Waschzwang - Anderen Menschen Schaden zufügen

[Stefan]

Hallo zusammen,

ich habe einen leichten Waschzwang.

Eine meiner Ängste ist folgende:
Ich habe Angst anderen Menschen über Spuren/Reste von Waschmittel auf Oberflächen Schaden zuzufügen.
Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Haben so geringe Mengen von Waschmittel überhaupt eine Auswirkung im Körper?
Sind meine Sorgen hier unbegründet?
Gibt es hierzu guten Gedanken?

Vielen Dank im Vorraus!

[El_Loco]

Waschmittel sind doch ungefährlich und bekämpfen doch Bakterien?

[michael_m]

Hallo Stefan,

das ist quasi ein "Klassiker" unter den Zwängen. Also die Angst, andere mit Putzmittel, Waschmittel etc. zu gefährden.

Haben so geringe Mengen von Waschmittel überhaupt eine Auswirkung im Körper?
Sind meine Sorgen hier unbegründet?
Gibt es hierzu guten Gedanken?

Höchstwahrscheinlich passiert da gar nichts. Und ja, deine Sorgen dürften wohl unbegründet sein.
Aber leider wie so oft beim Zwang: Eine 100 %ige Wahrscheinlichkeit gibt es auch hier nicht.

Das Leben birgt aber immer Risiken. Viele davon gehen wir dabei auch tagtäglich unbewusst ein: z. B. Auto fahren oder generell die Wohnung zu verlassen - wobei da aber ja auch in der Wohnung was passieren könnte. Insofern hat man auch hier nie eine absolute Sicherheit.

Ich denke, im Kern müssen wir lernen, die Unsicherheiten einzugehen und uns auch zugestehen, dass wir evtl. mal Fehler machen, uns was passieren kann und/oder wir anderen Schaden zufügen.

[Joq]

...
Ich habe Angst anderen Menschen über Spuren/Reste von Waschmittel auf Oberflächen Schaden zuzufügen.
Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem....

Könntest du vielleicht einige Details schildern?
Wie würde den so eine Waschmittel-Kontaminationsketten in deiner Vorstellung ablaufen? Welche Oberflächen reinigst du wie, und wie kommen dann immungeschwächte Menschen damit in Kontakt?
Welche Art Waschmittel verwendest du?
Viele Grüße Jo

[Stefan]

Vielen Dank für die Antworten.

Ich teile die Waschmaschine mit anderen Menschen.

Kontaminationskette:
1. Ich berühre die Waschmaschine oder den Boden vor der Waschmaschine. Es kann sein, dass dort Spuren/Reste von Waschmittel sind.
2. Danach berühre ich die Türklinke. (Konfrontationstherapie)
3. Ein anderer Mensch berührt danach die Türklinke.
4. Danach gibt der andere Mensch, z.B. einem immungeschwächten Menschen die Hand.
5. Der immungeschwächte Mensch berührt einen Apfel ohne sich die Hände zu waschen.
6. Nun kann es sein, dass am Apfel minimale Spuren von Waschmittel sind.
7. Der immungeschwächte Mensch isst nun den Apfel.

Ich benutze Vollwaschmittel.

[Jessi]

Hey!

An deinem Beispiel sieht man meines Erachtens sehr gut wie perfide der Zwang sein kann und wie wandlungsfähig er ist.

Zu Beginn deiner Kette hätte ich damit gerechnet, dass nach dem ersten Punkt die Angst vor Bakterien oder allgemein Dreck höher sei als vor Waschmittel, da viele den Boden eher als unrein betrachten.

Ich möchte dich damit jetzt nicht triggern oder auf andere Ideen bringen, doch eventuell dir vor Augen führen, dass der Inhalt deiner Gedanken völlig egal und austauschbar ist. Die Reaktion darauf, dass du Angst bekommst und dich mit den Gedanken beschäftigst als wären sie relevant oder es Wert beachtet zu werden ist das Problem.
Das sind sie nämlich nicht!

LG Jessi

[michael_m]

Ich musste bei deiner Zwangskette auch ans Thema "Überverantwortlichkeit" denken. Die andere Person ist doch selbst verantwortlich für sich, sich davor die Hände zu waschen. Ohne Zwang betrachtet: Du bist doch nicht dafür verantwortlich.

Wie ich neulich in einem anderen Thema schrieb: "Letztendlich, denke ich, muss man lernen, dass man die möglichen Konsequenzen aushalten kann."
Ich kann mir vorstellen, dass dich das Thema "Schuld" viel umtreibt. Klar ist der Gedanke unangenehm, wenn man dafür verantwortlich ist, dass es einem anderen schlecht/schlechter geht. Aber können wir das deshalb auch immer komplett verhindern? Und die Tätigkeiten/Verhinderungen, die wir zwangsmäßig reinstecken, stehen die ansatzweise in einem Verhältnis?

Plakatives Beispiel: Mit jeder Autofahrt könnte ich eine Person anfahren oder gar überfahren (ich kann gar nicht sagen, wie viele Radfahrer ich schon laut meinem Zwang überfahren habe...). Selbst wenn ich mich anstrenge alles richtig zu machen. Keiner wird 100 % immer voll bei der Sache bleiben können (Radio, Gespräch etc.). Wäre es tragisch? Ja! Sollte ich deshalb komplett aufs Autofahren verzichten? Wahrscheinlich eher nicht. Unser Leben besteht immer auch zu einem gewissen Teil aus Risiken. Und da haben wir Zwängler glaube ich ein großes Problem damit.

Aber ich schreibe hier so klug - natürlich weiß ich selber bei mir, wie schwer es ist, gegen den Zwang zu halten. Aber vielleicht hilft dir der Gedankengang etwas.

[El_Loco]

Ich musste bei deiner Zwangskette auch ans Thema "Überverantwortlichkeit" denken. Die andere Person ist doch selbst verantwortlich für sich, sich davor die Hände zu waschen. Ohne Zwang betrachtet: Du bist doch nicht dafür verantwortlich.

Wie ich neulich in einem anderen Thema schrieb: "Letztendlich, denke ich, muss man lernen, dass man die möglichen Konsequenzen aushalten kann."
Ich kann mir vorstellen, dass dich das Thema "Schuld" viel umtreibt. Klar ist der Gedanke unangenehm, wenn man dafür verantwortlich ist, dass es einem anderen schlecht/schlechter geht. Aber können wir das deshalb auch immer komplett verhindern? Und die Tätigkeiten/Verhinderungen, die wir zwangsmäßig reinstecken, stehen die ansatzweise in einem Verhältnis?

Plakatives Beispiel: Mit jeder Autofahrt könnte ich eine Person anfahren oder gar überfahren (ich kann gar nicht sagen, wie viele Radfahrer ich schon laut meinem Zwang überfahren habe...). Selbst wenn ich mich anstrenge alles richtig zu machen. Keiner wird 100 % immer voll bei der Sache bleiben können (Radio, Gespräch etc.). Wäre es tragisch? Ja! Sollte ich deshalb komplett aufs Autofahren verzichten? Wahrscheinlich eher nicht. Unser Leben besteht immer auch zu einem gewissen Teil aus Risiken. Und da haben wir Zwängler glaube ich ein großes Problem damit.

Aber ich schreibe hier so klug - natürlich weiß ich selber bei mir, wie schwer es ist, gegen den Zwang zu halten. Aber vielleicht hilft dir der Gedankengang etwas.

Sehr gut ausformuliert! Danke dafür! Wir müssen uns dieser Gedanken immer wieder bewusst machen!

[Joq]

Hallo Stefan,
ich habe mir mal die Warnhinweise auf der Vollwaschmittel Packung angeschaut und mit denen auf einer Geschirrspülmittel Flasche (zum Spülen per Hand) verglichen. Sehr ähnlich oder gleich.
Es ist klar, das man das Zeug nicht essen bzw trinken sollte aber ich sehe in Spuren keine Gefahr.
Bedenke auch, dass bei jedem "Kettenglied" nur ein Bruchteil weitergegeben wird. Nur ein Bruchteil von dem Waschmittel an deiner Hand kommt an die Klinke, ein Bruchteil von der Klinke an die Hand des Nächsten, usw. Was landet da wohl noch auf dem Apfel?
Ich hab's mal hypothetisch durchgerechnet:
Wenn bei jedem Kettenglied 10% der Menge weitergegeben werden, dann landen auf dem Apfel 0,001% der Menge des Waschmittels, einer relativ harmlosen Substanz, auf der Waschmaschine .
Das mal als sachlich fachliche Betrachtung bei der ich es erstmal belassen möchte ohne auf die Zwangsaspekte einzugehen.
Viele Grüße
Jo


Das mal a

[Stefan]

Vielen Dank für die Antworten!

Sie haben mir etwas geholfen und mich beruhigt!
Und es hilft mir auch über meine Probleme hier schreiben zu können!

Eine andere Angst/Sorge, die ich habe, ist folgende:
1. Ich berühre z.B. irgendwelche Pflanzen oder einfach nur Gras.
2. Danach wasche ich NICHT die Hände.
3. Dann berühre ich eine Oberfläche, z.B. eine Türklinke.
4. Danach berührt ein anderer Mensch die Türklinke.
5. Nun isst der andere Mensch, z.B. einen Apfel (ohne sich die Hände zu waschen)
6. Meine Sorge ist nun, dass ich dem anderen Menschen dadurch Schaden zufügen kann, weil ich z.B. (ohne es zu wissen)
eine giftige Pflanze berührt habe.

Ist das überhaupt möglich, dass ein anderer Mensch dadurch Schaden nimmt?
Gibt es hierzu gute Gedanken?

Vielen Dank im Vorraus!