heilungschancen

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jens
Beiträge: 19
Registriert: Do 16. Jan 2020, 11:18

heilungschancen

Beitrag von jens »

hi freunde . ich melde mich mal wieder hier zurück , habe mal vor paar jahren sehr oft geschrieben alias simon . ich bin natürlich zwängler , hab magisches denken , so ca vor 10 jahren diagnostiziert . wobei ich denke , das der zwang schon viel früher bei mir da war . bekomme auch b u . komme so recht und schlecht mit meinen zwang klar . aber trotzdem macht er mich ganz schön kaputt . mache auch therapie , bringt aber nicht so viel . so meine frage : kennt ihr jemand der von seinen zwang wieder geheilt wurde oder habt ihr selber solche erfahrungen gemacht . lg jens :?:
Silvia
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Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: heilungschancen

Beitrag von Silvia »

Hallo Jens,

ich kenne leider niemanden, der von seinen Zwängen geheilt ist...
und weil mich dieses leidige Thema auch immer mal wieder nicht in Frieden lässt, habe ich vor kurzem meine Therapeutin mal ganz direkt darauf angesprochen, dass es doch realistisch gesehen ziemlich unwahrscheinlich ist, komplett zwangsfrei zu sein und das dauerhaft. Irgendwie wird man gewiss immer mal wieder deswegen zu kämpfen haben.
Ich bat sie auch um eine ehrliche Meinung, ohne therapeutische Hintergedanken.
Ich wollte nichts verschönt haben- einfach nur eine professionelle Einschätzung.

... und wie erwartet, meinte sie auch, dass wenn man so wie ich, im Prinzip seit Kindheitstagen damit zu tun hat und sich das Ganze so verfestigt und verinnerlicht hat, dass man wohl ein Leben lang damit zu tun haben wird.
Aber, sie meinte auch und das machte mir durchaus Mut, dass man das Monster bändigen kann und aus einem riesengroßen Ungeheuer auch einen ganz ganz kleinen Zwerg machen kann.
Man muss es einfach nur wollen und dafür kämpfen.

Alles Gute!
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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jens
Beiträge: 19
Registriert: Do 16. Jan 2020, 11:18

Re: heilungschancen

Beitrag von jens »

danke liebe sylvia , so wie dir geht es mir auch . wenn ich zb mit meinen psychologen rede oder mit meiner therapeutin , kommt mir immer so eine art von ratlosigkeit entgegen . wahrscheinlich wissen die selber nicht , wie sich so ein zwang entwickeln kann ? der einziger der zu mir mal gesagt hat : wir machen ihren zwang fertig ! war dieser dr peikert aus der uni jena . aber irgendwie klang mir das zu utopisch . zumal ich müsste für ein viertel jahr dort in diese klinik einrücken .ich habe keine angst davor , aber das problem ist dieses , immer wenn ich wo anders bin sinkt mein zwang ab und komme ich zurück in mein haus , fängt nach paar tagen wieder alles ganz automatisch von selber an , jedoch nur mit anderen schemen . da denke ich mir es so , das ich lieber versuche , so über die runden zu kommen und meinen zwang die stirn zu bieten , aber danke für deine netten zeilen
Ulrike
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Apr 2018, 20:07

Re: heilungschancen

Beitrag von Ulrike »

Ich bin schon sehr lange betroffen und erlebe starke Schwankungen in der Symptomlast.
Übersetzt heißt das für mich, dass es durchaus möglich ist, dass ich eine deutliche Symptomreduktion erleben kann. Die Zwangserkrankung also nicht immer gleich schlimm ausgeprägt ist. Also habe ich das Potential zur Verbesserung. Es ist wichtig für mich , zu erkennen, unter welchen Bedingungen Zwänge mehr werden, welche Funktionen diese haben und andere Lösungen zu finden, statt die „Zwangsautobahn“.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Außerdem entwickelt sich die Forschung immer weiter und somit auch die Behandlung.
Ich überlege gegenwärtig auch, ob ich für Jena mal ein Vorgespräch vereinbare. Und bei mir ist es auch so, dass sich meine Zwänge sehr auf mein unmittelbares Leben vor Ort bzw. auf Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld beziehen und ich auch denke, dass ich in der Klinik eher nicht wirklich an der Konfrontation arbeiten kann. Vielleicht ist das von meiner Seite her aber auch Vermeidungsverhalten.
Schon über frühere schwere Zwangsgedanken ( danach wird sicher konkret gefragt) und daraus resultierende Folgen zu sprechen , macht mir Angst. Ich fürchte mich davor, „ schlafende Hunde (also Zwangsgedanken)“ zu wecken und wieder in große Bedrängnisse zu kommen.

Die Symptomatik (andere Zwangsinhalte) jetzt „ kocht manchmal hoch“. Aber in einer richtig anhaltend akuten Phase bin ich nicht. Mit Hilfe meiner ambulanten Therapie schaffe ich es dann, die Belastung wieder zu verarbeiten. Und ich habe mich, dass muss ich ehrlich sagen, eben auch ein Stück angepasst und vermeide viel, was in ein Zwangsgeschehen münden könnte.
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jens
Beiträge: 19
Registriert: Do 16. Jan 2020, 11:18

Re: heilungschancen

Beitrag von jens »

liebe ulrike , genauso wie du schreibst geht es mir auch , oftmals schägt mein zwang haken wie ein hase auf der flucht . was mich mal sehr bewegt hat ,ist mir wiederum später egal , das macht eben alles bei eine therapie noch schwerer . wohnst du in der nähe von jena ? ich ja , nur 20 km davon entfernt . aber irgendwie - als ich dort war und ich mit diesen arzt geredet hatte wurde mir aufeinmal angst und bange . ich hatte das gefühl , mir wird ein teil von meinen körper weggenommen . irgendwie hasse ich mein zwang - aber auch irgendwie gehört er auch zu mir . das problem ist ja noch folgendes bei mir , ich bin starker alkohliker , aber seit 10 jahren trocken . ich habe aber keinerlei probleme mit den saufdruck . ich habe damals meine entgiftung gemacht und aus schluß fertig und niewieder verlangen nach alk gehabt . nun wissen alle nicht , was passieren könnte , wenn mein zwang aufeinmal weg wäre ?
PrinzessinInsomnia
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Registriert: Mi 8. Jan 2020, 21:27

Re: heilungschancen

Beitrag von PrinzessinInsomnia »

Hallo ihr lieben. Mir wurde von Anfang an gesagt, dass es immer ein Thema sein wird. Der Zwang wird mal mehr mal weniger Teil von mir sein und je schneller ich das akzeptiere, desto besser wird es sein damit zu leben. Ich bin mit meinem Klinikaufenthalt bei der Hälfte und muss sagen, dass es ganz gut klappt. Ich habe mein „kleines Kackvieh“ so nenne ich den Zwang einfach mal illustriert und jetzt stelle ich mir diesen kleinen Giftzwerg einfach immer vor, wenn er sich meldet. Natürlich ist die Angst noch wie vorher da, die Panikattacken sind auch längst noch nicht weg. Aber die Gedanken zu demaskieren als Zwang und nicht nur einen undefinierbaren Klumpen Angst im Bauch zu haben, tut gut. Ich hoffe, dass sich mein Angstlevel noch weiter runter schraubt, Vorallem weil grad die Panikattacken sehr belastend sind. Ansonsten Versuch ich es mit einer WG in meinem Kopf, in der der Zwang nur eine kleine Besenkammer bekommt und nicht wie jetzt ein Loft mit Meerblick.
Alles Liebe
Insomnia
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jens
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Registriert: Do 16. Jan 2020, 11:18

Re: heilungschancen

Beitrag von jens »

so habe ich das auch gemacht , ich habe mein zwang herr lindemann genannt . weil der genauso rüde und rabiat ist , wie der sänger von rammstein - till lindemann
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michael_m
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: heilungschancen

Beitrag von michael_m »

Jens, Insomnia: Na, ihr habt ja tolle Namen für eure Zwangsmonster. :lol:
Ich spreche meinen Zwang manchmal mit meinem zweiten Vornamen an. In der ersten Therapie haben wir auch versucht den Zwang zu personifizieren, da konnte ich mich aber, zumindest damals, nicht darauf einlassen.

Bei meiner letzten Therapie wurde mir eine Heilung in Aussicht gestellt, ich war aber sehr skeptisch. Im Laufe der Therapie haben wir festgestellt, dass wir unterschiedliche Definitionen von "Heilung" haben. Letztendlich denke ich auch, dass ich ein Leben lang damit zu tun haben werde. Aber ich denke auch, dass es möglich ist, den Zwang zumindest soweit in Griff zu bekommen, dass man gut damit leben kann.
PrinzessinInsomnia
Beiträge: 17
Registriert: Mi 8. Jan 2020, 21:27

Re: heilungschancen

Beitrag von PrinzessinInsomnia »

@ Jens Lindemann ist auch ziemlich passend. Ich hätte nur Angst, dass ich mir dann nicht mehr vernünftig Rammstein anhören kann ;)
Mia
Beiträge: 16
Registriert: Mi 7. Aug 2019, 14:19

Re: heilungschancen

Beitrag von Mia »

Hallo Zusammen,

Ich kenne eine Frau, die Ihre Zwänge überwunden hat. Sie hatte über viele Jahre starke Zwänge und hat es mit viel Disziplin und Therapie geschafft, frei davon zu werden. Heute arbeitet Sie mittlerweile als Peer und begleitet andere Betroffene auf Ihrem Weg aus dem Zwang heraus.
Ich finde Ihr Beispiel sehr ermutigend. Jedoch, sagte Sie, hätte Sie es ohne Disziplin und "dranbleiben" nicht geschafft. Doch Ihr Wunsch, frei davon zu werden war sehr gross und Sie sagte, Sie sei von Natur aus ein disziplinierter Mensch.
Das kann ich von mir nicht behaupten, folglich wundert es mich nicht, dass ich den Weg noch nicht aus den Zwängen geschafft habe.
Es wird kein Spaziergang sein, man müsse bereit sein, immer wieder sehr unangenehme Gefühle in Kauf zu nehmen. In Ihren Augen führt kein Weg an Expo's vorbei; Sich den angstmachenden Situationen stellen, immer wieder. Der Lohn dafür; (wieder-)gewonnene Freiheit, Lebensqualität.
Liebe Grüsse, Mia
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