Waschzwang des Partners

Sunshine
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Sunshine »

OCD-Marie hat geschrieben: Mo 29. Apr 2019, 19:14 Nein Yorge,

es spielt keine Rolle, ob die Kleine mal Zwänge entwickeln wird oder nicht.

Du kannst ein Kind nicht mit einem Erwachsenen vergleichen. Ein Kind nimmt die Welt um sich herum anders wahr. Und vor allem: ein Kind interpretiert nicht - es lernt.

Ob man nun (nur) das glaubt, was man mit seinen Augen sieht... Nunja... Der Meinung sind auch Klimawandel-Leugner, Verschwörungstheoretiker usw. Es gibt vieles in dieser Welt, was man weder sehen noch hören noch riechen oder fühlen kann. Dennoch existiert es.

Aber zurück zum Kind. Das Kind lernt eine kranke, ungesunde Sicht auf die Welt kennen. Wenn es auf die Welt kommt hat es noch keine Vorstellungen. Es ist das, was ihm seine Eltern vorleben, was es prägt. Wie es die Welt warhnehmen lernt.

Und was wird es wohl für Schlüsse ziehen, wenn ständig das Telefon desinfiziert wird, man sich ständig die Hände waschen muss, nach einem "Außen-Aufenthalt" die Kleider gewechselt werden müssen... Es lernt, dass diese Handlungen wichtig sind. Sogar soooo wichtig, dass die "Alten" sich heftig streiten, wenn das nicht eingehalten wird.

Ein Kind - schon gar nicht in dem Alter - kann nicht differenzieren: aha, Mama will das ja gar nicht, muss es aber wegen Papa machen. Papa spinnt halt ein bisschen. Ist nicht so wichtig. Kann ich wieder vergessen. Ganz im Gegenteil.
Es lernt, dass die Welt ein ganz gefährlicher Ort sein muss, wo man sich ständig schützen muss. Durch Händewaschen, Desinfizieren, Kleidung wechseln (und was sonst noch alles...)... Und wehe man macht das nicht. Das ist ganz, ganz schlimm. Das gibt ganz viel Streit. Ein Kind - wenn es älter wird, wird sogar versuchen, diesen Streit und Unfrieden zu kompensieren. Womit es natürlich völlig überfordert sein wird...

Die Grundlagen für Ängste, Neurosen und damit auch Zwänge werden dadurch gelegt. Auch wenn es am Ende keine Zwänge entwickelt - Schaden wird es nehmen !
Tja... was soll ich dazu sagen?!

Genau das sind meine Befürchtungen und Ängste... :?
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Yorge
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Yorge »

Für mich liest sich das so ähnlich wie die oben geschilderte Öffi-Ehebett-Befürchtungskette. Dass ein Kind völlig ohne eigenen Willen, das nachahmt, was ihm die Eltern vorleben - ist das eure Erfahrung mit Kindern?? Klar ist die Situation momentan nicht optimal und ich würde auch nicht sagen, dass alles beim Alten bleiben soll. So wie ich das bisher mitbekommen habe, hat der Freund ja bereits gesagt, dass er sich/was ändern möchte. Und, dass Sunshine schon dabei ist, was zu tun damit es besser wird - das bekommen wir ja auch hier mit. Ich möchte sie halt fortwährend dazu motivieren zu schauen, was sie an sich ändern muss anstatt sich hauptsächlich darauf zu konzentrieren, was der Freund tun müsste. Naja, und damit habe ich eben wsl. auch nicht die beste Vorbildwirkung. Es scheint (auch für mich) viel, viel leichter zu sein ganz genau zu wissen, wie sich die/der andere ändern müsste, als sich selbst zu ändern. Und das fängt schon dabei an, dass ich die Ursache für alles, was nicht so gut läuft, lieber bei anderen sehen würde, als bei mir selbst.

Nehmt mal ein bisschen Angst und Druck weg - und schaut auf die Kleine - die weisen einem meist einen ganz guten Weg, der allen gut tut.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Silvia
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Silvia »

Hallo Marie, hallo Yorge,

ich glaube, ihr habt irgendwie beide „recht“.

Wenn ich mir meine Kleine so anschaue, dann ist sie genau das Gegenteil von mir, was Ordnung betrifft. Öffnet man bei ihr im Kinderzimmer einen Spielzeugschrank, so muss man aufpassen, dass man nicht von irgendetwas herausfallendes angegriffen wird. :lol:

Was ich damit sagen möchte ist, dass Kinder sich selbst finden/ müssen. Sie tun normalerweise das, was für sie richtig und gut ist, ohne lange darüber nachzudenken. Sie machen es einfach.

Und bei diesem Beispiel nehme ich mich dann auch raus und lasse sie wirklich einfach machen. Sonst wäre sie wieder von meinen Zwängen beeinflusst.... die natürlich prägen und hängen bleiben.
Aber natürlich klappt das so auch nicht überall.

Ich glaube, wenn man offen mit dem Thema in der Familie umgeht, den Kindern auch wissen lässt, dass das eigene Verhalten nicht normal und richtig ist, werden sie einen, so wie auch mittlerweile meine Kinder, ermahnen und sagen: „oh man, Mama, ist doch alles in Ordnung“
Das zeigt mir, dass sie die Dinge mit gesunden Augen sehen und differenzieren können, was „richtig“ ist und was „falsch“.
.... und dann entsteht auch nicht automatisch bei Ihnen ein Zwang.
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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Yorge
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Yorge »

Silvia, herzlichen Dank für deinen wohltuenden versöhnlichen Beitrag.
Wir haben Angst um unsere Kinder. Angst, dass wir ihnen unabsichtlich schaden. Sei es nun mit Keimen oder mit unseren psychischen Störungen. Aus der einengenden und manchmal zu viel Druck machenden Angst soll wieder gesunde Sorge werden. Dazu braucht es auch wieder mehr Vertrauen darin, dass auch die Natur für unsere Gesundheit sorgt und die bedingungslose Liebe zu unseren Kindern und die manchmal ganz schön gegenseitig fordernde Liebe in der Partnerschaft. Und auch diese Formen der Liebe werden auch immer wieder mal dem/r anderen zuteil - im wahren Leben da gibt es auch da keine strikte Ordnung.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Sunshine
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Sunshine »

Hallo zusammen,

Silvia es ist schön zu hören, dass es bei euch gut klappt. Aber ich glaube dass deine Kinder auch etwas älter sind und wie es sich anhört deine Krankheit auch verstehen.

Unsere kleine wird 2 Jahre und ist im Moment noch am entdecken, ihren Willen austesten und am Nachahmen. Da ist natürlich nicht viel mit Krankheit erklären und vor allem nicht nach verstehen was richtig oder falsch ist. Und wenn Sachen sind wie "Nein, nicht den Ferkel anfassen. Der ist eklig!" oder ähnliches kommt, dann weiss ich nicht ob auch meine Tochter eine "gesunde" Sicht auf solche Sachen bekommt und mit zunehmenden Alter dann selber Sachen differenzieren kann. Wünschen tue ich mir das...

Yorge,
auch was du meinst kann ich nachvollziehen. Natürlich muss ich auch an mir arbeiten und nicht dauernd am meinem Freund rummeckern. Das versuche ich ja auch indem ich mich unter anderem auch hier informiere. Ich hab auch auch gemerkt, dass die Aggression, Wut und teilweise auch Hilflosigkeit hauptsächlich von seinem Zwang kommen. Insofern weiß ich im Moment noch nicht ganz wie ich es schaffen soll meine Gefühle zu kontrollieren. Mich hier mit Menschen zu unterhalten, die beide Seiten kennen und dazu Ratschläge geben können, ist jedoch (was ich nicht gedacht hätte) eine enorme Hilfe und vor allem auch Denkanstöße Verhalten oder Dinge anders zu sehen. Hierdurch versuche ich dann natürlich auch meine Verhaltensweisen oder Emotionen entsprechend anzupassen oder zu ändern, was mir auch nicht von heute auf morgen gelingen wird. Aber in so manch einer Situation merke ich doch eine Veränderung und ich glaube das ist gut.
Tja und mit Kindern ist das wohl ein Thema für sich. Von Ängsten kann sich da wohl keiner frei machen. Grundsätzlich habe ich in den bisherigen Gesprächen gemerkt dass die Grundbausteine für Zwänge auch irgendwo in der Kindheit gelegt werden. Und wenn ich es irgendwie bei meiner Tochter verhindern oder zumindest eindämmen kann, dann werde ich auch alles dran setzen. Ich möchte nicht nur für sie ein angenehmes Leben, sondern auch für mich und meinen Partner. Ich glaube wenn wir glücklich und zufrieden sind, dann wird sie das auch. Und im Moment ist das noch nicht der Fall. Aber wir stehen auch noch am Anfang des Prozesses und wenn man sich das Ziel gesetzt hat, dann weiß man wofür man das macht. Das Ziel verfolgen wir beide!
Yorge, wenn du noch Tipps zum "Sich-Ändern" hast aus deiner Sicht bzw Erfahrung, dann bin ich offen dafür :geek:
Miranda_L

Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Sunshine,

ich würde gerne glauben können, dass Kinder sich ganz individuell entwickeln und der Zwang eines Elternteils nicht so schlimm für die Entwicklung ist.
Leider weiss ich aus eigener Erfahrung, dass das nicht so ist.
Als Kind und vor allem als Teenager wehrt man sich gegen diese ganzen unsinnigen Regeln. Und dann kommt ein Schicksalsschlag oder eine andere lange Stressphase und die Psyche schwenkt um auf die Stressbewältigung, die man instinktiv von klein auf miterlebt hat.
- Und das müssen nicht die gleichen Zwänge sein. Es ist eher das Prinzip von Angst und Vermeidungsversuch, das ich von meinen Eltern übernommen habe. Dieses unsinnige Versuchen, Dinge auf die wir keinen Einfluss nehmen können, durch das Einhalten starrer Regeln zu verhindern.

Deswegen bin ich ganz vorsichtig, wenn ich mit Kindern zu tun habe und gebe mir große Mühe, meine Zwänge vor Kindern (vor allem wenn ich oft Kontakt mit ihnen habe) so wenig wie möglich auszuleben. Und ich versuche niemals, ihnen meine Zwangsregeln aufzuzwingen.
Und dazu gehört halt auch, zuzulassen, dass sie Dinge anfassen, die ich für eklig und verseucht halte.

Bitte entschuldige meine karen Worte, aber meiner Meinung nach ist es für das Wohl eurer Tochter unerlässlich, dass dein Freund sich in ihrer Gegenwart zusammenreisst und sie die Erfahrungen machen lässt, die jedes andere zweijährige Kind auch machen darf.
Und es ist ebenfalls unerlässlich, dass er eine Therapie macht und sich da voll reinhängt.

Wenn ein Kind im Spiel ist, muss man aus der persönlichen Wohlfühlzone herauskommen.
Da muss das Kind das Wichtigste sein.

Liebe Grüße
Miranda
Sunshine
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Sunshine »

Hallo Miranda,

ja so sehe ich das auch!
Für mich IST das Kind an erster Stelle und daher habe ich ja auch so große Angst und Befürchtung, dass es auf sie "rüberschwappt" ohne dass sie was dafür kann.
Aber es ist ja nicht nur das. Sie bekommt ja auch all die Diskussionen oder Streitereien mit und ich will auch nicht dass der Alltag sich nur noch um Zwänge dreht.

Eine Therapie ist da für uns auch unerlässlich!
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OCD-Marie
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo

Miranda und Silvia haben ja schon deutlich gemacht, worauf es ankommt: dass das Kind sich frei entfalten kann.
Solange ein Elternteil zwängelt, das aber bei sich belässt, geht es noch. Aber das sorgt ja dann auch im Familienleben eher für wenig Stress und Streit.

Problematisch - gerade auch für Kinder - wird es immer dann, wenn das Zwangsverhalten der Familie aufgezwungen wird. So, wie Sunshine das ja auch bei sich selbst beschreibt. Und da tut dann auch der eigene Wille des Kindes nichts mehr zu Sache - denn der wird ja gerade immer wieder mit Gewalt gebrochen. Und soviel kann man sagen: das wirkt sich ganz sicher nachteilig auf das Kind aus.

Denn was Sunshines Partner hier errichtet hat ist nichts anders als eine egoistische Terror-Herrschaft über die Familie. Sie wird mit (psychischer) Gewalt dazu gezwungen, sich den krankhaften Regeln zu unterwerfen. Und wie "wirksam" das ist, sieht man ja auch schön an Sunshine selbst, die - obwohl längst erwachsen - ja auch schon konditioniert ist wie ein Pawlow´scher Hund... ("...weil es für mich immer damit endet, dass ich mich an die hygieneregeln zu halten habe...")

Es sind Schilderungen wie die von Sunshine, die mich gelegentlich dazu bewegen zu sagen: Mädels, lasst euch nicht auf einen Zwängler ein. Tut euch das nicht an. (gilt umgekehrt natürlich auch: Jungs, ....)

Was die Diskussionen und Streitereien anbetrifft:
"...Das Problem ist dass er dann immer alles ausdiskutieren muss um eine Einigung zu finden damit danach alles geklärt ist. Und auch wenn ich nicht nachlassen, kommt er dann am zweiten oder dritten Tag trotzdem und will es klären. Aber ich hatte ja bereits geschrieben dass es bei den in der family auch so ist. Alles muss ausdiskutiert werden am besten noch mit schuldklärung und allem pipapo. Naja mir wirds da manchmal zu viel. Ich will erstmal runter kommen und nicht über alles sprechen. Vlt auch mal paar Tage nicht sprechen. Aber da prallen bei uns zwei Welten auf einander..."
Die sind für alle belastend, keine Frage. Aber, was noch wichtiger ist: sie führen ins Nichts. Es gibt keine Lösung. Außer die, dass Sunshine und ihre Tochter sich dem Zwangsverhalten unterwerfen.
Es stehen sich zwei gegensätzliche Ansichten gegenüber, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Einer muss nachgeben - eine andere Lösung gibt es nicht. Und um den Stress zu beenden ist das bisher regelmässig Sunshine und ihre Tochter.

Doch das hilft am Ende niemandem. Weder ihm, noch ihr, noch dem Kind...

Ich hatte ja schon mal geschrieben: zum streiten und Diskutieren gehören mindestens zwei !
Bei diesen Situationen ist von Anfang an klar, dass es eine für beide Seiten versöhnliche Lösung nicht geben kann. Solche Diskussionen kann man wochenlang führen, ohne am Ende wirklich einen Schritt weiter zu sein (außer der Zwängler "siegt"...)
Es bringt also schlicht nichts.

Wenn er also das nächste Mal alles ausdiskutieren will empfehle ich dir folgende Vorgehensweise: Statt inhaltlich darauf einzugehen sagst du so was zu ihm wie "Du, wir haben das schon viele Male diskutiert. Und wir wissen beide, dass es derzeit keine gemeinsame Lösung gibt. Du hast deine Zwangs-Ansichten und ich habe eine andere (gesunde) Sichtweise darauf. Komm, lass uns einen Spaziergang (oder was auch immer gemeinsam) machen !" (und das dann natürlich auch tun - also die sinnlose Diskussion durch eine sinnvollere gemeinsame Tätigkeit ersetzen)

Eines ist klar: du wirst mit heftigster Gegenwehr zu rechnen haben. Da musst du durch. Wichtig ist, ruhig zu bleiben. Und vor allem dich auch über Umwege nicht wieder in die Diskussion hineinziehen zu lassen.
Das wird erst einmal nicht versöhnlich enden. Und du wirst Durchhaltevermögen und Disziplin benötigen. Denn du darfst solche Diskussionen nicht mehr mit ihm führen. Jetzt nicht, in einer Woche nicht und auch nicht in einem halben Jahr...

Mit etwas Glück wird er irgendwann einsehen, dass diese Diskussionen reine Energieverschwendung waren. Und wird dir vielleicht sogar dankbar sein, dass du dich nicht mehr darauf eingelassen hast (ich kenne so eine Geschichte aus dem realen Leben).
Aber bis an diesen Punkt kann es 6, 9 oder auch mehr Monate dauern...

Auch wenn es verlockend erscheinen mag - weil der vermeintlich schnellere Weg - gehe dir nicht selbst in die Falle und versuche ihn zu therapieren, ihn von (deinen) gesunden Sichtweise zu überzeugen. Es geht nur darum, die Diskussionen zu beenden, nicht darum ihn zu ändern. Das ist ganz wichtig !
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Yorge
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Yorge »

Ich denke, wir sind uns darin einig, dass es besser wäre, wenn wir keine störenden Zwänge hätten. Mit wir, meine ich uns, die wir hier schreiben - also nicht den Freund von Sunshine, weil der kommuniziert ja nicht direkt mit uns, also erfahren wir alles von ihm über Umwege- auch ob er seine Zwänge überhaupt als solche Störung empfindet und tatsächlich ähnliche Ziele wie wir verfolgt. Sunshine stören die Zwänge ihres Freundes insbesondere da sie sich diese auch teilweise aufzwingen lässt und Angst hat, dass ihre Tochter das auch machen könnte. Jetzt wärs natürlich schön, wenn er gar keine Zwänge hätte - dann müsste sie sich nicht ändern, es gäbe keinen Streit (zumindest nicht darüber ;) ) - so ist es aber nun mal nicht. Und meiner Ansicht nach ist es nicht gut, wenn man versucht dem Kind etwas anderes vorzumachen oder die zwei wg. seiner Zwänge auseinander hält. Irgendwie mitbekommen tut sie doch sowieso alles (und damit meine ich nicht, dass sie es versteht, wie wir..). Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass es gut ist, wenn man nicht auch, wenn das Kind dabei ist, sich so zeigt, wie man ist und auch wie man gerade füreinander empfindet. Und das ist meiner Ansicht nach eine Haltung, die unabhängig vom Alter ist. (Ach, wie angenehm sich mit Zwängen anderer Leute zu beschäftigen und nicht mit den eigenen 8-) )
Im übrigen, weil wir gerade beim Alter sind - ich finde auch nicht, dass man das was unsere/seine Eltern gemacht haben jetzt einfach so hinnehmen muss, weil's eh schon vorbei ist. Also das was war schon, aber d.h. für mich nicht, dass die sich nicht auch ändern können und auch wie ich mich gegenüber ihnen verhalte, denke.. - da bin ich schon noch dran, dass sich da was tut.
Es ist etwas, was mir in der Beziehung zu meinen Eltern am meisten leid tut - und deshalb möchte ich das anders machen: Ich habe fortwährend das Empfinden, dass mein Dasein zu wenig Veränderung bei ihnen bewirkt hat. Ich möchte zulassen können, dass andere Menschen, insbes. Kinder Einfluss auf mich haben. Vor allem, dass ich mich mehr der sein traue, der ich wirklich bin und sein will.
Daher finde ich es auch sehr schön von dir Sunshine, dass du geschrieben hast, dass wir hier im Forum bereits Veränderung bei dir bewirkt haben - das ist wirklich ein großartiger Ausdruck der Wertschätzung. Ich möchte dir auch mitteilen, dass der Austausch mit dir einen angenehmen Einfluss auf mich hat - auf die Zwänge bisher weniger, aber auf das zwischenmenschliche Erleben mit anderen auf jeden Fall.
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Silvia
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Re: Waschzwang des Partners

Beitrag von Silvia »

Hallo Yorge,

ich möchte Dir gerne recht geben, in dem, was Du geschrieben hast.
Über die Tatsache, dass man unseren Kindern nichts vormachen kann und auch nicht sollte. Selbst wenn man sich zusammenreißen kann und den Zwang für einen Moment unterdrücken kann, so merken sie ja doch, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Kinder haben da eine ganz ganz feine Antenne und sind diesbezüglich wirklich sehr einfühlsam. Ich habe manchmal sogar das Gefühl, dass sie, bevor ich es überhaupt merke, schon spüren, wenn etwas in der Luft liegt.

Was mir jetzt auch grad eben zu dem Thema noch ganz spontan eingefallen ist, ist die Tatsache, dass es oft besser wäre, einander versuchen zu verstehen, anstatt zu streiten.
Und die Tatsache, dass man als Eltern streitet, ist für die Kinder oftmals noch viel viel schlimmer, als würde man einem Zwang nachkommen. Was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass man diesbezüglich freie Bahn, ohne Grenzen haben sollte.

Mir fällt da auch ein ganz prägnantes Beispiel ein, was schon gut zwei Jahre her ist und ziemlich zu Beginn meiner Therapie stattgefunden hat.
Damals war es noch ziemlich schwer, mit meinem Mann zusammen zu kochen. Ich musste wirklich alles und jeden Handgriff kontrollieren. Er war irgendwann so wütend, dass er mich anschrie und eine Schublade, die ich gerade sortiert hatte, mit voller Wucht zuschlug, was zur Folge hatte, dass nicht nur ich in Tränen ausbrach, wir lauthals stritten, sondern mein Werk auch zerstört war und ich alles, wirklich alles nochmal machen musste.
Naja, jedenfalls hatten wir uns ziemlich gefetzt deswegen und ich kann mich deshalb noch so genau daran erinnern, weil ich dann diejenige war, die zu den Kindern gegangen ist, die völlig aufgelöst, wie Steine auf dem Sofa saßen und nicht wussten, was sie tun sollten. Sie taten mir so unglaublich leid und die Tatsache, das Papa die Schublade durcheinander gebracht hat, dass es Mama schlecht geht und dann auch noch verbal auf sie rumhackte, war ziemlich schlimm.
Meine Kleine saß dann heulend auf meinem Schoß. Wir weinten erstmal zusammen um die Wette und irgendwann konnte ich ihr dann erklären, warum Papa so reagiert hat.

Das war für mich ein sehr prägnantes Erlebnis, was mich die Dinge im Nachhinein, oftmals jetzt anders sehen lässt.
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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