Ich finde schon richtig, zu sagen, "das Problem zu lösen". Das Akzeptieren des Unvermeidlichen ist ein Teil davon. Aber eben nicht alles. Wenn eine Frau in der Beziehung/Ehe Gewalt erlebt würdest du ihr sicher auch nicht raten eben zu akzeptieren, dass es in der Welt einfach immer mal wieder gewalttätig zugeht, oder ?"Aber diese Probleme sind nun mal einfach gar nicht zu lösen, sondern in gewissem Ausmaß zu akzeptieren. In welchem Ausmaß, das ist die Kunst und darin unterscheiden sich Menschen. Anstatt aufzufordern, man solle das eigentliche Problem lösen, würde ich sagen man soll akzeptieren, dass das eigentliche Problem nie ganz zu lösen sein wird."
Sicher, diese Tatsache existiert. Damit muss man lernen umzugehen. Das beinhaltet aber auch, ggf. die Beziehung zu beenden, bei der Partnerwahl "besser aufzupassen" (was nicht immer so gut funktioniert), sich finanziell "auf eigene Beine zu stellen", zu lernen, sich selbst zu verteidigen usw...
Zu LERNEN, auf GESUNDE Weise mit solchen Situationen umzugehen. Eine gewisse Akzeptanz gehört dazu, ist aber längst nicht alles.
Auf Zwänge bezogen:
Nehmen wir mal das Beispiel eines Zwänglers, der Angst hat, andere zu verletzen und sich deshalb ständig "Sorgen" macht bzw. sich diverse "Einschränkungen" auferlegt.
Das "Problem" ist in einem solchen Falle nicht, dass man andere auch mal (unabsichtlich) verletzen könnte. Das eigentliche Problem ist, dass dieser Zwängler unter erheblichen Schuldgefühlen leidet - anerzogen/erlernt in der Kindheit. Dass man solche Gefühle mal haben kann, das sollte man besser akzeptieren. Das ist richtig.
Das Problem des Zwänglers ist jedoch nicht nur, dass er solche ungesunden Überzeugungen hat, sondern dass er auch nicht gelernt hat, mit solchen Gefühlen auf gesunde/natürliche Weise umzugehen. Deshalb versucht er sie zu vermeiden - koste es, was es wolle. Durch Ausleben seines Zwanges versucht er so SICH zu schützen.
Die eigentliche Lösung ist daher, sich seiner Schuldgefühle bewusst zu werden. Der Botschaften / Überzeugungen, die dahinter stehen - und dann diese Überzeugungen durch Gesündere zu ersetzen.
Dazu gehört zum einen die (kognitive) Arbeit im Hinblick auf die eigenen (kranken) Überzeugungen. Dann die Fähigkeit, Gefühle/Empfindungen überhaupt erst einmal präzise identifizieren und benennen zu können. Und schließlich auch der Umgang mit diesen /die Umwandlung dieser Gefühle in angenehmere. Dazu kann es u.a. auch erforderlich sein, dass man erst einmal Achtsamkeit erlernt und (täglich) praktiziert. Und ggf. - von Person zu Person unterschiedlich - kann es noch nötig sein sich vorher anderes Wissen / andere Fertigkeiten zu erarbeiten.
Aber dafür geht man ja schließlich auch zum Therapeuten bzw. in Kliniken.
Und wenn man dann irgendwann einmal gelernt hat, dass man nicht verantwortlich ist für andere (Erwachsene), für deren "sich-gut-fühlen" und mit seinen eigenen Gefühlen besser umgehen kann, dann braucht man auch keine Angst mehr vor Schuldgefühlen zu haben und der Zwang hat "seine Schuldigkeit getan". Man braucht ihn nicht mehr - Problem gelöst. Aber auch erst dann.