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Krankschreibung

Verfasst: Di 21. Jan 2020, 11:51
von Guinevere
Hallo ihr Lieben!

Ich bin in einer ziemlichen Zwickmühle und vielleicht hat jemand einen Rat für mich.

Kurz vorab: Ich leider seit ca. 3 Jahren an immer stärker werdenden Wasch-und Reinigungszwängen.
Nach meinem Klinikaufenthalt im August 2018, war ich wieder berufstätig. Ich habe sogar im August 2019 wieder eine neue Ausbildung angefangen. Ich komme dort mit allen sehr gut zurecht und wir sind alle sehr eng miteinander. Meine Chefin und ich sind dort die Einzigen, die Vollzeit arbeiten. Ansonsten haben wir nur Aushilfen.

Nun zu meinem Problem: Ich bin fix und fertig. Jeder Tag ist ein Kampf für mich auf Arbeit. Ich bin total kraftlos, nur noch am Arbeiten (teilweise von 9-20 Uhr) und meine Zwänge sind unglaublich stark geworden und sie werden von Tag zu Tag schlimmer.
Auf der einen Seite denke ich, dass ich endlich eine Pause brauche und mich ausruhen muss. Auf der anderen Seite weiß ich, dass wenn ich auf Arbeit fehle, meine Chefin "sauer" sein wird und täglich von morgens bis abends im Laden stehen muss, weil niemand da ist, der einspringen kann.

Ich habe heute einen Termin bei meiner Psychiaterin.
Ich bin mir auch sicher, dass sie mich sofort rausnehmen würde, aber ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.

Vielleicht kann mir jemand helfen?

Liebe Grüße!

Re: Krankschreibung

Verfasst: Mi 22. Jan 2020, 09:30
von Caracas
Hallo Guinevere,

ich kann deine Situation nachvollziehen, bei mir ist es so, dass ich in einer akuten Zwangsphase auch eher total angespannt bin und arbeiten kann ohne Ende. Gleichzeitig kann ich von den Zwängen nicht abschalten und die Arbeit nimmt mir die Kraft, mich in meiner restlichen Zeit mit den Zwängen auseinander zu setzen. Es ist ein Zwiespalt. Ich denke, dass es gut ist diese Struktur aufrecht zu erhalten und durch die Arbeit den Kontakt zu anderen Menschen aufrecht zu erhalten. Wenn ich mich krank schreiben würde, dann säße ich zu Hause und die Gedanken würden munter weiterkreisen. Krank schreiben macht deshalb meiner Meinung nach nur Sinn, wenn du ein "Alternativprogramm" hast, bei dem du dich mit deinen Zwängen auseinander setzt und dir etwas Gutes tust. Ob es eine erneute stationäre Therapie sein muss, weiß ich nicht. Vielleicht macht es auch Sinn, sich ambulante Hilfe zu suchen, sei es in Form einer Einzeltherapie oder einer Selbsthilfegruppe. Dann könntest du wie gewohnt arbeiten gehen. Ich weiß nicht, in welchem Verhältnis du zu deiner Chefin stehst, aber vielleicht besteht ja sogar die Möglichkeit temporär deine Arbeitszeit zu reduzieren.
Wenn du genauer hinschaust, gibt es immer gewisse "Spielräume" in jeder Situation und ganz so ausweglos ist es nicht, wie man sich das ausmalt.
Lieben Gruß

Re: Krankschreibung

Verfasst: Do 23. Jan 2020, 00:09
von jens
weißt du , wenn es nicht mehr geht , dann geht es nicht mehr . wenn du es nicht bestimmst , das du dich krank schreiben lässt , macht es irgendwann dein körper ohne dich dann zu fragen . ich war fast zwanzig jahre selbständig , da ging ja gar nichts mehr , wenn ich im geschäft gefehlt habe . aber meine alkohlsucht und mein zwang war dann so stark geworden , das ich nur noch in die klinik wollte - und siehe da , die welt hat sich weiter gedreht ;)

Re: Krankschreibung

Verfasst: Mo 27. Jan 2020, 22:26
von Guinevere
Caracas hat geschrieben: Mi 22. Jan 2020, 09:30 Ich denke, dass es gut ist diese Struktur aufrecht zu erhalten und durch die Arbeit den Kontakt zu anderen Menschen aufrecht zu erhalten. Wenn ich mich krank schreiben würde, dann säße ich zu Hause und die Gedanken würden munter weiterkreisen. Krank schreiben macht deshalb meiner Meinung nach nur Sinn, wenn du ein "Alternativprogramm" hast, bei dem du dich mit deinen Zwängen auseinander setzt und dir etwas Gutes tust.
Und genau aus diesem Grund, habe ich mich doch dazu entschieden, weiterzumachen und nicht aufzugeben.
Ich würde mich leider zu Hause viel zu sehr hängen lassen. :roll:

Danke für eure lieben Worte!

Liebe Grüße!

Re: Krankschreibung

Verfasst: Di 28. Jan 2020, 08:22
von SHG
Ich finde es auch gut, wenn wir nicht allzu viel von dem was uns etwas bedeutet oder was wir für gut halten, dass wir es machen, aufgeben - weder für, noch gegen den Zwang. Wir sollten dabei alles nicht zu sehr übertreiben (insbes. sich hetzen oder ausnutzen lassen oder sich nicht auch mal von der Arbeit abgrenzen und es gut sein lassen). Wenn wir nicht gut für uns selbst sorgen, übernimmt das wieder der Zwang - allerdings meist auf eine sehr ineffektive Weise. Frohes Schaffen!

Re: Krankschreibung

Verfasst: So 29. Mär 2020, 20:17
von Gebirnt
Welcher Arzt kann wegen Zwängen eigentlich krankschreiben?
Nur Psychologe/Psychiater oder auch ein Allgemeinmediziner?

Re: Krankschreibung

Verfasst: So 29. Mär 2020, 21:02
von michael_m
Also ich wurde von beiden schon mal krank geschrieben (in Kombination mit Depression). Ich wusste vorher nicht, dass ich beim Psychiater auch einen Akuttermin bekommen kann ...

Ich würde beim nächsten Mal den Psychiater wieder vorziehen. Mit einer Krankschreibung alleine ist es ja oft nicht getan. Und in dem Bereich kennt sich dann der Psychiater meist besser aus als der Hausarzt.