dein Zwang ist ganz und gar nicht lächerlich, denn sobald dich etwas so unglaublich plagt, dass es dein Leben aufs Minimum reduziert, ist es keine Lächerlichkeit mehr.

Du hast geschrieben, dass du ständig am grübeln darüber bist, ob die Brille richtig sitzt, irgendwo drückt oder verrutscht. Wie sehen dahingehend deine Zwangshandlungen aus oder bleibt es bei den Zwangsgedanken, die alleine ja schon erdrückend sind?

Schenkt es dir etwas Linderung, dass du aktuell bei deinen Eltern bist?

Fühl dich bitte nicht alleine. 🫶
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