Zwei Jahres-Sperre

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Lapislazuli

Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von Lapislazuli »

Hallo ihr,

ich leide an intensiven Waschzwängen (bis zu vier Stunden pro Waschgang) und komme langsam nicht mehr klar im Leben, da ich fast ausschließlich Rituale vollführe und nur noch in den Pausen wirklich lebe. Ich würde gern eine neue Therapie beginnen, befinde mich aber noch in der zwei Jahres-Sperre. Weiß jemand, ob man die aussetzen kann? Meine letzte Therapie endete im Oktober 2016. Gibt es andere Möglichkeiten? Ich kenne mich nicht aus.

Viele Grüße
Lapislazuli
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OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo !

Nur kurz noch zum Verständnis: was meinst du mit "Waschgang" ? Duschen/Baden oder die Wäsche waschen ? Und falls die Wäsche - von Hand oder in der Maschine ?

Und hast du schon mal über einen Klinikaufenthalt nachgedacht ?

LG
Marie
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michael_m
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von michael_m »

Lapislazuli hat geschrieben: Di 8. Mai 2018, 11:01 Ich würde gern eine neue Therapie beginnen, befinde mich aber noch in der zwei Jahres-Sperre. Weiß jemand, ob man die aussetzen kann? Meine letzte Therapie endete im Oktober 2016. Gibt es andere Möglichkeiten? Ich kenne mich nicht aus.
Hallo Lapislazuli,

ich hab vor kurzem eine Langzeittherapie begonnen. Das Ganze findet bei mir an einer Ausbildungsambulanz statt. Die kennen sich daher ziemlich gut aus.

Bei mir waren bis zur Beantragung zwar schon zwei Jahre abgelaufen. Beim Vorgespräch wurde ich jedoch schon darauf hingewiesen, dass es diese 2 Jahres-Sperre bzw. Karenzzeit nicht gibt! Auch wenn es teilweise die Sachbearbeiter bei der Krankenkasse so sagen.

Es ist lediglich so, dass innerhalb der zwei Jahren die gutachterliche Prüfung genauer stattfindet. Wird der Therapieantrag jedoch gut begründet, stehen die Chancen gut, auch vor den zwei Jahren eine neue Therapie beginnen zu können.

Die psychotherapeutische Sprechstunden bzw. Probatorik kannst du ja immer wahrnehmen. Insofern kannst du einen möglichen Antrag auch mit deinem Therapeuten durchsprechen.

Viele Grüße

Michael
Lapislazuli

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von Lapislazuli »

Hallo,

danke für eure Nachrichten.

@Marie: Mit Waschgang meine ich Händewaschen und/oder Baden plus Duschen (ich muss beides hintereinander machen, um mich sauber zu fühlen). Die 4 Stunden betrafen in dem Fall aber "nur" Händewaschen.

@Michael: Das klingt sehr gut. Tatsächlich hatte mir mein vorheriger Therapeut was anderes gesagt. Jetzt bin ich erleichtert, dass ich schon jetzt was in die Wege leiten kann. Danke dir.

Viele Grüße
Lapislazuli
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OCD-Marie
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo Lapislazuli,

vielen Dank für deine ehrliche Antwort. Das habe ich befürchtet.
Ich sag es jetzt mal ganz direkt (auf die Gefahr hin, dass es hart klingt oder ich dich schocke): Wenn deine Handlungen so ein Ausmaß angenommen haben, dann ist das kein Fall mehr für eine ambulante Therapie. Ich fürchte, bei der Schwere ist ein Klinikaufenthalt angezeigt. So leid mir das tut.
Der Vorteil: bei einer stationären Therapie musst du dich nicht so mit der Kasse ärgern. Das geht sozusagen jederzeit. Du musst dann nur warten, bis in der Klinik ein Platz frei wird. Das können natürlich auch Monate sein...

Gleichzeitig solltest du auch einen ambulanten Therapeuten suchen, damit du hinterher ambulant weitermachen kannst. Das ist auch ein guter Grund, den du gegenüber der Kasse anführen kannst.

Hast du einen Psychiater, der (oder die) dich dabei unterstützen kann (auch wegen Anmeldung/Überweisung und so) ?

LG
Marie

Revolte
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Registriert: Mo 30. Apr 2018, 10:46

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von Revolte »

Hi Lapislazuli,

ich sehe das wie Marie, dass in deinem Fall ein Klinikaufenthalt angezeigt ist. Es muss ja nicht voll-stationär sein.
Ich persönlich war schon zweimal in einer teilstationären Einrichtung (Tagesklinik), die mir sehr gut geholfen hat. Es gibt da direkt für Zwang spezialisierte Tageskliniken und auch vollstationäre Kliniken. Für den Münchner Raum kann ich dir zwei empfehlen. Die Schön-Kliniken sind auch auf Zwang spezialisiert.
Wie viele Stunden hatte denn deine alte Therapie? Und war das auch Verhaltenstherapie (VT)? Ich würde dir auf jeden Fall Verhaltenstherapie empfehlen!

Ich selber bin in einer ähnlichen Situation. Meine VT mit 80 Stunden (das ist eigentlich das Maximum) ist im November 2016 ausgelaufen.
Jetzt benötige ich aber eine neue VT, da komplett neue Zwänge aufgetreten sind. Ich war zwischenzeitlich in drei Kliniken. Dadurch hat es sich verbessert. Aber eine Indikation ist immer noch gegeben. Außerdem bin ich in einer depressiven Episode.
Ich habe mich auch an ein Ausbildungsinstitut gewendet, und da geht die Woche der Antrag mit Gutachten raus. Wenn du keine Therapie in den letzten zwei Jahren gemacht hättest, wär kein Gutachten notwendig. Es gibt aber auch Krankenkassen, die bei einer Kurzzeittherapie nicht einmal das Gutachten verlangen. Meine will das aber auf jeden Fall.
Meine Therapeutin hat nun eine Langzeittherapie mit 60 Stunden beantragt. Es kann natürlich sein, dass der Gutachter weniger genehmigt, oder nach einer bestimmten Anzahl, einen neuen Antrag möchte. Das wird sich zeigen.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche und eine gute Entscheidung. Für die Klinikzeit bist du ja dann auch krank geschrieben und die 2-3 Monate kann der Arbeitgeber auch auf dich verzichten :-)

Viele Grüße
Thomas
Lapislazuli

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von Lapislazuli »

Hallo Marie und Revolte,

ich habe mit dem Gedanken, in eine Klinik zu gehen, auch schon öfter gespielt, bin daher auch nicht geschockt oder so. Das Problem ist vielmehr, dass ich selbständig bin und nicht einfach 2 - 3 Monate ausfallen kann. Zugegeben, durch die Zwänge schaffe ich auch arbeitstechnisch weniger als möglich wäre, aber zumindest im Moment kann ich nicht einfach so lange aussteigen. Eine Tagesklinik wäre denkbar, dann könnte ich danach arbeiten. Aber etwas lieber wäre mir im Moment eine ambulante Therapie.

Ach ja, die vorherige Therapie war eine VT, zu dem Zeitpunkt waren die Zwänge allerdings deutlich weniger ausgeprägt. Erst im letzten Jahr hat es sich massiv verstärkt.

Liebe Grüße und danke für die ehrlichen Antworten
Lapislazuli
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OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Zwei Jahres-Sperre

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo Lapislazuli,

also jetzt bin ich doch etwas "verwirrt"...

Du schreibst eingangs dass du "fast ausschließlich Rituale vollführst und nur noch in den Pausen wirklich leben" würdest. Musst baden und duschen zusammen (vermutlich auch jeden Tag ? - und wieviel Zeit brauchst du dafür ?) und brauchst für einmal Händewaschen bis zu vier Stunden ?
Und gleichzeitig räumst du ein, du würdest "auch arbeitstechnisch weniger als möglich wäre" schaffen.

Kann es sein, dass du dir deine Situation massiv schönredest ?!?

Wenn die Zwangshandlungen ein soches Ausmaß angenommen habe, dann bedeutet das Tag für Tag erheblich Anspannung, Stress und Druck. Und mal im ernst, dann ist auch das "in den Pausen" kein Leben mehr !
Und wie viele Stunden kannst du am Tag wirklich noch effektiv arbeiten ? Ganz ehrlich ? Das kann nicht mehr viel sein. Du musst ja auch noch Essen, Einkaufen, Wäsche waschen, die Wohnung sauber halten... Aber vermutlich funktioniert auch das schon nicht mehr, nicht wahr ? Und wieviel Zeit verbringst du noch mit Hobbys ? Mit den "schönen Dingen" im Leben ? Mit Freunden ?

Was sollen dir in einer solchen Situation 50 Minuten Gespräch pro Woche noch wirklich bringen ?
So wie du schreibst gehe ich davon aus, dass du noch nie in stationärer Therapie warst. Du hast noch nicht erlebt, dass intensive Therapie auch körperlich anstrengend ist. Dass nicht wenige in den ersten Wochen so müde davon sind, dass sie tagsüber noch zusätzlich schlafen...
Glaubst du wirklich, es könnte funktionieren, von morgens 8 bist nachmittags um 4 in der Klinik zu verbringen (dazu käme u.U. noch die Anfahrtszeit), anstrengende Therapie zu machen, anschließend noch die Wohnung versorgen, Einkaufen, Wäsche waschen, deine stundenlange Rituale ausleben - und dann auch noch zu arbeiten ??? Ich sage es jetzt mal ganz hart: vom Nach-Hause-Kommen nach der Klinik bis zum Zu-Bett-Gehen bliebe dir noch in etwa ausreichend Zeit, um einmal die Hände zu waschen !

Und das alles auch nur dann, wenn du das Glück hast, in der Nähe einer passenden Tagesklinik zu wohnen, sodass es überhaupt möglich wäre, täglich zu pendeln.

Weisst du, in einer klinik gibt es therapeutisch viel mehr Möglichkeiten. Da redet man nicht nur (die nonverbalen Sachen finde ich besonders wertvoll). Das ist viel intensiver.
Ambulante Therapie ist viel langwieriger. Es sind ja nur 50 Mituten pro Woche - und dann auch nur "reden"... Das kann man natürlich machen. Aber nachdem du "langsam nicht mehr klar im Leben" kommst (und ich fürchte, das ist noch sehr beschönigend formuliert), solltest du dich darauf einstellen, dass sich so an dieser Situation noch längere Zeit nicht wirklich etwas ändert. Jedenfalls viel länger nicht als ein 3-monatiger Klinikaufenthalt... Kannst du dir DAS leisten ?

Ich weiss es nicht.

Es ist dein Leben.


LG
Marie


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