Eure beste Medikation

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michael_m
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Sertralin-Absetzproblematik, Quetiapin, Laif 900 Balance

Beitrag von michael_m »

Hallo Zwangzwerg,

herzlich willkommen hier im Forum! :)
Zwangzwerg hat geschrieben: Mo 18. Feb 2019, 16:35 Beim Paroxetin hat mein damaliger Behandler zu einer sog. "Zacken-Therapie" beim Ausschleichen geraten, d.h. anstatt von 20 mg auf 10 mg zu gehen, habe ich an einem Tag 20 mg, am nächsten Tag 0 mg, und dann immer 20 - 0 - 20 - 0 - etc. genommen und dann abgesetzt. Das Sertralin habe ich nun ebenfalls versucht so zu reduzieren und am Ende bei einer Minimaldosis an den anderen Tagen Laif 900 Balance genommen, ein Johanniskrautpräparat, dass zumindest ganz gut geholfen hat, das Ausschleichen irgendwie erträglich zu machen.
Paroxetin hatte ich auch eine gewisse Zeit lang, hab da aber auch irgendwann mal umgestellt.

Heute habe ich meine letzte Fluoxetin genommen. Das mit der "Zacken-Therapie" hab ich noch nicht gehört. Ist aber interessant zu hören.
Mein Psychiater meinte nämlich, ich sollte trotz der niedrigen Dosis von 10 mg das Fluoxetin 3 Wochen lang mit 5 mg ausschleichen. Ich hab ihm dann gesagt, dass die Tabletten keine Kerben zum Teilen haben. Er meinte daraufhin, dass ich die mit einem Tablettenteiler spalten solle. Es geht da nicht so genau ... ähm ja ... :)

Ich hab ihm dann erklärt, dass das bei mir den Zwang anspricht, da erfahrungsgemäß nie zwei gleiche Teile rauskommen - oft sogar 3 Teile oder mehr. :o Er meinte dann, ich könne notfalls auch eben 10 - 0 - 10 - 0 etc. machen, allerdings wäre es zum Ausschleichen nicht so optimal, weil der Medikamentenspiegel dann nicht gleichmäßig im Blut ist. Teilen wäre insofern die bevorzugte Variante. Jeder Arzt hat da wohl seine eigenen Erfahrungen und Ansichten ... :)

Letztendlich habe ich sie doch geteilt. U. a. auch, weil mein Therapeut begeistert von der Gelegenheit war. Das wäre doch gleich eine super Konfrontationsübung. ;)

Beim Johanniskrautpräparat musst du mit der Medizin aufpassen. Das könnte ggf. Wechselwirkungen verursachen, daher sollte das mit dem Arzt abgesprochen sein.
Ansonsten wird auch in der Psychiatrie, wo meine Mutter arbeitet, zum Teil Johanniskraut verwendet. Laut meiner Mutter werden Effekte erzielt, allerdings benötigt es in der Regel mehrere Monate bis es anschlägt.
Zwangzwerg hat geschrieben: Mo 18. Feb 2019, 16:35 Mein Arzt ist ein großer Fan von Anafranil. Sowohl bei Anafranil als auch bei Quetiapin sind die Packungsbeilagen jetzt nicht so, dass ich vor Freude in die Luft springen würde, aber das sind sie ja meistens nicht. Hat irgendjemand Erfahrung mit diesen Medikamenten und wie lange dauert es, bis sie wirken? Ist es so wie bei den SSRI, dass sie erst zeitverzögert einsetzen, oder wirken trizyklische Antidepressiva sofort? Und wie ist es bei Quetiapin, wie lange dauert es da?
Anafranil war mein Einstiegswirkstoff bzgl. der Zwänge. Die Dauer bis es wirkt ist ähnlich wie bei SSRIs bzw. wie bei eigentlich allen Psychopharmaka. Die Dauermedikamentation wirkt soweit ich weiß nie sofort, es dauert immer einige Wochen bis die gewünschten Effekte erzielt werden. Die Nebenwirkungen kommen leider dafür meist ziemlich schnell, vergehen aber zum Teil mit der Zeit.

Sofort wirksame Medikamente haben oft das Problem bzgl. der Abhängigkeit - als "Klassiker" sei hier Lorazepam (Tavor) genannt. Ich habe Lorazepam als "Notfallmedikament". Es ist aber nichts, was man länger als 1 - 2 Wochen am Stück nehmen sollte. Bei mir beschränkte es sich auf eine Tablette alle paar Monate - bzw. seit über einem Jahr keine mehr.

Grüße, Michael
Zwangzwerg

Re: Eure beste Medikation

Beitrag von Zwangzwerg »

Lieber Michael,
vielen Dank für deine Antwort und das Willkommen!

Das mit dem Lorazepam ist interessant. Wirkt das denn auch gegen Zwänge? Sodass man es als "Notfallsofortdings" einwerfen könnte in einer Situation, in der man dem Zwang unter keinen Umständen nachgeben möchte, es aber ansonsten nicht hinbekäme? Mir ist klar, dass das keine Dauerlösung sein könnte und dürfte und mit allem, was abhängig macht, wäre ich sowieso sehr vorsichtig, aber etwas sofort gegen den Zwang Wirkendes wäre manchmal schon toll.

Das Johanniskrautpräparat ist mit meinem Arzt abgesprochen. Ohne Rücksprache würde ich an der Medikation nicht rumdoktern. Es schien mir wie gesagt zu helfen, über die sertralinfreien Tage zu kommen. Das, was mich so furchtbar aufregt ist, dass mein Körper schon zu merken scheint, wenn er nach ein bis zwei Wochen "Abstinenz" endlich (weil´s mir dann so mies geht) wieder ein halbes oder ganzes Tablettchen kommt und es direkt besser wird. Ohne Placeboeffekt, da bin ich recht sicher. Und das hatte ich bei den anderen Medikamenten sicher nicht.

Dir viel Erfolg beim Ausschleichen und Tablettenteilen! Das mit der Zusatzexposition beim Spalten finde ich genial :D , zumal ich ähnliche Probleme dabei hätte. Tschakka!!!
Silvia
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Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Eure beste Medikation

Beitrag von Silvia »

Hallo Allerseits,

ich nehme jetzt seit ungefähr eineinhalb Jahren Escitalopram. In einer sehr geringen Dosierung, von nur 6,25mg.

Gegen die Zwänge, hilft die Medikation bei mir überhaupt nicht, dafür aber gegen die innerliche Unruhe.
Ohne, könnte ich vermutlich meine Therapie überhaupt nicht stämmen.

Auch ich habe mit so einigen Nebenwirkungen zu „kämpfen“.

Mit mehr Erfahrungen dbzg kann ich leider nicht dienen. ;)

Liebe Grüße, Silvia
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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michael_m
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Re: Eure beste Medikation

Beitrag von michael_m »

Hallo Zwangzwerg,
Zwangzwerg hat geschrieben: Mo 18. Feb 2019, 21:02 Das mit dem Lorazepam ist interessant. Wirkt das denn auch gegen Zwänge? Sodass man es als "Notfallsofortdings" einwerfen könnte in einer Situation, in der man dem Zwang unter keinen Umständen nachgeben möchte, es aber ansonsten nicht hinbekäme? Mir ist klar, dass das keine Dauerlösung sein könnte und dürfte und mit allem, was abhängig macht, wäre ich sowieso sehr vorsichtig, aber etwas sofort gegen den Zwang Wirkendes wäre manchmal schon toll.
Es ist ein Beruhigungsmittel, welches auch angstlösend ist.
Ich selber habe ich bzgl. der Depression bzw. den Suizidgedanken verschrieben bekommen. Das sind dann auch Situationen bei mir gewesen, wo ich gar nicht so auf den Zwang geachtet habe. Insofern kann ich es dir gar nicht richtig sagen, wie stark es bei den Zwängen geholfen hat.

In der SHG habe wir eine Teilnehmerin, die nimmt Lorazepam in außergewöhnlichen Zwangssituationen. Z. B. wenn Handwerker in die Wohnung müssen, was ein starkes Zwangsthema bei ihr ist. Also sollte es schon eine Wirkung bei Zwängen haben.

Man sagt aber, dass Lorazepam nur für ca. 2 h wirkt. Außerdem ist z. B. damit die Teilnahme am Straßenverkehr nicht zu empfehlen. Es ist also wirklich nur als "Notfallmedikament" sinnvoll.
Zwangzwerg hat geschrieben: Mo 18. Feb 2019, 21:02 Dir viel Erfolg beim Ausschleichen und Tablettenteilen! Das mit der Zusatzexposition beim Spalten finde ich genial :D , zumal ich ähnliche Probleme dabei hätte. Tschakka!!!
Danke, bin seit Dienstag "clean". Es kommen sind zwar jetzt noch einige Nebenwirkungen (Schläfrigkeit, Heißhunger, Blase ...) hochgekommen, aber die werden hoffentlich bald verfliegen.
Und ja, das mit der Zusatzexpo hatte auch seinen Charme. ;)

Liebe Grüße, Michael
Zwangzwerg

Re: Eure beste Medikation

Beitrag von Zwangzwerg »

Hallo Michael,

dann Glückwunsch zum Entzug! :D Auf dass du es gut packen mögest so "ganz ohne"! Momentan hadere ich immer noch mit diesem verflixten Sertralin herum... immer wenn ich nach Tagen oder sogar Wochen nochmal 25 oder 50 mg nehme, ist es aufs neue ein oberätzendes Absetzen dieser Minidosis. Und mein Körper scheint diese blöde Minidosis tatsächlich zu registrieren, denn sie wirkt tatsächlich. Ein ziemlicher Teufelskreis gerade... Aber ich halte mir deinen Erfolg einfach als Mutmache vor Augen. ;)
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