Kleiner Perspektivwechsel

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Ronny
Beiträge: 4
Registriert: Di 15. Okt 2024, 16:49

Kleiner Perspektivwechsel

Beitrag von Ronny »

Hallo,

ich lerne in letzter Zeit sehr viel über Zwänge und auch Gedanken allgemein und möchte einen kleinen Perspektivwechsel mit euch teilen, der mir sehr geholfen hat. Zwar habe ich trotz Besserung immer noch genug Zwangsgedanken und es ist auch kein neues Bild, aber war ein gewaltiger Aha-Moment für mich:

Man hört oft, sich Gedanken wie Autos auf einer Straße vorzustellen. Man beobachtet sie nur, und lässt sie ziehen. Akzeptiert die Gedanken (und auch Zwangsgedanken).
Da ich das Bild ein bisschen unorganisch fand, habe ich mir lieber einen Fluss vorgestellt. Die ersten paar Tage lang hatte ich einen knallgrünen, ekelhaften Fluss voller Giftmüll im Kopf. Ich dachte meine Aufgabe wäre es, ihn zu klären, ihn sauber zu machen.
Dann bin ich einen Schritt zurückgetreten und hatte auf einmal die Erkenntnis, dass es einfach ein normaler Fluss ist. Da schwimmen Fische und Enten, Boote und Treibholz, ein paar Algen gibt’s auch. Und natürlich treibt ab und zu eine ekelige benutze Bierflasche vorbei oder eine olle Plastiktüte mit Müll. Da ist kein kontaminierter Müllfluss in meinem Kopf; da treiben die schönen neben den hässlichen Sachen, die harmlosen neben den seltenen Fundstücken, und auch die hässlichen Dinge gehören dazu. Nun ja, nun ist die Landschaft in meinem Kopf durch diesen kleinen Switch gleich bedeutend angenehmer geworden.

Vielleicht hilft sich ja jemand mit ähnlichen Bildern :) Ich geh dann mal Enten füttern :wave:
Jessi
Beiträge: 327
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Kleiner Perspektivwechsel

Beitrag von Jessi »

Hey!

Genau dieses Bild hat mir tatsächlich vor einiger Zeit erst super geholfen wieder Anstand zu meinen Zwangsgedanken zu bekommen.
Ich habe mir allerdings einen Fluss vorgestellt, in dem viele Blätter der umliegenden Bäume treiben. Vermutlich aber auch, da ich mir schwer etwas bildlich vorstellen kann, vor allem im Detail. Außerdem sollte es mir im Alltag direkt helfen können.
Somit habe ich mir den Fluss vorgestellt, die Blätter darin treiben sehen und immer wenn ein Zwangsgedanke aufkam habe ich ihn auf ein Blatt gesetzt und ziehen lassen. Ich konnte dabei zuschauen wie das Blatt mit dem Gedanken am Horizont verschwand.
Mein Therapeut erklärte mir mal, ich solle mir die Blätter wie Gedanken vorstellen. Ich muss mir nicht jedes Blatt genau anschauen, ich kann sie auch einfach vorbeiziehen lassen und entscheiden welchem Blatt ich mehr Beachtung schenke und welches ich direkt wieder ins Wasser werfe.
Dieses bildliche Vorbeiziehen hat mir in einem akuten Rückfall der Zwangsgedanken enorm geholfen wieder den Abstand zu ihnen zu gewinnen, sodass ich mir wieder bewusst werden konnte dass es eine Krankheit ist, die sich mir wieder aufdrängen will.

Ich bin gespannt welche metaphorischen Ansätze andere Bettoffene noch haben, ich finde solche positiven Beiträge immer sehr aufbauend. :)

LG Jessi
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