Ich fühle mich immer falsch...;(

July
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Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von July »

Huhu...

... wahrscheinlich habe ich "hinzu kommt" geschrieben, da ich es doch irgendwie trenne mit den Zwängen und den Gefühlen. Es gibt die Zwänge und die Gefühle. Aber ja, würde ich die Zwänge in den Griff bekommen, würden sich evtl. auch diese schrecklichen Gefühle erledigen?!

Ich war vor kurzem bei einem Erstgespräch bei einer neuen Therapeutin, sie würde mich auch gerne therapieren, hat aber zzt keinen Platz frei, sie meldet sich umgehend wenn sie einen Platz frei hat. Auch sie hat angedeutet, dass Gespräche an sich nicht viel bringen um die Zwänge zu behandeln. Sie hat mir eine Konfrontationstherapie vorgeschlagen. Sie sagte auch, dass die Medikamente im Grunde nicht gegen die Zwänge helfen, da hilft nur direkte Konfrontation. Ich finde es alleine nur so schwierig. Sie würde das mit mir machen, wenn sie einen Platz frei hat, so wie ich sie verstanden habe.

Das Buch kenne ich nicht auch habe ich noch nichts von einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung gehört. Was ist das genau?

Meinst du, ich kann meine Gefühle "reparieren "? Oder muss ich an die Zwänge ran, damit diese Gefühle aufhören?

Ich weiß einfach nicht wie ich das schaffen soll, ich kann manchmal einfach nicht mehr. Da ich letzte Woche auf der Arbeit total weinen musste, da es mir innerlich so schlecht ging, was zum Glück keiner gesehen hat, dachte ich doch wieder daran, die Medikamente zu nehmen. Ich habe noch ne Packung da, wollte morgen mit einem Neurologen darüber sprechen.

Oder ich versuche es mal an den Gefühlen zu arbeiten?! Ich habe auch so gut wie nie Glücksgefühle oder warme, schöne Gefühle, daher haben die Medikamente auch extrem positiv angeschlagen, der Körper hat sofort darauf reagiert, obwohl die Medikamente sehr niedrig dosiert sind.

Liebe Grüße
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Chris_84

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von Chris_84 »

Hi

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn du deine Gefühle "in den Griff" bekommst, brauchst du den Zwang nicht mehr. Zwänge sind Ausdruck einer emotionalen Dysregulation. Sie sind sozusagen nur ein Symptom. Das eigentliche Problem liegt wo anders - auf der Gefühlsebene.

Konfrontation... ja. Überall kann man lesen und hören, dass Zwänge damit gut behandelbar seien. Das Problem dabei ist nur: das ist eine Lüge. Und die, die sie verbreiten, wissen das oft auch. Denn die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Die Erfolgsquoten auch von Kliniken mit entspechenden Schwerpunktstationen sind eher bescheiden. Das hat mir ein Klinikdirektor vor einigen Jahren selbst bestätigt. :(

Wenn dir die Konfrontation selbst noch sehr schwer fällt, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass du noch nicht auf den Zwang verzichten kannst. Da hilft dann Konfrontation leider nicht wirklich weiter. Sie kann sinnvoll sein, in dem Versuch, die Symptomatik zu reduzieren. Was auch nicht immer gelingt. Aber mitunter nötig ist, um wieder genug Zeit und Energie für die eigentliche therapeutische Arbeit zu haben.
Medikamente können ein weiterer Weg sein, dies zu erreichen.
Wie du nun schreibst scheinst du eher schon "am Limit" zu sein. Die Tabletten werden dich nicht gesund machen. Sie können dich aber unterstützen. Zumindest solange die Nebenwirkungen nicht für neue grössere Probleme sorgen (wie eine kontinuierliche Gewichtszunahme z.B.).

Wie lädst du bisher "deine Batterien" wieder auf ?
Sport, Spaziergänge in der Natur, Entspannungsübungen, Meditation, Yoga...? Was hast du da für dich gefunden ?
Und wie sieht es mit Achtsamkeit aus ? Hast du Erfahrungen mit Achtsamkeitsübungen ?

Du kannst das schaffen. Schritt für Schritt. Es wird jedoch kein Sprint werden. Eher ein Langstreckenlauf. Du tust dir keinen Gefallen, wenn du deine Erwartungen zu hoch setzt. Du wirst vorwärts kommen. Stück für Stück - manchmal auch zurück. Und mit ausreichend Selbstfürsorge. :)

Was eine K-PTBS ist ? ...schau nach ! ;)
Und die Inhaltsverzeichnisse der Bücher kannst du z.B. bei Amazon einsehen :P

Liebe Grüsse


...ach so... ich hab hier noch ne Liste mit Videos eingestellt. Auch für dich. :D
July
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Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von July »

Danke dir für deine Antwort. :)

Ich tue mir leider so gut wie nie was Gutes, "keine Zeit ". Dennoch gehe ich öfter spazieren, fahre Rad. Ich habe mir ein Buch über Zwangsstörungen gekauft, in dem Achtsamkeitsübungen erhalten sind, das wollte ich endlich in Angriff nehmen. Ich habe jetzt anfangen Mandala zu malen. Ich möchte mehr Entspannung in mein Leben bringen.

Eine Gewichtszunahme täte mir nicht schlecht, ich leide unter psychogenen Appetitverlust wenn es mir schlecht geht und bin relativ schlank, da ich hin und wieder nicht viel essen kann und dadurch schnell abnehme.

So ganz verstehe ich das noch nicht mit den Gefühlen und dem Zwang als Symptom, aber mir ist in Erinnerung gekommen, dass meine damalige Therapeutin sowas erwähnt hat.

Danke für deine Worte und die Videos, Chris. :)
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Chris_84

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von Chris_84 »

Gerne :)

Dann ist es vielleicht an der Zeit, dies zu ändern. Du bist wertvoll. Du hast es verdient und ein Recht darauf, dir Zeit für dich selbst zu nehmen. Und dir etwas Gutes zu tun.
Leider ist es nicht unüblich, dass Menschen in deiner Situation nicht gerade MeisterInnen in Selbstfürsorge sind... ;) Aber man/frau kann das lernen !

Ja, Entspannung/Stress-Reduktion ist ein wichtiger Aspekt. Ich persönlich empfehle Meditation. 30 Minuten täglich. Idealerweise direkt vorm zu Bett gehen. Hört sich vielleicht nach viel an - aber die 30 Minuten spart man oft dafür an anderen Stellen. Im Idealfall sogar mehr.

Arbeitest du Vollzeit ? Möglicherweise könnte es sinnvoll sein, auf Teilzeit zu gehen. Z.B. 80 oder 75%. Zumindest übergangsweise für 2-3 Jahre... Hast du darüber schon mal nachgedacht ?

Es ist völlig in Ordnung, nicht immer gleich alles zu verstehen. Das verlangt niemand von dir. Verstehen ist ein Prozess. Da geht es auch um das Erleben - nicht nur um das (logische) Durchdenken.
Das Forum hat auch morgen noch offen. Du kannst jederzeit deine Fragen formulieren. Oder in Büchern und dem Internet selbst nach Antworten suchen.

Liebe Grüsse
July
Beiträge: 22
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Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von July »

Ich weiß, das wurde mir auch in der Reha und in der Therapie vermittelt, mir mehr Gutes zu tun aber dann denke ich, dass ich das nicht kann, wenn nicht alles ordentlich und sauber ist.

Zum einschlafen hören wir tatsächlich hin und wieder eine Meditation, tut auch ganz gut.

Ja, ich arbeite Vollzeit, auch über eine Stundenreduzierung habe ich schon nachgedacht, aber auch da denke ich wieder, was dann die anderen denken sollen, wenn ich nicht voll arbeite.

Beim Neurologen kam ich heute nicht unter, ich hab jetzt die Psychologin angemailt und um einen Termin gebeten, ich warte bei ihr ja zzt auf einen freien Platz.

Und dann werde ich mich mehr mit dem Thema Gefühle auseinandersetzen, denn das mit den Zwängen, kann so auf Dauer nicht weitergehen.

Liebe Grüße :)
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Chris_84

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von Chris_84 »

Guten Morgen

Ist das denn wichtig, was "die anderen" denken ? Und wenn ja, warum ?
Wer sind "die anderen" denn überhaupt ? Ganz konkret ?

Bist du das, was die anderen von dir denken ? Ich meine, du definierst dich schon ziemlich krass über die Meinung anderer. Findest du nicht auch ?


Schmerzhafte Folgen narzisstischer Eltern: Soziale Ängste & Leistungsängste
https://www.youtube.com/watch?v=se-uwxE2h04

Nein sagen lernen, Grenzen setzen
https://www.youtube.com/watch?v=5T6ri9EkHDo

Toxischen Menschen, wie Narzissten, Grenzen setzen
https://www.youtube.com/watch?v=HxZhSLEbB2g

#1 Thing you were NOT taught Growing up!
https://www.youtube.com/watch?v=WjqeK4l-NBg

What does it mean to love yourself
https://www.youtube.com/watch?v=pgkvnySUCcg

What I do Daily to Take Care of Myself - Mentally and Emotionally
https://www.youtube.com/watch?v=LRZwweasDks



Zum besseren Verständnis empfehle ich dir wirklich diese beiden Bücher:

Posttraumatische Belastungsstörung - Vom Überleben zu neuem Leben: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung von Kindheitstraumata
https://www.amazon.de/Posttraumatische- ... 3962570756

Vom klugen Umgang mit Gefühlen: Wie man Kontrollverlust überwindet
https://www.amazon.de/Vom-klugen-Umgang ... 384361279X


Bei Meditation dachte ich eigentlich an klassische Sitzmeditation. :)
Aber wenn du lieber im Liegen was anhörst zur Entspannung, könnte vielleicht auch sowas hier für dich in Frage kommen:

https://www.dehypno.de/trancen-fuer-tie ... -download/
https://www.dehypno.de/in-trance-dein-potential-cd
https://www.dehypno.de/dehypno-therapie/


Ist nicht ganz billig, aber gut.

Liebe Grüsse
July
Beiträge: 22
Registriert: Fr 5. Jan 2024, 13:07

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von July »

Natürlich kann es einem relativ egal sein, was andere (Kollegen, Bekannte) denken, aber ich bekomme auch da richtige Panikimpulse, dass die schlecht von mir denken können. Warum, das wichtig sein soll, das weiß ich auch nicht. Die Frage hat meine Therapeutin mir auch schon oft gestellt.

Danke für die Empfehlungen :) das Buch vom klugen Umgang mit Gefühlen habe ich mir vorhin bestellt.

Meine Eltern sind nicht narzistisch, das ist schon ein krasses Wort. Wir verstehen uns nun gut und denen tut das alles unglaublich Leid aber ja, mit den Folgen habe ich nun zu kämpfen. Ich meine nur wegen der Buchempfehlung dazu.
Mittlerweile kann ich mich aber gut von Menschen trennen, die mir nicht gut tun. Ich habe wirklich nur noch Menschen um mir, die es gut mit mir meinen und bei denen ich mich wohl fühle. Alle anderen habe ich "rausgeschmissen ".
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Chris_84

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von Chris_84 »

:D
Natürlich kann es einem relativ egal sein, was andere (Kollegen, Bekannte) denken, aber ich bekomme auch da richtige Panikimpulse, dass die schlecht von mir denken können. Warum, das wichtig sein soll, das weiß ich auch nicht. Die Frage hat meine Therapeutin mir auch schon oft gestellt.
...was mal wieder zeigt, dass Gesprächstherapie an dieser Stelle recht wenig bewirkt.
Das sind die negativen Botschaften aus deiner Kindheit. Sie haben sich in dein emotionales Gedächtnis gespeichert - und werden bis heute immer und immer wieder getriggert. Das sind Mechanismen, welche sich dem rationalen Verstand entziehen...

Was deine Eltern sind oder nicht sind müssen wir hier gar nicht klären. Du leidest unter den Folgen, wie sie typisch sind für eine Kindheit in einem toxischen Umfeld. Das ist der Punkt. Du kannst also trotzdem aus dem Video, in welchem es um die Folgen narzistischer Eltern ging - etwas Wichtiges für dich lernen.
Und das Buch von Pete Walker ist meiner Meinung nach ein must-read für jede(n) Zwängler(in).

Glaubt deine Mutter heute, dass du krank bist ? Oder wie ist ihre Sichtweise ?
July
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Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von July »

Ich dachte lange Zeit, dass reden und aufarbeiten gegen Zwänge hilft. Anscheinend muss ich mich wirklich mehr mit den Gefühlen beschäftigen und verstehen, dass die Zwänge ein Symptom sind. Aber wenn man mir sagt, deine Gefühle wollen dir was sagen. Was denn??!! Als vor Jahren die Zwangsstörung so präsent wurde, litt ich zum ersten Mal an Zwangsgedanken, dass ich meinen damaligen Partner nicht genug liebe und Schluss machen soll, obwohl ich das nicht wollte. Da habe ich sofort eine Therapeutin kontaktiert, da ich nicht verstand was plötzlich mit mir los ist.

Und auch heute überkommen mich bei meinem jetzigen Partner die Gedanken, aber ich komme damit relativ klar. Aber wenn man mir sagt, hör auf deine Gefühle, bekomme ich Panik und denke, ich muss Schlussmachen .


Meine Mutter versucht es zu verstehen aber sie tut es nicht als Zwangsstörung ab, sondern als schwere Phase. Ich habe ihr aber schon oft klargemacht, dass es eine Erkrankung ist, und ich habe ihr auch erklärt, woher das kommt. Ich habe ihr auch mal gesagt, dass sie sich eine Sendung zur Zwangsstörung angucken kann, wollte sie nicht. Da lief mal eine umfangreiche Doku im TV.
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Chris_84

Re: Ich fühle mich immer falsch...;(

Beitrag von Chris_84 »

Naja, es ist ja nicht so, dass reden und "aufarbeiten" gar nicht hilft. Die Ursachen zu ergründen und zu verstehen, wie alles zusammenhängt, ist schon nützlich. Es ist eben nur nicht ausreichend.

Ja, was denn ??? :) Man sollte sie vielleicht nicht zu "wörtlich" nehmen. (sonst müsstest du vermutlich nur noch putzen... :D )
In dem Buch, welches du bestellt hast, ist das ausführlicher erläutert. Grob formuliert erlauben Gefühle dir, dich selbst besser kennen zu lernen und zu erkennen, was dir gut tut und was nicht. Ob zB Handlungsbedarf besteht - in welcher Art und Form auch immer.
...litt ich zum ersten Mal an Zwangsgedanken, dass ich meinen damaligen Partner nicht genug liebe und Schluss machen soll, obwohl ich das nicht wollte.
Für mich klingt das wie die Wiederholung deines "Themas", nämlich, "du bist nicht gut genug, nicht wertvoll genug, nicht erfolgreich genug" - Verbunden mit einer daraus resultierenden "Bestrafungshandlung". Also z.B. "Du bist nicht (leistungs-)fähig genug darin, ihn ausreichend zu lieben, daher bist du nicht gut genug und hast ihn nicht verdient, also verlasse ihn"

Hierbei auf die Panik zu "hören" wäre natürlich destruktiv. Aber die Gefühle, die du dabei hast, sagen dir etwas darüber, wie du über dich selbst denkst und in Gedanken mit dir umgehst. Also abwertend und bestrafend. Die Botschaft dieser Gefühle würde ich in Worten daher etwa so formulieren:

"Hey Julia ! Wir sind es, deine Gefühle. Und wir sagen dir, du behandelst dich scheisse ! Du wertest dich ab und bestrafst dich ohne Not ! Das kann so nicht weiter gehen ! Erkenne endlich, wie wertvoll du bist. Du hast das Recht (und die Pflicht) dich selbst zu lieben. Und gut für dich zu sorgen ! Und wenn du uns nicht zuhörst, uns weiter ignorierst - dann werden wir immer lauter rufen und schreien !"

Du hattest geschrieben, dein Verhältnis zu deinen Eltern sei nun gut. Das Verhalten deiner Mutter, welches du beschrieben hast, sagt mir aber folgendes: sie respektiert deine Situation nicht - und damit dich, negiert in grossen Teilen deine Probleme indem sie sie kleinredet ("schwere Phase", "sie tut es ab") und will genau genommen auch gar nichts davon wissen (Weigerung, sich zu informieren). Und das (leider) konsequent ("schon oft klargemacht").
Ein respektvoller, liebevoller und unterstützender Umgang sieht für mich anders aus...
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