ROCD

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Deluxe
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Re: ROCD

Beitrag von Deluxe »

Das Problem bei und Zwänglern ist, daß wir gleich Angst bekommen und uns die wildesten Geschichten einfallen lassen war passieren könnte wenn das oder jenes eintritt. Und je mehr man darüber nachdenkt desto mehr Ängste entwickelt man und desto schlimmer werde die Befürchtungen.
Zuletzt geändert von Deluxe am So 22. Sep 2019, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Svb

Re: ROCD

Beitrag von Svb »

Oh Gott...das ist echt unheimlich. Das hört sich eins zu eins genauso an wie er es immer erzählt. Danke dir
Svb

Re: ROCD

Beitrag von Svb »

Hat dein Partner dir auch öfter mal Vorwürfe gemacht wegen solcher Gedanken?
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Deluxe
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Re: ROCD

Beitrag von Deluxe »

Ja ab und an schon. Aber ich habe eine gute Aufklärungsarbeit geleistet. Auch wenn es dein Partner ist, der die Krankheit bekommen hat, ist es sinnvoll auch für dich sich ein wenig damit zu beschäftigen um es besser zu verstehen und irgendwann mal wird es auch für dich leichter.
Zuletzt geändert von Deluxe am So 22. Sep 2019, 21:19, insgesamt 1-mal geändert.
Mia
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Re: ROCD

Beitrag von Mia »

Hallo zusammen,
Ich bin neu hier im Forum, habe mich hier auch noch gar nicht vorgestellt. Werde ich zu einem späteren Zeitpunkt aber noch machen :) 

Bei mir ist es so; Ich bin nicht Angehörige, sondern Betroffene und hatte diese Gefühle von Ambivalenz eigentlich von Anfang an in der Beziehung zu meinem Mann. Wir haben uns vor 3 Jahren übers Internet kennengelernt. Ich war zu dem Zeitpunkt erst relativ kurz von meinem Exfreund getrennt und meine Mama hatte erst frisch die Diagnose Demenz bekommen. (Mein Vater starb bereits, als ich 12 Jahre alt war.)
Das war eine schwierige Situation für mich, geprägt von Verlust/ Verlustgefühlen. Mein Mann war vor 3 Jahren mit einem Studentenvisum bei uns im Land, um für seine/n Arbeit/Beruf Deutsch zu lernen, als wir uns kennenlernten. Er hat auch einige Verwandte hier. Knapp ein Jahr später, vor 2 Jahren,  lief sein Studenten-Visum ab. Aus politischen Gründen war es zu der Zeit heikel/ schwierig, in sein Heimatland zurückzukehren. So kam die Frage auf, ob wir nicht heiraten sollen, um unserer Beziehung hier eine Chance zu geben & er so bei uns im Land bleiben konnte.
Wir haben uns dann für eine Heirat entschieden, was in meine Familie leider einen grossen Keil trieb; Meine ältere Schwester konnte & wollte diese Heirat, überhaupt nicht akzeptieren. Das fand ich sehr belastend.
Ca. 1 Jahr hat es gedauert, bis wir als Familie wieder zusammen fanden, meine Schwester gesehen hat, dass mein Mann doch kein schlechter Mensch ist, für den Sie Ihn gehalten hat. (Sie dachte, er heirate mich nur, um bei uns im Land leben zu können und nicht, weil er mich gern hat).
Nun sind mein Mann & ich also etwas mehr als 2 Jahre verheiratet. Rückblickend denke ich, dass für mich ein grosser Faktor für die Entscheidung zu heiraten war, eine Art "Absicherung" zu haben, in einer Lebensphase, wo ich kürzlich die Trennung meines Exfreundes hatte und meine Mutter an Demenz erkrankte. Das war schwierig auszuhalten für mich, dass ich diese 2 Menschen, die mir am nächsten standen, irgendwie verloren habe, bzw.. langsam am verlieren bin (Demenz meiner Mutter).
Die Zweifel an meinen Gefühlen für meinen Mann waren wie gesagt schon am Anfang bei mir vorhanden Ich hatte von Anfang an nicht das Gefühl, Hals über Kopf in Ihn verliebt zu sein
Unser Sprachverständnis am Anfang war sehr schwierig; Sein Deutsch war noch sehr schwach & ich sprach & spreche noch heute seine Landessprache nicht. Unsere sprachliche Verständigung war und ist noch heute von einigen Missverständnissen geprägt, obwohl sein Deutsch heute viel besser ist.
Wir heirateten nach ca. 1 Jahr, nachdem wir uns kennengelernt haben.
Zum Zeitpunkt unserer Heirat war unsere innere Bindung also nicht so gefestigt, eindeutig und klar, -da war viel Unsicherheit meinerseits vorhanden.
In der Zwischenzeit bis heute quälen mich immer wieder Zweifel an meiner Liebe für meinen Mann. Es beschäftigt und belastet mich, dass ich nicht von ganzem Herzen sagen kann; Ich liebe Ihn. Er ist die grosse Liebe meines Lebens. Nein, das Gefühl habe ich nicht. Aber sollte es nicht so sein, wenn man verheiratet ist??? !
Meinem Mann so offen und ehrlich diese Gedanken mitgeteilt, wie ich es hier tue, habe ich noch nicht. Das getraue ich mich irgendwie nicht....
Ansatzweise habe ich es schon versucht, Ihm zu vermitteln, dass ich finde, wir leben mehr wie Kollegen zusammen als wie als Ehepaar.Zwangsbedingt; (Waschzwang & starke Kontaminationsängste meinerseits) haben wir auch kaum Sex....Mich ekeln jegliche Formen von menschlichen Ausscheidungen, Dreck & Schmutz.
Mein Mann sieht das zum Glück ziemlich entspannt. Er hat einen anstrengenden Job & ist viel müde am Feierabend. Sein Bedürfnis nach Sex ist nicht sehr ausgeprägt. Dennoch, eine gelebte Sexualität zusammen bindet ein Paar doch erfahrungsgemäß ja enger zusammen, auch emotional
Das fällt bei uns quasi weg. Was ich einerseits schade finde, denn ein Teil in mir sehnt sich schon nach Intimität. Das ist jedoch auch ein Punkt, an dem ich gedanklich immer wieder dem Zweifel verfalle; Würde ich meinen Mann richtig lieben, könnten wir doch eine ganz normale Sexualität leben zusammen. Dann würde die Liebe den Zwang quasi überwinden?
Oder neulich ist mein Mann alleine für knapp 2 Wochen in sein Heimatland verreist. Davor hatten wir für 4 Tage zusammen Ferien gemacht, welche für mich recht stressig waren, zwangsbedingt. Ich war dann erstmal fast "froh", als er danach gleich alleine für knapp 2 Wochen ohne mich verreiste, und ich mich wieder ein wenig sortieren konnte, alleine. Er schrieb mir regelmässig aus seinen Ferien, dass er mich vermisse. Das fand ich einerseits schön, andererseits fühlte ich mich unter Druck, Ihm nun dasselbe sagen zu müssen, dass ich Ihn auch vermisse. Ich konnte das aber irgendwie nicht sagen, was mich wiederum belastete; Weil ich es so klar und eindeutig nicht empfand. Ich dachte aber, er erwarte das vielleicht und ist enttäuscht, wenn ich es Ihm nicht sage. Und überhaupt; Sollte ich das doch so empfinden! Ich wollte und mochte aber auch nicht etwas schreiben, was ich nicht klar so fühle  . Ein Dilemma.
Kurz bevor er wieder zurück kam, schrieb er mir, ob ich Ihn auch vermisse, oder ob ich traurig sei, dass er wieder zurückkomme. Ich denke, es hätte Ihm gut getan, von mir ein eindeutiges "Statement" zu bekommen, bezüglich Ihm. Weil er meine Ambivalenz sicher auch irgendwie spürt und Ihn das auch irgendwo verunsichert, denke ich.
Er ist grundsätzlich recht "pragmatisch" bezüglich Beziehung/Ehe eingestellt; Als ich Ihm zu vermitteln versuchte, dass es zwischen uns mehr kollegial laufe und nicht so romantisch, meinte er nur; Ich schaue zu viele kitschige Liebesfilme  .Es sei doch schön, wenn man in einer Ehe auch wie gute Kollegen, Freunde sei. Und jede Beziehung habe Ihre Krisen, Konflikte. Er stellt unsere Beziehung nicht gleich grundsätzlich so in Frage wie ich, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Als ich vor ein paar Tagen durch diesen Beitrag hier im Forum auf den Begriff ROCD aufmerksam wurde, war das für mich wie eine Erleichterung, zu lesen, dass dieses "Leiden" einen Namen hat!!!Ob ich wirklich darunter leide, kann ich nicht genau sagen. Mein Psychiater hat jedenfalls diesen Begriff noch nie erwähnt-vielleicht kennt er Ihn einfach schlicht (noch) nicht. Aber gerade in diesem Thema, meinen quälenden Zweifeln immer wieder an der Beziehung/Liebe zu meinem Mann, habe ich mich von meinem Therapeuten auch nie wirklich verstanden gefühlt. Er meinte immer wieder nur dazu; Liebe sei auch eine Entscheidung. Eine bewusste Entscheidung JA zu sagen, zu einem Menschen. Die berühmten Schmetterlinge, das Schweben auf Wolke 7, verginge früher oder später in jeder Beziehung. Irgendwie halfen mir diese seine Aussagen jedoch nicht wirklich bei meinem Problem. Denn; Wenn ich mich auch bewusst für meinen Mann entschieden habe, in dem ich JA zur Ehe sagte; muss ich doch immer wieder einen Umgang mit den aufkommenden, quälenden Zweifeln finden. Und ich hatte ja von Anfang an schon nicht diese vielbesagten Schmetterlinge im Bauch und ich schwebte auch nicht unbeschwert im 7. Himmel, als wir uns kennenlernten, was ja an sich schon zweifelhaft ist für mich.
Denn müsste man nicht auf einer rosaroten Wolke schweben mit dem Mann, den man geheiratet hat?

LG Mia
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OCD-Marie
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Re: ROCD - Nicht jeder Zweifel ist gleich eine Krankheit...

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Mia,

nun, vielleicht hat du tatsächlich ein etwas - nun sagen wir mal - "verträumtes" Bild von der Liebe.
Mia hat geschrieben: So 22. Sep 2019, 01:27 Er ist die grosse Liebe meines Lebens. Nein, das Gefühl habe ich nicht. Aber sollte es nicht so sein, wenn man verheiratet ist??? !
Menschen heiraten aus den unterschiedlichsten Gründen. Manche aus "Liebe" (was immer das nun auch ist), andere aus finanziellen/"unternehmerischen" Gründen oder aus Gründen des "Status". Wie auch immer...
Entscheidend ist nicht, was andere tun. Entscheidend ist, was für DICH "richtig" ist. Und wenn für dich eben die Gefühle im Vordergrund stehen verbunden mit der Überzeugung, dass dies "DER" Mann fürs Leben ist - in Ordnung.

Der Punkt ist doch, dass du dir nie wirklich sicher warst. Und die Gründe für die Heirat waren ja auch ganz andere: um der Beziehung "eine Chance" zu geben. Und damit er im Land bleiben kann. Weil du Verlustängste hattest/hast. Weil du dich "absichern" wolltest.
Was ihr getan habt war von anfang an eine "Zweck-Heirat".

Du schreibst selbst, du hattest von Anfang an Zweifel. Du kannst ihm noch nicht einmal "einfach" sagen "Ich liebe dich !". Bis heute nicht.

Weisst du, Zwängler haben meist ein ausgeprägtes Problem mit ihren Gefühlen. Die einen Gefühle bewerten sie völlig über (Angst), andere Gefühle ziehen sie immer wieder in Zweifel. Sie haben kein (oder wenig) Vertrauen in das, was man gewöhnlich "Bauchgefühl" nennt. Dabei wäre wichtig, das (wieder) zu erlernen. Denn manche Fragen des Lebens lassen sich gedanklich nur schwer lösen und beantworten. "Hört" man jedoch auf seinen Bauch, dann ist die Antwort mitunter schnell klar.

Statt dessen scheinst du an deinen Gefühlen zu zweifeln...

Du scheinst hin- und hergerissen zu sein zwischen deinen Vorstellungen, wie die Dinge "eigentlich" zu sein haben sollten - und den Gefühlen, die du tatsächlich hast. Diese (künstlich erschaffene) Ambivalenz spürt dein "Mann" natürlich auch. Und ganz sicher tut ihm das nicht gut.

Dein Therapeut wird dir nicht sagen was du tun sollst. Er wird dir im Normalfall weder sagen, du sollst in der Beziehung/Ehe bleiben, noch dass du sie beenden solltest. Er würde nur dann eine Ausnahme machen, wenn es in der Beziehung zu erheblicher Gewalt käme.

Es ist DEINE Aufgabe, die Antwort zu finden. Auf die Fragen DEINES Lebens. Dein Therapeut gibt dir nur Hilfestellung. Regt dich zu nachdenken an.

Deine Ambivalenz wird in deinem Text ganz offenkundig. Du bist dir seiner (wohl von Anfang an und bis heute) nicht sicher, bist bisher aber auch nicht bereit, das offen und ehrlich anzuprechen. Du traust dich nicht und "zum Glück" sei er recht "pragmatisch"... Du willst ihn nicht verletzen. Das ist nachvollziehbar.
Aber wie ist es denn jetzt ? Er fragt dich schon, ob du traurig seist, wenn er wiederkommt (!). Und auch du leidest unter der Situation. Diese Unehrlichkeit verletzt derzeit sogar euch beide !

Die Frage ist letztlich: Warum bist du nicht ehrlich zu ihm ? Warum traust du dich nicht, deine Zweifel anzusprechen ? Vor was hast du Angst ???

Fragen wir anders: Stelle dir einmal vor, du hättest viele gute Freunde, mindestens eine "beste Freundin" und eine liebevolle Familie, die dich alle "auffangen" könnten, sollte die Ehe scheitern.

Wäre deine Antwort dann klar(er) und deutlich(er) ?


Auf was du bisher überhaupt nicht eingegangen bist: Wie ist das eigentlich mit deinen Zwängen ? Deiner Angst vor Körperflüssigkeiten. Hattest du diese Art von Ängsten vorher auch schon bzw. sind sie seit der Ehe vielleicht stärker geworden ?
Mia
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Re: ROCD

Beitrag von Mia »

Hallo OCD- Marie,

Herzlichen Dank für Deine Antwort & entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte.

Habe mich aber über Deine Antwort gefreut. Habe mir immer wieder Gedanken dazu gemacht & auch mehrmals durchgelesen.
Es ist aber ein sehr schwieriges und bedrohliches Thema für mich, weshalb ich gar nicht so genau wusste, was ich zurückschreiben soll.

Ich bin erstmal erschrocken, als Du im Titel geschrieben hast, nicht jeder Zweifel ist gleich eine Krankheit.... Es war ein Mischung aus Schrecken und einer Art "Empörung", dass Du quasi in Frage stellst, ob meine Zweifel bezüglich der Gefühle für meinen Mann nur zwanghaft, ROCD sind.
Deine Antwort hat mich irgendwie überfordert :shock:

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, kannst Du Dir vorstellen, dass mein wahres Bauchgefühl tatsächliche Zweifel an meinen Gefühlen für meinen Mann sind. Und dass diese Zweifel nichts krankhaftes sind, sondern im Besten Falle ernst zu nehmen sind, wenn ich ehrlich mit mir selbst und damit auch mit meinem Mann sein soll/möchte.

Was meintest Du genau mit künstlich erschaffener Ambivalenz meinerseits?

Auf jeden Fall bin ich in dieser Angelegenheit so weit, dass ich (ein-) sehe; Dass ich mich wohl trennen müsste, wenn meine Gefühle für meinen Mann nicht ausreichen, ich Ihn nicht wirklich liebe.

Du fragst, wovor ich eigentlich Angst habe? Warum ich meine Zweifel nicht offen und ehrlich mit Ihm bespreche? :? Ich gehe mal davon aus, eine grosse Angst. So richtig beschreiben kann ich sie aber nicht.
Fragen wir anders: Stelle dir einmal vor, du hättest viele gute Freunde, mindestens eine "beste Freundin" und eine liebevolle Familie, die dich alle "auffangen" könnten, sollte die Ehe scheitern.

Wäre deine Antwort dann klar(er) und deutlich(er) ?
Auch diese Frage kann ich nicht klar beantworten :? .

Bezüglich meiner Angst vor Körperflüssigkeiten; Ja, die hatte ich auch schon lange vor der Ehe.
Ein starker Ekel davor. Vor eigenen wie auch fremder Körperausscheidungen.
Bin da quasi mit mir selbst auf Kriegsfuss.

LG Mia
Mia
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Re: ROCD

Beitrag von Mia »

PS;
Mein Exfreund ist mittlerweile mein bester Freund. Wir verstehen uns heute besser als zu der Zeit, wo wir noch ein Paar waren, oder versuchten, eines zu sein.
Es ist also nicht so, dass ich diesen Menschen wirklich verloren habe.
Ihm fühle ich mich eigentlich oft mehr verbunden, als meinem Mann. Zumindest was meine Zwänge & Depression betrifft: Da fühle ich mich von Ihm mehr verstanden.
Vielleicht auch, weil mein Exfreund auch psychisch krank ist.
Er hat zwar keine Zwänge, dennoch kann er gewisse Gefühle dadurch einfach besser nachfühlen, z.B. die depressiven Zustände.
Was mein Mann verständlicherweise nicht so kann, da er "gesund" ist.
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OCD-Marie
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Re: ROCD

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Mia,

Vielen Dank auch für deine offene Antwort !
Dass du "erst jetzt" antwortest ist vollkommen in Ordnung. Manchmal braucht man einfach seine Zeit, die Gedanken etwas zu sortieren... Immerhin, du hast dich wieder gemeldet. Andere, die mit einer Antwort ihre Schwierigkeiten haben, melden sich einfach überhaupt nicht mehr !

Gerade wenn es ein "sehr schwieriges" und "bedrohliches" Thema für dich ist, ist es wichtig, dass du dich damit in deiner Therapie intensiv auseinandersetzt. Es ist deshalb überhaupt nicht schlimm, wenn du dich erst einmal überfordert fühlst und nicht richtig weisst, was du antworten sollst.
Du wirst die Antworten finden. Nach und nach. Je länger und je mehr du dich mit diesen Problemen beschäftigst. Im Idealfall natürlich zusammen mit deinem Therapeuten.
Mia hat geschrieben: Do 10. Okt 2019, 23:37 Wenn ich Dich richtig verstanden habe, kannst Du Dir vorstellen, dass mein wahres Bauchgefühl tatsächliche Zweifel an meinen Gefühlen für meinen Mann sind. Und dass diese Zweifel nichts krankhaftes sind, sondern im Besten Falle ernst zu nehmen sind, wenn ich ehrlich mit mir selbst und damit auch mit meinem Mann sein soll/möchte.
Ja, so könnte man das formulieren.

Was ich mit "künstlich" erschaffener Ambivalenz meine: nun, Ambivalenz meint ja eine widersprüchliche Situation, widersprüchliche Botschaften. Z.B. wenn dein Freund dir sagen würde, dass er dich ganz doll liebt und gar nicht mehr ohne dich sein könne. Dann aber gleichzeitig sehr sehr viel Zeit mit seinen Freuden und ohne dich abhängt. Diese Botschaften passen nicht zusammen und erzeugen so eine ambivalente Situation.

Du beschreibst ja sehr deine Zweifel im Hinblick auf deinen Mann. Solche Zweifel zu haben, wäre für sich genommen eigentlich kein Problem. Du gehst aber einen Schritt weiter ! Du sagst: "Ich bin verheiratet, also muss ich mich doch so und so fühlen !". Was aber nicht der Fall ist. Erwartung/Anspruch und die Wirklichkeit stimmen nicht überein. Der Konflikt, das Hin-und-Hergerissen-sein erzeugst du selbst ("künstlich") erst dadurch, dass du an dich den Anspruch stellst, deinen Mann uneingeschränkt lieben zu müssen, ganz einfach WEIL du mit ihm verheiratet bist.
Aber dem ist nicht so ! Gefühle haben rein gar nichts damit zu tun, dass irgendwo auf einem Papier steht, man sei vereiratet... Verstehst du ?
Mia hat geschrieben: Do 10. Okt 2019, 23:37 Auf jeden Fall bin ich in dieser Angelegenheit so weit, dass ich (ein-) sehe; Dass ich mich wohl trennen müsste, wenn meine Gefühle für meinen Mann nicht ausreichen, ich Ihn nicht wirklich liebe.
Nun, ein Zwang für eine Trennung ("müssen") besteht da natürlich nicht. Du kannst auch dein Leben an der Seite eines Menschen verbringen, den du nicht liebst. Aber würde dir das auf Dauer gut tun ? Wäre das ehrlich ? Gesund ?
Mia hat geschrieben: Do 10. Okt 2019, 23:37 Du fragst, wovor ich eigentlich Angst habe? Warum ich meine Zweifel nicht offen und ehrlich mit Ihm bespreche? :? Ich gehe mal davon aus, eine grosse Angst. So richtig beschreiben kann ich sie aber nicht.

Fragen wir anders: Stelle dir einmal vor, du hättest viele gute Freunde, mindestens eine "beste Freundin" und eine liebevolle Familie, die dich alle "auffangen" könnten, sollte die Ehe scheitern.

Wäre deine Antwort dann klar(er) und deutlich(er) ?

Auch diese Frage kann ich nicht klar beantworten :? .
Wie ich schon oben schrieb, es ist kein Problem, wenn du das zu Zeit nicht richtig beschreiben und beantworten kannst. Arbeite einfach weiter an diese Themen. Die Antworten werden nach und nach kommen, wenn die Zeit dafür bereit ist...

LG
Marie
Mia
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Re: ROCD

Beitrag von Mia »

Liebe OCD-Marie (Was bedeutet eigentlich OCD vor Deinem Namen ?)

Danke für Deine Zeilen!

Ich möchte noch ein bisschen aus meinem Leben erzählen.

Meine therapeutische Situation sieht derzeit so aus, dass mein langjähriger Psychiater seit ein paar Monaten viel weniger Zeit für mich & seine ambulanten Patient/innen hat, da er seit Januar 19 eine neue berufliche, leitende Aufgabe übernommen hat.
Früher hatte ich alle 2 Wochen einen Termin bei Ihm, nun habe ich nur noch ca. alle 6 Wochen einen Termin.
Das macht mir Mühe, komme/kam mit dieser Umstellung nicht gut zurecht.
Nur noch alle 6 Wochen ist mir zuwenig.

Mittlerweile haben mein Arzt und ich uns geeinigt, dass es für mich an der Zeit ist, einen neuen Therapieplatz zu suchen. Abgesehen von seiner anderweiten beruflichen Auslastung sei unsere Zusammenarbeit mittlerweile wie erschöpft.
Eine neue Therapie könne neue Imulse bringen.
Nächste Woche habe ich einen Ersttermin bei einer Psychologin.

Mein bisheriger Psychiater kennt mich schon viele Jahre, so haben wir in unserer letzten Stunde ein wenig unsere gemeinsame Zusammenarbeit «Revue passieren lassen».
Ich habe Ihm auch von ROCD erzählt, dass mich das erleichterte, als ich kürzlich davon hörte.
Er meinte, dass er bei mir nicht den Eindruck habe, dass es sich bei meinen Zweifeln über meine Beziehung um typische Zwangsgedanken handelt.
Vielmehr eher, dass es vielleicht tatsächlich bedeutet, dass meine Gefühle für meinen Mann vielleicht wirklich nicht ausreichen, ich Ihn schlicht nicht liebe.
Oder es aber tiefer geht, die Problematik und ich den Zugang zu meinen wahren Gefühlen nicht habe, da (noch) zuviel Abwehr und Angst vorhanden ist.

Nun, vielleicht komme ich in der neuen Therapie dem Ganzen näher.

Was ich beobachten kann an mir;
Dass ich glaube, ich übertrage auf meinen Mann immer wieder alte Verletzungen aus meiner Biografie. Ich erlebe mich darin immer wieder in «emotionalen Dramas» gefangen.
Dass ich mich z.B. verletzt fühle, wenn mein Mann an den freien Wochenenden viel Zeit ohne mich, mit seinen Hobbies, Vereinen beschäftigt ist.
Ich fühle mich dann oft im Stich gelassen, vernachlässigt von Ihm.
Bei der ein oder anderen Aktivität könnte ich auch mitmachen, teilnehmen, -dafür fehlt mir jedoch die nötige Lust und die Energie, da mein Alltag doch sehr mit Zwängen ausgefüllt, besser gesagt, ausgelastet ist.
Wenn er dann sein Ding macht, raus geht, unabhängig davon, wie es mir geht, Zuhause, in meinen Zwängen gefangen, empfinde ich oft so beleidigte, bockige, trotzige (kindliche?) Gefühle, nach denen ich mich auch meist verhalte….

Ich komme mir in diesen Situationen dann selber so vor, als sei ich in einem emotionalen, reingesteigerten Drama gefangen.
Ich denke dann, dass er mehr Verständnis für mich und meine Krankheit haben sollte, mehr Rücksicht auf mich nehmen sollte, mehr für mich da sein sollte.
(Wobei es eigentlich wahrscheinlich gerade gut ist, dass er das nicht tut?????)

Ich rutsche dann so in eine Art Bedürftigkeit rein, gefühlte. Eine Regression.
Kennt Ihr das auch, die in einer Beziehung/Partnerschaft leben?

Ich denke, bei jedem Zwängler haben die Zwänge individuelle Inhalte und auch eine individuelle Funktion, Bedeutung. Wo es sich lohnt, «dahinter» zu schauen. Die Funktion zu erkennen, verstehen, um die Zwänge überhaupt abbauen zu können.

Lg Mia
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