Falsche Erinnerungen

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Mailman
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Registriert: Fr 1. Nov 2024, 18:05

Falsche Erinnerungen

Beitrag von Mailman »

Hallo, ich bin Ende 20 leide seit meiner früher Pubertät an Zwängen. Hauptthema ist immer dasselbe: Ich habe Angst, in der Vergangenheit etwas schlimmes getan zu haben und mich nicht mehr daran erinnern zu können. Explizit sind es hauptsächlich sexuelle Themen, sprich jemanden sexuell missbrauch oder vergewaltigt zu haben. Ich befinde mich seit Jahren in einer Verhaltenstherapie und bin mit meiner Therapeutin sehr zufrieden.

Ich wurde selber als Kind sexuell missbraucht und hatte im Grundschulalter bereits Kontakt mit Pornographie (nicht durch Familienmitglieder, ich möchte auch nicht detailliert darüber schreiben). Laut meiner Therapeutin ist dies wahrscheinlich auch der Grund für meine Zwangsgedanken.

Die Zwangshandlungen laufen auch immer gleich ab: Mir kommt ein Gedanke und ich stürze mich wie ein Detektiv auf den Gedanken. Ich schreibe meine Gedanken immer auf, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Natürlich bin ich bis heute noch nie zu einem Ergebnis gelangt. Am schlimmsten war der Zwang zum Ende meiner Schulzeit. Damals war ich so auf das Notieren meiner Gedanken konzentriert, dass ich die letzte Jahrgangsstufe wiederholen musste. Gegen Ende des Schuljahres war ich einige Monate in der Psychiatrie. Im nächsten Schuljahr wieder dasselbe Spiel, nur dass ich damals mit viel Glück und mithilfe der Nachprüfung mein Abitur irgendwie geschafft habe.

Dadurch, dass sich der Zwang hauptsächlich auf sexuelle Themen bezog, hatte ich auch massivste Probleme auf Frauen zuzugehen. Nachdem ich unglücklich verliebt und extremst verzweifelt war, beschloss ich Ende des Jahres 2019 dem ein Ende zu bereiten. Ich las ein Buch, um zu Lernen, wie man Frauen verführt. Ich war zu diesem Zeitpunkt berufsbedingt für einige Wochen nicht zu Hause und wollte mich ausleben. Ich habe damals versucht, Frauen mit der Brechstange ins Bett zu bekommen und hatte auch einmal Erfolg. Dieses Mädchen war sehr apathisch und hat alles nur über sich ergehen lassen. Insgesamt war die Geschichte sehr komisch und ich habe damals auch nicht wirklich heldenhaft gehandelt. Ich hätte anstatt auf „Dicke Hose“ zu machen klipp und klar fragen müssen, ob sie das überhaupt wolle. Ich hatte jedoch keine Erfahrung und war der Meinung, sie sei selber Schuld, wenn sie mich in ihr Zimmer lässt und mich nicht klipp und klar abweist. Ich hatte im Gefühl, dass sie selber nicht der Typ war, der jemanden rausschmeißt und habe die Situation ausgenutzt. Ich musste sie zu jedem Schritt lange drängen und lange „drannbleiben“. Ich war der Meinung, bis auf Vergewaltigung ist mir jedes Mittel recht, endlich Sex haben zu können. Ich hatte es satt der „nette Typ“ zu sein und hatte einen starken Ego-Trip in dieser Zeit. Mein Frauenbild war anscheinend auch nicht das Beste.

Kurz nach diesem Erlebnis war ich tatsächlich mit dem Mädchen zusammen, in welches ich damals unglücklich verliebt war. Wir waren bis vor einem Jahr zusammen.

Relativ schnell entwickelte sich ein massiver Zwang, ich hätte damals dieses Mädchen sexuell missbrauchen können. Die ganze Geschichte schwebt wie ein Damoklesschwert über meinen Leben. Mit meiner ehemaligen Partnerin habe ich viel darüber gesprochen (man kann sich natürlich vorstellen, dass die Beziehung stark darunter gelitten hat).

Ich grüble immer noch sehr viel über die Situation nach und hänge ständig in der Vergangenheit fest. Über Umwege möchte ich herausfinden, ob damals doch was schlimmes gewesen ist. Meine Gedanken an diese Nacht haben sich auch durch ständiges Grübeln teilweise verfälscht. Mit meiner Psychotherapeutin (welche auch zu diesem Zeitpunkt bereits meine Therapeutin war) habe ich schon unzählige Male darüber gesprochen. Sie ist der Meinung, die ganze Situation sei nicht schön gewesen, jedoch keine Vergewaltigung. Ich selber hatte ja zu diesem Zeitpunkt Zwangsgedanken und deshalb war es irgendwie logisch, dass hierbei sowas rauskommen musste.

Neben diesen Gedanken habe ich auch noch viele andere Ängste und Gedanken, jedoch ist dies aktuell wieder die absolute Nummer 1. Diese Zwangsgedanken begleiten mich schon seit einigen Jahren. Ich komme hier leider nicht mehr selbst raus. Laut meiner Psychotherapeutin soll ich die Gedanken nicht zu ernst nehmen, jedoch ist hierbei ja wirklich etwas vorgefallen. Ich habe sogar bereits versucht das Mädchen zu kontaktieren, jedoch ohne Erfolg. Am liebsten würde ich sie irgendwie mit externe Hilfe ausfindig machen. Laut meiner Therapeutin soll ich dies natürlich auf keinen Fall machen, was ich auch verstehen kann. Auch die Tatsache, dass ich sie ca. ein Jahr später zufällig nochmals sah und wir etwas Smalltalk hatten, kann mich nicht beruhigen (sie wirkte nicht ängstlich gegenüber mir als Person). Ich ärgere mich extremst, sie nicht kurz unter 4-Augen gesprochen zu haben.

Das größte Problem: Wenn ich länger nicht mehr an die Situation denke und ich auch meine Zwangshandlungen nachlassen, gehe ich als Person sozusagen automatisch davon aus, ein Vergewaltiger zu sein. Ich bin in der Lage, dass mein Zwang bei starker Beschäftigung stark nachlässt, das Gefühl ein Vergewaltiger zu sein, lässt mich jedoch nicht los, weshalb ich wieder mit dem Grübeln beginne.

Ich weiß leider nicht mehr weiter. Hat jemand ähnliche Erfahrungen als ich? Ich fühle mich grausam, v.a. weil ich selbst weiß, was sexueller Missbrauch anrichten kann. In meiner damaligen Beziehung fühlte ich mich wie ein absolutes Monster und wenn meine Partnerin mir sagte, ich sei ein lieber Mensch, dann fühlte ich mich gleich wieder viel schlechter.

Ich bin so froh, in psychotherapeutischer Behandlung zu sein, jedoch verschwende ich meine wertvollen Therapiestunden immer mit diesem Thema. Ich habe natürlich auch andere Probleme, aber fast jede Stunde besteht darin, dass mir meine Therapeutin objektiv klarmacht, dass ich kein Vergewaltiger bin und ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehre, weil ich dies nicht akzeptieren kann. Mir ist es schon so peinlich. Ich kann mir nicht erklären, wie man nur so verbohrt sein kann. Meine Therapeutin tut mir schon richtig leid. Ich selber habe natürlich noch andere Probleme, welche ich nicht ansprechen kann, weil alles durch dieses eine Thema draufgeht. Meine Therapeutin arbeitet meiner Meinung nach sehr professionell und während der Therapiestunden betont sie stets, dass wir den Zwangsgedanken nicht zu viele Raum geben dürfen und den Zwang durch die Therapie nicht noch unterstützen und ihm Recht geben dürfen.

Man kann sich natürlich vorstellen, dass ich mir unter diesen Umständen auf keinen Fall eine Partnerin suchen möchte. Jeder Kontakt mit Frauen würde meine Gedanken so dermaßen triggern und mich in diese Zeit zurückversetzen. Auf der anderen Seite sehen ich mich natürlich nach einer Partnerin. Folgende Punkte machen meine Situation für mich komplett ausweglos:

1. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Mädchen jemals wieder sehe. Meine Gedanken sind durch die Ganzen Denkvorgänge schon so durcheinander, dass ich mich nicht mehr auskenne.

2. Ich hoffe selber auch nicht, dass die Gedanken verschwinden. Ich leiste keinen Widerstand und bin „froh“, wenn nach schwächerer Zwangsphasen wieder eine stärkere kommt (sozusagen als Selbstbestrafung).

Hat jemand von euch selbst schon solche Erfahrungen gemacht und eine vernünftige Lösung gefunden? Gibt es evtl. jemanden, der durch Hypnose aus einer solchen Situation rausgekommen ist? Welche Möglichkeiten habe ich?

Vielen Dank!
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