Aggressive Reaktionen von Angehörigen

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seit30Jahren
Beiträge: 10
Registriert: So 27. Sep 2020, 19:06

Aggressive Reaktionen von Angehörigen

Beitrag von seit30Jahren »

Hallo,
kennt jemand aggressive Reaktionen von Angehörigen,
Ich habe mal wieder das Problem, dass meine Eltern mir vorwerfen, dass ich sie mit meinem Wasch- und KontrollZwang belaste. Man hat mir vorgeworfen, dass ich Schuld wäre, falls meine Eltern wegen mir krank würden. Das würden meine Geschwister auch so sehen.
Seit dem letzten Vorwurf Anfang der Woche schlafe ich die meiste Zeit des Tages mit Hilfe von Beruhigungsmitteln.
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SHG
Beiträge: 309
Registriert: Do 5. Dez 2019, 19:40
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füreinander

Beitrag von SHG »

Dabei könnten ja auch die Eltern dafür mitverantwortlich sein, dass das Kind an einer psychischen Krankheit leidet. Und, daran dass du mehr Beruhigungsmittel einnimmst, könnten jetzt auch wieder die Vorwürfe der anderen "Schuld" sein. Ich würde von Schuld eher nur dann sprechen, wenn jemand dem anderen absichtlich Leid zufügt (wobei das bei Zwängen auch wieder kompliziert sein kann - ist es bereits Absicht, wenn ich etwas tue, was ein minimales Risiko birgt..., -anderes Thema). So sind wir ständig für das Leid - aber auch das Glück! - unserer Nahestehenden ein Stück weit mitverantwortlich. Das anzuerkennen, kann manchmal ganz schön schwer sein. Mit allerlei Mittel ein Gefühl von absoluter Schuldfreiheit erlangen zu wollen, kann aber auch zu sehr viel Leid führen.
Mia
Beiträge: 16
Registriert: Mi 7. Aug 2019, 14:19

Re: Aggressive Reaktionen von Angehörigen

Beitrag von Mia »

Hoi seit30Jahren,
Ich kenne das von meinem Mann; Wir sind nun seit bald 4 Jahren verheiratet. Er hat mich mit Zwängen kennengelernt.
Die ersten Jahre hatte er bessere Nervern, damit umzugehen. In letzter Zeit hat sich das geändert und er reagiert sehr oft nur noch genervt über meine Zwänge.
Ich empfinde das als sehr verletzend, enttäuschend und es macht mich verzweifelt.
Dennoch kann ich Ihn auch verstehen; Er hat selber mit Weiterbildung & Arbeit viel um die Ohren und ist daher oft müde. Es ist ein Teufelskreis; Wenn er dann müde nach Hause kommt, hat er weniger den Fokus und die Achtsamkeit auf Ordnung und Sauberkeit zuhause, was mich immer wieder zwangsbedingt explodieren lässt. So leben wir in letzter Zeit nurmehr mit viel Spannungen zusammen.
Dies hat uns nun zu dem Schritt bewogen, dass wir eine räumliche Auszeit nehmen voneinander- er mietet sicher bis Ende Jahr mal eine möblierte Wohnung.
Eine Trennung als Paar soll das (noch) nicht sein. Vielleicht kriegen wir es ja irgendwie wieder hin zusammen.

Vermutlich ist das von meiner Seite auch zuviel verlangt, wenn ich mir wünsche, dass er mir mehr Verständnis & Geduld für meine Zwangswelt entgegenbringt.
Jemand, der nicht selbst davon betroffen ist, kann die Gefühle, die Gedankenketten und der Stress, den die Zwänge in einem auslösen, wohl nur bedingt nachvollziehen.
Und die Frage ist ja auch, ob er mit mehr Verständnis nicht auch ein Stückweit die Zwänge mit unterstützen & aufrechterhalten würde?

und abgesehen davon; Es ist ja nicht nur mein Mann, der genervt ist, -ich nerve mich ja mindestens genauso oft ab Ihm, wenn er meine Zwangsregeln nicht einhält. Ich empfinde deswegen oft starke Agressionen und Wut Ihm gegenüber....
Liebe Grüsse
anni
Beiträge: 2
Registriert: Di 27. Okt 2020, 00:16

Re: Aggressive Reaktionen von Angehörigen

Beitrag von anni »

Hi Mia,

ich verstehe dich so gut. Meine Beziehungen sind alle unter anderem auch daran zerbrochen. Mich verletzt es auch, dass der Partner genervt ist. Mit wurde auch sehr oft gesagt, dass ich total verrückt bin und wie sehr ich alle um mich herum einschränken würde. Das macht mich so unendlich traurig, dass man weder Verständnis noch Mitgefühl erhält. :(

Alles liebe
Anni
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Aggressive Reaktionen von Angehörigen

Beitrag von downtherabbithole »

Das der Partner genervt ist sollte man nicht auf sich persönlich beziehen. Der Partner ist genervt vom Zwang. Es ist zwar eine unschöne Reaktion aber auch menschlich. Ich war selber als Zwangserkrankte mit jemand zusammen der eine Zwangsstörung hatte, er damals aktuer als ich. Ich war oft verzweifelt weil ich ihm helfen wollte und er nichts angenommen hat, ich war aber auch oft genervt weil wir bestimmte Sachen nicht machen konnten oder er den ganzen Abend nur über seine Zwangserkrankung gesprochen hat und ich fix und fertig von der Arbeit kam. Noch dazu habe ich ja selber Probleme. Grenzt man sich nicht genug ab kann man auch selber daran kaputt gehen, das ist keine einfache Situation und ich glaube es braucht sehr starke Menschen an der Seite eines Zwangserkrankten. Meine Therapeutin fragte mal ob ich mich denn auch manchmal bei meinem Partner bedanke, das fand ich war ein guter Gedanke. Als ZWangserkranker sollte man allerdings schon auch schauen finde ich, dass man Verständnis für die Umstehenden aufbringt.

ABER:
Da gibt es natürlich Grenzen. Nämlich dann wenn es um Schuldzuweisungen und runtermachen der zwangserkrankten Person geht. Das ist verletztend und hilft der zwangserkrankten Person null. Man muss schon auch selber Verantwortung übernehmen und Grenzen ziehen wenn einem die Zwangserkrankung des anderen zuviel wird, kann man das nur indem man Schuld zuweist oder die andere Person schlecht darstellt hat man meiner Meinung nach selber ein Problem. Ich habe das selbst schon erlebt und würde mich mittlerweile von solchen Personen abgrenzen oder gar Beziehungen selber beenden. Das hilft den Zwängen und dem Selbstbewusstsein nämlich gar nicht sondern schadet eher. Selber Verantwortung dafür übernehmen dass es einem gut geht.

Ansonsten glaube ich darf man Verständnis und Mitgefühl nicht mit Beruhigung und Beteiligung an den Zwängen gleichsetzen. Das würde dem Zwang nämlich eher in die Karten spielen. Wie Mia sagt...
AlpenFreund
Beiträge: 9
Registriert: So 6. Dez 2020, 13:42

Re: Aggressive Reaktionen von Angehörigen

Beitrag von AlpenFreund »

Hallo,

ich kenne aggressive Reaktionen von Angehörigen, weil ich diese seit kurzer Zeit bei mir selbst vermehrt feststelle. D.h. ich bin der Angehörige. Ich denke Auslöser ist bei mir eine Kombination aus eigenem Stress und die zusätzliche psychische Belastung durch eine starke Zwangsphase in der Beziehung. Bei mir äußerst sich die Agressivität verbal, das ich teilweise beleidigend werde. Darüber habe ich mich zuletzt selbst erschrocken, fühle mich aber in der konkreten Situation so hilflos, weil ich nicht durchdringe.
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