Magisches Denken im Alltag

tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Magisches Denken im Alltag

Beitrag von tzak »

Hallo zusammen,

nachdem ich eine längere Zeit hier stiller Leser war und ich gesehen habe, dass man nicht alleine ist mit seinen Zwängen, will ich auch mal etwas zu meinem Problem schreiben und vielleicht kennt es ja jemand unter euch. Wann immer ich etwas "angehen" möchte und etwas im Voraus plane, kommt dieses typische "magische Denken", das einem sagt, dass einem "dies und das" passiert, wenn man etwas bestimmtes angehen will. In meiner Freizeit programmiere ich kleinere Programme und erstelle leidenschaftlich Grafiken, aber schon seit Jahren ist das mit massiven Zwängen verbunden. Egal was man angehen möchte: das magische Denken versucht es schlecht zu reden. Häufig muss man auch normale Dinge im Alltag korrekt erledigt haben, bevor man ein neues Projekt (Grafik oder Programm) angeht, wie z.B das korrekte T-Shirt für den Tag anziehen.

Auch wenn das für "normale" Menschen extrem bescheuert klingt - und ich weiß, dass es bescheuert ist - so ist es mit ständigen Schweißausbrüchen, panischer Angst und mehr verbunden. In Therapie bin ich demnächst, konnte mich leider erst spät jemanden anvertrauen und aktzeptieren.
Kennt jemand so einen Zwang, der vielleicht in die gleiche Richtung geht?
Zwangzwerg

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von Zwangzwerg »

Hallo tzak,

nein, du bist definitiv nicht allein! :D Wenn mir auch das magische Denken (momentan und hoffentlich auch in Zukunft) zumeist erspart bleibt, vieles ist ja doch bei anderen Zwängen genauso. Du schreibst: "Egal was man angehen möchte: das magische Denken versucht es schlecht zu reden." Da passt bei mir: Egal, was ich angehen möchte, der Zwang grätscht erfolgreich rein oder versucht es zumindest nach Kräften. Auch das Wissen, dass die Ängste bescheuert sind, teile ich mit dir, genauso wie die trotzdem vorhandene Angst. Letztendlich ist ja fast alles Denken, was den Zwang betrifft, auf irgendeine Art und Weise magisch, da es einem realitätsferne Befürchtungen vor Augen führt und so unser Denken und/oder Handeln beeinflusst. Vermutlich ist auch da der Schlüssel, sich vom Zwang nichts einreden und vormachen zu lassen - und so zu handeln, wie man EIGENTLICH möchte. Leicht gesagt, und doch so schwer getan... :roll: :D
In dem Buch "Wenn Zwänge das Leben einengen" von Nicolas Hoffmann und Birgit Hofman gibt es übrigens ein eigenes Kapitel zu magischem Denken und Handeln, vielleicht kann das ja auf irgendeine Art und Weise hilfreich sein.

Liebe Grüße und viel Zuversicht in dem Bewusstsein, dass du dich mitnichten allein mit dem ganzen Korks rumschlägst!
tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von tzak »

Zwangzwerg hat geschrieben: Mi 27. Feb 2019, 19:17 Vermutlich ist auch da der Schlüssel, sich vom Zwang nichts einreden und vormachen zu lassen - und so zu handeln, wie man EIGENTLICH möchte. Leicht gesagt, und doch so schwer getan... :roll: :D
Genau das versucht man. Manchmal mit Erfolg, häufig aber gewinnt der Zwang :roll:
Das Buch habe ich mir mal gekauft, werde ich mir mal anschauen. Danke für den Zuspruch, sowas hilft immer ;)
Miranda_L

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von Miranda_L »

Hallo tzak,

Der Schlüssel hier ist meiner Meinung nach, zu akzeptieren, dass die Konsequenz, die der Zwang dir vorgaukelt ganz unabhängig vom Zwang eintritt oder auch nicht.

Ich sage mir in solchen Situationen immer: "Es ist nur in meinem Kopf"
Und dann mache ich das weiter, was ich ohnehin vor hatte.
Als ich das eine Weile durchgezogen hatte, wurde es immer leichter.
Nach und nach tauchte dann der Zwangsgedanke immer seltener auf.
Und wenn es jetzt nochmal passiert, ist es nur noch wenig relevant für mich und ich kann den Gedanken leicht beiseiteschieben.
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von OCD-Marie »

tzak hat geschrieben: Mi 27. Feb 2019, 17:24 Kennt jemand so einen Zwang, der vielleicht in die gleiche Richtung geht?
Hallo tzak !

Ja. - ...und nein.

Nein. Ich habe noch nicht so einen Zwang mit dieser speziellen Ausrichtung kennen gelernt.
Ja, "magische" Zwänge sind verbreitet. Und ca. 1-2 % der Bevölkerung soll von Zwängen insgesamt betroffen sein. Das sind also ziemlich viele...
Und "ja", Zwänge, die offenbar einen besonderen Zweck haben, kenne ich viele.

Denn das ist ja interessant: "Egal was man angehen möchte: das magische Denken versucht es schlecht zu reden." Das ist ja kein Zufall. Das hat seine Gründe.
Wovor soll dich der Zwang schützen ? Vor der Blamage, wenn das Projekt schief geht ? Oder weil dich andere für das was dir Spass macht auslachen könnten ? Oder weil dir (früher) zu verstehen gegeben wurde, dass du es nicht wert bist, solche (schönen) Projekte angehen zu dürfen ? Oder.... ?
Ich weiss es nicht. Die Antwort kennst nur du. Aber wenn du demnächst Therapie beginnst würde ich mich intensiv auch mit diesen Fragen beschäftigen....
Miranda_L hat geschrieben: Do 28. Feb 2019, 14:14 Der Schlüssel hier ist meiner Meinung nach, zu akzeptieren, dass die Konsequenz, die der Zwang dir vorgaukelt ganz unabhängig vom Zwang eintritt oder auch nicht.

Ich sage mir in solchen Situationen immer: "Es ist nur in meinem Kopf"
Und dann mache ich das weiter, was ich ohnehin vor hatte.
Nun, Miranda hat da schon recht. Nur hat sie eben den Vorteil, schon viel mehr Therapie gemacht zu haben und erfahrener zu sein. Und wie du schon geschrieben hast: "häufig aber gewinnt der Zwang". Jedenfalls in den ersten Monaten / Jahren.
Man muss erst gelernt haben, sich mehr von seinen Ängsten zu distanzieren. Und vielleicht auch mehr bereit sein, auf den Zwang zu verzichten. Zu Beginn jedenfalls sind das die meisten eher nicht...

Wichtig ist also, nicht aufzugeben und den Mut zu verlieren, wenn der Zwang noch "häufig gewinnt". Je mehr der notwendigen therapeutischen Arbeit du erledigt hast, desto seltener wird der Zwang "gewinnen". Aber das kann eben dauern...
forced-alienation

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von forced-alienation »

tzak hat geschrieben: Mi 27. Feb 2019, 17:24 Hallo zusammen,

nachdem ich eine längere Zeit hier stiller Leser war und ich gesehen habe, dass man nicht alleine ist mit seinen Zwängen, will ich auch mal etwas zu meinem Problem schreiben und vielleicht kennt es ja jemand unter euch. Wann immer ich etwas "angehen" möchte und etwas im Voraus plane, kommt dieses typische "magische Denken", das einem sagt, dass einem "dies und das" passiert, wenn man etwas bestimmtes angehen will. In meiner Freizeit programmiere ich kleinere Programme und erstelle leidenschaftlich Grafiken, aber schon seit Jahren ist das mit massiven Zwängen verbunden. Egal was man angehen möchte: das magische Denken versucht es schlecht zu reden. Häufig muss man auch normale Dinge im Alltag korrekt erledigt haben, bevor man ein neues Projekt (Grafik oder Programm) angeht, wie z.B das korrekte T-Shirt für den Tag anziehen.

Auch wenn das für "normale" Menschen extrem bescheuert klingt - und ich weiß, dass es bescheuert ist - so ist es mit ständigen Schweißausbrüchen, panischer Angst und mehr verbunden. In Therapie bin ich demnächst, konnte mich leider erst spät jemanden anvertrauen und akzeptieren.
Kennt jemand so einen Zwang, der vielleicht in die gleiche Richtung geht?
Hallo tzak!

Ich kenne und habe auch so was!
Als würdest du über mein Leben hier schreiben.

Hast du noch zusätzlich diese Zwei Magischen Gedanken IN dir für dich sprechen? Ich schon deswegen muss ich selber heraus finden, welcher nun es ernst mit seiner Meinung meint und wer nicht denn der eine ist sehr Unreif, Kindlich fast schon und macht dumme Sachen mit mir, so kann ich ihm nicht vertrauen auch seine Spielchen sind nervig. Und der andere eher ein Militär Tipp der mir vorschlage macht die aber EINDEUTIG sind! Und tue befolge ich sie nicht, wird er Böse in mir und bringt mich dazu etwas zu tun,. Beispiel, ich schreibe gerne Kali-grafisch und egal wie schön es raus kam und egal wie viele Seiten ich bereits schrieb, wenn es nicht SO sein darf, weil es eben Falsch ist für wenn auch immer dieser Brief sein soll, dann darf ich ihn auch nicht wegschicken deswegen kommt da dieser Impuls der sehr schnell ist, und schwuppdiwupp, ist der Brief zerrissen und zerstört,. Und auch wenn ich ihn nochmals versucht habe Neu zu schreiben, geschieht das gleiche nochmals bis ich Begriffen und gelernt habe, das er mir nur damit helfen möchte "das richtige" zu tun!! Er weiß besser als ich, was richtig und Falsch ist.
tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von tzak »

Vielen Dank für die vielen Tipps und Meinungen, hat mir bereits sehr geholfen - wirklich.
Miranda_L hat geschrieben: Do 28. Feb 2019, 14:14 Hallo tzak,

Der Schlüssel hier ist meiner Meinung nach, zu akzeptieren, dass die Konsequenz, die der Zwang dir vorgaukelt ganz unabhängig vom Zwang eintritt oder auch nicht.

Ich sage mir in solchen Situationen immer: "Es ist nur in meinem Kopf"
Und dann mache ich das weiter, was ich ohnehin vor hatte.
Als ich das eine Weile durchgezogen hatte, wurde es immer leichter.
Ich versuche das regelmäßig umzusetzen im Kopf, aber dann fängt man wieder schnell an zu zweifeln. Es ist wirklich so unglaublich schwer sich den Zwang zu widersetzen, egal ob man sich einen Art "Vertrag" aufsetzt oder sich immer wieder versucht irgendwie daran zu erinnern, dass man nicht auf diesen Zwang reagieren soll. Aber ich denke ich bin da auf einen guten Weg, denn der erste Schritt zur Therapie ist gemacht.

OCD-Marie hat geschrieben: Do 28. Feb 2019, 17:49 Wichtig ist also, nicht aufzugeben und den Mut zu verlieren, wenn der Zwang noch "häufig gewinnt". Je mehr der notwendigen therapeutischen Arbeit du erledigt hast, desto seltener wird der Zwang "gewinnen". Aber das kann eben dauern...
Man nimmt sich immer viel vor und man gibt dann doch wieder nach. Das ist jedesmal hart und demotivierend und man hat das Gefühl, dass man ganze Stunden bzw. Tage verschwendet, weil man "nicht vorankommt". Man hat dann wieder den ganzen Tag nur das gemacht, was der Zwang wollte und nicht was man eigentlich selber angehen will. Genau beschreiben kann ich es leider nicht, aber im Prinzip wird jede "kreative" Idee vom Zwang kaputtgeredet und indirekt gedroht, dass man diese Sache lieber nicht angehen sollte. Echt verrückt, ich weiß :roll:

forced-alienation hat geschrieben: Fr 1. Mär 2019, 15:48 Hast du noch zusätzlich diese Zwei Magischen Gedanken IN dir für dich sprechen?
Nein, habe ich so nicht. Es ist eine Kette von Zwängen, die ineinandergreifen und vor jeder Sache "korrekt" ablaufen müssen. Und hat man alles korrekt gemacht, redet der Zwang einem das dann doch wieder schlecht und man verwirft sein Projekt wieder und man fängt am nächsten Tag von neuem an.
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo tzak,

"Man" nimmt sich viel vor und gibt dann nach ? "Man" ? Du meinst: Du.
Da du nun weisst, dass am Anfang die "Fehlschläge" überwiegen, kannst du deine Erwartungen und Ansprüche ja reduzieren. Dann ist das Nachgeben weniger demotivierend. Man freut sich vielmehr über die am Anfang eher noch kleinen Erfolge.

"Genau beschreiben kann ich es leider nicht,..."
Das ist immer ein Hinweis genauer hinzusehen. Es geht darum, dass du dich so gut kennen lernst, dass du es beschreiben kannst. Welche Gedanken tauchen auf, welche Gefühle... und wie reagierst du dann darauf. Was denkst du. Was tust du, usw.
Beobachte dich und mache dir Notizen. Solange, bis du "es" ganz genau beschreiben kannst !
Benutzeravatar
Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von Yorge »

OCD-Marie hat geschrieben: Sa 2. Mär 2019, 18:03 Man freut sich vielmehr über die am Anfang eher noch kleinen Erfolge.
Du meinst DU, Marie bei dir war (oder ist) das so, oder?

;)
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Benutzeravatar
Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Re: Magisches Denken im Alltag

Beitrag von Yorge »

Hallo tzak!
Das Magische Denken ist zwar auch nicht gerade meine "Spezialität", aber mir kommt in deinen Beiträgen doch einiges in den Sinn, was ich von mir auch kenne und darum möchte ich dir ein wenig rückmelden.
Eine kleine Frage dazu gleich noch im Voraus, vielleicht auch an die anderen: Ist das so, dass das Magische Denken eher bei Leuten vorkommt, die mehr mit Kreativität zu tun haben?

Mir ist aufgefallen, dass bei dem was du gerne machen möchtest (Programmieren, Grafiken erstellen), dass es da einerseits um Techniken geht, die sicherlich ganz exakt stimmen müssen - klar, weil sonst wird ja das Programm nicht laufen - andererseits bräuchte es dazu auch Kreativität, die du dir im Moment scheinbar nur sehr beschränkt erlaubst, ansonsten kommt ja auch nichts besonderes zum Vorschein.
Vielleicht geht es auch bei der Arbeit, die störenden Zwänge zu reduzieren, darum, einerseits bestimmte Techniken, wie die Expositionen, richtig durchzuführen und auch die Regeln (trotz unangenehmer Gefühle) einzuhalten - andererseits gehört dazu auch ein gewisser "Eigensinn", es nach eigener Lust und Laune mit Kreativität so zu machen, wie es einem gerade einfällt. Sonst macht das Ganze auch keinen Sinn - sonst ersetzt du nur den einen Zwang mit einem anderen und damit ist nicht viel gewonnen.
Also Kreativität ist bei dem einen und dem anderen nicht etwas, was vielleicht auch nicht schlecht wäre mal dabei zu sein, sondern nur, wenn das auch dabei ist, macht das Ganze überhaupt erst Sinn. Naja, und Kreativität lässt sich ja bekanntermaßen nun wirklich nicht erzwingen.

Was mir noch aufgefallen ist: Du hast geschrieben, du hast jetzt eine längere Zeit hier gelesen und jetzt beschlossen zu schreiben und du startest jetzt mit der Therapie. Also du wirst jetzt aktiv. Und das ist natürlich super (für mich, natürlich auch, weil ich ja auch gerne von anderen mehr mitbekomme, als nur je um einen Beitragszugriff mehr). Ich kenne dich jetzt kaum und vielleicht ist das auch mehr mein Thema. Ich habe es bei dir etwas rausgelesen und ich tue mich jedenfalls schon auch schwer, geduldig mit mir zu sein. Jetzt habe ich es eh schon kapiert, worum es ginge, ja warum schaffe ich es nicht, diese Zwangshandlungen zu lassen oder das unsinnige Vermeiden aufzuhören. Mir hat die Unterstützung von den Therapeuten da schon recht geholfen, da das richtige Maß (auch immer noch wieder) für mich zu finden: Es dann wirklich auch angehen und in die Tat umzusetzen einerseits, aber auch zu schauen, dass es nicht zu viel auf einmal ist, dass ich mich an eine Veränderung auch mal gewöhnen muss, bevor ich das Nächste angehe, dass man dazwischen auch Ruhe und Belohnungen braucht.

Also, viel Erfolg beim aktiv D'ranbleiben und wie das eben ist, wenn man was mit Phantasie macht, sei auch mal einfach neugierig, wie es weiter geht und was dabei herauskommt - und sei auch ruhig mal mit Gelassenheit gespannt d'rauf (das ist wieder ein Widerspruch, aber ist ja auch egal) was dem Magier im Kopf wieder einfällt, damit er ja nicht mit ganz zu viel Kuddelmuddel verwirrt wird.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Antworten