Willkommensrunde

Kermit
Beiträge: 1
Registriert: Di 18. Mai 2021, 00:15

Re: Willkommensrunde

Beitrag von Kermit »

Hallo in die Runde,

ich habe erst Ende letzter Woche dieses Forum entdeckt. Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich noch nie auf ein Forum gestoßen bin, wo so respektvoll und empathisch mit einander umgegangen wird; wo derart detailliert, reflektiert und kompetent Sachverhalte diskutiert werden. Das hängt vielleicht auch ein wenig mit der Natur des Zwangs zusammen, ist meiner Erfahrung nach aber alles andere als selbstverständlich.

Kurz zu mir: ich bin männlich und Anfang 40, der Zwang – in verschiedensten Ausprägungen und Stärken – gehört seit weit über 30 Jahren zu meinem Alltag. Begonnen hat es unter anderem mit einem klassischen Waschzwang. Wie wohl bei vielen Mitgliedern hier ist in meiner Kindheit, Jugend und auch später Vieles schief gelaufen. Diese Erkenntnis zu gewinnen hat viele Jahre gedauert und der Prozess ist wahrscheinlich auch noch sehr lange nicht zu Ende. Obwohl ich erst seit ein paar Tagen hier mitlese, konnte ich mich in den Beiträgen oft wiederfinden. Es war mir innerhalb dieser kurzen Zeit möglich, ein paar neue Einsichten zu gewinnen und die Wichtigkeit mancher Dinge aus der Therapie besser zu verstehen. Wie mir scheint, ist es erstaunlich wohltuend sich mit anderen Erkrankten darüber unterhalten zu können. Diese Gelegenheit hat man vielleicht bei einer/einem (mehr oder weniger erfahrenen) Therapeutin/Therapeuten, ansonsten wird die Luft aber sehr sehr dünn, wenn es darum geht ohne Scham mit anderen (nicht Betroffenen) über dieses Thema zu sprechen. Deswegen habe ich mich gerade hier angemeldet (es ist tatsächlich das erste mal, dass ich mich in einem Forum anmelde – also etwas Neues für mich).

Danke für die Möglichkeit, sich hier austauschen zu können.

Ich wünsche Euch allen viel Erfolg auf Eurem Weg, wo auch immer er hinführen mag.

Liebe Grüße in die Runde
Kermit
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michael_m
Beiträge: 604
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Willkommensrunde

Beitrag von michael_m »

Herzlich willkommen Kermit! :)
Kermit hat geschrieben: Di 18. Mai 2021, 00:28 Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich noch nie auf ein Forum gestoßen bin, wo so respektvoll und empathisch mit einander umgegangen wird; wo derart detailliert, reflektiert und kompetent Sachverhalte diskutiert werden. Das hängt vielleicht auch ein wenig mit der Natur des Zwangs zusammen, ist meiner Erfahrung nach aber alles andere als selbstverständlich.
Ja, wir haben hier doch zum Glück einen sehr angenehmen und empathischen Umgangston im Forum. Hängt aber auch glaub ich daran, dass wir alle im selben Boot sitzen. Denn auch in der SHG wurde ich diesbezüglich noch nicht enttäuscht.
Ist jedenfalls schön, wenn man eine "A...lochfreie"-Zone hat. :twisted:


Und ich kann nur bestätigen, dass zumindest mir persönlich der Austausch mit Leidensgenossen (seit es hier im Forum oder in der SHG) sehr gut tut. Klar, dies allein führt nicht zur Heilung, aber es verbessert doch oft auch den eigenen Umgang mit der Krankheit. Das Gefühl, dass ich nicht alleine den Weg gehen muss, finde ich sehr schön.

Viele Grüße, Michael
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harmonic_oscillator
Beiträge: 2
Registriert: Sa 14. Dez 2019, 14:39

Re: Willkommensrunde

Beitrag von harmonic_oscillator »

Hey! 😊

Ich bin Jan, 22 Jahre alt und habe seit meinem 13 Lebensjahr mit überwiegend Zwangsgedanken zu tun.
Die ersten 4-5 Jahre waren alles andere als leicht für mich und die Therapieform, die ich damals gemacht habe, leider nicht das richtige für mich.
Deshalb habe ich erst mit 18 richtig angefangen, meine Zwänge zu bekämpfen und vor allem zu verstehen gelernt (über eine Verhaltenstherapie).
Diese zweite Therapie hat mir zum Glück extrem geholfen und mir ein großes Stück meiner Lebensqualität zurückgeben können.
In den letzten Jahren hat sich sowohl bezüglich der Zwangserkrankung als auch allgemein mental bei mir viel Besserung ergeben, so dass ich heute ganz gut im Alltag mit meinem Zwängen zurecht komme.
Weg sind sie allerdings nicht und begleiten mich leider immer wieder.
Das was auch geblieben ist, ist das Gefühl von Einsamkeit, was meine Erkrankung angeht. Ich kenne bisher niemand anderen, der/die auch mit Zwängen zu kämpfen hat.

Thematisch drehen sich so gut wie alle Zwänge bei mir um den Gedanken/ die Angst straffällig werden bzw. mich falsch zu verhalten.
Immer wieder habe ich aber auch mit Krankheitsängsten und gelegentlich auch mit sexuellen Zwängen zu tun.

Ich finde das Forum und dessen Idee des Austausches über die Zwangsstörung und das Verbinden mit anderen Betroffenen eine wunderbare und wichtige Sache, weshalb ich mich wirklich freue, mich hier vorstellen zu dürfen! 😊

Vielen Dank für das Raumschaffen für diese Erkrankung!

Ich wünsche euch allen ein schönes (und möglichst zwangfreies) Wochenende!

p.s: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich im anderen Vorstellungs-Thread 2019 bereits vorgestellt habe.
Tut mir leid, dass ich das übersehen/vergessen habe!
"Life is not always as serious as our mind makes it out to be." ~Jonny Hawkins
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michael_m
Beiträge: 604
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Willkommensrunde

Beitrag von michael_m »

harmonic_oscillator hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 14:34 p.s: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich im anderen Vorstellungs-Thread 2019 bereits vorgestellt habe.
Tut mir leid, dass ich das übersehen/vergessen habe!
Du musst dich nicht entschuldigen. Das nimmt dir hier bestimmt keiner Übel. :)

Dir auch ein schönes zwangarmes Wochenende und viel Spaß beim Austausch hier im Forum!
OCDERP
Beiträge: 5
Registriert: Fr 11. Jun 2021, 09:49

Re: Willkommensrunde

Beitrag von OCDERP »

Hallo,

ich lese hier schon viele Jahre mit, bin auch Mitglied. Seit meiner Kindheit, die sehr angstbesetzt war, habe ich mit Ängsten und eben Zwängen zu tun. Viele Jahre auch frei davon, aber in den letzten Jahren ist es häufiger geworden. Stress....Panikattacke...Gedanken wie, es geht jetzt wieder los....Beruhigung und Neutralisation durch Gegengedanken oder eben ganz viel Research im Internet. Das ja leider auch heutzutage überall verfügbar ist. So richtig diagnostiziert wurde es auch erst vor 3 Jahren, bei einer vorherigen Therapie äußerte ich alle meine Gedanken, es wurde aber nicht entsprechend therapiert. Jetzt bin ich bei einem guten Therapeuten, der viel aus dem Bereich ACT macht. Aktuell habe ich eine schlechtere Phase. Ein gutes Gefühl triggerte mich, ich war einfach nach einem guten Ergebins aufgeregt. Gedanke....das fühlt sich jetzt komisch an....Du könntest eine Panikattacke bekommen....oh Gott....es geht wieder los....der Kreislauf der Angst begann. Irgendwann wurde nach wenigen Tagen die innere Unruhe mehr. Ich fing an, mich über Research im Internet zu beruhigen. Wie immer. Nach 1 Woche kein guter Schlaf mehr....den ganzen Tag Gedankenketten, dass ich überall Panik bekomme, dass das nie weg geht, irgendwann sehe ich keinen Ausweg mehr....16 Stunden am Tag. Immer mehr Beruhigung suchen, viele Stunden im Internet, was alles natürlich verschlimmert. Tiefe Gefühle von Unsicherheit und dass ich die Kontrolle behalten muss. Wenn so eine Phase nach einigen Wochen wieder abebbt, sage ich mir, dass beim nächsten Mal ich mir keine Sorgen machen muss, da eh nichts passiert. Und was meint ihr....bringt es was bei nächsten Mal, sich das zu sagen? Natürlich nicht. Die Angst sagt einen immer, dass du jetzt sofort handeln musst. Sonst wird es schlecht ausgehen. Und hier cool zu bleiben, das Ganze mit Abstand zu betrachten, seine Gefühle nicht zu bekämpfen und es loslassen, zu akzeptieren. Das ist die hohe Kunst. Stimmts?

Viele Grüße an alle!!!
Ala
Beiträge: 2
Registriert: Fr 11. Jun 2021, 16:10

Re: Willkommensrunde

Beitrag von Ala »

Hallo zusammen,

ich bin Ala, Anfang 30 und leide seit meinem 14. Lebensjahr unter einer Zwangsstörung, die sich vor allem in Form von Zwangsgedanken und zwanghaftem Grübeln äußert. Mein Papa hat diese Erkrankung ebenfalls. Meine Zwangsthemen haben sich mit den Jahren immer wieder mal verschoben. Aktuell sind es vor allem Grübeln über existentielle und philosophische Fragen verbunden mit der Angst, psychotisch zu werden bzw. die Kontrolle zu verlieren sowie Wiederholungszwänge in Verbindung mit magischem Denken. Neben der Zwangsstörung habe ich eine rezidivierende Depression und soziale Ängste.

Besonders geholfen haben mir bisher zwei stationäre Aufenthalte, in denen wir konkret an den Zwängen gearbeitet haben, ein paar gute Selbsthilfebücher und die Achtsamkeitsübungen, die ich inzwischen versuche täglich zu machen. Von der medikamentösen Behandlung profitiere ich auch. Meine Arbeit, meine Freunde und Familie und meine Hobbys sind für mich eine große Kraftquelle :)

Lieben Gruß
Ala
Zuletzt geändert von Ala am Fr 11. Jun 2021, 16:26, insgesamt 2-mal geändert.
OCDERP
Beiträge: 5
Registriert: Fr 11. Jun 2021, 09:49

Re: Willkommensrunde

Beitrag von OCDERP »

Wow...zwei Neue innerhalb weniger Stunden. :D
Herzlich willkommen Ala.
Dein 2 Absatz hört sich durchweg sehr gut an. Da würde ich sagen...alles richtig gemacht, alles gut umgesetzt und fortgeführt, was Du gelernt hast.
Existential OCD....oh yes....das waren und sind auch fast immer meine Gedanken. Willkommen im Club... :D
Ala
Beiträge: 2
Registriert: Fr 11. Jun 2021, 16:10

Re: Willkommensrunde

Beitrag von Ala »

Hallo OCDERP,

ich freue mich, mal jemanden zu treffen, der auch unter existential OCD leidet (wobei es natürlich nicht schön ist, dass wir das haben ;) ). Im real life habe ich leider noch nie jemanden getroffen, der diese Zwänge auch hat und kam mir dann immer so komisch vor, wenn die anderen in Kliniken oder der Selbsthilfegruppe alle "klassische Zwänge" wie Kontrollieren und Waschen hatten .
welltemperedmind
Beiträge: 89
Registriert: Di 2. Feb 2021, 11:37

Re: Willkommensrunde

Beitrag von welltemperedmind »

Ala hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 16:20 Hallo zusammen,

ich bin Ala, Anfang 30 und leide seit meinem 14. Lebensjahr unter einer Zwangsstörung, die sich vor allem in Form von Zwangsgedanken und zwanghaftem Grübeln äußert. Mein Papa hat diese Erkrankung ebenfalls. Meine Zwangsthemen haben sich mit den Jahren immer wieder mal verschoben. Aktuell sind es vor allem Grübeln über existentielle und philosophische Fragen verbunden mit der Angst, psychotisch zu werden bzw. die Kontrolle zu verlieren sowie Wiederholungszwänge in Verbindung mit magischem Denken. Neben der Zwangsstörung habe ich eine rezidivierende Depression und soziale Ängste.

Besonders geholfen haben mir bisher zwei stationäre Aufenthalte, in denen wir konkret an den Zwängen gearbeitet haben, ein paar gute Selbsthilfebücher und die Achtsamkeitsübungen, die ich inzwischen versuche täglich zu machen. Von der medikamentösen Behandlung profitiere ich auch. Meine Arbeit, meine Freunde und Familie und meine Hobbys sind für mich eine große Kraftquelle :)

Lieben Gruß
Ala
Hallo Ala,

rein aus Interesse: Könntest du ein wenig mehr über deine Reise beschreiben - insbesondere, was konkret dir geholfen hat (welche Übungen, welche konkreten Übungen)? Würde mich - und sicher auch andere - sehr interessieren!
OCDERP
Beiträge: 5
Registriert: Fr 11. Jun 2021, 09:49

Re: Willkommensrunde

Beitrag von OCDERP »

@Ala

Das liegt vielleicht daran, dass die meisten diese Art von ZG eher verheimlichen. Das habe ich früher auch getan. Wenn der Stresspegel nach einigen Wochen wieder gesunken war/ist, dann machen mir die Gedanken auch nichts mehr aus, dann kann ich auch TV Sendungen zu diesem Thema oder so schauen. Aber in den letzten Jahren kommen diese Phasen häufiger, besonders jetzt während Corona. Homeschooling, Homeoffice...Stress...ein beliebiger Trigger....oh Gott, es geht wieder los....Beruhigung suchen....zack....alles wieder da :shock:
Dann gerne solche Fragen wie....warum sehe ich Menschen und warum sehen wir alle so aus......
Nach vielen Jahren haben mich allerdings andere Gedanken "angegriffen". Auch ätzend. Aber auch immer das, was einem am liebsten ist. Typisch für ZG.
Und ich muss ganz klar sagen, es ist die Jahre ganz sicher schlimmer geworden, weil ich viel mehr Beruhigung durch das Internet suche. Wo Browser englische Seiten automatisch übersetzen....ganz klar meine Zwangshandlung.
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