Angst, dem eigenen Kind was anzutun :´(

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Tinane
Beiträge: 1
Registriert: Di 19. Sep 2023, 14:24

Angst, dem eigenen Kind was anzutun :´(

Beitrag von Tinane »

Hallo,

ich schreibe jetzt hier weil ich wieder mal unendlich verzweifelt bin...
Das erste Mal mit Zwangsgedanken ist 10 Jahre her, da war meine Tochter 5 Monate alt. Ich habe in meiner Überforderung einen so schlimmen Gedanken in Bezug auf mein geliebtes Kind gedacht, dass mich das vollkommen aus der Bahn geworfen hat. Ich hab mir nie eingestanden, dass es auch anstrengend mit Baby ist, fand immer, das sei dann gegen die Kleine. Und wahrscheinlich weil ich immer eine so gute Mutter und nie überfordert sein wollte, eben weil ich es dann gegen mein Kind empfand, kam es dann mit so einem grausamen Gedanken.

Ich hatte vorher eine sehr lange Essstörung (Anorexie), bin aber nach 16 Jahren da rausgekommen. Anorexie ist ja auch sehr zwanghaft. Aber seit 2011 hab ich ein neues Leben wieder und ich habe MICH wieder gehabt.
Dann schwanger, was sehr schwierig für mich war da ich keine Antidepressiva mehr nehmen durfte. Mit der Geburt ging es mir dann besser und dann der schlimme Gedanke der mich wieder völlig ausgehebelt hat.

Dann hat mir damals der Therapeut, der mir auch damals so sehr in der Klinik geholfen hat, wieder geholfen und ich habe eine Therapie bei ihm gemacht (er hatte sich mittlerweile selbständig gemacht).
Es hat mir sehr geholfen, hat aber auch gedauert...

Dann ging es mir bis August diesen Jahres wieder gut, also fast 10 Jahre lang. Und dann waren wir im Urlaub und es kam ein Trigger von außen, ich hab total an mir gezweifelt, dann habe ich daran gedacht, wie es wäre wenn die Zwangsgedanken, meinem Kind was anzutun *wein* , wiederkommen würden - und sie waren total wieder da.

Ich habe mittlerweile eine Therapeutin, weil ich immer Angst um meine Tochter habe. Seit sie geboren ist, bis dahin hatte ich immer Ängste um meine Mutter. Mein Kind ist mittlerweile 10 Jahre alt, geht auch "schon" von der Schule alleine und ich möchte sie auch selbständig werden lassen. Da ich aber solche Ängste habe, wollte ich an mir arbeiten. Für mich, für sie. In der Therapie sind wir allerdings nur gerade bei den probatorische Sitzungen.

Mein Selbstbewusstsein ist momentan auf 0, ich zweifle total an mir und sobald ich über diese Gedanken nachdenke, sind sie natürlich wieder da...
Mir wird immer gesagt, dass ich den Gedanken "Was ist wenn ich sie umbringen könnte?" *heul* *heul* *heul* denken soll, nicht abwehren. Aber ich KANN das nicht!!!! Ich finde den Gedanken so schlimm, nichts ist für mich schlimmer auf dieser Welt und dann noch meine geliebte Tochter. Ich halte das kaum aus! *wein*

Der Vater und ich sind seit 9 Jahren getrennt, vor einem Jahr sagte unsere Tochter mir dann unter Tränen, dass sie mehr bei mir sein möchte und ich habe IMMER um sie und für sie gekämpft. Nun ist sie 9 tage bei mir und jedes zweite Wochenende von Donnerstag bis Dienstag beim Papa + Frau und Halbschwester.

Seit August, wo der äußere Trigger kam, ist meine Sicherheit total weg, ich suche händeringend danach, danach wie es mir vorher ging und diese Zwangsgedanken machen mir das Leben zur Hölle...

Damals ging es mir nach etwas einem halben Jahr besser, aber nicht dadurch, dass ich die Gedanken ausgehalten habe, sondern es kam eine Frau in mein Leben und ich merkte, dass ich lieber mit einer Frau zusammen sein will statt mit dem Vater meiner Kindes. Diese neue Erfahrung hat mich so positiv mitgerissen und das war auch nicht nur ein Mal, sondern ich bin bis heute mit ihr in einem leider Auf und Ab. Sie hat die Borderline Erkrankung, wo ich auch immer versuche auszuhalten, ihr zu helfen und dennoch immer wieder weggeschmissen werde.

Ich habe im August noch nicht mal einen schlimmen Gedanken in Bezug auf meine Tochter gehabt, bin eher überbehütend und habe so oft Angst um sie, und allein die Erinnerung an damals hat mir so den Boden unter den Füßen weggezogen.

Ich weiß auch nicht so recht was ich mir hier erhoffe, vielleicht ob es anderen Müttern auch mal so ging? Ich fühle mich so schlecht, sehe mich fast mit Straftätern auf einer Stufe, sodass ich es kaum aushalte. *wein*
Ich kann den Gedanken nicht da sein lassen, finde ihn sooo schlimm, das schaffe ich nicht...

Kennt das jemand von Euch? Was hat Euch geholfen?

Traurige Grüße
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Angst, dem eigenen Kind was anzutun :´(

Beitrag von michael_m »

Ich finde gut, dass du dir eine Therapeutin gesucht hast! Das ist schon mal ein großer, erster und wichtiger Schritt.

Das Kernelement bei der Behandlung von Zwängen sind Expositionen. Im Falle von aggressiven Zwangsgedanken, wie du bereits erwähnt hast, z. B. dass man sich diese bewusst hervorholt oder je nach Zwangsinhalt dabei auch ein Messer in die Hand nehmen.
Dass dir das extrem schwerfällt ist nicht unüblich, das liegt eben in der Zwangserkrankung. Dafür sind aber Therapeuten da, damit sie einen dabei begleiten. Du hast da sogar etwas Glück im Unglück: Eine solche Konfrontation lässt sich ja vermutlich gut in der Therapeutenpraxis durchführen. Viele Therapeuten bieten ja meistens keine Außentermine an - was oft aber wichtig wäre.

Falls noch nicht geschehen, wäre es vielleicht gut, dass du mit deiner Therapeutin besprichst, wie ihr gemeinsam Expositionen durchführen könnt.

Die DGZ hat übrigens vor kurzem ein Interview zu aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=YszPBH1C_yM

Ich selbst habe andere Zwangsinhalte. Was ich aber mal bzgl. aggressiven Zwangsgedanken gelesen habe: Gedanken sind nur Gedanken und haben nichts mit einem Wunsch nach deren Ausführung zu tun. Solche Gedanken treten wohl auch bei Gesunden auf, diese bleiben aber daran nicht hängen. Und: Thriller-Autoren denken sich sogar bewusst schlimme Sachen aus und schreiben diese sogar nieder - ohne, dass sie diese danach umsetzen.
Ich meine, dass ich das in der übrigens empfehlenswerten kostenfreien App COGITO gelesen hatte.
Termicas
Beiträge: 56
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Angst, dem eigenen Kind was anzutun :´(

Beitrag von Termicas »

Hallo

erstmal super dass du dir Hilfe gesucht hast.
Meiner Erfahrung nach war es immer wichtig, dass die Therapeuten sich mit Zwängen auskennen.

Und ja ich kenne deine Gedanken. In manchen Phasen haben die mich auch verfolgt und nicht in Ruhe gelassen.
Und egal was ich dir als Beruhigung sagen würde es würde immer ein "Aber wenn...." geben und deine Zwänge verstärken.

Das einzige das bei mir wirklich effizient geholfen hat ist konsequente ERP. Das habe ich in der Therapie angefangen und mir dann Strategien für mich entwickelt wie ich das in den Alltag integriere.
Einfach gesagt man setzt sich der Angst, dem Trigger aus aber unterlässt die "Rituale" zur Beruhigung.
Gerade für den Anfang ist es wichtig dass zusammen mit einem Therapeuten zu machen.

Ansonsten hilft es mir sehr aktiv die Unsicherheit im Leben zu suchen. Wenn ich die Wahl habe etwas zu tun aber es nicht so sicher ist wie es laufen wird, versuche ich mich nur danach zu entscheiden wie ich sein möchte nicht was schief gehen könnte.

Habe auch mit Improvisations Theater angefangen und habe so bei jedem treffen eine ganze Stunde reine Unsicherheit ;) Dies Punkte haben bei mir alle Zwänge sehr deutlich reduziert und meine Zwänge sind sehr leise geworden und stören mich im Moment nicht mehr im Alltag.
Lee
Beiträge: 1
Registriert: Sa 28. Okt 2023, 07:53

Re: Angst, dem eigenen Kind was anzutun :´(

Beitrag von Lee »

Hallo,
bist du noch hier ? Mir geht es so ähnlich, nur dass mein Baby noch kein Jahr alt ist. Hast du Lust dich auszutauschen ?
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