War es richtig was zu sagen?

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July
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War es richtig was zu sagen?

Beitrag von July »

Huhu, ich leide unter einer Zwangsstörung ( s. auch andere Beiträge), mit zzt massiven Zwangsgedanken.

Mein Freund und ich sind vor ca 8 Monaten in eine Wohnung gezogen, es ist ein Einfamilienhaus. Wir wohnen unten, oben wohnt ein noch jüngeres Pärchen. Wir sind zeitgleich eingezogen, da es sich um einen Neubau handelt. Das Verhältnis zu den obigen Mietern war nett aber auch distanziert was nicht weiter schlimm ist. Man hat sich höflich gegrüßt, selten nette Gespräche geführt, eine WhatsApp Gruppe für Notfälle eröffnet. Und wir haben gesagt, wenn der andere was hat, kann man immer miteinander reden. Zu Nikolaus haben sie uns Schokolade hingestellt, wir denen selbst gebackene kekse. Es war insoweit alles harmonisch.

Die Parksituation ist die, dass jede Partei 2 Stellplätze hat und, dass die Parteien hintereinander parken müssen.

Die beiden wollen aber aufgrund der Tatsache, dass er Schichtarbeit hat nicht hintereinander parken, da sie die Autos sonst umparken müssen und hatten uns gefragt, ob man nicht auf die Fahrradständer verzichten kann und die nebeneinander parken dürfen, sprich direkt, wirklich direkt, vor unserem Küchenfenster und Gartentor. Fanden wir nicht toll aber haben denen gesagt, dass sie das mit den Vermietern klären sollen. Die Vermieter fragten uns dann was wir davon halten, wir haben gesagt, dass wir das nicht toll finden aber denen nicht im Weg stehen möchten, und dass es für uns ok wäre, wir uns damit schon arrangieren. Der Vermieter wollte denen das aber dennoch nicht gestatten. Also durften die beiden nicht nebeneinander parken.

Jetzt haben die obigen Mieter sich überlegt immer ein Auto in den Wendehammer zu stellen. Das geht seit Monaten so, damit sind wir in der Einfahrt zu unserem Stellplatz eingeschränkt bzw. müssen mehr kurbeln. Meinem Freund ist dann vor ca einem Monat der Kragen geplatzt, da er schlecht auf unseren Parkplatz kam, da sie mit dem Auto im Wendehammer stand, es nicht für nötig erachtet hat umzuparken, obwohl sie draußen stand und super schnell in die Wohnung flüchtete.

Da noch weitere Autos doof parkten, kam er umso schlechter auf den Parkplatz. Er schrieb dann in die WhatsApp Gruppe, dass beide bitte die zugeteilten Parkplätze nutzen sollen, dass wir verstehen, dass es mit der Schichtarbeit nervig ist die Autos umzuparken, dass wir aber nicht aufgrund deren Schichtarbeit eingeschränkt sein wollen. Da kam dann zurück, dass jeder Einschränkungen im Kauf nehmen muss, die und wir auch, darauf schrieben wir, dass wir keine Einschränkungen hinnehmen müssen, nur weil er Schichtarbeit hat. Dass wir gerne in Ruhe persönlich sprechen können und die doch auf einen Kaffee vorbeikommen sollen. Darauf kam nie eine Antwort, ist ca einen Monat her.

Er parkt hin und wieder nach wie vor im Wendehammer. Sprich, es ist ihm scheißegal. Die parken ihre Autos nichtmal um, wenn er Frühschicht hat, beide ab Nachmittag zuhause sind.

Seitdem bin ich ständig nervös nach Hause zu kommen, draußen zu sein, den Hausflur zu saugen. Ich denke ständig, dass die uns dann fertig machen, mobben, nicht mehr grüßen, das Thema ist in meinem Kopf so präsent. Mein Urlaub war dadurch oft eingeschränkt, Ostern jetzt auch. Ich weiß, dass diese Gefühle der Situation nicht angemessen sind und ich sage mir die ganze Zeit, dass es richtig war was zu sagen aber ich habe so eine Panik seitdem, dass ich schon ausziehen möchte. Mein Freund ist damit total entspannt. Die obigen Mieter sicher auch, aber ich drehe total am Kabel.

Hinzu kommt, dass mein Freund jetzt ein neues Auto gekauft hat und wir dann auch zwei Autos haben. Und das löst in mir so eine Panik aus, dass es nur noch Ärger wegen den Parkplätzen gibt.


Die Wahrheit ist aber, dass die obigen Mieter unser Paket angenommen haben, die Mülltonnen immer rausgestellt haben. Es ist nichts schlimmes passiert. Gesehen haben wir uns aber seit diesen Nachrichten nicht.

Hätten wir nichts sagen sollen? Ok, dann wären meine Zwangsgedanken sicher jetzt bei einem anderen Thema.
Das ist so dämlich sich deswegen so einen Kopf zu machen, jemand, der keine Zwangsstörung hat, sagte, wenn das deine Sorgen sind, sei froh.
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
Letstalkaboutit
Beiträge: 7
Registriert: Di 2. Apr 2024, 12:18

Re: War es richtig was zu sagen?

Beitrag von Letstalkaboutit »

Also, ich werde seit 30 Jahren von Zwangsgedanken jeglicher Form geplagt ( Strassenverkehr, Glasscherben im Essen, Stoplerfallen für Passanten...).
Wenn ich Deine Gedanken hätte, würde ich mir vollkommen "gesund" vorkommen. Bei dieser Situation ist es doch legitim sich einen Kopf zu machen,
da man ja mit Nachbarn und schlechter Energie ständig konfrontiert wird. Das hat mit der Sensibilität jedes Betroffenen zu tun. Das wäre meine persönliche Meinung dazu.Grüsse, Stefan
July
Beiträge: 22
Registriert: Fr 5. Jan 2024, 13:07

Re: War es richtig was zu sagen?

Beitrag von July »

Naja, wenn man sich NUR noch Gedanken Datum macht, sogar ausziehen möchte deswegen, ständig von Impulsen und Panik geplagt ist, hat das wohl nicht mehr viel mit gesund zu tun. Zumal ich mir das ausmale, dass die uns mobben, fertig machen, obwohl es dafür gar keine Anzeichen gibt. Ich glaube, dass du das was in mir vorgeht, nicht richtig nachvollziehen kannst oder ermst nimmst, was nicht schlimm ist. Jeder hat aber in seinem Bereich Zwangsgedanken. Ebenso, gibt es zb den Zwangsgedanken seinen Partner nicht mehr zu lieben. Dann sagt man ja auch nicht, jeder ist mal genervt und zweifelt mal an seiner Beziehung.

Diese Impulse und Panik die ich akut zum Thema Nachbarn verspüre, sind für mich gerade schlimm und übertrieben.

Klar, die Situation würde auch andere belasten aber nicht in diesem Ausmaß.

Du hast deine Bereiche, ich meine und ehrlich gesagt, geht's mir jetzt durch diese Antwort von dir nicht gut, da das total abgetan wurde, wie ich empfinde, was ich schade finde. Es ist schon schlimm genug unter Zwängen zu leiden und hier sind ja Betroffene, daher bin ich in diesem Forum, da ein gesunder Mensch es nicht im Ansatz nachvollziehen kann aber du hast mir das Gefühl gegeben nach dem Motto, stell dich mal nicht so an und das finde ich von einem Betroffenen zu hören sehr schade.

Im Übrigen habe ich noch mehr Zwangsgedanken, das war nur ein Teil der mich akut belastet. Es geht nicht nur darum, ich wollte allerdings NUR zu diesem Thema eine Meinung haben aber ich habe diese schon in einer netten Privatnachricht bekommen, wollte aber meinen Beitrag jetzt nicht komplett löschen.

Viele Grüße.
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: War es richtig was zu sagen?

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo July,

ich kann nachvollziehen, dass du dir solche Gedanken machst. Mir geht es auch oft so, dass meine Gedanken dann durchdrehen, wenn ich Angst habe, dass ich einen Fehler gemacht habe, bzw. jemand anderes Recht haben könnte und ich mich falsch verhalten habe. Bei mir dreht dann oft Nachts das Gehirn durch und ich kann nicht mehr schlafen. Ich grübele ewig nach Lösungen. Ist zwar dann bei mir nicht direkt mein Zwang an sich, weil ich andere Themen habe, aber irgendwie ist es zwanghaft und belastend auf jeden Fall!
Man sieht, alles in Ordnung eigentlich, aber trotzdem hört das Gehirn nicht auf einen mögliche Katastrophen mitzuteilen.

Auf deine Frage zu antworten wäre allerdings eine Rückversicherung, oder nicht? Möchtest du das wirklich? :)
July
Beiträge: 22
Registriert: Fr 5. Jan 2024, 13:07

Re: War es richtig was zu sagen?

Beitrag von July »

Huhu downtherabbithole

Ja genau, es ist eine so unangemessene Panik, obwohl nichts schlimmes passiert ist. Also ja, sie parken da weiterhin, haben auf unsere Nachricht auch nicht reagiert. Aber es sind ruhige Nachbarn und es gibt sonst keine Probleme, es lief ja auch anfangs harmonisch.

Ich habe gestern beschlossen, mich damit anzufreunden, dass die da stehen und mir immer wieder zu sagen, dass nichts schlimmes passiert ist und alles in Ordnung ist, wir lediglich unsere Meinung geäußert haben, was erlaubt ist.

Aber ich finde es gut zu wissen, dass ich nicht alleine mit so übertrieben Gefühlen bin. Wie geschrieben, mein Freund ist total entspannt damit. Er ist zwar genervt aber sein Tag geht davon nicht unter, meiner hingegen schon. Ostern konnte ich vergessen, wegen so einem Schwachsinn. Und ich denke mir, die parken da weiter und haben offensichtlich gar keine Bedenken, dass wir uns erneut beschweren. Diese krassen panikimpulse sind meine Erkrankung, das hat mir meine ehemalige Psychologien oft erklären müssen. Wäre ich in deren Situation, würde ich wahrscheinlich nur Panik bekommen, ob wir uns jetzt beim Vermieter beschweren aber es ist denen einfach egal.

Wenn du über deine Gedanken schreiben möchtest, kannst du mir auch gerne eine PN schicken :)


Liebe Grüße!
Frei von allen Zwängen wollen viele sein und zwingen sich jeden Tag dazu. 💕
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