Partner mit Zwangserkrankung

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OCD-Marie
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von OCD-Marie »

"Streiten" ? ... gut... :-)
Streiten ist anders !

Was willst aufgreifen ? Gibts noch Fragen ?

Lass den armen Mann sein Wasser künftig wieder im Kocher braten - und gut is... ! ;-)
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Yorge
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Yorge »

Ich bin weder für die Einführung eines Zölibats für alle Zwangserkrankten, noch meine ich, dass er sich scheiden lassen sollte - zugunsten eines Wasserkochers. :)

:ugeek:
Im Ernst, mich würde schon interessieren, ob ein Kompromiss vorstellbar wäre. Und Marie, nachdem du dich ja auch schon länger mit der Krankheit auseinandersetzen dürftest, weißt du doch, dass es mit “lass es doch einfach sein“ zumeist nicht getan ist. Mich würde außerdem schon auch die Meinung der Angehörigen dazu interessieren.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
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OCD-Marie
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Yorge

Na... soll sich halt mal nich so anstellen, die Silvia. Ne ?!

Und was willste die Angehörigen noch befragen ? Was wird ihr Mann wohl sagen ? Wenn er nicht mal mal Herr seiner selbst mehr sein darf ? So umzingelt von verbotenen Tätigkeiten, vebotenen Objekten und verbotenen Zonen ? Wenn er täglich Silvias Nudelholz fürchten muss ?


Aber du hast mich da auf eine ganz andere Idee gebracht.
Denn zumindest so mancher Waschzwang dürfte das Zölibat schon so ganz von alleine mit sich bringen. Und was ist z.b. bei Ordnungszwängen, wenn man mal nicht ganz akkurat an der Bettkante ausgerichtet liegt ? Ganz zu schweigen von den Zählzwängen... :lol:
Warum gibt es eigentlich dazu hier noch kein Thema ? Zu des Zwänglers Frust mit der Lust ?
Miranda_L

Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Miranda_L »

Also ich habe mit meinem Partner eine schtillschweigende Übereinkunft.

Ich versuche was ich machen kann und ich versuche auch, meine Akzeptanz in mir Angst-machenden Situationen Stück für Stück etwas zu vergrößern.
Aber es gibt halt ein paar Grundregeln, an denen ich Zwängler ihn nicht vorbeikommen lasse.
Und dazu gehört z.B. dass wir uns die Hände waschen, wenn wir von Draussen in die Wohnung kommen.
Da will ich eine Sicherheit haben und da komme ich im Moment auch noch nicht drumm herum. Ich mag den Gedanken nicht, dass man draussen alles mögliche angefasst hat, und dann den Geschirrspüler mit den Sachen ausräumt, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen.

Es gibt auch andere Dinge, die ich Zeitweise nicht hinkriege. Wäsche waschen z.B. Wenn es mir relativ gut geht, kann ich mich dazu überwinden. Es gibt aber Tage, da geht das halt nicht.
Da wir diese Aufgabe aber auch nicht dem ein oder anderen zugeordnet haben, regelt sie sich automatisch. Wer sieht dass zu viel Wäsche da ist, wäscht sie halt bzw. wenn es nicht geht lasse ich sie liegen und er wäscht.
Dann hänge ich aber zumindest die saubere Wäsche nachher auf.

Problematisch finde ich es, wenn mir einfach Dinge aufgedrückt werden.
Du machst das jetzt! Und dann fühle ich mich verpflichtet etwas zu tun, habe aber Angst davor.
Oder man drückt mir einfach einen Gegenstand in die Hand und ich merke erst, dass ich ihn eigentlich nicht berühren will, wenn ich ihn längst festhalte.

Gerade wenn ich einen schlechten Tag habe, können solche Überraschungsaktionen stark nach hinten losgehen und Ängste verschlimmern, in schlechteren Zeiten sogar Panik auslösen.

Ich denke der Schlüssel ist ein ausgewogenes Verhältnis von Leben und Leben lassen.
Ich darf auch als Zwängler ein Gefühl von Sicherheit habenund mich mal wohl fühlen - und das bedeutet leider, dass mein Partner nicht alles 'kontaminieren' darf wie er es machen würde wenn er allein leben würde. Ich dagegen versuche ihm so viel Freiheit wie möglich zu geben und gehe immer wenns irgendwie geht einen kleinen Schritt weiter gegen die Ängste vor.

Man muss natürlich auch bedenken dass es auch in Partnerschaften mit zwei gesunden Partnern Kompromisse gibt. Man nehme nur mal beispielsweise die Diskussion darüber, ob Klodeckel oder Klobrille hoch- oder runtergeklappt sein sollen. Auch die Diskussion über das Händewaschen vor dem Essen oder vor dem Anfassen von Nahrungsmitteln kann in gesunden Partnerschaften auftauchen.
Jeder hat nunmal andere leicht 'Grundregeln' aus seinem Elternhaus mitbekommen.

Liebe Grüße
Miranda
Silvia
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Silvia »

Yorge hat geschrieben: So 17. Mär 2019, 16:46 Ich bin weder für die Einführung eines Zölibats für alle Zwangserkrankten, noch meine ich, dass er sich scheiden lassen sollte - zugunsten eines Wasserkochers. :)

:ugeek:
Im Ernst, mich würde schon interessieren, ob ein Kompromiss vorstellbar wäre. Und Marie, nachdem du dich ja auch schon länger mit der Krankheit auseinandersetzen dürftest, weißt du doch, dass es mit “lass es doch einfach sein“ zumeist nicht getan ist. Mich würde außerdem schon auch die Meinung der Angehörigen dazu interessieren.

Hallo Yorge,

Du hast recht, wenn es mit „lass es doch einfach sein“ nicht getan ist.
Manchmal ja, da kann man vielleicht über seinen Schatten springen und die Ängste sind nicht so vordergründig, aber in gewissen Situationen ist es einfach nahezu unmöglich.

Ein Kompromiss ist vorstellbar, ja und wird auch seit längerem schon praktiziert, nur leider wurde der Wasserkocher ausgeklammert.
Er ist ein Gegenstand in der Küche, der schnell mal für eine Panik- Attacke sorgen kann.

Zur Erklärung, bis vor Kurzem konnte sich mein Mann nicht mal mehr einen Tee alleine kochen. Ich hab das für ihn erledigt, weil er ja an so viele Schränke und Schubladen muss,....
durch eine erfolgreiche Konfrontation, eigentlich wegen etwas völlig anderem, ist es nun wieder möglich, dass er an den Schrank mit den Teebeuteln, an die Schublade mit den Löffeln,.... kann - ohne!- das ich in Panik verfalle und hinterher eine immense Zeit in der Küche verbringe, um wieder alles „in Ordnung“ zu bringen.
Nur der Wasserkocher geht eben nicht!


Zu Deinem Interesse bzgl der Angehörigen...
natürlich findet es mein Mann zB total doof, dass er den Wasserkocher nicht benutzen darf, aber er ist über die anderen Schritte zufrieden und sieht das es vorwärts geht.
Er versucht mich auch immer mal wieder drauf anzustupsen, testet meine Reaktion, wenn er ihn eigentlich nehmen möchte....
lässt es mir zuliebe dann aber meist sein.

Liebe Grüße, Silvia
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
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Silvia
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Silvia »

OCD-Marie hat geschrieben: So 17. Mär 2019, 19:14 Hallo Yorge

Na... soll sich halt mal nich so anstellen, die Silvia. Ne ?!

Und was willste die Angehörigen noch befragen ? Was wird ihr Mann wohl sagen ? Wenn er nicht mal mal Herr seiner selbst mehr sein darf ? So umzingelt von verbotenen Tätigkeiten, vebotenen Objekten und verbotenen Zonen ? Wenn er täglich Silvias Nudelholz fürchten muss?
Hallo Marie,

ja genau, mein Mann hat Angst vor mir und steht total unterm Pantoffel. 8-)

Vielleicht wäre es ja wirklich mal ganz schön, aus Sicht der Betroffenen zu hören, wie es sich für sie persönlich anfühlt, von unseren Zwängen und Zwansverhalten umgeben zu sein.
Ich frag hierzu, hin und wieder mal meine Kinder und auch meinen Mann.

Da es aber für uns ALLE im Haus Regeln gibt, hat nicht nur er verbotene Zonen, Gegenstände oder Tätigkeiten.
Du könntest ihn ja mal fragen, was er davon halten würde, wenn ich sein Auto putzen/ waschen würde....
ich glaube, ich wäre einen Kopf kürzer.
Oder wenn ich in seinem Keller, mein Ordnungssystem einbringen würde...

Jeder muss sich an Regeln halten, es fängt bei den Kleinen im Kindergarten/ Krippe schon an und geht in der Schule weiter. Auch wir als Erwachsene müssen uns an so vieles halten, ob wir wollen, oder nicht. In der Arbeit, beim einkaufen, im Straßenverkehr,....

Vielleicht wäre besser von Dir, Marie, zu fragen, was denn schon wieder alles klappt... anstatt sich nur darauf zu konzentrieren, wie einengend doch ein Zwang sein kann.
Für Familienmitglieder, aber für einen selbst noch am meisten.
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OCD-Marie
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von OCD-Marie »

Silvia hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 13:22 Da es aber für uns ALLE im Haus Regeln gibt, hat nicht nur er verbotene Zonen, Gegenstände oder Tätigkeiten.
oha.... habe die anderen vielleicht auch Zwänge ? :shock:
Silvia hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 13:22 Vielleicht wäre besser von Dir, Marie, zu fragen, was denn schon wieder alles klappt... anstatt sich nur darauf zu konzentrieren, wie einengend doch ein Zwang sein kann.
Na, dafür seid du und Yorge ja schon da. Kann mich ja schließlich auch nicht um alles kümmern... 8-)
Silvia
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von Silvia »

OCD-Marie hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 14:09
Silvia hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 13:22 Vielleicht wäre besser von Dir, Marie, zu fragen, was denn schon wieder alles klappt... anstatt sich nur darauf zu konzentrieren, wie einengend doch ein Zwang sein kann.
Na, dafür seid du und Yorge ja schon da. Kann mich ja schließlich auch nicht um alles kümmern... 8-)
... ich glaube, dass würde Dir auch sehr schwer fallen!
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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Yorge
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Beitrag von Yorge »

Silvia hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 16:28
OCD-Marie hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 14:09
Silvia hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 13:22 Vielleicht wäre besser von Dir, Marie, zu fragen, was denn schon wieder alles klappt... anstatt sich nur darauf zu konzentrieren, wie einengend doch ein Zwang sein kann.
Na, dafür seid du und Yorge ja schon da. Kann mich ja schließlich auch nicht um alles kümmern... 8-)
... ich glaube, dass würde Dir auch sehr schwer fallen!
Mir ist aufgefallen, dass im Vergleich zu noch vor einiger Zeit, auch die Marie mehr wertschätzt. Auch da möchte ich anerkennen, dass da bereits Veränderung passiert, meinem Eindruck nach, auch zu mehr Zufriedenheit. Im Bezug darauf, die Welt um einen mehr zu schätzen, hast du, Silvia, schon ganz viel bewirkt bei mir.
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OCD-Marie
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Re: Partner mit Zwangserkrankung

Beitrag von OCD-Marie »

Yorge hat geschrieben: Di 19. Mär 2019, 17:16 Auch da möchte ich anerkennen, dass da bereits Veränderung passiert, meinem Eindruck nach, auch zu mehr Zufriedenheit.
Danke !
Dank dir erfahre ich soooo viel mehr über mich... ;)
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