Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

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Kämpferin

Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von Kämpferin »

Gleich vorne weg: Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Thema vielleicht angstauslösend wirken könnte (bei mir würde es das mit Sicherheit, wenn ich es nicht selber schreiben würde), deswegen will ich lieber alle vorwarnen.
Ich bin außerdem neu hier im Forum, wenn ich solche Themen also lieber gar nicht ansprechen sollte (oder darf), dann sagt mir gerne Bescheid - auch ohne meine Frage zu lesen...

Zur Sache:
Meine grundlegende Angst ist, dass ich einen (ganz schrecklichen) Fehler machen/machen werde/oder gemacht habe oder etwas vergesse/vergessen werde/vergessen habe, dass das ganz fürchterliche Konsequenzen nach sich zieht (deswegen die ständigen Kontrollen). Nun ist es aber natürlich so, dass man (auch ich) natürlich mal einen Fehler macht oder natürlich mal etwas vergisst. Aber jedes Mal, wenn mir das passiert, fängt mein Zwang (metaphorisch gesprochen) sofort an, mich auszulachen, herumzutanzen und zu singen "Siehste, ich hab's dir doch gesagt... Hättest du mal auf mich gehört!" und ich kriege sofort einen buten Strauß voller Angstsymptome.
Meine Frage an euch nun: Wie geht ihr damit um, wenn der Zwang "mal recht hat", sozusagen. Klar, man kann sich sagen (und ich versuche das auch immer): "Siehste, du hast was vergessen/einen Fehler gemacht und du bist trotzdem nicht bankrott, im Gefängnis etc.", aber trotzdem habe ich danach immer so eine Phase, wo der Zwang besonders stark ist. Habt ihr vielleicht gute Vorschläge oder Erfahrungen, wie ihr mit solchen Situationen umgegangen seid und wie erfolgreich die bei euch waren?
tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von tzak »

Das Leben ist nicht perfekt und Fehler gehören nun einmal dazu ;)
Das was du beschreibst klingt auch mehr nach Zwang "ausweichen", anstatt sich der Angst zu stellen und es auszuhalten.
Zumindest fahre ich besser, wenn ich manchmal sogar ganz bewusst eine Zwangssituation triggere und ich diese dann aushalte.
Wenn ich das dann ein paar Mal gemacht habe, ist es mir irgendwann egal. Aber vielleicht ticke ich da auch anders und natürlich sind die Zwänge bei jedem anders ausgeprägt :?

Ich kenne das auch vom magischen Denken so, dass der Zwangsgedanke alles kommentieren kann, was irgendwie eine neue oder andere Situation darstellt. Sobald man von der üblichen Bahn abweicht, muss man sofort alles wieder so machen wie das Gehirn es gewöhnt ist.
Aber genau da hat mir mein Therapeut sehr geholfen, auch wenn es zu Beginn ein Kampf war.
Kämpferin

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von Kämpferin »

tzak hat geschrieben: Do 1. Aug 2019, 15:27 Das Leben ist nicht perfekt und Fehler gehören nun einmal dazu ;)
Das was du beschreibst klingt auch mehr nach Zwang "ausweichen", anstatt sich der Angst zu stellen und es auszuhalten.
Zumindest fahre ich besser, wenn ich manchmal sogar ganz bewusst eine Zwangssituation triggere und ich diese dann aushalte.
Wenn ich das dann ein paar Mal gemacht habe, ist es mir irgendwann egal. Aber vielleicht ticke ich da auch anders und natürlich sind die Zwänge bei jedem anders ausgeprägt :?

Ich kenne das auch vom magischen Denken so, dass der Zwangsgedanke alles kommentieren kann, was irgendwie eine neue oder andere Situation darstellt. Sobald man von der üblichen Bahn abweicht, muss man sofort alles wieder so machen wie das Gehirn es gewöhnt ist.
Aber genau da hat mir mein Therapeut sehr geholfen, auch wenn es zu Beginn ein Kampf war.
Hallo tzak,

kannst du vielleicht genauer beschreiben, was du meinst mit "das würde so klingen, als würde ich dem Zwang ausweichen"? Also was genau von dem, was ich geschrieben habe, so klingt...
tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von tzak »

Was ich meinte war, dass Fehler zum Leben dazugehören und du dich zu sehr darauf versteifst keine zu machen. Du hast Angst etwas falsch gemacht oder vergessen zu haben. Wie du schreibst klingt es so, als würdest du versuchen eine Sache immer wieder gleich richtig zu machen - ohne jegliche Abweichungen. Sollte ich das falsch verstanden haben, dann habe ich nichts gesagt :D

Natürlich wird man mal was falsch machen und das trotz eines Kontrollzwangs inkl. ständiger Kontrollen.
Trotzdem kann man was übersehen haben oder einen Fehler gemacht haben. Was ich dir damit sagen will ist, dass so etwas nicht schlimm ist und zum Leben dazugehört und man aufpassen muss als Zwängler nicht in einen Perfektionismus zu geraten, der keine Fehler zulässt.
Meiner Erfahrung nach führt das unweigerlich zu neuen Zwängen.
Alpha Centauri
Beiträge: 35
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:21

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von Alpha Centauri »

Was Du beschreibst, ist das Leben. Dazu gehört, dass man Fehler macht und auch mal verantwortlich ist für Dinge, die nicht gut laufen, vielleicht sogar schlimme Unfälle, ja. Das muss man akzeptieren.

Was Schuld - und was dieses blöde Gefühl mit einem anstellt - betrifft, ist es aber so eine Sache. Wenn Du einen Menschen bspw. nicht mit purer Absicht über den Haufen fährst, dann darfst Du abschließend sicher auch mal darüber nachdenken, ob Du diesen Unfall hättest verhindern können. Aber sich emotionale, große Schuld aufzubürden für eine Schicksalsangelegenheit, ist Nonsens.

Menschen verunglücken, erkranken schwer, sterben. Das ist der Lauf der Dinge. In keinem Fall liegt das aber daran, dass man bspw. einem Zwangsgedanken nicht nachgegeben hat. Und wenn Du irgendwas nicht mit Vorsatz oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt hast, stellt sich die Schuldfrage nicht.
Kämpferin

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von Kämpferin »

tzak hat geschrieben: Do 1. Aug 2019, 21:05 Was ich meinte war, dass Fehler zum Leben dazugehören und du dich zu sehr darauf versteifst keine zu machen. Du hast Angst etwas falsch gemacht oder vergessen zu haben. Wie du schreibst klingt es so, als würdest du versuchen eine Sache immer wieder gleich richtig zu machen - ohne jegliche Abweichungen. Sollte ich das falsch verstanden haben, dann habe ich nichts gesagt :D

Natürlich wird man mal was falsch machen und das trotz eines Kontrollzwangs inkl. ständiger Kontrollen.
Trotzdem kann man was übersehen haben oder einen Fehler gemacht haben. Was ich dir damit sagen will ist, dass so etwas nicht schlimm ist und zum Leben dazugehört und man aufpassen muss als Zwängler nicht in einen Perfektionismus zu geraten, der keine Fehler zulässt.
Meiner Erfahrung nach führt das unweigerlich zu neuen Zwängen.
Dem kann ich voll und ganz zustimmen, tzak. Nur was das "aufpassen, nicht in einen Perfektionismus zu geraten" angeht, ist der Zug leider schon lääääääääääängst abgefahren. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass mein Perfektionismus bzw. meine Erziehung hin zum Perfektionismus eine ganz zentrale Rolle im Ausbruch meiner Zwangsstörungen spielt. Da liegt also sicher noch ein gutes Stück Arbeit vor mir, den loszuwerden... :shock:
Kämpferin

Re: Vorsicht Triggerwarnung! Was, wenn der Kontrollzwang mal Recht hat?

Beitrag von Kämpferin »

Alpha Centauri hat geschrieben: Fr 2. Aug 2019, 17:50 Was Du beschreibst, ist das Leben. Dazu gehört, dass man Fehler macht und auch mal verantwortlich ist für Dinge, die nicht gut laufen, vielleicht sogar schlimme Unfälle, ja. Das muss man akzeptieren.

Was Schuld - und was dieses blöde Gefühl mit einem anstellt - betrifft, ist es aber so eine Sache. Wenn Du einen Menschen bspw. nicht mit purer Absicht über den Haufen fährst, dann darfst Du abschließend sicher auch mal darüber nachdenken, ob Du diesen Unfall hättest verhindern können. Aber sich emotionale, große Schuld aufzubürden für eine Schicksalsangelegenheit, ist Nonsens.

Menschen verunglücken, erkranken schwer, sterben. Das ist der Lauf der Dinge. In keinem Fall liegt das aber daran, dass man bspw. einem Zwangsgedanken nicht nachgegeben hat. Und wenn Du irgendwas nicht mit Vorsatz oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt hast, stellt sich die Schuldfrage nicht.
Da hast du vollkommen Recht. Nur ist das eben leider leichter gesagt als getan, ne?! ;)
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