Grübeln ohne Angst – kennt das jemand?

Heinz_Hilbig
Beiträge: 77
Registriert: Di 14. Jan 2025, 11:47

Re: Grübeln ohne Angst – kennt das jemand?

Beitrag von Heinz_Hilbig »

Hallo Lola, vielen Dank für deinen Beitrag.

An P........
P200869 hat geschrieben: Mi 7. Mai 2025, 19:26 Ich habe wirklich kein einziges Ereignis oder sonst was in meinem Leben erlebt, von dem ich sagen würde, es könnte ein Auslöser sein. Ich hatte eine schöne Kindheit, ich hatte eine schöne Jugend, mir ging es immer gut, ich war bis 2019 glücklich und zufrieden, und auf einen Schlag ging es mir der besagten Beziehung los und schleifen zu denken. Der Rest ist ja bekannt. Achtsamkeit versuche ich immer wieder, klappt bei mir leider nicht wirklich und die Langzeitmotivation, es länger als zwei Wochen durchzuziehen, bleibt aus.
3 Gründe, die mir sagen, dass deine Kindheit nicht so schön und gut gewesen sein kann wie du glaubst:

1. Der Umstand, dass du diese gedanklichen Probleme - die ja doch sehr ausgeprägt und gravierend sind - überhaupt entwickelt hast.
2. Dass du dir eine ungesunde Beziehung massiv "schön geredet" hast, statt den gesunden Schritt zu tun und dich zu trennen.
3. Dass du dir selbst ein jegliche Individualität aberkennendes Pseudonym gibst...

Hast du schon von dem Begriff der "Verleugnung" gehört?

"Verleugnung ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, bei dem eine Person unangenehme oder bedrohliche Aspekte der Realität nicht anerkennt oder als nicht existent betrachtet. Dabei handelt es sich nicht um bewusstes Lügen, sondern um eine unbewusste Schutzreaktion des Ichs, um psychischen Schmerz oder Überforderung zu vermeiden.

In der Psychologie, insbesondere in der Psychoanalyse (z. B. nach Freud), gehört Verleugnung zu den sogenannten Ich-Abwehrmechanismen. Das bedeutet, das Bewusstsein schützt sich vor inneren oder äußeren Konflikten, indem es bestimmte Wahrheiten ausblendet oder verzerrt wahrnimmt. Typisch ist dies z. B. bei:

* der Nicht-Anerkennung eines Traumas oder Verlusts,
* der Ablehnung offensichtlicher Probleme (z. B. Sucht, Krankheit),
* der inneren Weigerung, bestimmte Kindheitserlebnisse als belastend zu sehen.

In der Kindheit kann Verleugnung eine besonders wichtige Rolle spielen. Kinder haben noch nicht die kognitiven oder emotionalen Fähigkeiten, um belastende Erlebnisse wie Missbrauch, Vernachlässigung, Gewalt oder emotionale Kälte zu verarbeiten. Um psychisch zu überleben, kann das Kind beginnen, diese Erfahrungen zu:

* verleugnen („Das war gar nicht schlimm“),
* idealisieren („Meine Eltern meinen es nur gut“),
* oder fragmentieren, also innerlich abzuspalten.

Diese Verleugnungsmechanismen können im späteren Leben zu inneren Konflikten, Beziehungsproblemen oder psychischen Störungen führen, wenn sie nicht bearbeitet werden."
. (ChatGPT)

Ich konnte dies selbst schon bei anderen beobachten. Verleugnung kann extreme Formen annehmen und mitunter ein Leben lang bestehen bleiben...

Die Angst ist bei dir ja auch vorhanden. Sie lässt dich die ganze Zeit Grübeln - und damit nicht aufhören. Ich habe allerdings den Eindruck, dass du Schwierigkeiten hast, diese Gefühle deutlich wahr zu nehmen. Das Grübeln dient häufig auch als Ablenkung von unangenehmen Gefühlen.

Und hier noch ein weiterer Begriff:

"Psychischer Missbrauch, auch emotionaler Missbrauch genannt, ist eine Form der Gewalt, bei der eine Person durch Worte, Verhalten oder Manipulation das emotionale Wohlbefinden und die psychische Gesundheit einer anderen Person schädigt. Anders als körperliche Gewalt hinterlässt psychischer Missbrauch keine sichtbaren Spuren, kann aber tiefgreifende seelische Verletzungen verursachen.

Merkmale psychischen Missbrauchs:

* Herabsetzung und Demütigung: Beleidigungen, Spott, Lächerlichmachen oder ständiges Kritisieren.
* Kontrolle und Manipulation: Überwachung, Eifersucht, Isolierung von Familie oder Freunden.
* Gaslighting: Die Realität des Opfers wird infrage gestellt („Du bildest dir das nur ein“, „Das habe ich nie gesagt“).
* Liebesentzug: Zuwendung wird gezielt verweigert, um Macht auszuüben.
* Drohungen: Einschüchterung mit Konsequenzen (z. B. Verlassen, Selbstmordandrohung).
* Schuldzuweisungen: Das Opfer wird für alles verantwortlich gemacht.
* Parentifizierung (vom Kind wird das Verhalten eines Erwachsenen eingefordert, es wird in eine Erwachsenenrolle gedrängt)
* "Silent Treatment" (Stunden oder tagelange Nichtbeachtung - meist zur Abstrafung)
* Überbehütung ("Helikopter-Eltern")

Folgen für Betroffene:

* Geringes Selbstwertgefühl (lässt einen gerne auch in ungesunden Beziehungen verharren)
* Angstzustände, Depressionen
* (komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung ( (k-)PTBS)
* Soziale Isolation
* Schwierigkeiten, gesunde Beziehungen zu führen

Psychischer Missbrauch kann in Partnerschaften, Familien, am Arbeitsplatz oder in freundschaftlichen Beziehungen vorkommen. Er beginnt oft subtil und entwickelt sich über Zeit."


Kommt die hier das eine oder andere bekannt vor ? Lass dir Zeit mit der Antwort !
Lola76
Beiträge: 82
Registriert: Mi 23. Okt 2024, 13:53

Re: Grübeln ohne Angst – kennt das jemand?

Beitrag von Lola76 »

Guten Abend Heinz,

Vielen Dank für deinen Beitrag!
Und dass du Chat GPT gefragt hast, der ist ja besser als jede Therapie :-).
Ich bin auf die Antwort von P. gespannt, ich selbst erkenne davon vieles wieder. Als Kind hat man leider auch nicht die Möglichkeit gehabt diese Erfahrungen entsprechend zu verarbeiten.
Das Wort emotionale Kälte berührt mich auch sehr, ich kann dies neben Angstmacherei in der Kindheit sehr bestätigen und es hat wohl das Grübeln als Schutzmechanismus vor Gefühlen wie Angst erst entstehen lassen.
Es fragt sich nun, wie man als erwachsene Person damit umgeht, da man das Geschehene ja nicht verursacht hat und nicht rückgängig machen kann?

Lass dir ebenfalls mit der Antwort Zeit
Heinz_Hilbig
Beiträge: 77
Registriert: Di 14. Jan 2025, 11:47

Re: Grübeln ohne Angst – kennt das jemand?

Beitrag von Heinz_Hilbig »

Hallo Lola,

oh nein, ich werde heute Abend keinen langen Beitrag mehr verfassen. 😄

Nein, Kinder sind mit solchen Situationen überfordert. Die entwickelt deshalb bestimmte Strategien zu Bewältigung, welche auf Dauer aber dysfunktional sind.
Die Folgen gehen noch über das oben Aufgezählte hinaus.
ChatGPT ist derzeit bei weitem noch nicht vollständig und fehlerfrei. Ich habe das Programm aber in den letzten Tagen u.a. auch zu Therapie-Methoden "befragt". Das war ganz interessant. Die KI scheint mir tatsächlich auf dem Weg zum Therapeuten zu sein. Aber eben noch "auf dem Weg".
Ich habe sie vorhin um eine Zusammenfassung gebeten. Dann muss ich nicht so viel tippen. 😄 Aber teilweise habe ich die Aufzählungen noch ergänzt...

Zum Umgang damit: ich denke das wichtigste wäre erst einmal genau zu schauen, welche Folgen das individuell hatte. Also sich selbst umfassend darauf ab zu checken. Ich finde, das erhöht dann auch die Motivation für die eigentliche "Arbeit". Darüber haben wir uns ja schon ausführlicher unterhalten.

Aber vielleicht eröffnen wir doch noch ein eigenes Online-Treffen ? Diese Dinge ließen sich besser besprechen als hier einzutippen... Vielleicht hätte TeeCoffee auch Interesse. Ich finde, sie würde gut dazu passen...
Nur so ein Gedanke...

So, das war's für heute Abend.
Gute Nacht !
Antworten