Depressionen

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Revolte
Beiträge: 11
Registriert: Mo 30. Apr 2018, 10:46

Depressionen

Beitrag von Revolte »

Hi!

Wie geht es euch von der Stimmung her? Die Zwänge können ja als Nebeneffekt haben, dass man depressiv wird. Oder man hat neben den Zwängen auch eine Depression.
Meine Stimmung ist gut. Mir fällt nur größtenteils nicht ein, was ich machen könnte, oder habe keine Lust dazu. Essen hol ich mir oft bei einem Imbiss oder es gibt Fertiggericht. Ich kriege es nicht auf die Reihe mir was zu kochen. Mir fehlt die Vorstellungskraft dazu. Früher hab ich aber schon gekocht. Lesen mag ich auch nicht. Am ehesten noch Musik hören.
Wie geht es euch?

Viele Grüße
Thomas
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Depressionen

Beitrag von michael_m »

Hallo Thomas,

ich habe die Doppeldiagnose Zwangsstörung und Depression.

Bzgl. der Depression habe ich starke Probleme mit dem Antrieb. Ich liege wach im Bett, komm aber in der Früh nicht raus.
Im Alltag muss ich mich oft zu Routinetätigkeiten überwinden (Lebensmittel einkaufen, Wohnung putzen, Zähne putzen, duschen, etc.). Allerdings schaff ich zumindest diese Überwindung.

Mir wird es aber immer wieder mal zu viel. Dabei schlägt dann oft auch die Stimmung um.

Zwang und Depression gehen dann gerne ein Bündnis gegen mich ein. Durch die Depression werden die Zwänge stärker. Und durch die Zwänge hat die Depression Nahrung: "Willst du wirklich so ein Leben lang leben?". Suizidgedanken sind dann leider oft auch nicht weit weg. Hier bleibt es aber zum Glück bei Gedanken und ich bin auch entsprechend in Behandlung.

Ich habe viele Ideen, was ich gerne machen würde in meiner Freizeit. Allerdings schlägt mir das dann insofern auf den Magen, als dass ich nur einen Bruchteil davon wirklich schaffe.
Kochen ist bei mir zwangsbehaftet (der böse Herd ... :roll:) ...

Grüße

Michael
Miranda_L

Re: Depressionen

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Thomas,

eigentlich ist die Depression nicht eine Begleiterscheinung, sondern eine Art Antrieb bei meinen Zwangsproblemen.

Ich habe über 30 Jahre Zwangserfahrung und bin durch Höhen und Tiefen gegangen. Aber der Zwang hat mich nie so eingeschränkt, wie er es jetzt tut.
Ich kenne Kontrollzwänge, Zählzwänge, Magisches Denken, Waschen und Kontaminierngsgedanken. Ich habe auch ansatzweise mit unerwünschten Gedanken wie der Idee, irgendwo runterspringen zu können, oder etwas peinliches zu tun, oder zu sagen ohne dass man es merkt, zu tun gehabt.

Ich bin irgendwann selbst auf die Idee gekommen, etwas ähnliches wie Expositionsübungen zu machen und hatte für andere Zwänge ein paar Tricks, die gut funktionierten.
Der Leidensdruck war gering. In den letzten Jahren war das eigentlich kein Thema mehr für mich.

Und dann hat sich mein Leben in einer Zeit, die sowieso schon stark stressbehaftet war, brutal auf links gedreht und mich in einer Situation zurückgelassen, von der ich nicht wusste, wie ich aus ihr wieder herauskommen sollte.
Ich hatte das Gefühl, ausgeliefert zu sein und für einen Ausweg fehlte mir die Fantasie.
Als der Stress dann langsam nachließ, setzten die ersten irrationalen Ängste ein. Wurde eine abgebaut, trat in kurzer Zeit eine andere an ihre Stelle. Nach und nach schien der Zwang alle Ängste, die ich schon teilweise in meiner Kindheit vertrieben hatte, wieder hervorzuholen und zu testen, ob er damit noch einmal Erfolg hat.
Und an manchen Stellen hatte er das, denn ich hatte ihm in meiner Verzweiflung wenig entgegenzusetzen.
Und dann hat der Zwang angefangen, mein Stressniveau nach oben zu treiben und sich damit selbst immer wieder Treibstoff zu verschaffen.

Ich habe sehrwohl über die Jahre gelernt, einem unerwünschten Gedanken mit einem Schulterzucken entgegenzutreten und zu sagen "Ach was solls ..."
Ich kann das auch heute noch. Aber leider glaube ich mir das "Ach was solls ..." nicht mehr so oft. Es hat an Kraft verloren, und ich denke das liegt an der Depression.

Konfrontation wirkt toll. Man kann damit sogar sehr schnell eine Angst bzw. einen Zwang loswerden. Bei mir hat es sehr gut in Zeiten funktioniert, in denen es mir emotional gut ging. Beispielsweise nach einem Schulwechsel, als eine gewisse Aufbruchsstimmung herrschte und alles neu und spannend war.
Aus einer Depression heraus sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Sie setzt immer dort eine neue Angst ein, wo ich es geschafft habe, eine andere abzubauen. Und die neue Angst ist immer einmal fieser als die vorherige.

In letzter Zeit habe ich gemerkt, dass in manchen Situationen wieder das "Ach was solls" funktioniert. Noch nicht so gut wie früher, aber immerhin ist es ein Anfang.

Ich habe mir vorgenommen, mich erst einmal auf die Depression zu konzentrieren und Stresssituationen abzubauen. Jeden Tag wird ein Spatziergang gemacht und ich werde daran arbeiten, mein Wohlbefinden wieder etwas zu steigern.
Und wenn das bedeutet, ein vermeintlich kontaminiertes Kleidungsstück wegzuschmeissen, anstatt es trotzdem anzuziehen, dann ist das halt so.
Ulrike
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Apr 2018, 20:07

Re: Depressionen

Beitrag von Ulrike »

Hallo,

auch ich habe die Doppeldiagnose Zwangsstörung und Depression. Ich habe gemerkt, dass wenn ich Depressionen habe, es mit den Zwängen noch viel schwerer wird. Weil dann die Stimmung (Angst, Schuldgefühle wenn es ganz schlimm ist Hoffnungslosigkeit) und die Zwangsgedanken miteinander verschmelzen und mir immer mehr Angst machen. Da kann ich eben nicht mehr sagen: Aha, dass ist ein Zwangsgedanke und ich exponiere mich...

Ich bin gerade ziemlich erschöpft und merke, dass wird jetzt nichts mehr, mit dem noch weiter schreiben. Aber ich wollte mich zumindest mal zu Wort melden. Vielleicht habe ich in den nächsten Tagen etwas mehr Kraft mich noch vertiefender zu beteiligen.

Einen Gedanken noch zum Schluss: Wenn ich es nicht geschafft habe, mich zu exponieren und einem Zwang nachgegeben habe, dann versuche ich zumindest die Angst zu "halten". Also so mit dem Motto: z. B. "Ich schmeiße dass jetzt weg , aber ich spüre bewusst die Angst und weiß dass ich vermeide und es ist gut, wenn ich weiß, dass das Papier hier gerade nicht das eigentliche Problem ist. Es ist gut wenn ich noch eine Weile Angst habe ..."Das funktioniert nicht immer, aber es gibt Situationen, wo ich das bewusst sozusagen als kleinere Stufe übe, wenn es mit dem klasssischen Exponieren nicht klappt. Ich habe sehr viele Zwangsthemen und ein ziemlich umfängliches Netzwerk dazu im Kopf. Leider.
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