Umgang mit dem Zwang des Partners

Miranda_L

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Miranda_L »

Hallo alibi,

ein kleiner Tipp zum Abbau von Stress.
Frag ihn nicht was jetzt schon wieder los ist.
Wenn er stockt und überlegt, kämpft er wahrscheinlich gegen den Zwang ... was gut ist, denn es kann gut sein, dass er sich dann dafür entscheidet, gegen den Zwang zu handeln.
Wenn du ihm in diesem Augenblick auch noch zeigst, dass du genervt bist, wird es für ihn noch schwerer.
Am Besten abwarten was er tut. Wenn es ein Problem gibt, gegen das er nicht ankommt, wird er das schon sagen.
Wenn er nichts sagt, hat er dem Zwang diese eine Situation abgerungen. Das ist ein Erfolg.

Liebe Grüße
Miranda
Kathl36
Beiträge: 9
Registriert: Fr 8. Mär 2019, 20:22

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Kathl36 »

Hallo Alibi,

Ich habe deinen Beitrag gelesen und mich und meinen Partner in vielen Punkten wiedererkannt ?

Ist er jetzt auf Reisen?
Wie denkst du händelt er es auf den Reisen?

Viele Grüße
Kathl36
Beiträge: 9
Registriert: Fr 8. Mär 2019, 20:22

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Kathl36 »

Miranda_L hat geschrieben: Di 18. Jun 2019, 20:47 Hallo alibi,

ein kleiner Tipp zum Abbau von Stress.
Frag ihn nicht was jetzt schon wieder los ist.
Wenn er stockt und überlegt, kämpft er wahrscheinlich gegen den Zwang ... was gut ist, denn es kann gut sein, dass er sich dann dafür entscheidet, gegen den Zwang zu handeln.
Wenn du ihm in diesem Augenblick auch noch zeigst, dass du genervt bist, wird es für ihn noch schwerer.
Am Besten abwarten was er tut. Wenn es ein Problem gibt, gegen das er nicht ankommt, wird er das schon sagen.
Wenn er nichts sagt, hat er dem Zwang diese eine Situation abgerungen. Das ist ein Erfolg.

Liebe Grüße
Miranda
Hallo Miranda,

Oh da sagst du wahre Worte, die ich mir selbst im Umhanh mit meinem Partner einmal beherzigen sollte 🙈

Liebe Grüße
Kathrin
alibi
Beiträge: 4
Registriert: Fr 14. Jun 2019, 09:28

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von alibi »

Hallo,

ich habe mich lange nicht mehr gemeldet und wollte euch erst einmal für die vielen Tipps und netten Vorschläge danken. Wir sind jetzt in eine größere Wohnung gezogen und bis auf ein paar von seinen Baustellen versucht er wirklich mir ein ganz normales und zwangsfreies Leben in der Wohnung zu ermöglichen. Wir sind die meiste Zeit sehr glücklich und auch jetzt in Zeiten von Corona läuft es insgesamt besser als gedacht. Trotz allem bin ich im Moment an einem Punkt, an dem ich wieder beginne zu zweifeln. Ich versuche auf alles Rücksicht zu nehmen , aber es bleibt alles an mir hängen. Ich stemme meine Ausbildung, mein Examen und nebenbei den Haushalt, das Kochen und das Einkaufen. Langsam weiß ich wirklich nicht mehr, ob ich das alles wirklich so will und kann mir auch ein Leben mit Kindern nicht wirklich vorstellen. Ich weiß auch, dass es unfair ist, aber ich will manchmal einfach, dass es unkompliziert ist. Ich habe keine Lust die kleinsten Kleinigkeiten hundertmal durchsprechen und auf alles Rücksicht zu nehmen. Manchmal fühle ich mich auch wie der egoistischste Mensch, wenn ich mir andere Beiträge durchlese und sehe, wie verständnisvoll andere Partner sind und wie wenig es ihnen aus zu machen scheint. Ich WILL machmal einfach keine Rücksicht nehmen und vereinbare und mache dann Dinge, die zu einem riesigen Streit führen (von dem ich vorher schon weiß, dass er wahrscheinlich entstehen wird) und bin dann enttäuscht, wenn die Sachen nicht so laufen wie ich mir das vorgestellt habe. Als Beispiel wollte ich eine Sitzecke auf dem Balkon haben und mein Papa hat mir angeboten mir dabei zu helfen, also habe ich ihm die Maße durchgegeben. Bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte war das Ding geplant, das Zubehör gekauft und mein Vater will das Ding eigentlich nur noch aufbauen. ALs ich mit meinem Partner darüber geredet habe, hat er zu erstehen gegeben, dass er es unfair findet, dass er nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen wurde, weil ich davon ausgehen konnte, dass ihm das so nicht gefallen würde (was auch stimmt, weil man um auf den Balkon zu kommen durch die ganze Wohnung laufen muss und er ein Problem mit "Sachen" von Draußen hat). Ich weiß einfach nicht, ob ich wirklich so unfair ihm gegenüber bin oder ob ich nicht einfach auch das Recht habe Sachen durchzuziehen die mir wichtig sind. Das heißt jetzt nicht, dass mir die Sache mit dem Balkon so unglaublich wichtig ist, aber ich fühle mich einfach eingeengt in meiner Art Dinge zu entscheiden. Andererseits kann es auch sein, dass wieder meine komische Haltung gegenüber meinen Eltern zum Tragen kommen, weil ich das Gefühl habe sie zu enttäusche, wenn ich ihnen sage, dass das jetzt doch nicht klappt und dann wieder in Erklärungsnot zu geraten.

Vielleicht kann man meine Zerrissenheit ein wenig spüren. Ich danke euch allen bereits im Voraus für eure Beiträge
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SHG
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zwangloser

Beitrag von SHG »

Was ich hier beachten würde ist: Für mich liest es sich so, als könnte es auch so sein, dass er einfach nicht möchte, dass du mit deinen Eltern an der Wohnung von euch zwei herumwerkelst, ohne ihn einzubeziehen. Das könnte ein durchaus nachvollziehbares Bedürfnis von ihm, auch unabhängig vom Zwang, sein. Ihm das abzusprechen, nur weil irgendwie auch sein Zwang da mitinvolviert sein könnte, fände ich unfair. Andererseits sollte es auch nicht so sein, dass er sich immer dann durchsetzen kann, wenn er sagt, dies oder das geht wegen dem Zwang nicht oder muss so sein, wie ihm das sein Zwang vorschreibt. Natürlich kann es immer wieder mal sein, dass bei seinen Bedürfnissen auch der Zwang mitredet - dennoch sollten seine Bedürfnisse, möglichst unabhängig vom Zwang, auch erst genommen werden. Meiner Ansicht nach ginge es also darum, dem Zwang seine Bedeutung zu nehmen, indem ihr (auch du!) so gut wie möglich unabhängig vom Zwang entscheidet. Gutes Gelingen!
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OCD-Marie
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Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von OCD-Marie »

alibi hat geschrieben: Di 28. Apr 2020, 23:22 Wir sind die meiste Zeit sehr glücklich ...

Trotz allem bin ich im Moment an einem Punkt, an dem ich wieder beginne zu zweifeln. Ich versuche auf alles Rücksicht zu nehmen , aber es bleibt alles an mir hängen. Ich stemme meine Ausbildung, mein Examen und nebenbei den Haushalt, das Kochen und das Einkaufen.
Tut mir leid, aber beide Aussagen passen für mich so nicht zusammen ! Ich meine, die Zweifel sind ja ganz grundsätzlicher Natur. Was trägt er eigentlich zur Gemeinschaft bei ? Und wie oft und wie viel ? Ist euer beiderseitiges "Geben" noch halbwegs ausgeglichen ?
alibi hat geschrieben: Di 28. Apr 2020, 23:22 Ich habe keine Lust die kleinsten Kleinigkeiten hundertmal durchsprechen und auf alles Rücksicht zu nehmen. Manchmal fühle ich mich auch wie der egoistischste Mensch, wenn ich mir andere Beiträge durchlese und sehe, wie verständnisvoll andere Partner sind und wie wenig es ihnen aus zu machen scheint.
Vielleicht bist du das ja auch, egoistisch.
Aber vielleicht musst du das auch zu einem gewissen Grad sein, in der speziellen Situation, in der du bist. Das Problem ist wohl, dass dich der Zwang deines Freundes doch ganz massiv einschränkt und mitbestimmt. So egoistisch wie dein Freund kannst du jedoch auch wieder nicht sein. Denn Zwang in einer Partnerschaft ist Egoismus pur. Da gibt es kein "wenn und aber"...
alibi hat geschrieben: Di 28. Apr 2020, 23:22 Ich WILL machmal einfach keine Rücksicht nehmen und vereinbare und mache dann Dinge, die zu einem riesigen Streit führen (von dem ich vorher schon weiß, dass er wahrscheinlich entstehen wird) und bin dann enttäuscht, wenn die Sachen nicht so laufen wie ich mir das vorgestellt habe.
Das ist "doof". Vor allem, wenn man dann auch noch enttäuschst ist, obwohl man das Ergebnis mehr oder weniger schon voraussehen kann...
Dennoch tust du es immer wieder. Aber das ist DEINE Problematik. Dein Thema. Dein destruktives Verhalten. Ebenso wie das hier: "Andererseits kann es auch sein, dass wieder meine komische Haltung gegenüber meinen Eltern zum Tragen kommen, weil ich das Gefühl habe sie zu enttäusche, wenn ich ihnen sage, dass das jetzt doch nicht klappt und dann wieder in Erklärungsnot zu geraten." Ich hatte dir damals ja schon empfohlen, dir selbst fachliche Unterstützung zu suchen. Wie stehst du heute dazu ?
alibi hat geschrieben: Di 28. Apr 2020, 23:22 Als Beispiel wollte ich eine Sitzecke auf dem Balkon haben und mein Papa hat mir angeboten mir dabei zu helfen, also habe ich ihm die Maße durchgegeben. Bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte war das Ding geplant, das Zubehör gekauft und mein Vater will das Ding eigentlich nur noch aufbauen. ALs ich mit meinem Partner darüber geredet habe, hat er zu erstehen gegeben, dass er es unfair findet, dass er nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen wurde, weil ich davon ausgehen konnte, dass ihm das so nicht gefallen würde (was auch stimmt, weil man um auf den Balkon zu kommen durch die ganze Wohnung laufen muss und er ein Problem mit "Sachen" von Draußen hat). Ich weiß einfach nicht, ob ich wirklich so unfair ihm gegenüber bin oder ob ich nicht einfach auch das Recht habe Sachen durchzuziehen die mir wichtig sind. Das heißt jetzt nicht, dass mir die Sache mit dem Balkon so unglaublich wichtig ist, aber ich fühle mich einfach eingeengt in meiner Art Dinge zu entscheiden.
Ganz grundsätzlich kann man sagen, dein Freund hat recht. Es ist EURE Wohnung. IHR lebt zusammen. Nicht du allein ! Wenn es also um die Gestaltung (des Balkons oder was auch immer) geht, wäre dein Partner der richtige Ansprechpartner. Nicht deine Eltern. Und wenn du mit ihm geklärt hast, wie ihr das gestalten und einrichten wollt, können deine Eltern immer noch helfen.
Das ist so eine Verhaltensweise, bei der ich mich frage: Welches Interesse hast du eingentlich an dieser Beziehung ? Auf der einen Seite beklagst du dich, es bleibt alles an dir hängen, auf der anderen Seite willst du Entscheidungen, die das Miteinander betreffen am liebsten alleine regeln...
Normalerweise würde ich sagen "Das geht überhaupt nicht !" Allerdings vermute ich mal schwer, wenn es nach deinem Freund ginge, würdet ihr den Balkon überhaupt nicht nutzen. Kann das sein ?
Julia4374
Beiträge: 21
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 13:42

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Julia4374 »

Auch wenn das thena nun schon ne weile her ist und viel viel unterstützendes gesagt wurde möchte ich auch noch was dazu sagen.
Die Situation die Alibi beschreibt ist wohl sehr typisch auch die Reaktion der Eltern. Ich finde nicht per se , dass alle Lebensthemen sofort therapiert werden müssen. Eine therapeutische Aufklärung für den Angehörigen über das Krankheitsbild und die Rolle/ Aufgabe des Angehörigen finde ich aber unablässlich. Der Gesunde Part muss begreifen, dass er einen geghandicpten Der Ausgang hängt davon ab wie zwei menschen dauerhaft mit einem Handicap umgehen . Da kann ein therapeut gar nicht so viel machen denk ich.
Ich finde Aussagen in richtung man kann mit chronisch kranken keine Ehe führen Kinder bekommen etc grenzwertig in Richtung Diskriminierung. Es gibt sicherlich Erkrankungen da müsste man aufgrund der Genetik überlegen, das ist dann aber ne rein medizinische Entscheidung. Ich finde, es geht ganz viel zwischen zwei Menschen, wenn eine Bereitschaft besteht auf beiden Seiten sich den Problemen sachlich zu stellen und liebe vorhanden ist . Das es nicht leicht ist mit einem Gehandicapten zu leben keine Frage, gibt aber auch echte kotzbrocken ohne handicap die viel ärger und leid bringen. Und ich glaube, dass beim meistern dieser Aufgabe SHG auf beiden Seiten hilfreich sind.
Julia4374
Beiträge: 21
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 13:42

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Julia4374 »

Sollte heissen: der gesunde part sollte begreifen , dass er einen gehandicpten partner hat.
Kastanie
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Registriert: Do 9. Jul 2020, 22:37

Re: Umgang mit dem Zwang des Partners

Beitrag von Kastanie »

Hallo alibi,

ich weiß nicht, ob deine Fragen noch aktuell sind, aber ich würde trotzdem gerne antworten – auch falls andere mit ähnlichen Fragen diesen Thread lesen.

Zwar will ich dich keinesfalls ermutigen, in einer Beziehung, an der du zweifelst, bzw. in einer Beziehung mit einer psychisch erkrankten Person ein Kind zu bekommen. Aber nachdem in einigen vorherigen Antworten relativ vehement davon abgeraten wurde, möchte ich hier mal einen Gegenimpuls setzen. Wie ich in einem anderen Beitrag schon geschrieben habe, ist mein Freund seit ca. 15 Jahren akut zwangskrank, und auch wenn er dadurch nicht so stark im Alltag beeinträchtigt zu sein scheint wie manch anderer (hier), gibt es kaum mal eine Phase von mehreren Stunden ohne Zwang.
Dennoch ist er der beste Vater, den ich mir vorstellen kann (wir haben einen zweijährigen Sohn). Beispielsweise ist er – neben allem anderen, das er als Vater richtig macht – super geduldig, was ich leider nicht immer hinbekomme.

Apropos Ungeduld: Ich bin leider auch oft super ungeduldig im Zusammenhang mit den Zwängen meines Freundes, bin schnell davon genervt und blaffe dann oft etwas rum. (Finde ich nicht so cool von mir, aber ich habe es bisher nicht geschafft, das ganz abzuschalten.) Ich finde Ungeduld und schlechte Laune durch Zwänge als Angehöige also vollkommen nachvollziehbar.
Allerdings hat das bei mir in den acht Jahren, in denen wir zusammen sind, bei mir nie auch nur ansatzweise dazu geführt, unsere Beziehung anzuzweifeln...

Ich wünsche euch und dir alles Gute!

Liebe Grüße.
Kastanie
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