Seite 1 von 1

Expos alleine und mit TherapeutIin zusammen

Verfasst: So 19. Jan 2020, 00:49
von Mia
Hallo Zusammen,

Zu diesem Thema gibt es bestimmt schon Beiträge. Doch ich möchte es hier nochmal aufgreifen.
Und zwar, dass ich die Erfahrung mache, dass Expo's in Begleitung so gut wie immer viel einfacher sind als alleine.
Ich bekomme in meiner neuen Therapie Hausaufgaben, u.a. auch Expo's. Zu meinem grossen Frust gelingen mir diese Zuhause nicht.
Obwohl wir die Übung vorher in der Therapiestunde besprochen haben, überwiegt Zuhause alleine meist die Angst, diese Übung umzusetzen.
Es erscheint mir zu bedrohlich, gefährlich und dann kneiffe ich....
In der letzten Therapiestunde haben wir vor Ort "zusammen" eine Übung gemacht. Es brauchte mich auch Überwindung, aber es ging. Die Präsenz meiner Therapeutin machte es möglich, würde ich mal sagen, ich fühlte mich mutig und sicher genug.

Jetzt kann aber meine ambulante Therapeutin ja nicht immer in meiner Nähe sein und so muss ich einen Weg finden, auch Zuhause alleine bei zwangsbesetzten Situationen ein neues Verhalten zu lernen. Das sehe ich als grosse Herausforderung.

Ich glaube, das kennen sicherlich viele Zwängler, dass Expos in Begleitung einfacher gehen als alleine.
LG Mia

Corona-Virus und Exposition

Verfasst: Di 31. Mär 2020, 07:57
von SHG
Von Experten (auch der DGZ) wurde bisher die Exposition mit Reaktions-Management oder ähnliche Methoden zur Zwangsbehandlung empfohlen. Gibt es von diesen eine Stellungnahme in Hinblick auf die CoV2/Covid19-Begrenzungs-Maßnahmen, wie dies nun gehandhabt werden sollte?

Re: Expos alleine und mit TherapeutIin zusammen

Verfasst: Di 31. Mär 2020, 16:19
von Antonia
Hallo ihr Lieben!

Nach wie vor ist die Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsverhinderung immer noch die Therapie der Wahl bei Zwangsstörungen.
In den jetzigen Zeiten ist das nicht einfach umzusetzen.
Entweder gehört man zur Risikogruppe und sollte das Haus so wenig wie nötig verlassen. Oder man ist im Homeoffice, und oder hat Kinder zu betreuen oder arbeitet im Einzelhandel an der Kasse, als Arzt, Pflegekraft im Krankenhaus oder im Altenheim und kann deswegen seine ambulanten Therapiesitzungen nicht wahrnehmen. Einige von uns haben aber auch auf Grund ihrer Zwänge jetzt schlichtweg Angst ihre Wohnung zu verlassen.
Und was dann?
Immer mehr ambulante Therapeuten versuchen jetzt Video- oder Telefonsprechstunden für ihre Patienten anzubieten. Dies wird auch nach und nach von den KK anerkannt und bezahlt.
Siehe auch den beigefügten Artikel aus der zeit-online.

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... Gl6N_rc4oA

Mein persönlicher Tipp ist, nemmt doch bitte Kontakt zu eurem Therapeuten/in auf und besprecht, wie ihr die Expo auch ohne persönliche Begleitung durchführen könnt. Für die, die z. Z. nicht in Therapie sind, nehmt euch doch täglich eine kleine Übung vor, und übt sie immer wieder. Danach die Entspannnung und Belohnung nicht vergessen. Wenn es immer leichter gelingt, kommt die nächste Übung dran. Bei all dem üben, sollte man aber auch den Blick auf die schönen und angenehmen Dinge nicht vergessen. Ein Anruf von einem Freund oder Freundin, Vogelgezwitscher, ein kleiner Spaziergang im herrlichen Sonnenschein. (Hier in HH scheint jetzt gerade ganz toll die Sonne.) Nehmt ein lang vergessenes Hobby wieder auf, hört eure Lieblingsmusik und backt euch euren Lieblingskuchen. Ach es gibt soviel, was man jetzt Gutes für sich tun kann. Fangt einfach mal an damit.
Wichtig ist, geht liebevoll und gut mit euch um, in dieser Zeit. Wir alle werden durch diese Zeit kommen, dessen bin ich mir sicher.
Passt gut auf euch auf und bleibt gesund,
eure Antonia.

Gedankenreisen

Verfasst: Di 31. Mär 2020, 20:07
von SHG
Leider sieht die (prognostizierte) Realität so aus, dass nicht alle diese Pandemie überstehen (werden). Ich finde, Therapeuten sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und nach Möglichkeit auf jeden Fall, wenn das dem Klienten hilft, telefonische Unterstützung anbieten - das sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Mich würde im Besonderen interessieren - das hab ich wsl. zu wenig klar gemacht - wie es mit Exposition aussieht, wenn es um Zwänge geht, die Angst vor Kontamination mit tödlichen Keimen beinhalten. Das ist ja schon eine besonders brisante Gratwanderung. Was da das richtige / noch vernünftige Verhalten ist weiß ja eigentlich niemand und ändert sich auch ständig bzw. hängt von momentanen Einschätzungen von Entscheidungsträgern ab. Wie ist das dann in der Therapeuten-Patienten-Beziehung - kann es sein, dass eine Übervorsicht auf einmal adäquater ist. Mir ist schon klar, dass der Zwangspatient am Zweifel leidet, oder daran, dass wenn es heißt: Man sollte möglichst aufpassen- er (versucht) über seine Möglichkeiten hinauszugehen und in Gefahr gerät daran zu verzweifen. Nun ist es aber so, dass scheinbar zu viele Menschen eine Bedrohung unterschätzt haben. War es also so, dass bei Exposition das Ziel war sein Verhalten einer durchschnittlichen Norm anzunähern, so wissen wir jetzt, dass diese Norm falsch war. Sorry, komm gerade d'rauf, dass ich beginne zu versuchen mir selbst die Frage zu beantworten. Wäre über Anregungen dazu sehr dankbar, da ich es für mich noch nicht so klar habe, wie ich das möchte. Jedenfalls scheint es darum zu gehen, nicht in der Expo (mit oder ohne Therapeut) ein Ziel des “Durchschnitts“ oder der “Norm“ anzustreben, sondern ein doch recht eigenes - vielleicht eines das sich nachhaltig passend anfühlt.