Leidensdruck

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Mimi55

Leidensdruck

Beitrag von Mimi55 »

Hallo liebe Forenmitglieder
Mein Sohn 25 , seit ca 10 Jahre vielleicht auch länger
An waschzwängen/Gedanken erkrankt. Er hatte schon einen Klinikaufenthalt in der Schönklinik gehabt, danach war er überzeugt er ist schwer krank und wird nie wieder gesund. zuvor eine Therapie und Medikamente , nach der Schönklinik wieder Medikamente hat alles nichts gebracht . Er war 18 Monate zu Hause krankgeschrieben! Nun arbeitet er wieder
, macht seit ca 1 Jahr keine Therapie mehr. Medikamente abgesetzt ! Er sagt man kann ihn nicht helfen . Ich verstehe ehrlich nicht warum man sich nicht behandeln lässt wenn man doch unter dieser Situation leidet?
Er sagt ihn hilft es nur wenn er sich ablenkt , Disko Unmengen an Geld ausgeben und jeden Tag eine andere Frau . Er ist wie gesagt nun hochverschuldet (Kredit) er sagt immer nur
Na ja dann bringe ich mich halt um . Meine Frage nun an Euch was kann ich tun, wie kann ich helfen? Er hat eine eigene Eohnung mit einen Mitbewohner . Bei ihn würde auch ein Erwachsenen ADHS diagnostiziert . Für Tipps Anregungen wäre ich euch sehr 🙏 dankbar . Es ist wirklich sehr schwer für mich dass alles mit anzusehen wie mein Sohn sein Leben zerstört
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OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Leidensdruck

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Mimi,

das tut mir leid für dich. Ich kann nachvollziehen, dass das alles sehr schwer für dich ist.

Deshalb auch gleich der aus meiner Sicht wichtigste Tip für dich: Suche dir selbst (professionelle) Hilfe, damit du nicht mehr alleine mit dieser Situation bist. Das bedeutet, kümmere dich vor allem zuerst einmal um dich selbst.

Denn ich fürchte, was deinen Sohn betrifft - der nunmal volljährig ist - kannst du nicht allzuviel tun. Ich vergleiche das mit einem Alkoholiker. Der Wunsch, etwas zu verändern, muss von ihm selbst kommen.
Und manche müssen dazu zuerst "ganz unten" ankommen - sei es nun räumlich "am Bahnhof unter einem Vordach" oder weil sie sich durch den Alkohol ihre Gesundheit so sehr ruiniert haben, dass sie nicht mehr lange leben, wenn sie weiter trinken. Manche wachen erst in solchen Situationen auf.
Der Ehrlichkeit halber muss man aber auch sagen, dass das nicht für alle gilt. Manche kommen auch nie zu der Einsicht...

Und ich fürchte, nicht anders ist es mit deinem Sohn. In ihm selbst muss der Wunsch entstehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Wunsch, nicht mehr länger so weiter zu machen.
Und den hat er bisher (leider) ganz offensichtlich nicht.

Das Geld-Ausgeben wird bald ein Ende haben. Die Bank wird die Raten einfordern. Er wird also bald mit der Frage konfrontiert sein, wie es jetzt weitergehen soll. In die Enge getrieben von Mahnschreiben, Kontopfändung und Gerichtsvollzieher. Vielleicht lässt ihn das dann umdenken. Vielleicht muss er auch erst die Wohnung verlieren. Vielleicht. Eine Garantie gibt es aber nicht. Genauso wenig wie bei einem Alkoholiker.

Deshalb nochmals meine Bitte an dich: schaue, dass du selbst Unterstützung hast in dieser für dich schweren Zeit !

Was seine Suizid-Drohungen anbetrifft: Es gibt zwei Arten von "Tätern".
Bei der ersten Gruppe ist der versuchte Suizid - und ich schreibe bewusst "versucht" - letztlich ein Schrei nach Hilfe. Die "Handlung" wird überwiegend so durchgeführt, dass sie letztlich nicht "zum Ziel" führt. Man also überlebt.
Und dann in der Psychatrie auch eine entsprechende Behandlung erfährt.
Die zweite Gruppe hingegen sind die sog. "Bilanz-Selbstmörder". Sie senden keine Signale an ihr Umfeld. Denn sie wollen ihr "Vorhaben" nicht in Gefahr bringen. Sie sind im allgemeinen nicht aufzuhalten - das Umfeld kann nichts tun...
Solange er also noch mit Suizid "droht", ist das so gesehen noch ein "gutes" Zeichen.

Doch auch für solche Situationen wäre es gut, wenn du Hilfe hättest. Denn auch der Umgang mit Suizid-Drohungen will "gelernt" sein...

Spontan habe ich auch gedacht, ob vielleicht ein gesetzlicher Betreuer für ihn in Frage käme. Wegen seines verschwenderischen und hochgradig selbstschädigenden Verhaltens.
Allerdings sind die Hürden hier recht hoch. Denn nur "mit Geld nicht umgehen können" reicht nicht aus: Kann eine alte Frau lediglich "nicht mit Geld umgehen", so dass sie stark verschuldet ist, rechtfertigt dies nicht die Bestellung eines amtlichen auf Staatskosten. Dies wäre nur gerechtfertigt, wenn die Person wegen einer psychischen Erkrankung oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung unfähig wäre, ihre Vermögensangelegenheiten "sinnvoll und realitätsbezogen" zu regeln. (OLG Köln, Beschluss vom 02.02.2005; 16 Wx 17/05; JMBl NW 2006, 24 = MDR 2005, 1114 = OLGR 2005, 234).
Eine Betreuerbestellung zur Verhinderung einer (weiteren) Verschuldung des Betroffenen ist in manchen Fällen auch noch möglich (BayObLG, Beschluss vom 04.02.1997, 3Z BR 8/97; BayObLGR 1997, 60 =BtE 1996/97, 57 = BtPrax 1997, 160 = FamRZ 1997, 902).

Vielleicht hast du dich in diese Richtung schon informiert. Falls nicht, wäre es noch ein Ansatz. Wie gesagt, die Hürden sind hier recht hoch. Aber vielleicht könnten entsprechende Fachleute dir auch noch andere Möglichkeiten aufzeigen...

Erst einmal liebe Grüsse
und alles Gute !
Mimi55

Re: Leidensdruck

Beitrag von Mimi55 »

Hallo Marie
Vielen herzlichen Dank für deine Antwort.
Ich gehe seit 1 Jahr zum sozial psychiatrischen Dienst ca alle 6 Wochen .
Mein Sohn und ich haben einen sehr engen Kontakt , er ist Einzelkind und ich habe ihn alleine groß gezogen, er hat seit 10 Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr.
Komme selbst aus einer sehr armen Familie , mein Vater war Alkoholabhängig.
Ich muss dazu sagen mein Sohn trinkt auch vor allen an den Wochenenden , laut seiner Aussage damit er sich wie ein normaler Mensch fühlt wegen der Zwänge. Du hast wahrscheinlich recht, er muss wollen. Er ist damals zu den Therapien, Klinik nur mir zu liebe gegangen
Ich habe ihn den letzten Jahre sehr viel geholfen, Wohnung und auch finanziell unterstützt. Denke das war der falsche Weg.
Verstehe echt nicht warum man sich mit Zwängen nicht helfen lassen will. Manchmal habe ich mir schon überlegt dass er eher Richtung Borderlinestörung geht .
Ich habe einfach Angst das er sich irgendwann
Was antut und ich hätte es vielleicht verhindern können .
Marie vielen herzlichen Dank für deine netten E Worte und guten Tipps
Lg
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Leidensdruck

Beitrag von michael_m »

Hallo Mimi55,

ich stimme Marie zu - wichtig ist, dass du auf dich schaust.

Mein Vater trinkt recht gerne und raucht auch ziemlich viel. So 3 - 4 Schachteln am Tag. :shock:
Aber wenn man (naja, vor allem meine Mutter, ich trau mich das nicht :( ) ihn darauf anspricht, dann schaltet er auf sturr oder auf verärgert.

Er hatte zu Bundeswehrzeiten sich Tuberkulose eingefangen und müsste nach wie vor regelmäßig zur Nachsorge. Es wurde ihm aber dort immer wieder gesagt, dass er das Rauchen aufhören soll. Insofern geht er schon seit vielen Jahren nicht mehr hin.

Auch wenn es als Angehöriger schwer ist, muss man sich aber doch auch als Selbstschutz in gewisser Weise distanzieren - bzw. es versuchen. Man kann Menschen, auch geliebten Menschen, nicht gegen deren Willen helfen.

Bzgl. der Suizidandrohungen ist das eine schwierige Sache. Meine Mutter, selbst Krankenschwester in einer Psychiatrie, sagt immer: "Über die, die am lautesten Schreien, muss man sich am wengisten Gedanken machen." Meine Mutter hatte auch schon einige Patienten, die Selbstmorddrohungen als Druckmittel verwendet haben ...
Aber, als Laie und vor allem bei einem nahestenden Menschen, ist das schwierig zu beurteilen.
Vielleicht hilft es hier ähnlich wie bei der Therapie zu verfahren: Er muss versprechen, dass er sich nichts antun wird. Falls nicht, wäre es ggf. ein Fall für eine Zwangseinweisung - zu seinem eigenen Schutz.

Viele Grüße, Michael
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