Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Antworten
JuliaMaria08
Beiträge: 13
Registriert: Fr 5. Jun 2020, 20:48
Wohnort: Berlin

Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Beitrag von JuliaMaria08 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin Julia, 20 Jahre alt und lebe in Berlin.
Meine Zwangsgedanken und -handlungen umfassen eigentlich den ganzen Tag (Zählzwänge, Putzzwänge, Kontrollzwänge). Sie treten insbesondere dann auf, wenn ich etwas für die Uni machen muss (also beim Arbeiten). Da ich montags einen extrem anstrengenden Unitag habe, ist die Angst vor diesem Wochentag am größten. Zudem verschlimmern sich die Zwänge gegen Abend. Dazu kommen von der Therapeutin diagnostizierte mittelschwere Depressionen, die mich meistens in eine trübe Stimmung versetzen.

Die Gedanken und Handlungen sind meist in Bezug auf schlechte Leistungen ("Wenn ich dies und das nicht mache, bestehe ich die Prüfung nicht"), manchmal auch auf Angst vor Krankheiten oder Schicksalsschlägen. Ich bekomme ein heftiges Kribbeln im Bauch (irgendwas zwischen schlecht, Angst und aufgeregt sein).

Gerade habe ich die lange Therapiepause, in der die Krankenkasse bestätigen muss, dass sie die Therapiekosten übernehmen und mir fehlt der Tag, an dem ich auf die Sitzung bei der Therapeutin "hinarbeiten" kann. Habt ihr Tipps für diese Zeit, insbesondere für die Montage, an denen ich vor lauter Stress durch die Zwänge fast verrückt werde?

Eine weitere Frage ist zu Medikamenten. Ich habe Tage, an denen ich das Gefühl habe, es nicht mehr auszuhalten. Dann liege ich weinend im Bett, oder denke, mein Kopf platzt gleich. Gibt es für solche Momente Medikamente, oder werden diese kontinuierlich eingenommen? Und entscheidet die Psychotherapeutin, ob ich welche brauche oder muss ich sie darauf ansprechen, dass sie mich an einen Psychiater weiterleitet?

Ich freue mich über jede Antwort.

Liebe Grüße

Julia
Benutzeravatar
SHG
Beiträge: 309
Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
Wohnort: Linz

Re: Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Beitrag von SHG »

Bzgl. Medikamente - eigentlich ist da nur eine längerfristige Einnahme angezeigt. Kurzfristig beruhigende (Benzodiazepine) können recht leicht abhängig machen und sind daher nicht gut geeignet.

Wegen der anderen Mühsal, könnten Achtsamkeitsübungen helfen, um mehr im Moment zu bleiben bzw. sich wieder darauf zu besinnen und um sich darauf zu konzentrieren und das zu tun, worauf es eben jetzt - genau jetzt - ankommt.
Alpha Centauri
Beiträge: 35
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:21

Re: Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Beitrag von Alpha Centauri »

Hallo!

Ich habe auch mit "magischen Denken" zu tun, also: "Wenn ich diesen oder jenen Gedanken nun nicht schnell neutralisiere, oder diese oder jene Handlung nicht sofort ausführe, dann wird etwas schlimmes passieren!"

Nur Mut: Diese Gedanken und das unwohle Gefühl dazu schickt Dir allein die Zwangsstörung. Es steckt sonst nix dahinter! Darauf kannst Du Dich felsenfest verlassen und das solltest Du Dir immer wieder bewusst machen, wenn die Verführung grad wieder groß ist, sich mit einem Ritual vermeintlich abzusichern.

Versuch, Dich real auf die anstehenden Aufgaben einzustellen/ vorzubereiten. Eine gute, entspannte Vorbereitung reduziert meine Angst vor anspruchsvollen Tagen.

Einen schönen Gruß!
JuliaMaria08
Beiträge: 13
Registriert: Fr 5. Jun 2020, 20:48
Wohnort: Berlin

Re: Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Beitrag von JuliaMaria08 »

SHG hat geschrieben: So 7. Jun 2020, 19:39 Bzgl. Medikamente - eigentlich ist da nur eine längerfristige Einnahme angezeigt. Kurzfristig beruhigende (Benzodiazepine) können recht leicht abhängig machen und sind daher nicht gut geeignet.

Wegen der anderen Mühsal, könnten Achtsamkeitsübungen helfen, um mehr im Moment zu bleiben bzw. sich wieder darauf zu besinnen und um sich darauf zu konzentrieren und das zu tun, worauf es eben jetzt - genau jetzt - ankommt.
Vielen lieben Dank für deine Antwort. Dann weiß ich wegen den Medikamenten ja Bescheid.
Heute habe ich immer mal ein wenig Hörspiel zwischendurch gehört, um mich von Gedanken abzulenken. Das hat ein bisschen was gebracht!
JuliaMaria08
Beiträge: 13
Registriert: Fr 5. Jun 2020, 20:48
Wohnort: Berlin

Re: Strategien um den schlimmsten Tag der Woche zu überstehen?

Beitrag von JuliaMaria08 »

Alpha Centauri hat geschrieben: So 7. Jun 2020, 21:03 Hallo!

Ich habe auch mit "magischen Denken" zu tun, also: "Wenn ich diesen oder jenen Gedanken nun nicht schnell neutralisiere, oder diese oder jene Handlung nicht sofort ausführe, dann wird etwas schlimmes passieren!"

Nur Mut: Diese Gedanken und das unwohle Gefühl dazu schickt Dir allein die Zwangsstörung. Es steckt sonst nix dahinter! Darauf kannst Du Dich felsenfest verlassen und das solltest Du Dir immer wieder bewusst machen, wenn die Verführung grad wieder groß ist, sich mit einem Ritual vermeintlich abzusichern.

Versuch, Dich real auf die anstehenden Aufgaben einzustellen/ vorzubereiten. Eine gute, entspannte Vorbereitung reduziert meine Angst vor anspruchsvollen Tagen.

Einen schönen Gruß!
Hallöchen und vielen lieben Dank für deine Antwort!

Zwar wünsche ich keinem, dass er/sie mit Zwängen zu tun hat, bin aber doch froh, dass ich hier so viele Leute treffe, denen es ähnlich geht. In meiner eigenen kleinen Welt fühle ich mich damit nämlich sehr alleine.

Deinen Text werde ich mir kopieren und wann immer ein Gedanke auftaucht, durchlesen. :) Heute hat es sogar ganz gut geklappt, es gab schon schlimmere Montage.

Inwieweit meinst du "vorbereiten"?

Liebe Grüße!
Antworten