Ekel Zwangsstörung - neuer Ansatz in der Therapie

Antworten
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Ekel Zwangsstörung - neuer Ansatz in der Therapie

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo,

ich möchte das hier gerne teilen, weil ich es ziemlich hilfreich finde.
Ich leider selbst unter einer Zwangsstörung die zwar auch auf Ängsten basiert, aber auch sehr auf Ekel. Bei meinem Klinik Aufenthalt wurde mehrfach gesagt, dass Ekel länger braucht um bei einer Exposition abzufallen, im Gegensatz zu Angst. Jetzt habe ich dazu über neue Ansätze gelesen/gehört/gesehen, die ich gerne teilen möchte.
Letztens gab es eine Folge beim Podcast Zwanglos zum Thema Ekel und OCD (Folge 27).
Außerdem habe ich mir noch ein Video mit Richard Gallagher, einem Therapeuten der selbst unter Ekel basiertem OCD litt angeschaut, auf YouTube von OCDWhisperer (Folge: Disgust based OCD with Rich Gallagher).

Es geht im Endeffekt daurm, dass Ekel in anderern Bereichen des Gehirns verarbeitet wird als Angst und länger braucht um "abgebaut" zu werden bzw. man es tlw. sogar gar nicht loswerden kann. Die Theorie ist, dass deswegen die Exposition schwieriger für Menschen mit Ekel Zwängen umzusetzen ist und teilweise nicht funktioniert, bzw. es sogar verschlimmert indem man seine komplette Wohnung kontaminiert und die Ekelgefühle nicht los wird. Dadurch ist zusätzlich die Motivation eine Exposition durchzuführen geringer.
Vorschlag ist, sich langsam ranzutasten und zu üben mit Ekelgefühlen sein Leben weiter zu führen. Also ist es eher ACT basiert und leichte Zwangshandlungen die zum Ziel führen für einen gewissen Zeitraum sind sogar erlaubt (zB. Handschuhe anziehen und so Essen zuzubereiten, wenn das hilft sich dem Ekel auszusetzen und überhaupt etwas zu tun). Ziel ist es, Aktivitäten nicht zu vermeiden sondern sich langsam an das Ziel, nämlich keine Zwangshandlung durchzuführen heranzutasten.

Das widerspricht sich mit der herkömmlichen Expositionsübung, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es für mich auch besser funktioniert, weil ich über einen sehr langen Zeitraum üben muss mich an den Ekel zu gewöhnen. Ich konnte so aber Rituale drastisch reduzieren und wieder mehr am Leben teilnehmen. Was mir noch schwer fällt, ist dann ganz den Absprung zu schaffen, also von mit etwas Zwangsverhalten Richtung Ziel, dann irgendwann die Zwangshandlung ganz sein zu lassen.

Ich frage mich natürlich auch wieviel Zwangsverhalten dann noch ok ist in der Übung, und wieviel dann vielleicht schon wieder kontraproduktiv ist.

Was haltet ihr davon?
Wie ergeht es hier Leuten mit Ekel Zwängen, habt ihr den Eindruck die klassische Exposition bringt euch viel?
July
Beiträge: 22
Registriert: Fr 5. Jan 2024, 13:07

Re: Ekel Zwangsstörung - neuer Ansatz in der Therapie

Beitrag von July »

Hi,

ich hatte auch ein permanentes Ekelgefühl in mir, lange Zeit konnte ich nicht genau eruieren warum das so ist.meine Therapeutin war immer sehr darauf bedacht zu erfahren, wovor ich mich ekel, was das für ein Gefühl ist, wo es sitzt etc.

Mittlerweile weiß ich, dass mein Ekel immer entstand, wenn ich schlecht behandelt wurde oder zu unrecht kritisiert wurde, was in meiner Kindheit durchgehend der Fall war. Anstatt mich zu wehren entwickelte ich Ekel und dachte, wenn ich putze wird mein Leben besser, ich fange neu an und werde mich ändern und wehren. Hat nie geklappt. Ich dachte auch lange Zeit diese Gefühle sind normal, das hat jeder. Ich versuchte den inneren ekel wegzuputzen.

Mein Ekelgefühl ist tatsächlich besser geworden in den vergangenen Jahren, da ich mich mittlerweile wehren kann und sowieso Menschen mit ungerechtfertigter Kritik oder dem Wissen, dass sie mir nicht gut tun, aus dem Leben geschmissen habe. Ich habe diese krassen Ekelgefühle kaum noch. Ich habe sehr viel dafür tun müssen, mein Selbstwertgefühl zu stärken und das hat den Ekel relativ gebannt.

Vll wäre es für dich auch gut zu eruieren, woher der Ekel kommt, was ihn auslöst, sodass du daran arbeiten kannst!?
Du hattest mir ja mal zu meinem Beitrag „ich fühle mich immer falsch“ geschrieben, ich denke wir haben Ähnliches in unserer Kindheit durchgemacht.

Mit lieben Grüßen

Julia
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Antworten