Zwänge mit Kind, brauche Tipps

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User_6320
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Zwänge mit Kind, brauche Tipps

Beitrag von User_6320 »

Hallo Zusammen,
ich habe ein 6 jähriges Kind und leide an Zwängen. Am Anfang der Beziehung zu meinem Mann war es eigentlich noch nahezu "zwangfrei", ich konnte mit Straßenschuhen ins Haus und wir hatten damals viel Besuch und auch eine Katze. Da das Umfeld meines Mannes sehr feindselig war/ist und wir uns über die Jahre davon abgetrennt haben, habe ich schleichend Zwänge entwickelt. So konnte ich keine Leute mehr mit Straßenschuhen ins Haus lassen oder musste danach den Boden gründlich wischen. Dann kamen Probleme hinzu, dass ich nichts ohne gewaschene Hände anfassen kann, sobald ich einen Gegenstand von draußen angefasst habe. Ich reinige auch mit Desinfektionstüchern meine Lebensmittelpackungen. Insgesamt leide ich sehr darunter und weiß, dass es totaler "Quatsch" ist, aber ich kann es nicht aushalten, es nicht zu machen. Am meisten belastet mich aber meine Isolation, dass Freunde sich zurückgezogen haben, da wir keine Leute mehr einladen "können" und ich meinem Kind nicht ermöglichen kann, unbeschwert zu leben. Zudem muss mein Kind seine kompletten Klamotten wechseln, wenn es aus der Schule kommt und Hände und Füße waschen. Es ist so beschämend für mich und ich fühle mich furchtbar schlecht als Mutter und Partnerin, meiner Familie so etwas anzutun. Vermutlich ist es auch ein Ausfluss aus meiner Kindheit, die nicht sehr behütet war und ich als Kind auch schon gewisse Zwänge hatte, die jedoch von selbst aufgehört haben. So schlimm wie jetzt war es noch nie in meinem Leben und es macht mich wahnsinnig. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen bzw. Tipps, was ich tun kann, damit es aufhört? Habt ihr eure Freunde eingeweiht und wie haben sie reagiert? Ach ja, ich habe zudem einen Partner mit Depression und autistischen Zügen und mein Sohn ist Autist, was mich natürlich im Alltag auch sehr belastet und ich nicht immer "kontrollieren" kann.
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Tim
Beiträge: 120
Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Zwänge mit Kind, brauche Tipps

Beitrag von Tim »

Hallo !
Schön dass du dich meldest hier.

Zunächst - ich bin kein Therapeut , noch habe ich eine Ahnung was dir wirklich hilft, doch ich möchte Dir einen Rat geben.

Das was du beschreibst klingt "fies".
Gut daß du weisst dass es Quatsch ist. Das ist schonmal sehr wichtig.
Hast du Angst vor dem Schmutz weil du denkst dass der Schmutz Keime enthält (Sauberkeits-Zwang) oder weil die Personen die Sachen
"Verfluchen" (magische Gedanken - Gedankenzwänge)?

Ich würde Dir raten schnellst möglich eine Therapie zu beginnen. Vor allem wegen deinem Sohn. Die Gefahr dass er damit später auch Probleme bekommt ist nicht gering. Was meine laienhafte Meinung dazu ist.
Gut wäre wenn du deinen Sohn "Irgendwie" abschirmen könntest von deinen Zwängen. Dass er wie in so einer virtuellen Schutzhülle ist und er einfach nicht "schmutzig sein kann". Damit er wenigstens damit nicht hienein gezogen wird.
Du bist bestimmt eine sehr fürsorgliche und liebevolle Mutti. Die Änste die du um dein Kind hast zeigen dies deutlich.
Also du tust ihnen nichts an. Du vermeidest nur Dinge bzw. schaffst eine Sauberkeit die völlig übertrieben ist.
Das alleine nutzt Dir nur nicht :-(
Meiner Erfahrung nach geht alles über Gefühle. Du musst - leider - lernen diese Ängste auszuhalten.
Es wird nichts passieren.
Niemand kann dir das garantieren. Doch es wird nichts passieren.
Indem du den Zwängen nachgibst wird ebenso etwas passieren. Das du sie noch schlimmer machst :-(

ich habe jahrelang meine magischen Gedanken "neutralisiert" - also "schlechte" Gedanken durch "gute" Gedanken ersetzt im Kopf. Bis ich erfuhr dass dadurch die Gedanken nur noch schlimmer werden.

Zur Einordnung.
ich bekam 2003 Zwangsgedanken. Begann sofort mit Neutralisation durch Gegengedanken.
Habe mir lange nicht eingestanden dass es Zwänge sind. Bis ich nach ca. 4 Jahren Panikattacken bekam.
Dann war ich erst 2008 zum ersten mal in Therapie. Wo ich aber gleich G"TT sei Dank erfuhr dass ich auf keinen Fall versuchen soll
meine Gedanken zu vermeiden.
Allein dies half mir aber nicht über die Zwänge hinweg.
Ich war dann bis 2015 in verschiedenen Lang- und Kurzzeit Therapien (kognitiv).
2015, 2018 und 2020 in Kliniken wegen den Zwängen.

Und heute habe ich immer noch starke Zwänge.
ich habe aber keine Angst mehr so wie Du. Mir ist nie was passiert. Das schlimmste waren bei mir die Panikattacken.

Damit das bei Dir nicht so weit kommt würde ich dir empfehlen sehr schnell einen Therapieplatz zu beantragen.
Und dann zu hoffen dass du schnell einen Platz bekommst. Evtl. - wenn das geht - selber bezahlen. Dann bekommst du auch garantiert sofort einen Platz. Ich bin derzeit privat in Theapie und bezahle 60 Euro die Stunde. Das ist noch wenig.

mache dir vor allem weniger Gedanken über dein Verhalten gegenüber deiner Familie.
Du machst das nicht weil du ihnen schaden willst sondern im Gegenteil.
Mit solchen Zwängen - und den Gefühlen - ist man schnell hilflos überfordert.
Aber man kann sie Aushalten.
Je mehr du es aushalten kann desto besser.

Evtl. gibt es bei dir in der Nähe Selbsthilfegruppen für Leute mit Zwänge und oder Ängsten.

Das Thema Kindheit aufzuarbeiten ist immer gut.
Ich selber habe eine sog. Schematherapie gemacht wo es darum geht. Die als Kind "falsch gelernten Verhaltensweisen" durch neue zu "überschreiben".
Die meisten Zwängler die ich kenne hatten als Kind Probleme.

Ich hoffe du findest einen guten empathischen Therapeut.
Das hat mir immer geholfen. Jemand der einen nicht unter Druck setzt und motivieren kann.

Alles Gute Dir!
LG Tim
Januar

Re: Zwänge mit Kind, brauche Tipps

Beitrag von Januar »

Hallo,
Ich bin neu hier im Forum.
Ich habe auch einen Waschzwang und dazu 3 Kinder.
Ich versuche tatsächlich so gut es geht meine Kinder "in Ruhe" zu lassen.
Setzt sich z.B. mein Sohn auf meinen Schoß, nachdem er im Zug gesessen hat, halte ich das aus und wechsel später meine eigene Hose. So habe ich neutralisiert, ohne mein Kind zu belasten.
Vielleicht schaffst du es so ja auch.
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