extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

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michael_m
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von michael_m »

El_Loco hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 08:05
michael_m hat geschrieben: Di 23. Jul 2024, 22:50 Gedanken zu stoppen ist auch sehr schwierig
Da führt kein Weg dran vorbei. Schwierig ja, aber anders geht es nicht. Übung Übung Übung.
Das mag für einige Personen klappen. Je nach Stärke und Dauer der Erkrankung ist das aber schon überfordernd. Vor allem, wenn man es dann alleine versucht ...
Will nicht sagen, dass es nicht klappen kann. Es gibt auch Alkoholiker, die alleine von einem auf den anderen Tag aufhören können. Aber - der Weg ist wahrscheinlich nicht für jeden geeignet.

Schaffst du eigentlich wirklich die Gedanken zu stoppen? Oder legst du deinen Fokus auf andere Gedanken? Dann wäre es ja schon auch wieder etwas, was Richtung Achtsamkeit oder Ablenkung geht. Und insofern gar nicht so weit davon entfernt.
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michael_m
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von michael_m »

michael_m hat geschrieben: Di 23. Jul 2024, 22:50 Gedanken zu stoppen ist auch sehr schwierig - man denke an den berühmt berüchtigten rosa Elefanten...

Es wird inzwischen oft geraten, dass man sich aufs Außen konzentriert - also Richtung Achtsamkeit. Sei es die Atmung, sei es das konkrete Spüren, wo man die Berührung des Körpers auf dem Stuhl bzw. der Füße auf dem Boden spürt etc.

Andere Vorgehensweise ist, dass man sich die Gedanken wie Wolken oder Luftballons etc. vorstellt und innerlich "beobachtet", wie diese wegziehen.
Noch eine Möglichkeit: Akzeptanz. Die Zwangsgedanken akzeptieren, dass sie hier sind. Die Gedanken beobachten und "von außen" analysieren. Sich sagen: "Ja, ich habe die Gedanken, aber die kommen von meinem Zwang. Ich muss den Gedanken nicht folgen. Gedanken sind nur Gedanken. Diese Gedanken dürfen auch hochkommen." etc.
hildebrandur
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von hildebrandur »

"Es sind nur Gedanken" ist auch schwieriger als man denkt, weil man ja doch Restzweifel hat, dass es nicht nur Gedanken sind, sondern Realität.

Habt ihr Erfahrung mit der Akzeptanz? Wird dann der Zwangsgedanke schwächer?
El_Loco
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von El_Loco »

Könnt ihr mal Beispiele für eure Zwangsgedanken nennen? Wir sind ja auch anonym hier und können offen darüber kommunizieren.
hildebrandur
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von hildebrandur »

Meine Zwangsgedanken habe ich in meinem Eröffnungsthread beschrieben.
El_Loco
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von El_Loco »

michael_m hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 20:16
El_Loco hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 08:05
michael_m hat geschrieben: Di 23. Jul 2024, 22:50 Gedanken zu stoppen ist auch sehr schwierig
Da führt kein Weg dran vorbei. Schwierig ja, aber anders geht es nicht. Übung Übung Übung.
Schaffst du eigentlich wirklich die Gedanken zu stoppen?
Probier es doch einfach mal aus. Mir kommt es vor, dass hier viel über das Problem gesprochen wird, aber wenig über die Lösung. Nimm dir doch mal eine Art Challenge vor und dokumentiere mal von Tag zu Tag, wie es so läuft.

Gedanken stoppen, umlenken...probier einfach mal aus. Ich kann nur für mich sagen, dass es schon funktioniert. Es ist nicht einfach, aber mit Willenskraft einfach Schritt für Schritt sich da durcharbeiten.
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michael_m
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von michael_m »

hildebrandur hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 20:34 "Es sind nur Gedanken" ist auch schwieriger als man denkt, weil man ja doch Restzweifel hat, dass es nicht nur Gedanken sind, sondern Realität.
Ja, das hört sich alles leichter an, als es letztendlich ist. Und jeder kommt für sich mit einer anderen Methode besser zurecht.
Wie El_Loco erwähnte, ist es nicht schlecht, wenn man einfach mal verschiedene Ansätze durchprobiert. Am besten aber für eine gewisse Dauer, z. B. 1 - 2 Wochen.

Je nach Stärke der Zwänge ist das aber alles auch sehr, sehr herausfordernd. Spätestens dann ist eine professionelle Unterstützung sinnvoll. Also ein Therapeut, der sich mit Zwängen auskennt.
Habt ihr Erfahrung mit der Akzeptanz? Wird dann der Zwangsgedanke schwächer?
Ich probiere auch immer wieder durch. In manchen Zeiten hilft mir die eine Methode mehr als die andere. Gedanken zu stoppen klappt bei mir gar nicht. Es gibt eine Methode, da soll man sich ein Stoppschild detailliert gedanklich plastisch vorstellen. Hab aber da mal auch gehört, dass man inzwischen davon bei Zwangsgedanken weggeht, weil es sehr selten funktioniert.

Akzeptanz hilft mir in machen Zeiten recht gut. Wird der Zwangsgedanke schwächer? Jein - er wird in akuten Phasen schwächer, wie jede Angst, die mit der Zeit automatisch nachlässt. Mittelfristig/langfristig wird es wenn dann generell besser.
Aber ... bei dem Ansatz ist das egal - weil ... du akzeptierst ja, dass der Gedanke und die unangenehmen Gefühle da sind. ;) Lehnt sich an Akzeptanz- und Commitmenttherapie (kurz ACT) an.

Letzendlich, denke ich, muss man lernen, dass man die möglichen Konsequenzen aushalten kann. In deinem Fall z. B., dass jemand beleidigt ist oder gar den Kontakt abbricht. (Auch wenn das sehr unwahrscheinlich wäre, aufgrund einer einzelnen Nachricht ...)

Wie sagte meine Co-Therapeutin damals zu mir: Ich kann Ihnen jetzt gerade auch nicht sagen, ob mein Herd wirklich ausgeschaltet ist. Aber wenn es so ist und wenn was passiert sein sollte, wird sich eine Lösung finden.

Ich habe schon vieles ausprobiert und auch von anderen Erfahrungen mitbekommen: Letztendlich ist mir noch keine "Wundermethode" bekannt, mit der man quasi sofort die Angst/Krankheit wegbekommt. Es ist (fast) immer ein Weg bzgl. Behandlung, der Ausdauer und Kraft erfordert. Nicht umsonst ist es eine Erkrankung. Daher ist es so schwierig - aber klar, man sollte sich im Umkehrschluss auch nicht auf der Krankheit ausruhen. Wie ich immer so schön sage: Sich fordern, aber nicht überfordern.

Letztendlich alles nicht ganz so leicht, wie es in der Theorie aussieht. Insofern, solltest du noch nicht in Therapie sein - überlege dir, ob du es nicht damit probierst.

Jeder hat da letztendlich seinen eigenen Weg. Ich habe ja seit einem halben Jahr eine Tiefe Hirnstimulation. Ist es besser? Ja. Bin ich zwangsfrei? Nein. Selbst mit THS bleibt es eine Herausforderung. In meinem Fall gerade mit den Zwangsgedanken, bei der Zwangshandlungen dämmt es nämlich besser als bei den Zwangsgedanken.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft und Erfolg beim Ausprobieren der Methoden.
El_Loco
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Re: extremer Grübelzwang über soziale Kommunikationen

Beitrag von El_Loco »

hildebrandur hat geschrieben: So 21. Jul 2024, 14:39 Liebe Community,
ich leide seit einem Jahr urplötzlich an folgenden "Zwang". Ich gehe nach Konversationen/sozialen Zusammenkünften etc. die vorangegangenen Kommunikationen im Geiste durch und suche sie nach Stellen durch, an denen ich mich womöglich falsch ausgedrückt habe. Das geht oft soweit, dass ich beginne Smilieys, die ich in whatsApp-Nachrichten gesetzt habe, auf möglicherweise andere Interpretationsmöglichkeiten zu untersuchen.
Das sind ja sogar konkrete Handlungen, die du vornimmst. Also kannst du auch konkret ansetzen und das Überprüfen deiner Nachrichten unterlassen, so weh es auch tut. Da wo der Schmerz liegt, da liegt auch das Potenzial zur Veränderung!
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