Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Benutzeravatar
Antonia
Moderator
Beiträge: 178
Registriert: Di 20. Mär 2018, 21:40
Wohnort: Hamburg

Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von Antonia »

Hallo ihr Lieben! :D

Du leidest an einer Zwangsstörung, hast Therapie gemacht und dich bemüht, die gesunden Anteile zu stärken.
Trotzdem bleiben die Zwänge bestehen oder kehren immer wieder zurück.
Warum glaubst du, dass deine Zwänge dich nicht loslassen?
Hast du Tipps für andere Betroffene, wie sich der Zwang dauerhaft in „Schach“ halten lässt.
Ich freue mich auf zahlreiche Beiträge.
Eure Antonia. ;)
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo

Nun, ich denke der wichtigste Schritt in einer solchen Situation ist zu erkennen, dass man die Frage umformulieren muss.
Der Zwang ist kein eigenständiges Wesen. Nichts außerhalb von uns. Wir sind kein Opfer des Zwangs. Nein, wir sind es vielmehr selbst, die den Zwang erschaffen haben - und ihn weiter aufrecht erhalten.

Die Frage, die den Weg aus einer solchen Situation zeigt, lautet daher:

Warum will ich nicht auf die Zwänge verzichten ? Warum halte ich noch immer daran fest ?

Solange wir in dem Glauben leben, wir seien Opfer des Zwangs, ist es ein leichtes zu jammern, zu zögern und sich im Selbstmitleid zu suhlen - und die Probleme außerhalb von uns zu suchen. Doch das bringt den Betreffenden nicht einen Schritt weiter.
Nur indem wir die Eingangsfrage so umformulieren, übernehmen wir auch tatsächlich die Verantwortung für die aktuelle Situation. Und erst wenn wir dies tun, sind wir auch in der Lage, einen Weg aus ihr heraus zu finden.
Benutzeravatar
Antonia
Moderator
Beiträge: 178
Registriert: Di 20. Mär 2018, 21:40
Wohnort: Hamburg

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von Antonia »

Hallo Marie!

Danke für Deine Rückmeldung.

Man kann das von zwei Seiten sehen.

Warum läßt der Zwang nicht los- oder Warum kann ich den Zwang nicht loslassen/ aufgeben!

Egal, von welcher Seite man es selbst sieht, teilt einfach mal eure Erfahrungen mit.
Lieben Dank und ein schönes Wochenende,
eure Antonia. ;)
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
Miranda_L

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von Miranda_L »

Wäre das nicht eigentlich etwas für 2 Themen?

Gerade die Tipps könnte ich mir gut in einem eigenständigen Thread vorstellen:

"Warum glaubst du, dass deine Zwänge dich nicht loslassen? "

Ich kann mich kaum an ein Leben ohne Zwänge erinnern. Die ersten bewussten Erinnerungen daran stammen aus der frühen Grundschulzeit.
Ob sie früher schon da waren, kann ich nicht sagen.
Ein Leben ohne Zwänge ist für mich also eine recht seltsame Vorstellung.
Meine Zwänge waren aber bis vor etwa einem Jahr gut handlebar und ich war durchaus zufrieden.
Dann kam ein Schicksalsschlag gebündelt mit mehreren Stressfaktoren, die sich unpraktischerweise genau in diesem sowieso schon stressbehafteten Zeitraum steigerten.
Und als der Stress langsam nachließ, begannen Ängste mit mir Karussell zu fahren. Wenn eine sich langsam abbaute, trat eine andere an ihre Stelle. Mindestens ebenso lähmend und immer ein bisschen schwieriger durch Logik zu bekämpfen.
Jede Angst brachte Vermeidungsverhalten, also Zwangshandlungen mit sich, die blieben, auch wenn die Angst großenteils wieder abgebaut war.
Ich habe innerhalb von nur einem halben Jahr einen großen Teil miener Freiheit verloren.
Mein größtes Problem ist, dass die Zwänge aus Stress resultieren, aber eben auch Stress aufbauen. Die Katze beisst sich selbst in den Schwanz.
Und ein Stressabbau durch Ausführen der Zwangshandlung funktioniert bei mir auch nicht. Es führt nur zu weiteren Ängsten und Handlungen.
Ich glaube, dass die Zwänge mich nicht loslassen, liegt daran, dass ich nicht zur Ruhe komme und "keine Energie" aufladen kann.
Ich habe einen stressanfälligen Job - den ich aber auch liebe und für den ich hart gekämpft habe. Ihn aufzugeben wäre eine der größten Niederlagen meines Lebens und ausserdem der Verlust von einem Fixpunkt in meinem Leben.
Ich vermute, dass mich das erst recht in die Arme des Zwangs treiben würde.

"Hast du Tipps für andere Betroffene, wie sich der Zwang dauerhaft in „Schach“ halten lässt."

Ja habe ich.
Die erste Strategie habe ich hier (Hände-)Waschzwang schon mal beschrieben.
Kurz gefasst: Stell dir vor, wie du die Situationen bewerten würdest, wenn du den Zwang bereits besiegt hast. Dann benutze dieses Bewertungssystem anstatt dem, das du normalerweise nutzt.

Dieser Trick stammt aus meiner Vergangenheit. Er ist glücklicherweise für mich im Moment nicht relevant:
Man kann Zwänge umprogrammieren. Das funktioniert besonders gut bei Zählzwängen. Man bestätigt hier den Zählzwang bevor man die Aktion durchführt und setzt statt der normalen Zahl eine 1 ein.
"Ja genau. EIN Mal die Klinke herunterdrücken! 1 Mal!"
Das schafft den Zwang nicht ab. Vermindert ihn auch nicht. Erleichtert aber durchaus den Alltag.
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Antonia,

mein obiger Beitrag entspringt (m)einer Erfahrung.

Natürlich kann man das so und so sehen. Man hat im Leben meist die Möglichkeit, ein Thema von verschiedenen Perspektiven aus zu betrachten. Das bedeutet aber nicht, dass deshalb die verschiedenen Sichtweisen auch gleich sinnvoll / konstruktiv / "gesund" (oder wie auch immer man das bezeichnen möchte) sind. Allen bekannt ist ja das typische Beispiel mit dem Glas: halbvoll oder halbleer ? Es macht durchaus einen Unterschied (auch für das persönliche Stress-Level) ob man eine eher positive Grundhaltung pflegt ("super, ich habe immer noch die Hälfte !) oder doch eher eine negative ("na toll, schon wieder die Hälfte weg...").

Ich bin mir durchaus bewusst, dass auch in Büchern und von Therapeuten teilweise der Ansatz praktiziert wird: "ich" hier - der "Zwang" dort (oder man könnte auch formulieren: der Betroffene ist nicht der Zwang). Bei genauerer Betrachtung ist hier aber weniger der Zwang insgesamt gemeint, sondern vielmehr die Angst. Man hat Angst, man ist aber nicht die Angst. Oder anders formuliert: man muss nicht nach der Angst handeln, man kann sich auch gegen sie entscheiden. Das ist die konstruktive Seite diese Sichtweise.

Die destruktive Seite kommt zu tragen, wenn man den Zwang und sich selbst künstlich in zwei "Personen" aufteilt. Dann läuft man Gefahr, in das Opferverhalten zu verfallen. "ich würde ja gerne... aber der Zwang... Ohje, was soll ich nur tun..." Man läuft dann Gefahr, die Verantwortung für die Situation an "den Zwang" abzugeben. Und es ist ja schon fast eine "natürliche Tendenz" von ängstlichen Menschen, "andere" entscheiden zu lassen. Dann kann man schließlich schon nichts falsch machen...
Und nennen wir die Dinge doch ruhig auch beim Namen: nicht wenige rennen zu Arzt/Therapeut - oder gar immer weiter von einem zum anderen - in der Hoffnung den einen zu finden, der ihnen Linderung verschafft (Die Hoffnung, dass andere uns "ganz"/"heil" machen sollen ist auch in anderen Lebensbereichen weit verbreitet, zB. in "Beziehungen"). Doch letztlich können nur wir selbst diese (innere) Arbeit erledigen.

Im Hinblick auf die Ausgangsfrage, in der es um Betroffene geht, die trotz gehöriger Anstrengungen nicht so recht weiter kommen, beinhaltet das also den Tip, seine eigenen Sichtweisen und Haltungen zu überprüfen. Denn an irgendeinem Punkt (oder auch an mehrerern) steht man sich da offenbar noch selbst im Weg. Und die Überprüfung, welche Haltung man zu seiner gesamten Problematik hat ist da (nur) der erste Schritt...
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo Miranda,

die Erfahrung, dass Zwangshandlungen zu weiteren Ängsten uns Stress führen, habe ich auch gemacht. Und die Erfahrung zu machen ist vielleicht auch wichtig. Denn so kann man sich bewusster für das "Nicht-Reagieren" entscheiden. Die Zwangs-Welle (die Angst) erst einmal abnehmen zu lassen. Auch wenn man der Angst letztlich nachgibt hilft das zumindest, dass nicht noch mehr "Chaos" entsteht...

Dass die Zwänge dich nicht loslassen, weil du nicht zur Ruhe kommen und "keine Energie" aufladen kannst, halte ich jedoch für einen Fehlschluss. Duch das Üben und regelmässige Praktizieren von Entspannungsmethoden (z.B. Meditation) kann man auch bei Zwängen wieder Energie aufladen. Das hat mir selbst über meine schlimmste Zeit geholfen !
Natürlich erzeugt die Zwangs-Angst Stress welcher dann potentiell wieder den Zwang verstärkt, Die eigentlichen zwangs-aufrecht-erhaltenden Stressfaktoren liegen jedoch außerhalb des Zwangs-Gebäudes.

So vermutest du, dass dich der Verlust des Jobs erst recht in die Arme des Zwangs treiben würde. Darin gebe ich dir recht. Jedoch nur für den Fall, dass du deinem Job gegenüber keine gesündere Einstellung entwickelst !
Es ist nämlich gerade das rigide Schwarz-Weiss-Denken, das den Zwang unterhält. Solange der Job eine Frage von Sieg oder Niederlage, von Leben oder Tod ist, erzeugt diese Haltung erheblichen Stress (und der ist definitv "Nahrung" für den Zwang). Eine solche Haltung blendet auch aus, dass das Leben mehr ist als schwarz oder weiss, dass es vielmehr eine ganze Bandbreite von Möglichkeiten gibt. Dass man auch glücklich sein kann, wenn das Leben nicht immer ganz genau so läuft, wie man es sich vorstellt.

Hier schließt sich auch der Kreis zu meinen obigen Beiträgen: wer wirklich die Zwänge hinter sich lassen will, muss einsehen, dass die Lösung nicht in der Welt um uns herum zu finden ist, sondern dass der Schlüssel dazu in unseren Überzeugungen/Sichtweisen/Einstellungen liegt.

Miranda_L

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von Miranda_L »

Marie, was tust du, wenn eine Angst dich an die Wand klatscht?
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo Miranda,

was meinst du damit ? Könntest du das etwas näher beschreiben ?
Und wie oft passiert dir das ?
Miranda_L

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Marie,

ein Beispiel:
Irgendwo läuft eine Aktion, in der jeder Frau eine Rose aus Werbezwecken geschenkt wird.
Ich bekomme auch eine.
Ich lege sie erstmal zur Seite. Als ich sie dann aber in die Hand nehme, um sie woanders hinzuräumen, steche ich mich an einem Dorn.
Meine Logik sagt mir: "Kein Problem, sowas ist dir schon oft passiert!"
Der Zwang sagt aber: "Oh mein Gott, wann hatte jemand zuletzt diese Rose in der Hand? Hat der sich auch gestochen? An demselben Dorn? Hatte er Aids? " Und dann kommt die Angst vor Ansteckung, die mich auch die nächste Stunde nicht loslässt.

Da kann meine Logik noch so gut argumentieren. Ich weiss, dass die Menge Blut, die ein Rosendorn halten kann, nicht für eine Ansteckung ausreicht. Ich weiss auch, dass Aids-Viren nach wenigen Sekunden an der Luft nicht mehr anstecken können.
Ich weiss dass eine große Menge Blut und eine große, frische Wunde vonnöten ist, damit überhaut die Chance einer Ansteckung besteht. Ich weiss, dass Aids sehr schwierig übertragbar ist.

Aber diese Erkenntnis kommt erst zu mir durch, wenn die Panik nachlässt. Und je nach Stimmung und Situation, kann das schnell gehen, aber auch sehr lange dauern.

Du sagst ja selbst, dass du mit Ängsten und Stress zu tun hast/hattest. Wie äussert sich das denn bei dir?
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Warum lässt mich der Zwang nicht los?

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo Miranda,

vielen Dank für das schöne Beispiel. Jetzt verstehe ich viel besser, was du mit „an die Wand klatschen“ meintest. :-)
Du wolltest auch wissen, wie das bei mir ist: meine Erlebnisse decken sich weitgehend mit deinen. Der Unterschied zwischen dir und mir im Moment ist wohl eher, dass ich viel mehr Therapie(erfahrung) habe… Aber das wirst du ja auch noch bekommen !

Du hast offenbar eine starke logische Seite. Das ist gut. Sie wird dir noch mehr von Nutzen sein. Allerdings ist es so, dass Zwängen mit Logik allein nur schwer beizukommen ist. Es geht auch viel um spüren und fühlen… um den körperlichen Anteil in uns. Ein Teil, der bei Zwänglern tendenziell eher schwach ausgeprägt ist (wenn man mal von der Angst/Panik absieht).
Ich habe auch gelesen, dass du solche Motivations-Bücher liest und entsprechende Videos schaust. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden (ich habe mich in meiner Studienzeit auch ausgiebig mit solchen Themen beschäftigt). Viele davon bauen auf NLP (Neurolinguistisches Programmieren) auf. NLP beinhaltet durchaus interessante kognitive „Werkzeuge“. Und manche lassen sich auch in der (Eigen)Therapie bei Zwängen einsetzen. Das tat ich auch und tue es gelegentlich immer noch. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese „Arbeit“ (ob nun im Hinblick auf Zwänge oder andere Lebensbereiche) weitgehend (nur) im Kopf stattfindet. Und bei Zwänglern läuft das Gedanken-Karussell ohnehin oft bereits auf Maximalstufe. Das bedeutet, dass man zu zuviel „Kopfarbeit“ noch mehr hinzufügt. Und das bringt den Menschen tendenziell eher noch mehr aus dem Gleichgewicht…
Meine Empfehlung wäre daher, mit diesen Dingen bis auf weiteres eher zurückhaltend und selektiv umzugehen.

Denn, und das beschreibst du ja selbst sehr schön, dein Problem liegt derzeit vor allem darin, mit diesen überwältigenden Angstgefühlen umzugehen.

Da hilft Logik in der ersten Phase in der Tat nicht. Sie kann es gar nicht. Denn der gesamten Körper ist nicht im Denk-Modus, sondern im Angst-Modus. Das hat zu tun mit dem urzeitlichen Säbelzahntiger. Wenn einer unserer Vorfahren einem solchen Raubtier gegenüber stand war Logik und Denken nicht unbedingt das, was ihm das Leben gerettet hat. Die Ausschüttung u.a. von Adrenalin sorgt (bis heute) im Körper für deutlich messbare Veränderungen im Stoffwechsel. Die Verdauung wird reduziert, die Muskulatur wird stärker durchblutet und auch das Gehirn geht in einen Spar-Modus. Ziel des Körpers in einer solchen Situation ist nicht, besonders gut logisch denken zu können, sondern der Muskulatur kurzfristig möglichst viel zusätzliche Energie bereitzustellen um möglichst schnell rennen oder kräftig kämpfen zu können.
Nun gibt es schon lange keine Säbelzahntiger mehr. Doch für unseren Köper (und unser Gehirn) spielt es keine Rolle, ob die „Gefahr“ real vor uns steht oder nur gedanklich in unserem Kopf stattfindet (→Zwangsgedanke). Er reagiert jedes mal auf die gleiche Art und Weise !

Dass sich die Erkenntnis erst dann durchsetzt, wenn die Panik nachlässt, liegt an diesen Vorgängen.

Solange dich die Angst wie ein wilder Fluss mit sich reisst, bist du ihr ausgeliefert. Ziel muss es also sein, möglichst schnell wieder „festen Boden unter die Füsse“ zu bekommen. Dafür kann ich dir jedoch leider nicht eine spezielle Übung nennen. Es ist vielmehr ein Prozess, der aus mehreren Facetten besteht.
Zum einen sollte man sich hinterher wenn man wieder klar denken kann vergegenwärtigen, was gerade wieder mal passiert ist. Dass dies gerade die Angst war. Und dass logisch betrachtet eigentlich keine Gefahr bestand. (Ein Zwang wäre jedoch kein Zwang, wenn er sich damit besänftigen liese; der Zwang wird irgendwas in der Art rufen wie: „Und was wenn doch ???“ - davon wird er sich auch so schnell nicht abbringen lassen)
Es mag nicht sonderlich motivierend klingen, aber mit der Zeit wirst du dich daran gewöhnen – also an diese Angstattacken. Du wirst dich schneller von ihnen distanzieren können (→ festen Boden unter die Füsse bekommen) und der Angst nicht mehr so ausgeliefert sein wie im Moment. Doch du wirst geduldig sein müssen. Dieser Prozess braucht Zeit. Aber irgendwann werden aus einer Stunde (oder mehr) nur noch wenige Minuten geworden sein !

Was in diesen Situationen kurzfristig sinnvoll ist:
  • Möglichst nicht sofort (im Sinne von Zwangshandlungen) auf die Panik reagieren. Du kannst hinterher den Zwang immer noch „besänftigen“ wenn du den Drang danach verspürst (Manche werden jetzt vielleicht einwenden, das sei dann aber nicht im Sinne der Therapie – aber wenn man ein Haus baut kann man auch nicht mit dem Dach anfangen; man muss zuerst einmal das Fundament legen). Mir hat das geholfen dass nicht noch mehr Chaos entstanden ist – ich also über den eigentlichen Impuls hinaus nicht noch viel mehr reinigen musste...
  • Adrenalin im Körper abbauen: durch Bewegung. Das kann ein Spaziergang sein – oder einfach nur Kniebeugen. Oder Klimmzüge. Oder…
  • Entspannungs-, Achtsamkeits-, Atemübungen


Was langfristig sinnvoll ist:
  • Therapie, Therapie, Therapie… auch über die wöchentlichen 50 Minuten hinaus. Einschlägige Bücher lesen (nicht nur spezielle Zwangs-Bücher). Sich und seine Gedanken/Gefühle beobachten und sich immer besser kennenlernen. Seine Gedanken und Reaktionen kritisch hinterfragen und letztlich nach und nach zu seinem eigenen Therapeuten werden.
  • Eine Entspannungsmethode lernen und praktizieren. So verändert regelmässige Meditation nachweislich die Gehirnstrukturen in einer Weise, die uns angst-resistenter werden lässt. Gleichzeitig bremst sie das Gedankenkarussell und man schafft sich so Phasen der Erholung und des Ausgleichs.
  • Auch regelmässige körperliche Bewegung / Sport hilft. Gegen Depression. Aber auch um Stress abzubauen.
  • Insgesamt lernen, achtsamer zu leben. Für den Einstieg kann man z.B. auch mal einen Achtsamkeits-Kurs / -Workshop besuchen.

Antworten