Umgang der Zwangsproblematik mit dem Coronavirus

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zwangiswiederda
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Registriert: Fr 19. Apr 2019, 10:48

Umgang der Zwangsproblematik mit dem Coronavirus

Beitrag von zwangiswiederda »

Hallo Zusammen,


Kurz zu mir: Ich leide schon länger an einer Zwangsstörrung (Zwangsged. + Zwangshandlungen), diese habe ich aber seit mehr als einem Jahr super im Griff.

Nun ging es mir seit knapp 4 Wochen wieder richtig richtig schlecht.
Auslöser war das ich aufgrund eines Ski Urlaubs zum Corona Test musste. Dort lief leider nicht alles wie ich mich das vorgestellt hatte, eine Frau hat mich einfach beim anstehen vor dem Testzentrum angesprochen (dümmer kann man sich nicht verhalten).
Im Testzentrum selbst ging es weiter: das ich nur wenige Minuten nach der Person die vor mir drann kam ich in den selben Raum musste (die Tröpfchen bleiben ja laut Prof. Drosten ca. 5min in der Raumluft infektiös).

Mein Test war übrigens Negativ :) , aber dieser war ja dann Bedeutungslos.
Hinterher die Ungewissheit, bin ich Infektiös?
Aber vor allem Fragen in meinem Kopf zum Allgemeinen Ablauf: arbeitet das Gesundheitsamt falsch?, habe ich hier Verantwortung da was zu sagen?, das Publik zu machen usw.? Was wenn hier ein Virusherd entsteht, weil die hier was falsch machen, nicht auf Intervalle bei den Testpersonen ect. achten?


Zuhause der Kampf zwischen was ist jetzt Zwang, was Angst, was begründet, was unbegründete Angst usw.,
Rückfall in Waschzwänge.

Früher war meine Strategie in etwa folgende:

Zwangsthematik kommt, diese Identifizieren, aushalten, sich mit was anderem beschäftigen. - Sich so gut es geht mit seinem Leben witmen.



Die Problematik ist ja das hier eventuell wirklich eine Gefahr vorliegt, dachte ich mir.
Also gerade diese Unterscheidung zwischen was ist Zwang, was ist Real.


Über Zwänge/Ängste weiß ich vor allem das wenn man einen gewissen Abstand zu Ihnen hat, durch Zeit die Dinge leichter;nicht so verkrampft sieht.
So kann ich inzwischen Vernünftig, aber weniger "es gehe um Leben und Tod, alles hängt an mir ect." , selbst über dieses Erlebnis nachdenken und "normal"-verantwortungsvoll handeln.

Ich will gar nicht nur von diesem extrem Beispiel ausgehen, sondern es gibt ja zick andere Beispiele: was ist Zwang, was ist übertrieben, was Real, was halte ich jetzt aus. Gerade wenn man in einer "Zwangsphase ist" sieht man doch fast alles als Real an, der Kopf spielt ja einem einen Streich.
Aber es ist ja auch nicht immer nur alles Überzogen..

Und die einzigste Möglichekit mit allem umzugehen die ich kenne ist gewisse Sachen auszuhalten.
Aber wie trefft ihr die Unterscheidung, was muss ich jetzt aushalten, was ist Zwang, was Real?

Ich hoffe ihr versteht was ich meine und wäre Dankbar für Tipps, Strategien wie Ihr gerade in der Corona Zeit oder auch sonst mit Zwängen umgeht, was euch geholfen hat.

Beste Grüße

Ps.: Die Erkenntnis teile ich auch gerne noch mit euch: zwischen schlimmsten Zwängen und zu normalen Denken/Zwangsfreierem-Denken ist gar nicht so weit weg :)
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SHG
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reale Risiken

Beitrag von SHG »

Die Befürchtungen die sich um die Zwänge drehen sind nicht irreal - es ist nur sehr (bis extrem) unwahrscheinlich, dass das passiert und das hält man schwer aus.
Es ginge darum mit den kleinen Risiken gut leben zu lernen, dazu zu stehen, dass man gegen größere Risiken vernünftiger-weise was tun möchte und Unsicherheiten auszuhalten - auch die Unsicherheit, dass es oftmals nur sehr wage zu unterscheiden ist, was ein akzeptables Risiko ist, und was nicht mehr.
Sich einzureden versuchen ein geringes Risiko sei irreal, kann schon mal vorübergehend zum Ablenken gelingen. Nachhaltiger, weil wahrhaftiger, wäre es mMn, die Entscheidung zu treffen, ob ich das Unwahrscheinliche für mich als irrelevant einstufen kann, und damit zu leben, dass ich mich da auch mal getäuscht haben könnte.
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